almis personal blog

Late Valentine

…am 14. kann ja jeder eine Blume posten. Na gut, ich bin einfach nicht dazu gekommen, ich gebs ja zu. Hier jedenfalls eine neue Blume für meinen Schreibtisch. Das ist sehr motivierend und macht mich froh, jedes Mal, wenn ich sie anschaue.

Feeling old?

Letztens waren wir bei A, der Freundin des Teenies auf Besuch. Sie erzählte vom Ausflug in die Therme Wien, wo es eine Grotte gäbe, wo die Leute vor allem hinschwimmen, um dann dort herumzuschmusen.

A dann so: “Aber auch alte Leute!!

Und ich denk mir hm ehrlich, Pensionisten so 70 plus, wirklich? Dann denke ich so ein bisschen vor mich hin, ein gewisser Verdacht kommt auf und sage dann ich so zur Mutter von A:

“Sag mal, was versteht sie genau unter alt?”

A-Mutter: “So um die 40.”

Autsch!!! Harhar.

Brividi

Also folgendes. Gestern war das Finale von San Remo und wir wissen ja: Die SiegerInnen von diesem 5 tägigen italienischen Musikfestival, das viele, viele Stunden dauert, fahren in der Regel zum Song Contest (außer sie wollen das explizit nicht). Das musikalische Niveau auf diesem Festival ist immens hoch, was ja auch das Abschneiden von Italien beim ESC belegt. In den letzten zehn Jahren war Italien beim ESC acht Mal unter den Top 10, fünfmal davon sogar unter den Top 5, ein Sieg, voriges Jahr.

Mahmood war der Sieger von San Remo 2019 mit Soldi, meiner Meinung nach einem der besten ESC Songs der jüngeren Geschichte. Er wurde letztendlich Zweiter, m.E vor allem deshalb, weil Soldi zwar ein ungeheuer toller Song ist, aber nicht unbedingt ein optimaler Song für eine Bühne. Schwer rüberzubringen, ist ihm auch leider nicht ganz gelungen beim ESC. Heuer ist Mahmood wieder in San Remo angetreten, diesmal mit einem 19jährigen Sänger namens Blanco und dem Song Brividi. Und was soll ich sagen? Ich habe das Lied vor drei, vier Tagen das erste Mal gehört – gleich “Live” also auf der San Remo Bühne und war echt begeistert. Er ist nicht unbedingt so hip wie Soldi das war, aber so ein richtiger Cantautore Song, ich finde ihn wunderschön, und er ist defiintiv ein Song für eine große Bühne. Ach ja, und sie haben gewonnen.

Jetzt ist es so, dass Mahmood im Mai eine Italientour hat. Huch. Aber interessanterweise gibt er einen Tag vorm Grand Finale in Turin ein Konzert in …. Turin. Ganz schön praktisch.

Ach ja, Brividi heißt übrigens Schüttelfrost. Ich gebe aber zu, dass mein Italienisch nicht gut genug ist, um das zu wissen, ich hab das auch googlen müssen. Ging es bei Soldi um die schlechte Beziehung Mahmoods zu seinem arabischen Vater (zumindest semi-autobiografisch) handelt Brividi von jemanden, der lieben möchte, aber das irgendwie nicht schafft: “E ti vorrei amare, ma sbaglio sempre” – ziemlich undurchsichtig ingesamt, die Lyrics, aber soo poetisch, zumindest so weit ich das verstehe – die deutschen Übersetzungen, die ich bisher gefunden habe, tun sich auch ziemlich schwer. Oder es ist halt einfach ein Text, der sehr viel Spielraum für Interpretationen lässt.

Gewinnen wird das wohl nicht – und ich glaube auch, dass Italien nicht scharf darauf ist, den ESC zweimal hintereinander auszutragen, aber in die Top 5 sollte das schon kommen. Und selbst wenn nicht, ist es (wiedereinmal) ein wunderbarer italienischer Song.

