almis personal blog

Conquering the motorway

Heute wars soweit und ich bin das erste Mal aus dem Garten alleine mit Adrian über Südosttangente und Donauuferautobahn nachhause gefahren.

Nachdem Adrian immer sehr gesprächig ist und viele Fragen stellt, habe ich ihn gebeten, während der Fahrt ein bisschen leiser zu sein, damit ich mich konzentrieren kann. War sehr überrascht, dass ich tatsächlich bis zum Abbiegen auf die Donauufer (gute Viertelstunde Fahrt) nichts von ihm gehört habe. Als ich dann mal im Spaß gefragt habe, ob er eh noch wach ist, und kurz nachhinten geschaut habe, hing er schnarchend im Kindersitz.

Okaaaay. Die letzte Nacht bei Oma war kurz und anscheinend hat er durchaus Vertrauen zu meinem Fahrkünsten.

Mutmachparade

Über verschiedene Blogs bin ich auf die Mutmachparade gestoßen und hab mich nach einiger Überlegung dazu entschlossen, dabei zu sein. Denn Mut ist in meinem Leben ein sehr zweispältiges und auch sehr großes Thema. Oder vielleicht ist Angst das größere Thema. Ich hatte nie das Gefühl ein sehr mutiger Mensch zu sein. Oder ist man mutiger, wenn die Ängste größer sind, als ein anderer Mensch, dessen Ängste kleiner sind, weil man mehr Hürden überwinden muss?

Ende letzten Jahres habe ich eine sterbende Person besucht. Als vorletzte Person vor deren Tod. Das hat mich einiges an Überwindung gekostet. Ob es wirklich Mut war, weiß ich nicht, weil es für mich keine Alternative dazu gab als eben dies zu tun. Bzw. die Alternative war für mich nicht akzeptabel. Ich hatte und habe aber keine Strategien, mit diesem letzten Besuch zurechtzukommen und frage mich auch heute noch, ob dieser “Mut” nicht auch mehr Rationalität erfordert hätte? Ein (gedankliches) Auffangnetz danach? Ein Schema, wo ich das alles einordnen und hinter mir lassen kann?

Dieser Besuch hat mich allerdings wachgerüttelt. Von wegen “carpe diem”. Das sagt man oft und dann vergisst man es doch wieder, aber diesmal war es nachhaltiger. Ich habe begonnen, einige Baustellen in meinem Leben in Angriff zu nehmen.

Wie sprecht ihr Euch Mut zu?

Schwierig zu sagen. Große Angst, ist ein Zustand, der sehr bedrohlich sein kann, aber auch nicht unendlich lang aufrecht erhalten werden kann. Oder anders gesagt: Wenn man sich der Angst stellt, dann verschwindet sie irgenwann von selbst, weil sie dem Körper zu anstrengend wird. So banal und doch manchmal schwierig umzusetzen. Man kann sich selbst sagen, dass diese Angst einen Anfang und ein Ende hat, somit also vorbeigehen wird.

Erlebnisse, in denen ihr euch ein Herz gefasst habt?

Derzeit arbeite ich gerade an meiner Angst vorm Autobahn-fahren. Und zwar indem ich genau hinschaue, was mir daran wirklich Angst macht. Das kann ich mittlerweile auch gut benennen: Nicht einfach stehenbleiben können. Die Begrenzungen aus Beton auf beiden Seiten. Diese “Unentrinnbarkeit”. Ich fühle mich auf der Autobahn eingesperrt. Und das ist der Hauptgrund meiner Ängste. Nicht mein fahrerisches Können an sich, das ich in Ordnung finde.

Wie weit seid Ihr dabei gegangen und wie ist es euch dabei gegangen?

