almis personal blog

LIZVC 45

Heute war ich mit dem Kind und Freunden vom Kind und Mutter der FreundInnen im böhmischen Prater.

Der böhmische Prater ist etwas ganz anderes als der große Prater. Zunächst einmal befindet er sich in Favoriten, wo ich ja immerhin 37 Jahre meines Lebens gewohnt habe. Als Kind war ich trotzdem nie dort, weil ich Vergnüngsparks nie leiden konnte. Mein Kind ist da anderer Meinung. Aber wenn ich – nach 7 Jahren in Transdanubien – in den 10 Bezirk zurückkomme, werde ich fast ein bisschen nostalgisch. Wobei Nostalgie und Favoriten nicht zusammengeht. Zum 10. Bezirk kann man viele Gefühle haben, aber Sentimentalität gehört üblicherweise nicht dazu.

Deshalb passenderweise die Überlegung: wird der böhmische Prater nur noch künstlich am Leben gehalten, weil die Vitalfunktionen noch einigermaßen intakt sind? Eine kleine Welt, die mit dem übrigen Wien, und auch mit anderen Vergnüngsparks gar nichts mehr zu tun hat?

Na ja, es ist schon ein stimmungsvolles Retro-Erlebnis, wenn man sich darauf einlässt, dass die Fahrgeschäfte a) teilweise geschlossen sind, b) nicht gerade der letzte heiße Scheiß sind c) man die VerkäuferInnen der Jetons teilweise suchen gehen muss, weil sie gerade anderswo im Einsatz sind. Den ruppigen Charme, den man auch vom Wiener Wurstelprater kennt, den findet man allerdings auch im böhmischen Prater und tatsächlich wird an neuen Attraktionen und auch Lokalitäten gearbeitet. Und: Hier wird nichts kommerzialisiert, marketing-mäßig aufgeblasen oder sonst irgendwie versucht, großspruig Gewinne zu lukrieren. Und das ist sympathisch.

Bezug zu Corona: viel los ist nicht – außer vielleicht Donnerstag Nachmittag, wo es Ferienspiel Ermäßigungen gibt. Desinfiziert wird auch. Man ist im Freien und kann gut Abstand halten.

LIZVC 44

Der 15. August ist vorbei und jetzt fängt es zu herbsteln an. Ich liebe es.

Früher dachte ich immer, ich liebe den Sommer, aber eigentlich liebe ich die Zeit, die mir sagt, es ist alles vergänglich, es kann bald vorbei sein. Weil es auch – im Gegensatz zum Hochsommer – eine Zeit ist, die gar nichts mehr von einem will. Während man im Hochsommer manchmal das Gefühl hat, man muss an drei Orten gleichzeitig sein, sagt der Wind Ende August, es ist alles ok so wie es ist.

Das Kind hingegen bekommt langsam den Ferienende-Blues und bestellt einen Espresso in unserem Stammlokal und die Kellnerin ist darüber so erstaunt/begeistert, dass sie ihn darauf einlädt.

Ich treffe eine alte Freundin wieder, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Das ist so eine Geschichte, wo man weiß, dass jede Menge schief gelaufen ist, aber die Emotionen, die man damals hatte, hat man heute nicht mehr. Wahrscheinlich auch, weil das eigene Leben nicht mehr dasselbe ist. Manchmal würde ich gern wissen, wie alles in zehn Jahren sein wird; vorstellen kann ich es mir immer weniger, was sein und kommen wird.

Wir waren Hipster-mäßig essen am Volkertmarkt im Banlieue. Ich hatte sehr gut gewürzte Hühnerspieße mit Erdnussbutter-Sauce und selbstgemachten Eistee.

Sehr nett, so in Spät-August-Sonne im Gastgarten.

LIZVC 43

Freitag war ich auf einer Führung im Aufzugmuseum in Orth an der Donau.

Christian Tauß hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Aufzüge, die aus Häusern ausgebaut werden, zu “retten” und zu erhalten. Dafür hat er sich ein Depot gemietet. Und er plant, ein Aufzugscafe zu eröffnen. Er hatte spannende Geschichten zu erzählen, von Aufzugsrettungen und geschichtlichen Hintergründen und man merkt, wie sehr er für das Thema brennt.

Danach waren wir – wenn wir schon mal in Orth an der Donau sind – Fischessen. Es war ein schöner, lauer Abend und man konnte draußen sitzen, bis die Gelsen kamen. Da wir ohne Auto unterwegs waren, fragten wir einen netten Menschen, 80 plus, ob er uns bis zur Stadtgrenze Wien mitnehmen könnte. Da wussten wir noch nicht, dass er zwar mit Auto, speziell aber Mercedes Cabrio, Baujahr 2004, gekommen war.