Tick Tick Boom

Der amerikanische Schauspieler und Komponist Lin Manuel Miranda, der für sein Musical Hamilton unter anderem mit acht Tony Awards ausgezeichnet wurde, war ein Fan von Jonathan Larson. Jonathan Larson hat das Musical Rent geschrieben, das derzeit Rang 8 der am längsten ununterbrochen laufenden Broadwaymusicals belegt. Am Tag vor dessen Uraufführung ist Larson 35-jährig gestorben. Lin Manuel Mirandas Film ist die filmische Adaption des gleichnamigen, teils autobiografischen Musicals, dass sich wiederum mit der Entstehung von Larsons Musicals Superbia beschäftigt. Schon ein großes Fragezeichen über dem Kopf?  

Jedenfalls: Jonathan (Andrew Garfield) steht in Tick, Tick…Boom kurz vor seinem 30. Geburtstag. Seit acht Jahren arbeitet er an seinem Debütmusical, mit dem er endlich seinen Durchbruch erreichen will. Entweder das, oder er wird sein Leben ändern. Jonathan lebt das typische Künstler-Boheme Leben – Kellnern in einem Diner, immer knapp bei Kasse, dafür einen schrillen und, nebenbei bemerkt, äußerst diversen Freundeskreis, eine Liebesbeziehung die zu kurz kommt, permanent Musik im Kopf. Bis 30, so meint er, wäre es ok, so ein Leben zu führen, dann muss er es „zu etwas bringen“. Doch eine Woche vor der Uraufführung von Superbia fehlt ihm noch der Hauptsong…

Biopics von KünstlerInnen sind gang und gäbe in Hollywood, man denke nur an Walk the line und Ray, Bohemian Rhapsody oder Rocket Man, um nur einige zu nennen. Die Herausforderung dabei ist es, einen anderen Zugang zu finden als den üblichen, die Sehererwartungen zu unterlaufen, sonst lauert die Gefahr, das übliche Schema abzuspulen, das da wäre: Verzweifelter Jungkünstler muss verschiedenste Hindernisse überwinden, um endlich der zu werden als den sie/ihn die Welt kennt. Bei Tick, Tick…Boom ist eine Abweichung schon insofern gegeben, als Jonathan Larsons Musical Rent zwar weltberühmt, er selbst aber niemals ein Star geworden ist, da er seinen Erfolg nicht mehr erlebt hat. Bei ihm ergeben Eminems Lyrics „Superstardom is close to post mortem” einen neuen Sinn.

Zwar gibt es auch in Tick Tick, …Boom den üblichen Moment, in welchem dem Künstler ein entscheidender Tipp für sein musikalisches Fortkommen gegeben wird, hier: “Schreibe über das, was du kennst” – aber es kommt von seiner schrulligen Agentin, die in diesem Augenblick nur loswerden will, weil sie einen andren Anruf erwartet. Und das tut Larson dann, er schreibt statt Science-Fiction über das was er kennt, das Künstlerleben, seine Angst, nicht genug Zeit zu haben, weil neben ihm Bekannte reihenweise an Aids sterben, seine Liebe zur Musik, dem Gefühl nicht zu genügen – und dabei trägt er Converse und einen dicken Schal, wie der typische Mensch von nebenan. Was er letztendlich auch immer geblieben ist.

Andrew Garfield ist als Jonathan besetzt und diese Rolle scheint für ihn gemacht. Wir kennen Larson nicht, wir haben keine Vorstellung von ihm, aber wir haben das Gefühl, Garfield ist Larson. Er ist besessen von Musik. Garfield singt gut, wenn auch nicht perfekt, tatsächlich ist er als Larson in diesem Film der Conferencier seines eigenen Lebens. Er steht auf einer Bühne und bricht mit der vierten Wand im Theater, was insofern interessant ist, als wir ja einen Spielfilm sehen. Er erzählt dem Publikum sein Leben und die einleitenden Worte sind Programm: “Everything you’re about to see is true – exept for the parts Jonathan made up”.