Dass ich mich auf die Autobahn getraut habe, ist ein kleineres Wunder für mich und den Menschen geschuldet, die mir das schon lange zugetraut und mich darin bestärkt haben. Der Mann hat sich als “Vorfahrer” bereit erklärt und nachdem gleich unsere erste Übung komplett “danebenging” (heftiger Platzregnen, mehr Verkehr als angenommen, plötzlich zwei gleiche Autos und wem nun folgen?…) und ich es trotzdem geschafft habe, hat mir das komischerweise mehr Auftrieb gegeben, als entmutigt.

Letztendlich erfordert das Leben jeden Tag Mut. Und das macht es auch spannend und herausfordernd. Und letztendlich will ich auch meinem Kind, das – anders als ich – sehr forsch an die Dinge herangeht, vielleicht zeigen, dass er damit recht hat, das Leben beim Schopf zu packen. Und nicht über Gebühr zu zaudern. Ich möchte, dass er dabei bleibt, das Leben leichter zu nehmen als ich das bisher manchmal getan habe.

Hundert Jahre

Heute würde mein Opa seinen hundertsten Geburtstag feiern. Er ist vor 15 Jahren gestorben.

Mein Opa war sehr wichtig für mich und mein Leben. Ich bin als Kind teilweise bei meinen Großeltern aufgewachsen und hatte zu beiden ein sehr gutes, wenn auch sehr unterschiedliches Verhältnis. Meine Oma war fürsorglich und umsichtig und liebevoll, mein Opa dagegen war schelmisch und manchmal etwas kratzbürstig, immer witzig und geradeheraus. Er war immer eine Art Vorbild für mich. Meine Freundinnen und Freunde mochten ihn alle. Er hat gerne mit uns Kindern herumgeblödelt.

Mein Opa hat seinen eigenen Vater nie kennengelernt. Er ist im ersten Weltkrieg gefallen. Er selbst wurde im zweiten Weltkrieg Vater. Damals hatte er beobachtet, dass die anderen Soldaten die Vater wurden, die Erlaubnis bekamen, in ein Gasthaus zu gehen und sich “einen anzusaufen”. Deshalb hatte er meine Oma darum gebeten, wenn es soweit wäre, ein Telegramm zu schicken, in dem stehen sollte, dass sie eine schwere Geburt hatte und er dringend nachhause kommen müsste. Als er dann Ende 1941 dieses Telegramm bekam, da durfte er auch wirklich nachhause fahren. Aber er machte sich auf dem ganzen Heimweg Sorgen, dass das ganze doch der Wahrheit entsprechen könnte. Aber mein Vater war gottseidank kerngesund. Trotzdem konnte mein Opa in den ersten Jahren seines Lebens selten präsent sein. Er war lange in Gefangenschaft. Mein Vater fürchtete sich vor ihm, als er dann endlich wieder zuhause war.

Mein Opa sagte, der Krieg hätte ihnen die besten Jahre ihres Lebens gestohlen. Aber er sagte es nicht verbittert, sondern als Feststellung. Er hatte gewusst, dass mit Hitler Arbeit kommen würde, aber auch ein Krieg. Er stand dazu, Sozialist zu sein. Er war beinahe vors Kriegsgericht gekommen, weil er 1944 folgenden Witz weitererzählte: Ein Österreicher und ein Deutscher sprechen über die Zeit nach dem Krieg. Der Deutsche fragt den Österreicher, was er tun würde, wenn der Krieg vorbei wäre. Der Österreicher sagte, er würde zu seinem Wirten gehen, ein Bier trinken und ein Schnitzel essen. Und er fragte seinerseits den Deutschen, was er tun würde. Der Deutsche entgegnete, er würde sein Fahrrad nehmen und die Grenzen des neuen deutschen Reiches abfahren. Darauf der Österreicher: “Sehr schön. Und was machst du am Nachmittag?”