Kurz gesagt: es wurde meine erste Cabriofahrt und ich hab es wirklich in vollen Zügen genossen. In der Ferne waren immer wieder Blitze zu sehen, aber es fing gottseidank nicht zu regnen. Und der nette Fahrer ließ es sich nicht nehmen, uns via Reichsbrücke direkt bis vor die Haustür zu bringen. Das war einer der besondern Momente, die man auch während einer globalen Pandemie genießen kann, ja sollte. Kurz musste ich auch an Bridget Jones und ihre Cabriofahrt mit Hugh Grant in Bridget Jones’ Diary denken. Windalarm!

Als wir ausstiegen fragte ich – mit einem Griff zu meinen Haaren: “Wie sehe ich aus?” Und er antwortete: “Glücklich.”

LIZVC 42

Das Kind war wieder weg und es war saukalt, dafür wurde ich mit meinem neuen Projekt pünktlich zur Deadline fertig, weil was will man ein zwei schiachen Herbsttagen Anfang August sonst machen.

Als es dann wieder warm wurde, war ich mit P. frühstücken im Cafe Telegraph in Wien 9. Neues Lokal, selbes Hipsterfrühstück, harhar. Nein, es war wirklich gut, ich hab erstmals ein porchiertes Ei mit Sauce Hollandaise (aka Eggs Benedict) gegessen.

Dann in den Garten, wo ich so lange draußen am Laptop schrieb, bis mich die Gelsen fast aufgefressen haben – das war ca. um 22.30 Uhr. Am nächsten Tag hat mich dann M. besucht und wir haben den ganzen Sommernachmittag verquatscht und es war grandios. Nur bei so Fragen wie, wann warst du zum letzten Mal hier und die Antwort lautet, da war ich noch nicht verheiratet – ja, da denkt man sich dann erstens: wow ist das (viel zu) lang her und zweitens: how old did we get? Aber egal, 40 plus ist nicht schlecht.

Oder wie ich früher in dieser Woche mit einem älteren Paar geredet habe – das allerdings noch nicht so lange zusammen ist – und draufgekommen bin, dass da immer noch Telefone beleidigt aufgelegt, und wochenlang geschmollt wird und Missvertsändnisse nicht geklärt werden. Obwohl man sich wegen Corona (ich bin wieder on topic!) eh länger nicht sehen konnte. Da dachte ich dann, ist es eher beruhigend, dass man mit 80 noch Liebeskummer haben kann und sich völlig irrational verhält, oder eher beängstigend?

LIZVC 41

Das Kind ist auf Kurzurlaub, so hatte ich zweimal sehr nette Frühstücksverabredungen. Zur Feier der geglückten Ausreise aus Irland war ich mit I. im Haas & Haas in der Innenstadt. Wir haben ein Frühstück für zwei genommen, das wirklich exzellent war, mit Lachs, Rührei mit Schinken, Kipfer, Marmelade etc.

Am Dienstag war ich bei einer anderen Freundin im Garten frühstücken, auch super.

Dazwischen Teleworking im eigenen Garten…

Gestern hatte es in Wien dann gute 36 Grad und als ich am Abend ausging, blitze und donnerte es schon in Hietzing. Während der Fahrt in der U6 ahnte ich schon, dass es ziemlich schüttete, doch als ich bei meiner Station ausstieg, regente es so stark, dass niemand die Ubahn verlassen konnte, ohne zu riskieren, nach fünf Schritten komplett durchgeweicht zu sein. So einen intensiven Regen über so lange Zeit habe ich auch schon lange nicht gesehen. Ich ließ mich dann von der Station abholen…

Heute dann mittags Pizzeria und dann bei einem Freund auf der Dachterasse in Währing.

Das ist mein Corona-Sommer in Wien. Schlecht ist der nicht.

LIZVC 40

Jetzt haben wir ihn also, den “Coronasommer”, der sich als ein Sommer wie damals entpuppt, als 27, 28 Grad schon Möderhitze war und 30 Grad die Ausnahme, die Abenden und Morgen frisch, dazwischen viele Gewitter. Keine Tropenhitze auf Tage bis Wochen, wo man schon schweißgebadet aufsteht. Das ist gut – zumindest untertags. Abends – sonst die beste Zeit des Sommers – ist es oft zu frisch zum länger draußensitzen.