Das ist so schön und märchenhaft, und bringt dem Publikum diese prickelnde Ungewissheit, nach der es in Wirklichkeit sucht; der Film ist, obwohl wirklich viel gesungen und performt wird – doch auch irgendwie sowas wie Off-Broadway, um in der Theaterszene und Sprache zu bleiben, etwas seltsam, etwas kantig, etwas um die Ecke gedacht, keine glattgebügelte Gewinner-Story. Manchmal denkt man an La La Land, das thematisch relativ ähnlich war und auch keine perfekten Gesangs- und Tanzeinlagen zu bieten hatte, dafür aber ganz viel Charme und Herz

Ganz so sehr wie La La Land hat mich dieser Film jetzt nicht gepackt – dort habe ich monatelang den Soundtrack gehört und konnte die Choreografien auswendig – aber ich mag ihn, besonders seinen Zugang, so ein Film im Film im Film zu sein.

Vermischtes

Diese Woche habe ich drei Projekte gleichzeitig, die auch Spaß machen aber irgendwie bin ich auch ein bisschen erschöpft, der Jänner hat mich geschafft.

Letztes Wochenende war meine Mama bei uns, sie hat jetzt Netflix entdeckt, die letzten Male hat sie The Lost Daughter und Don’t look up gesehen, dieses mal habe ich ihr Tick Tick…Boom empfohlen, einen Film, den ich noch gar nicht kannte, aber aufgrund des Titels und des Trailers als sehenswert erachtet habe. Meine Mutter beschrieb ihn als “interessant, aber irgendwie anders” und dieser Einschätzung kann ich mich – mittlerweile hab ich ihn auch geschaut – durchaus anschließen. In Kürze werde ich vielleicht noch mehr dazu schreiben.

Diese Woche habe ich außerdem den offenen Brief von Ortwin Rosner gelesen, der meines Erachtens alles auf den Punkt bringt, was derzeit auf den Punkt gebracht werden sollte. Einen genauen Befund über den aktuellen Zustand der österreichischen Medienlandschaft (Spoiler: er ist nicht gut) plus einen Lagebericht über die Kundgebungen, die ich durch eigene Augenzeugenschaft genauso bestätigen kann:

“Ganz allgemein gilt, dass jemand, der sich nur über die Leitmedien unseres Landes informiert, eine völlig verzerrte Vorstellung der samstäglichen Corona-Demos in Wien erhalten muss (…)

Dass aber ebenso ganz linksstehende Leute ihre eigenen Kundgebungen mit ihren ganz eigenen Rednern und ihren ganz eigenen Inhalten abhalten, dass man da am Ring sehr gut dabei sein kann, ohne irgendetwas von der FPÖ zu sehen, darüber erhält er kaum irgendeine Information von Euch.

(c) Ortwin Rosner

Der Teenie hatte gerade berufspraktische Tage, die dankenswerterweise trotz C. stattfinden konnten. Jeden Tag ging er mit KollegInnen essen und er hat seinen WhatsApp Status zu “Bei der Arbeit” geändert. Das Berufsleben – er schnuppert im IT-Bereich – gefällt ihm, ich bin wirklich sehr gespannt, was er nach der Matura machen wird. Ich denke, er wird einen “pragmatischeren” weiteren Ausbildungsweg wählen als ich, die ich auch ein bisschen in meinem Elfenbeinturm oder auch Wolkenkuckucksheim gesessen bin und das ist völlig ok so harhar, aber wenn er was anderes macht, ist das genauso ok für mich.

Adrian Lyne Retrospective, drei

Als dritten Film habe ich mir Untreu angesehen.

SPOILERSPACE

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich diesen Film im Kino gesehen habe – und mit welchem mulmigen, fast panischen Gefühl ich damals den Saal verlassen habe. Untreu ist für mich Lynes gefährlichster und auch irgendwie abstoßenster Film – auch wenn er gut ist.