Mein Opa sagte über die in den neunziger Jahren heiß diskutierte Ausstellung “Verbrechen der Wehrmacht”, das sie völlig ok sei, weil es in der Wehrmacht eben auch Verbrechen gegeben hatte. Er hatte kein Problem damit und sah das nicht als Angriff auf sich selbst. Er konnte Gegebenheiten annehmen ohne Groll. Er hatte die Fähigkeit, differnziert und trotzdem wirklich zufrieden zu sein. Mit sich im Reinen. Er hatte gehofft, dass er nach seiner Pensionierung noch zehn Jahre leben würde. Dass es über 20 Jahre werden würden, erfüllte ihn immer wieder mit Dankbarkeit und Verwunderung. Er musste nichts arbeiten, bekam am Monatsanfang Geld und konnte sein Leben genießen. Dass er davor sehr viel und hart gearbeitet hat, erschien ihm nicht sonderlich erwähnenswert. Auch nicht seine beiden Krebserkrankungen, die Entnahme einer Niere und seine Herzkrankheit.

Nie vergessen werde ich unsere jährlichen sieben Wochen andauernden Urlaube im Rosental, seine gespielten Seufzer, wenn er auf dem Sofa schlafen musste, wenn ich bei ihnen war, seinen Tee mit Kognac, die Art wie er Patiencen legte, seinen knallroten Pullover, den meine Oma nicht passend für sein Alter fand, den er aber liebte. Und nie vergesse ich seine Worte: Du sollst einmal sagen können, dass es dir bei deinen Großeltern immer gut gegangen ist. Das ist es Opa. Danke.

Der erste Elternabend

Vor einer Woche habe ich den ersten Elternabend in Adrians zukünftiger Schule besucht. Damit beginnt ein neues Abenteuer in unserem Leben, auf das ich mich zugegebenermaßen sehr freue.

Natürlich ja, eine Lebensphase ist zuende. Mein Kind lässt die Kleinkindzeit und den Kindergarten endgültig zurück und wird ein Schulkind. Vor einem Jahr war das noch ziemlich unvorstellbar. Und jetzt ist es irgendwie selbstverständlich. Zum einen, weil er sich seit längerem schon sehr für Zahlen und Buchstaben interessiert und schon lesen und rechnen will (ich habe berichtet), zum anderen, weil er, seit wir hier in Floridsdorf leben, auch sehr selbstständig geworden ist, täglich mit vielen verschiedenen Kindern interagiert und Aufregendes erlebt. Meistens stundenlang draußen ist. Wenn man es geschehen lässt, so passiert das Loslösen von einem Lebensabschnitt recht selbstverständlich. Wenn eben die Zeit dafür reif ist und man weder etwas panisch festhalten, noch auf der anderen Seite etwas erzwingen will. Nicht immer so einfach getan wie gesagt, allerdings bin ich mit dem Leben als Mutter mehr im Fluß, seit wir in Floridsdorf wohnen. Meine Aufgabe ist leichter geworden.

Der Elternabend gestaltete sich dann sehr interessant. Adrian wird eine offene Volksschule besuchen, das bedeutet, dass er mindestens dreimal die Woche nach dem Unterricht das Mittagessen in der Schule einnehmen und eine Hausaufgabenstunde belegen wird. Danach kann er noch weitere Freizeit in der Schule verbringen, je nach Lust und Laune, oder eben nachhause gehen, weshalb uns diese Schulform sehr gut gefällt. Die Abholzeiten sind flexibel, ich muss mich nicht schon in der ersten Klasse für ein Modell entscheiden, das dann für alle vier Jahre gilt, ich kann recht flexibel auf die Bedürfnisse meines Kindes eingehen. Da ich selbstständig bin, kommt auch mir die Flexiblität dabei sehr gelegen.

Adrian wird einen recht einfachen Schulweg ohne viel Autoverkehr haben, dh vielleicht schon bald auch mal alleine gehen können (bzw mit den Kindern aus unserem Haus) und eine sehr junge Lehrerin bekommen, die ihr zweites Jahr unterrichtet. Dazu einen Nachmittagsbetreuer, der schon mehr Routine mitbringt. Eine, wie ich finde, gute Mischung. Wir haben die grundsätzlichen Infos zum ersten Schuljahr bekommen, sowie eine recht lange Einkaufsliste und ein paar Tipps für den Schulstart.