Früher, als es noch kaum 30 Grad bekam, standen an stickigen Nachmittagen junge Mädchen alleine an Bushaltestellen. Ich hatte immer das Gefühl, sie warten auf den Bus in ihre Zukunft. Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mutter am Balkon saß, an den Tagen, an denen sie nicht arbeitete und sie mir aus dem “Bussi Bär” vorlas. Sie rauchte dabei Zigarette und ich aß Schokolade und ich glaube, dass seitdem Schokolade tröstlich für mich ist. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit meinen Großeltern ausging – auch meine Großmutter, die kaum Ubahn fahren wollte – und wir Vormittags in einem Schanigarten im 9. Bezirk saßen und ich mir ein Cola bestellen durfte. Ich erinnere mich an Eskimo-Eis kaufen im Garten mit meiner Freundin, manchmal auch dreimal am Tag. An einen Gastgarten bei der Ruprechtskirche, der für mich lange der schönste war.

Ich erinnere mich auch an heftige Sommergewitter im Rosental, als dann immer ein alter Bettler aus dem Postbus ausstieg, um irgendwo zu jausnen, den meine Freundinnen “Teoša” nannten und der angeblich “böse war. Ich glaube, sie wollten mich nur ärgern, denn der Bettler bekam bei ihnen immer eine Jause. Ich versteckte mich trotzdem in meinem Zimmer. Ach ja und einmal lag eine Katze dort in meinem Bett, ich weiß nicht wie sie ins Haus gekommen war, und die Stiegen hinauf und in mein Zimmer, weil es waren ein paar Türen dazwischen, die eigentlich immer verschlossen waren und die Katze gehörte gar nicht zu dem Bauernhof. Ich erinnere mich, dass ich mir die Knie aufgeschlagen und Arnika auf die blutigen Stellen gerieben bekommen habe und dass das ganz arg brannte. Aber nie so schlimm wie später manchmal die Seele. Und ich erinnere mich an Sommertouristen aus Deutschland, einer sah aus wie “Derrick”.

Das waren Sommer damals – ohne weltweite Pandemie.

LIZVC 39

Heuer ist so ein Sommer, in dem man sich mittags zum Essen trifft und sich wiederholt wechselseitig versichert, was für ein Glück man mit dem Wetter hat.

Der Sommer fiel diese Woche auf Mittwoch und ich war glücklicherweise genau an diesem Tag griechisch Essen, im Lokal Retsina – unbezahlte Werbung, aber es war irrsinnig gut – auf der Hernalser Hauptstraße, es war gefühlt der einzige Sommertag der letzten Zeit, aber ein Sommertag wie früher, nicht übermäßig heiß, nur warm, und man konnte so angenehm im Innenhof sitzen und plaudern und Tomatensuppe mit Feta und Bifteki mit Spiegelei auf Püree essen. Wie ein echter Foodblogger musste ich natürlich gleich ein Foto machen. Und, übrigens: praktisch jedes Essen ist besser mit Ei.

Danach waren wir noch auf ein Zanoni Eis und dann durfte ich Fahrrad fahren, oder mich rollen lassen, vom Hernalser Gürtel hinunter bis zur Nussdorfer Straße. Genau das will man im Sommer, sich treiben lassen, auch und gerade heuer, in diesem in jeder Hinsicht unberechenbaren Sommer.

Heute, Samstag, schüttet es schon um sieben Uhr früh und es wird vielleicht bis sieben Uhr abends weiter schütten. Auch da kann man sich relativ planlos durch den Tag treiben lassen.

Ich bin früh aufgestanden und habe mit selbst gefrühstückt, im Doris Knecht Buch über ihre Teenagertöchter gelesen, am Sofa den Kaffee weitergetrunken. Jetzt arbeite ich und dann werde ich einkaufen gehen und für das/mit dem Kind kochen und die neue Merci Cherie Podcast Folge über den ESC Film hören, danach in die Badewanne hüpfen und später ausgehen, und Unterschlupf finden, für eine weitere lange Nacht voller Regen. Auch schön!

LIZVC 38

Wenn ich Urlaub zuhause will, gehe ich zb in die Bücherei. Das bringt mich komplett runter, eine zeitlang in den Regalen zu stöbern, Inhaltsangaben zu lesen, in die Romane rein zu schmökern und mich dann für ein paar Bücher zu entscheiden, die ich mit heim nehme.