Die Ausgangslage kommt uns wieder bekannt vor. Connie Sumner (Diane Lane) und ihr Mann Edward (Richard Gere) leben mit ihrem Sohn und Hund (!) in einem Vorort von New York.. Sie haben weder finanzielle noch sonstige Sorgen wie es scheint. Edward verdient gutes Geld, während Connie ehrenamtlich arbeitet und sich um Sohn Charlie kümmert. Und nun eine ketzerische Aussage von mir: wenn man oder in dem Fall frau zuviel Tagesfreizeit und zuwenig Pläne hat, was man mit dieser anstellen soll, kommt man/frau zwangsläufig auf sehr dumme Gedanken. Eines Tages fährt Connie also nach New York, um Besorgungen zu machen, und lernt dort – es ist ein stürmischer Tag – Paul (Olivier Martinez) kennen, der sie buchstäblich vom Boden aufklaubt, vom Winde verweht.

Meine absolut subejktive Meinung: Paul ist Franzose, signifikant jünger als sie und sieht wie der prototypische Frauenverführer aus, so auf die Art, dass es in seinem Klischee schon wieder komplett uninteressant ist. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, wenn man einen Mann wie Richard Gere zuhause hat, dass das auch nur ansatzweise attraktiv auf einen wirken kann, aber Connie ist da anderer Ansicht oder wie es Robert Ebert in seinem Review herrlich ausdrückt: “Connie Sumner’s heart and other organs have their reasons for straying outside a happy marriage” harhar ja. Auch wenn ich es nicht verstehe, ist es wohl so. Jedenfalls beginnt Connie eine Affäre mit dem Franzosen und Edward – natürlich nicht blöd oder gefühllos – spürt das, obwohl sie vorsichtig ist.

Eines Nachmittags sitzt Connie mit zwei Freundinnen im einem Cafe und sie sprechen über Affären, was als frivol-harmloses Gedankenexperiment beginnt, in dem die eine mit einem “Techtelmechtel” liebäugelt, von dem niemand zu wissen braucht, entgegnet die andere pötzlich: “Etwas passiert, es kommt raus oder jemand verliebt sich und es endet in einer einzigen Katastrophe.Es endet immer in einer Katastrophe.” Und wir ZuseherInnen merken, da spricht jemand aus Erfahrung; und wir denken uns ok, nun wird Connie aufwachen und nachdenken und sie wird sich überlegen, ob sie den Preis zahlen will, den offenbar ihre Freundin gezahlt hat, doch nichts dergleichen passiert. Und wir ZuseherInnen wissen nun – es wird passieren, es wird definitiv in einer Katastrophe enden. Auch wenn wir die Ausmaße noch nicht erahnen können, aber ab diesem Moment haben wir große Angst. Und das zu Recht!

Fazit: Ich mag die Lyne Filme und kann so einen Lyne-Filmmarathon auf alle Fälle empfehlen.

Adrian Lyne Retrospective, zwei

Film zwei, den ich mir angesehen habe, ist Ein unmoralisches Angebot. Die Prämisse, als er 1993 erschien, war in aller Munde: Würde man für eine Million Dollar seinen Partner für eine Nacht “verkaufen”?

SPOILERSPACE

Diana (Demi Moore) und David (Woody Harrleson) sind ein junges, glückliches Ehepaar in ihren 20-ern mit Geldproblemen. Sie drohen ihr Grundstück und Traumhaus – David hat es als Architekt selbst entworfen – zu verlieren. Also machen sie sich auf nach Vegas, um dort die notwendigen 50.000 Dollar für die Gläubiger zu gewinnen. Wäre das gelungen, wäre der Film nach einer halben Stunde zuende. So fängt er erst richtig an, als sie den Milliardär John Gage (Robert Redford) kennenlernen, der sofort von Diana angezogen ist. In einer zunächst theoretischen Diskussion darüber, ob Menschen käuflich sind oder nicht, macht er ihnen besagtes Angebot. Hätten sie es nicht angenommen, wäre der Film nach einer dreiviertel Stunde zuende.