Es werden hoffentlich vier schöne Jahre werden. Und ich lasse das so lange wie möglich ganz gelassen auf mich zukommen.

Maturatreffen – das Event

Jetzt war es also, wie schon hier angekündigt, endlich soweit: das Maturatreffen fand statt.

Zuerst die Kleiderfrage, was trägt man da? Ich habe mich für ein schwarzes Kleid und Jeansjacke entschieden und kann verraten: ich war heillos overdressed. Außerdem wurde im Prater – wo das Treffen in einem Lokal stattfand – bald doch einigermaßen frisch. Also nächstes Mal werde ich was anderes wählen, werde mich hoffentlich an diesen Blogeintrag erinnern.

Vorher war ich natürlich schon einigermaßen aufgeregt und als man im Gastgarten dann schon die ersten ehemaligen Mitschüler und Schüler der anderen Klassen sitzen sah, hatte ich kurz den Impuls, doch wieder zu gehen. Harhar. Aber wir wagten es. Und es war natürlich gerade in den ersten Minuten sehr flashig. Man sieht Menschen, von denen man die meisten tatsächlich 20 oder 15 Jahre nicht gesehen hat, wieder und ist nur am Schauen und Grüßen und Denken. Das sind sehr viele Eindrücke, die da auf einen einprasseln.

Apropos Denken: mir war schon vorher klar, dass ich mir sehr viele unwichtige Details merken kann (das geht dafür vom räumlichen Vorstellungsvermögen und Sinn für Natuerwissenschaften ab) und wirklich sehr viel von damals noch wusste, war aber dann doch perplex, wieviel andere nicht mehr wussten. Manche erkannten ihre langjährigen Sitznachbarn nicht mehr wieder oder konnten sich an kultige Vorkommnisse nicht mehr erinnern. Aber es war sehr witzig, ihnen lustige Begebenheiten von damals quasi neu zu erzählen. Wie wird das in 20 Jahren wohl werden? Harhar.

Es waren durchgehend sehr anregende Gespräche, die ich führte. Und es strengte mich weniger an als befürchtet. So richtig verändert haben sich wenige – äußerlich und auch charakterlich. Und was alle einte (und das gilt auch für fast alle Lehrer, die zum Treffen erschienen waren): jeder hatte wirklich Interesse und Freude am Wiedersehen und an der Kommunikation mit dem anderen. Es herrschte ein guter Spirit. Geprägt von durchaus manchmal kritischer Selbstreflexion (wenn es um die Scheidungen geht, um berufliche Misserfolge, um Überforderung mit Kindern, um persönliche Defizite) Und in diesem Ausmaß überraschte mich das. Die Offenheit. Und niemand hatte Fotos von seinem Haus, seinem Auto, seinem Hund mit. Ist das das Erwachsensein, von dem immer gesprochen wird?

Jedenfalls wurde bestätigt, dass sich besonders gute gemeinsame Wellenlängen auch über jahrelange Funkstille erhalten können, es wurde da weitere Treffen im kleineren Rahmen angedacht. Ein Lehrer der Parallelklasse kannte meinen Namen übrigens noch, was mich ehrlich gesagt wirklich sehr überraschte, weil ich mit ihm praktisch nichts zu tun hatte, und er fands fein, dass Mr. Almi und ich geheiratet haben. Und da fiel mir ein, dass er damals bei der Projektwoche dabei war, als das mit uns begann. Irgendwie nett.

Fazit: schön wars. Schöner als gedacht!

Diesmal geht alles gut

Disclaimer: ich bin weder schwanger, noch möchte ich es werden. Nur, bevor es hier zu Gerüchten kommt. Harhar.