In der Bücherei muss man sich beim Reingehen die Hände desinfizieren. Die Bücherei Weisselbad in Floridsdorf ist sehr großzügig und hat sogar einen kleinen Garten, es standen alle Türen offen und es war also gut durchgelüftet. Es war sehr wenig los, aber die meisten der Besucher trugen einen MNS, weshalb ich meinen dann auch verwendete. In der Bücherei gibt es keine Babyelfanten, sondern:

Ich bin eine sehr anspruchsvolle Leserin. Wenn ich mir ein Buch aussuche, dann informiere ich mich zuerst über den Inhalt. Sagt der mir zu, lese ich die ersten Zeilen eines Buches, und dann noch etwas aus der Mitte. Wenn mich der Schreibstil nicht anspricht, dann nehme ich das Buch nicht mit. Ich lese auch kein Buch fertig, das mich nicht packt. Am liebsten lese ich über menschliche Beziehungen, Partnerschaften, Familien-Konstallationen. Es muss nichts großartiges passieren, was die Handlung betrifft, es muss nur den richtigen Ton treffen.

Heute hab ich mir folgendes ausgesucht:

LIZVC 37

Die erste Corona Ferienwoche ist vorbei, Kind ist immer noch überglücklich und ich frage mich, wieso ist jetzt gefühlt mehr zu tun als in den ganzen Homeschool/Schichtbetrieb Wochen zuvor? Anscheinend muss man sich auf die Ferien auch dann eingrooven, wenn eh seit Monaten Ausnahmezustand herrscht.

Das Kind geht ein paar Tage Campen mit einem Freund und Familie, ansonsten sehr bewegliche Ferienplanung. Der Sommer in Wien lässt auch noch etwas zu wünschen übrig. Zwar bin ich sehr froh, dass es nicht tagelang 35 Grad plus hat, das ziemlich wechselhafte Wetter fördert allerdings auch nicht gerade die Planbarkeit, passt aber irgendwie sehr gut zu diesem strangen Jahr 2020, das uns immer wieder deutlich machen will, was John Lennon schon 1981 sang “Life is what happens to you, while you are busy making other plans.”

Mitte der Woche war ich nachts am Hauptbahnhof um jemand abzuholen und es war richtig kalt am Bahnsteig, obwohl der Tag fast heiß gewesen war. Auf Bahnhöfen bin ich gerne, im Gegensatz zu Flughäfen, da kriege ich immer so ein beklemmendes Gefühl im Bauch und bei jedem Flugzeug Start hoffe ich, dass die Maschine nicht gleich in einen niederösterreichischen Acker runterkracht. Und es ist auch so ein Brimborium, zum Flughafen zu fahren, er liegt ja noch nicht mal mehr in Wien, während man sich einfach in eine S-Bahn setzen kann und direkt am Hauptbahnhof aussteigt. Die Journalistin und Twitterantin Julia Pühringer hat heute für den Standard aufgeschrieben, weshalb man am Westbahnhof schmust und am Hauptbahnhof nicht. Aber im O-Wagen, der direkt am HBF vorbeifährt, könnte man es schon, oder? Na gut, streng genommen kann man es im öffentlichen Nahverkehr derzeit gar nicht weil: NMS-Pflicht!

LIZVC 36

Gestern also Zeugnis des “Corona-Semesters”. Mein Kind hat etwas geschafft, was ich im Gymnasium niemals geschafft habe, einen ausgezeichneten Erfolg zu haben. Ich hab ihm eh gesagt, dass ich bissl eifersüchtig bin. Harhar. Für die Zeugnisübergabe sah sich die Klasse übrigens doch noch einmal – und ein letztes Mal – vollzählig. Weil in der 3. dann der Wechsel in den (für uns) Real-Zweig ansteht. Der Klassenvorstand bleibt aber (für uns) gleich. Das ist schön.

Das Kind war jedenfalls sehr happy und dann gleich mit seinem Freund und dessen Vater im Cafehaus auf ein Ei im Glas und Billardspielen. Ich hatte kinderfrei und war Mittagessen in der zaghaften Sonne und dann auf der ersten Post-Corona outdoor Führung Westbahn Areal. Ich finde das immer recht interessant, hoffe aber gleichzeitig, dass mich keiner auf Fachspezifisches anspricht, da ich mich bei Architektur ja nicht sonderlich gut auskenne. Aber ich werde besser.

Die Führung klang bei kühlen Getränken im schattigen Garten des Sophienspital aus. Und viel später am Abend hab ich eine Honigmelone aufgeschnitten und im Schein des Mondes auf einer Pawlatsche verspeist.

Was uns Corona vielleicht auch (wieder) gelehrt hat: genieße das was ist, wenn es ist. Wer weiß, was als nächstes passiert.