almis personal blog

Italia all’ Song Contest

So, Song Contest Woche again.

Will man den Buchmachern glauben, so ist Italien heuer der große Favorit. Ich hab ja eine gewisse Affinität zu Italien und Italien hat meistens gute, spannende Song Contest Beiträge. Allerdings hat das Land den Wettbewerb – ebenso wie Österreich – erst zweimal gewonnen. Was aber auch daran liegt, dass es seltener am Bewerb teilgenommen hat als “wir.” Den Sieg haben sie 1964 mit Giglioa Cinquetii und Non ho l’eta und 1990 mit Toto Cutogno mit Insieme: 1992 geschafft.

Im Jahr 1990 hat praktisch jeder Interpret nach dem Mauerfall über ein grenzenloses Europa gesungen, aber Cutogno hatte diese gewisse Wurschtigkeit, erst in Zagreb seinen Background-Chor zusammenzustellen und dort relativ free style aufzutreten. Die Bühnenshow setze sich im wesentlichen aus Schnipsen mit den Fingern und der klassischen achtziger Jahre Faust zusammen. Aber der Song war sehr eingängig, man will sich gleich eine Pizza bestellen, wenn man ihn hört und er ist auch recht vorteilhaft gealtert. Im Jahr 1991 wurde der Bewerb dann in Rom ausgetragen, noch mehr Free Style und Improvisation durch den Gewinner/Moderator Cutogno gemeinsam mit Cinquetti. Und sie haben extra einen nicht mehr blutjungen Pianisten beauftragt, diesmal für Italien anzutreten um ja nicht nochmal zu gewinnen, der im neapolitischen Dialekt abseits jeder modischen Strömungen sein Lied gesungen hat (und überraschend immerhin 7. wurde).

1997 verabschiedetete Italien sich bis 2011 aus dem Bewerb mit der Gruppe Jalisse und dem roxette-esken Song Fiumi di Parole (von Grissemann und Stermann damals übrigens mit “Buchstabensuppe” übersetzt, eher hieß es wohl “Wortflüsse” oder sinngemäß reden wie ein Wasserfall). Immerhin gab das den 4. Platz. Das war dann Italien anscheinend zu heikel und sie konzentrierten sich auf das San Remo Festival. Als sie dann 2011 wieder teilnahmen, wurden sie prompt Zweiter, mit Madness of love von Raphael Gualazzi, eine sehr jazzig angehauchte Nummer. Auch in den folgenden Jahren hatte Italien immer gute, eigenwillige Beiträge, in Wien belegte Il Volo – auch favorisiert – den dritten Platz mit Grande Amore, einem ungewöhnlich massentauglichen Song (den ich “nichtsdesttrotz” sehr mag).

Heuer tritt ein gewisser Franceso Gabbani mit dem Song Occidentali’s Karma an. Und weil das Kind heute Sonntag um sieben Uhr in der Früh aufstehen musste, um das Zahlenzorro Rechenprogramm weiterzumachen, hatte ich Zeit, um den italienschen Text genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn ein Song Contest Song mit den Worten: “Sein oder sein müssen, der Hamlet’sche Zweifel” beginnt, dann weiß man, das ist keine herkömmliche 08/15 Nummer, da hat sich jemand wirklich etwas überlegt.

Weiter geht es mit den Ehrenmitgliedern der anonymen Selfie-Süchtler und den Internetologen, die unnütze Schlachten schlagen (meint er etwa twitter?). Es geht um Buddha, “Alles fließt” als Herklit’sches Mantra wird mit dem fünfziger Jahre Kulthit “Singing in the rain” verknüpft, so kann man “fließen” halt auch interpretieren. Und dann dazu tanzen. Das Internet wird als Opium fürs Volk bezeichnet, ohne dabei eine bittere kulturpessimistische Abrechnung sein zu wollen (Gott sei Dank!) Das Ganze wird mit einigem Augenzwinkern vorgetragen.

Ich finde das schon recht großartig.

 

Song Contest, sechs

Eine Woche nach dem Songcontest werde ich die Berichterstattung hier am Blog dann langsam beenden. Manche sind darüber vielleicht nicht unglücklich.

Im Zuge der Conchita-Mania hat man ja immer wieder gehört, dass Kinder irritiert seien, wegen Frau mit Bart usw. Nun ja, meiner Erfahrung nach sind Kinder irritiert, dass sie nicht Chips zum Frühstück essen, bei fünf Grad mit kurzer Hose losziehen und nicht täglich bis Mitternacht aufbleiben dürfen, aber Conchita hat – zumindest in unserem Umfeld – keinen wieder immer gearteten Vorbehalt eröffnet. Eine Bekannte hat mal etwas entrüstet gesagt, sie wisse gar nicht, wie man sie nennen solle, eine Frau oder einen Mann, und da meinte unser Kind dann: “Ich sag Conchita Wurst zu ihr.” Soviel Unkompliziertheit kann man sich manchmal wirklich nur wünschen.

Dass sich die Songcontest Nettozahler Spanien, England, Frankreich, Deutschland und Italien vorab keinem großen Publikum präsentieren können, gilt mittlerweile als großer Nachteil. Auch heuer konnte ausschließlich Italien als Dritter reüssieren (und in den Song hab ich mich irgendwie verliebt, obwohl das eigentlich gar nicht meine Musik ist), mit einer Gruppe, die allerdings schon vorher international bekannt war. Die Beiträge der übrigen vier Länder waren entweder zu unscheinbar oder zu wenig zeitgemäß, also kam das schlechte Abschneiden nicht unbedingt von ungefähr. Trotzdem sollte man vielleicht mal andenken, auch die Beiträge der großen fünf, plus dem jeweligen Siegerland, auch in den Vorentscheidungsshows außer Konkurrenz zu präsentieren.