Dennoch habe ich das Buch Diesmal geht alles gut von Angelika Markom gelesen, weil es mir empfohlen bzw. als Rezensionsexemplar überlassen wurde und ich habe es in zwei Sitzungen verschlungen. Ich bin sehr begeistert von diesem Ratgeber, der sich an Frauen richtet, die in ihrer ersten bzw. vorangegangenen Schwangerschaft bzw. bei der Geburt ihres (ersten) Kindes größere Probleme hatten und sich ein weiteres Kind wünschen. Aber große Angst davor haben.

Hätte(n) ich/wir noch einen Kinderwunsch, so wäre das ganz genau meine Situation. Nach der Frühgeburt empfand ich meine Schwangerschaft bzw. deren Ende als sehr traumatisch und hatte sogar sehr lange Angst davor, irgendwie ungeplant schwanger zu werden. Bis heute habe ich etwas Bammel, wenn mir Bekannte und Freundinnen von ihren Schwangerschaften berichten und atme immer erleichtert auf, wenn sie meine “Grenze”, die 26. Woche, überschritten haben. Ich habe selbst u.a. psychologische Hilfe in Anspruch genommen, um meine Erlebnisse aufzuarbeiten und komme eigentlich gut zurecht, aber wenn ich noch eine Schwangerschaft planen würde, dann gäbe es viele Aspekte, denen ich mich stellen müsste.

Genau diese Aspekte werden in Markoms Buch angesprochen. Die Fragen eben, wie man das Erlebte für sich aufarbeiten kann, mit welcher Einstellung man in die neue Schwangerschaft geht, wo und wie man sich Hilfe holt (spirituelle und ganz praktische, für den Alltag), wie man mit auftretenden Ängsten umgeht, wie man das Spital und die Geburtsart auswählt und vieles mehr, was einen zu diesem Themenkomplex interessieren kann.

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Ich mag an dem Buch, dass es einen sehr freundschaftlichen Ton gegenüber seiner Leserin anschlägt, es ist ein bisschen so, als würde man mit einer guten Freundin oder Vertrauten plaudern. Und ich mag es sehr, dass zwar versucht wird, einem die Sorgen zu nehmen, dabei allerdings nichts beschönigt und nicht versucht wird, die Leserin in eine bestimmte Ecke zu drängen. Auch wenn zb. auf die Nachteile eines Wunschkaiserschnitts hingewiesen wird, wird immer auch vermittelt, dass auch dieser Wunsch seine Berechtigung hat. Und der Grundtenor, dass man nicht auf alles im Leben und auch bei Geburten Einfluss hat (ich habe selbst vor kurzem darüber gebloggt), fand ich sehr angenehm.

Einen beachtenswerten Zugang wählt Markom auch, wenn es darum geht, wie man in Beziehung zu seinem Ungeborenen treten soll. Sie spricht an, dass viele Frauen, die Angst vor neuen Enttäuschungen haben, versuchen, möglichst auf Distanz zum Ungeborenen zu gehen. Das war auch meine (versuchte) Strategie bei Adrians Geburt und sie hat nicht funktioniert. Markom rät klar davon ab. Sollte es wirklich zum Äußersten  kommen, so sei es besser, sich vorher voll auf das Kind eingelassen zu haben, das würde auch das Abschiednehmen erleichtert werden.

Statements von Hebammen und Müttern, sowie Briefe an das Ungeborene, in denen die werdende Mutter ihre Emotionen beschreiben, ein Fachglossar und weiterführende Links und Buchempfehlungen runden diesen wirklich gelungenen Ratgeber ab. Angelika Markom bietet selbst auch Workshops und Beratung an, und hält Vorträge zu diesem Thema. Ihre Webseite bietet nähere Infos und Kontaktmöglichkeit an.

Maturatreffen

In etwas mehr als einem Monat haben wir ein großes Klassentreffen, eigentlich Maturatreffen. Die drei achten Klassen, die 1994 maturiert haben, werden sich wiedersehen, plus einige Lehrer.