Das ist nun der Punkt, an dem man selbst – wohl oder übel – zu denken beginnt, ob man auf so eine Vorschlag eingehen würde. Man kann sich die üblichen Lügen erzählen, wenn man das Angebot annimmt: Es ist nur für eine Nacht, es ist nur Sex, wenn genug Zeit vergeht, wird man es sogar ganz vergessen. Das tun Diana und David. Und Lyne ist clever genug, dem Zuseher nichts von den Ereignissen dieser Nacht zu zeigen. So befinden wir uns in der Position von David, der versucht nachzuspüren, was genau zwischen Diana und Gage passiert ist und was das nun wirklich bedeutet. Er ist rasend eifersüchtig und misstrauisch und Diana ist nicht ganz so abgestossen von Gage wie sie es gerne wäre.

In einer beeindruckenden Szene voller Angst und Wut – die zumindest ich hundertprozentig nachvollziehen kann – versucht David Details von Diana zu erfahren, was in der wiederholten Frage: “War es gut?” gipfelt, die Diana schließlich mit “Ja” beantwortet. Was folgt ist psychologische Kriegsführung seitens Gage, die in dieser SItuation auf fruchtbaren Boden fällt. Doch wieder ist Lyne clever genung, aus Gage keinen skrupellosen Lebemann zu machen, der seine Interessen über die von Diana stellt, sondern arbeitet seine weiche und verletzliche Seite heraus und natürlich auch die Frage: wieso ist ein derart reicher und attraktiver Mann immer noch alleine, wenn er das offenbar nicht sein will?

Ein unmoralisches Angebot und seine Prämisse funktionieren auch 30 Jahre später noch. Wozu nicht nur die drei Hauptdarsteller und ein spannendes Drehbuch beitragen – auch die Nebenrollen sind mit Oliver Platt als Anwalt von David und quasi comic relief und Seymoure Cassel als Mann fürs Grobe von Redford sehr eindrucksvoll besetzt.

Verstörende Videos, sechs

Aus aktuellem Anlass heute – Meat Loaf, I would do anything for love.

Um Himmels Willen, wo soll man da anfangen? Zunächst mal: das Video ist von Regisseur Michael Bay, dessen Euvre nicht unbedingt für die feinen poetischen Zwischentöne bekannt ist. So ist auch das Videos zu Meat Loafs Kultsong alles andere als subtil, dezent oder auch nur ansatzweise geschmackvoll. Meat Loaf spielt die Hauptrolle als quasi entsteller Mann/Monster (Hallo Phantom der Oper!), die Ausstattung gibt alles her, was als Insignien der soften Rock-Ballade mit einem Schuss Satanismus gelten kann: Kerzen, Spiegel, ein altes Schloss, Gräber, junge Frauen, funkelnde Ringe und äh Motorräder. Alles getaucht in eine unfassbar weichgespülte B-Movie Ästhetik.

Die Bestie alias Meat Loaf wird von der Polizei gesucht und dann verfolgt, warum wird nicht klar, aber es gibt gelbes Absperrband und jede Menge Taschenlampen. In Meat Loafs Kaffeetasse spiegelt sich ein Modell, das später ein Bad in seiner Badewanne nimmt, allerdings mit einer Art Feinripp Badeanzug bekleidet. Hätte man stattdessen nicht einfach ein Vollbad mit Schaum daraus machen können? Und warum kommen dann noch zwei weitere Frauen dazu und räkeln sich auf einem King Size Bett – gibt es noch andere, nachvollziehbare Erklärungen dafür, als einfach #ausgründen? Und warum singen Meat Loaf und das Modell lieber ein Duett als die Flucht zu ergreifen, wenn die Polizei schon das Haus nach ihnen absucht. Fragen über Fragen.

Wenn man sich das Video in all seiner epischen Breite so ansieht, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, als würde es von der tatsächlich oft angestellten Überlegung – was würde Meat Loaf nicht aus Liebe tun – ablenken wollen und stattdessen weitere Ratlosigkeit sähen. Bei mir hat diese Taktik jedenfalls sehr gut funktioniert.

Weekends

Am Samstag war ich auf der Kundgebung gegen die Impfpflicht im Votivpark.