Eigentlich gehöre ich nicht dazu. Ich habe nicht 1994 maturiert, sondern 1995, weil ich leider die 7. Klasse Gymnasium wiederholen musste. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Mathematik hasse? Na ja, ich bin trotzdem eine dieser 8C Klasse, dh ich wurde ausdrücklich eingeladen. Obwohl ich ja nicht groß in Erscheinung getreten bin, denke ich.

Normalerweise müsste ich schreiend weglaufen. Soviele Menschen auf einen Haufen, das bedeutet doch nach Panikattacke gleich beim Betreten des Lokals. Gut in unserer Klasse waren wir nur 16 (die Latein und Italiensch gewählt haben), aber die anderen beiden Klassen waren an die 25. Und man hat ja zu jedem Mitschüler ein gewisses Bild, da ist meine ehemalige beste Freundin, die ich immer noch sehr mag, aber lange nicht gesehen habe, die Mädels, mit denen ich bei der Schullandwoche ein Zimmer geteilt hat und der Junge, mit dem ich auf der Schullandwoche getanzt hat… oh wait, mit dem fahre ich ja hin und zurück. Harhar. Zu einigen hat man immer noch laufend Kontakt und andere hat man 20 Jahre nicht oder nur in den Medien gesehen.

Ich denke schon, dass man irgendwas beruhigendes vorher einnehmen sollte, denn es wird schon aufregend werden, andererseits hab ich hier im letzten Jahr im neuen Wohnhaus soviele neue Leute kennengelernt und einfach mit ihnen geredet, über irgendwas… also wie schwer kann das jetzt werden? Wir sind nicht mehr 15 oder 17, wir stehen alle im Leben und sind gefestigt… oder so. Und wenns schiefgeht, dann sieht man sich einfach 20 Jahre wieder nicht. Nicht?

Man bringe mir den Spritzwein. Harhar.

(c) Michael Häupl

Lesen

Vorigen Freitag steht mein Kind also neben mir an der Bushaltestelle und als der Bus herankommt, liest er mir den Namen der Endstation vor, der vorne am Bus in großen Lettern geschrieben steht. Und dann ein Werbeplakat. Die Aufschrift eines LKWs.

Mein Vorschulkind. Das eigentlich noch nicht lesen müsste. Die Schule startet erst in fünf Monaten. Creepy. Und nein, ich bin keine Tigermutter, auch keine Helikopter-Mum. Ich bin überhaupt kein ehrgeiziger Mensch, der meint, mit seinem Kind schon alle Buchstaben vor Schulstart üben zu müssen (im Gegenteil). Das geht alles von ihm aus. Insofern ist es auch in Ordnung.

Wenn ich in 6,5 Jahren Mutterschaft etwas gelernt habe, dann, dass zuviel “warum” und “wieso” verlorene Liebesmühe sind. Das Kind krampfhaft von etwas abzubringen sowieso. Das war mit dem Abwickeln von Klorollen so oder mit dem Willen, genau das anzuziehen, was alle anderen Kinder im Hof anhaben, oder dem Beschluß, sicher nicht in den Schwimmkurs gehen zu wollen. Manches nimmt man am besten so wie es ist. Wahrscheinlich ist das diese Gelassenheit, die man irgendwann kriegt, wenn man Kinder hat. Nein, das funktioniert nicht immer, aber immer häufiger. Wahrscheinlich wird man einfach älter und müder. Harhar.

Jetzt also das Lesen. Ok. Ich freue mich jetzt einfach mal, dass er Spaß daran hat.

Sleepover

Dieses Wochenende hat Adrian erstmals bei einem Freund/Nachbarn/unseren Vormietern, die innerhalb des Hauses übersiedelt sind, geschlafen. Das kam so, dass K’s Mama sich dafür revanchieren wollte, dass K. sooft bei uns ist (was für mich ja eher ein Segen ist, weil die beiden echt super miteinander auskommen und gerne Zeit verbringen) und ihn zur Übernachtung eingeladen hat. Adrian hat begeistert zugesagt.

Ich habe also Mittwochabend bereits Kinokarten mit Kreditkarte gekauft, denn es war ja fixiert. Oder ich wollte, dass es unbedingt stattfindet. Sollte man nicht, zumal mit Kindern immer etwas dazwischenkommen kann, aber ich freute mich so. Jedenfalls sagte Mama A. mir dann am Donnerstag, dass wir es vielleicht verschieben müssen, da sie vergessen hat, dass sie sich ein Abendessen mit einer Freundin ausgemacht hat. Ooops. Aber sie ruft jetzt gleich C. an, ihren Mann und fragt den, ob es ihm was ausmacht, drei Kinder zu beaufsichtigen.

Mir wurde etwas blümerant. Das “rausgeschmissene” Geld konnte ich verschmerzen, aber ich hatte einen freien Abend mit Mann so dringend notwendig, wir beide hatten das. Mein Herz pochte ziemlich laut, als sie mit C. sprach. Und oh großes Glück: C. sagte am Telefon, dass wisse er eh, dass sie nicht da ist, wo das Problem sei, drei Kinder (als 3. im Bunde K’s kleine Schwester) zu managen. Ich verspürte eine enorm große Dankbarkeit. C. ist mein Held des Alltags. Harhar.

Abgesehen von einem kurzen Moment des Zögerns bei Adrian, klappte das auch alles super, die vier gingen Eisessen und dann spielten sie noch etwas und, wie ich später erfuhr, schlief C. dann mit Tochter um halb neun ein und die Jungs haben dann noch lange ein Buch angeschaut, irgendwann wohl geschlafen und schlichen sich morgens um sieben oben davon, läuteten dann bei uns (ich habs gar nicht gehört), um ein Auto zu holen. Wofür sich A. später entschuldigte. Aber da war mein Seelenheil schon lange gerettet.

Morgen: The Grand Budapest Hotel according to me.

Beautiful boy

Letztens haben wir uns Mr. Peabody und Sherman angesehen – der Film ist wirklich gleichermaßen witzig wie niedlich. Obwohl die vielen Zeitreise Anspielungen für Kinder unter – sagen wir – 10 Jahren nicht verständlich sein werden, tut das der Begeisterung keinen Abbruch. Und für größere Kinder und Erwachsene ist es eine zusätzliche reizvolle Ebene.

Sehr gelungen war auch, wie der IMO hinreißende John Lennon Song Beautiful Boy im Film eingebaut wurde. Lennon hat Beautiful Boy für seinen kleinen Sohn Sean geschrieben und als ich ihn erstmal bewusst hörte, war ich vielleicht 14 oder 15. Ich hab mir ein Zitat aus dem Song rausgeschrieben und an die Kinderzimmertür gehängt, nämlich Life is what happens to you while you’re busy making other plans. Damals wusste ich noch nicht, wie wahr das ist. Als ich einige Zeit später, mit 17, also kurz vor der Matura, eine Klasse wiederholen musste, bekam ich eine Ahnung davon, was das Leben wohl alles für einen unvorhergesehenes bereithalten kann.

Für die Englisch-Schularbeit in der 7. Klasse Gymnasium (kurz vorm Durchfallen, aber nicht in Englisch, da war ich sehr gut) mussten wir ein Buch lesen (jeder ein anderes, ich hatte was von Somerset-Maugham) und die Aufgabenstellung war folgende: “Describe how the dictum Life is… is true for a particular character in your book.” Das passt natürlich auf jedes Buch, denn ein Buch, das seinen Protagonisten nicht in die schwierigste Situation seines Lebens bringt, wird kaum verfasst werden. Ich jubilierte über die Aufgabenstellung, die ich sehr spannend fand, aber auch darüber, dass unser Englischprofessor mein Zitat verwendet hatte.