Seht ihr, es wirkt schon, das mit der Wurschtigkeit, was ich im letzten Posting geschrieben habe. Harhar. Andererseits, wenn man so einen Satz in einer Demokratie nicht mehr schreiben kann ohne schief angeschaut zu werden, dann haben wir eh ein ziemlich großes Problem. Jedenfalls hat auf der Kundgebung auch meine Frauenärztin gesprochen (was ich nicht wusste), bei der ich seit Studentenzeiten Patientin bin, weil ich mit der Pille aufhören wollte und Alternativen gesucht habe – und so schließen sich irgendwie dann doch wieder alle Kreise.

Danach sind wir zu Fuß zu Nero gegangen, einem italienischen Lokal gegenüber der Oper, wo wir einen wirklich exzellenten Cappuchino to go getrunken haben – und das sage ich als jemand, der sich für Kaffee jetzt nicht übermäßig begeistern kann – und ein gutes Kipferl gegessen, wie das wahrscheinlich nur die Italiener zusammenbringen. Dann wieder quer durch die Innenstadt zurück zur Gurgelbox Burgtheater (“the new normal”) und dann zu Fuß in den dritten Bezirk mit Maroni-Zwischenstopp. Dann haben wir gelüftet, sind mit Decken in der Küche gesessen, haben Avocados mit Balsamico gegessen und geredet bis zum ins Bett gehen. Ich liebe das.

Der Sonntag besteht im Prinzip nur aus einem laaangen späten Frühstück/Brunch mit weiterreden und Nähe.

Neustart

Normalerweise ist der Jänner ja eher ein ereignisloser Monat, das neue Jahr ist noch nicht so richtig in Schwung und man selber auch nicht. 2022 bildet da für mich eine Ausnahme. Ich habe in diesem Jahr schon einige Dinge gemacht, die mich herausgefordert, die mir Angst gemacht, die mich belastet und dann auch wieder bestärkt haben. Kaum zu glauben, was alles in gerade mal drei Wochen passiert ist.

Jedenfalls weiß ich nicht: liegt es am Alter oder an der Pandemie, an der Politik, an dem, was man mittlerweile täglich in den Medien hört, an den Wechseljahren oder was auch immer, aber erstmals in fast 46 Jahren habe ich einen Zustand einer quasi allumfassenden Wurschtigkeit erreicht. Wo ich mich jahrelang andauernd in Frage gestellt habe, mir alles zu Herzen genommen, mir Sorgen gemacht, die Schuld oft bei mir gesucht und dann auch versucht habe, es allen Recht zu machen, hat mich dieses neue Jahr und Begleitumstände gelehrt: es geht sich nicht mehr aus. Ich höre damit jetzt auf. Es ist mir egal, wer was warum über mich denkt, ich höre auf, mich permanent zu rechtfertigen und zu entschuldigen, ich leb jetzt einfach mein Leben.

Es war natürlich nicht nur dieses neue Jahr, sehr viel habe ich auch bereits im letzten Jahr reflektiert, ich habe beruflich in Access Conciousness hineingeschnuppert, ich habe angefangen aufzuschreiben, was mich glücklich macht, wie ich schnell in einen Zustand innerer Zufriedenheit komme, ich habe Youtube Videos zu Persönlichkeitsentwicklung geschaut und ich habe Menschen kennengelernt, die mir neue Perspektiven gezeigt haben. Gleichzeitig hab ich mit Twitter (das ich mal geliebt habe) und den meisten anderen sozialen Medien aufgehört, ich habe aufgehört ORF (der mich langsam aber sicher wahnsinnig gemacht hat) anzuschauen, meinen generellen Medienkonsum beschränkt und vor allem hab ich einem Menschen geglaubt, der mir sagt, dass ich richtig bin so wie ich bin, und der in der Nacht meine Hand hält, wenn ich unruhig werde.

Fast 46 Jahre hab ich für diese Erkenntnisse gebraucht, das hat so gesehen eh relativ lange gedauert und ich bin mir auch sicher, dass ich in – sagen wir – zehn Jahren noch viel mehr über mich wissen und verstehen werde. Und ich bin sehr gespannt, was das sein wird. Einstweilen mache ich einfach weiter.