Für Österreich hab ich jetzt keinen großen Tipp, damit “wir” nächstes Jahr wieder mehr bzw. überhaupt Punkte bekommen. Der Song der Makemakes war ok. Aber vielleicht ist auch das das Problem. Okay reicht vermutlich nicht. Wie man bei Schriftstellern immer sagt, sie sollen ihre Protagonisten in die größte Krise seines Lebens bringen und damit umgehen lassen, alles andere wäre Zeitverschwendung, mag auch für den Musikwettbewerb gelten. Ein Lied, das eh ganz ok ist, mit – im Fall der Makemakes – einer Bühnenshow, die ihren Namen nicht verdient, wenn alle anderen Nationen klotzen statt kleckern, mag nicht das richtige Rezept sein. Und auch wenn die Makemakes gute und selbstironische Verlierer sind, wenn sie die Meinung vertreten, dass sie eh nie zum Song Contest gepasst haben, muss man sich fragen: warum sind sie “hingefahren”? Oder anders gesagt: entweder wir wählen wie bei Conchita jemand aus, der dafür brennt und sich mit Begeisterung in die Schlacht stürzt, oder wir lassen es besser gleich bleiben.

Ok, dann auf nächstes Jahr in Malmö (?). / Tipp von anderen Zuschauern, Samstag Abend in der Stadthalle.

Song Contest, fünf

Ein Beitrag, der mir sehr gut beim Bewerb gefallen hat, war der erotisch aufgeladene & vorgetragene Song “Goodbye to yesterday” von Estland.

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Ich habe ihn beim Semifinale zum ersten Mal gehört und mir gefiel sowohl das Duo, als auch die optische Inszenierung. Und ich musste direkt an Jack White und Alicia Keys denken, die sich (meiner Ansicht nach), in ihrem Video zum Bond-Song Another way to die ähnlich präsentiert haben. Nur, dass der estnische Sänger nicht ganz so böse dreinschaut wie White.

Auch zu den Makemakes gibt es was Optisches zu sagen: Das Sakko des Sängers Dominic Muhrer wurde von den Kleidermachern designt und geschneidert. Das ist keine bezahlte Werbung, nur der Designer ist der Sohn meiner Taufpatin. Er hat auf seiner Facebook-Seite geschrieben, dass – in Anspielung auf das brennende Klavier bei den Makemakes – das Sakko nicht abfackeln wird. Zitat: Kein Polyester! Harhar.

Die Makemakes haben dann aus ihrer Not eine Tugend gemacht, ihr Statement zur aktuellen Lage, nachzusehen hier.

Song Contest, vier – LIVE!!!

Gestern wars also dann soweit: wir waren live beim Song Contest in Wien dabei! Das kam so, dass wir schon voriges Jahr, nach dem Sieg von Conchita “beschlossen”, dem Bewerb live vor Ort beizuwohnen – Hintergedanke: wenn es wieder 48 Jahre dauert, bis Österreich den Bewerb gewinnt, wirds eng für uns. Dank des Geschicks eines Freundes haben wir es dann auch tatsächlich geschafft, Karten zu ergattern. Trotzdem war alles total unwirklich, eigentlich auch noch gestern Abend, als wir zur Stadthalle fuhren.

Dazu ist zu sagen: gestern regnete es heftig in Wien, Regenschirme darf man zum Event nicht mitbringen, so haben wir wirklich gehofft, dass das nasse Wetter ein bisschen Pause macht, wenn wir anreisen und so war es dann gottseidank auch. Wir waren kurz vor dem Einlass da, der komplett reibungslos verlief, obwohl um 18.30 sehr viel los war. Es gab zwar einen Security Check wie am Flughafen, aber alles ging sehr schnell vonstatten und die Stimmung war gut. Das ist dann vielleicht wirklich der Unterschied zu anderen Großveranstaltungen wie zb. Fußballmatches: die Zuseher waren alle total gelöst und friedich, die unterschiedlichsten Nationen waren vertreten, besonders viele aus Israel, Spanien und England. Ich hatte keine Sekunde ein ungutes oder unsicheres Gefühl.

23.05.15 - 1

Problemlos bei unseren Sitzplätzen angekommen, warteten wir zuerst auf unsere Freunde und dann auf den Beginn der Pre-Show, die v.a. aus Zuspielungen von alten österreichischen SC-Beiträgen und generell alten Song Contest Hadern bestand. Das Publikum wurde instruiert, es wurde getanzt und geküsst (Kiss-Cam). Eigentlich waren wir alle schon vor Beginn des Bewerbes (der mittels Countdown dann hinuntergezählt wurde) so euphorisch und voller Adrenalin, dass keine Steigerung mehr möglich schien. Doch bei Ertönen der Eurovisions-Hymne Gänsehaut pur. Und: der ORF hat geschafft, was wir alle vielleicht nicht für möglich gehalten haben – nämlich eine tolle Show auf die Bühne (und hoffentlich auch auf den TV-Schirm) gezaubert. Visuell stark, mit einem guten Schuss Fremdenverkehrswerbung für Wien garniert und mit jeder Menge Überraschungen gespickt. Und ohne gröbere Patzer vonstatten gegangen.

Im Saal kristallisierten sich gewisse Favoriten heraus. Da war erstmal die Serbin, deren Auftritt mich live sehr positiv überrascht hat, da war der Australier Guy Sebastian, dem in der Halle große Begeisterung entgegen gebracht wurde (verdient, er kam sehr sympathisch rüber), der Auftritt der österreichischen Formation Makemakes wurde naturgemäß auch besonders bejubelt. Dann kam ein kleiner Durchhänger, auch bei mir, ich war zu dem Zeitpunkt komplett fertig und verschwitzt. Doch zum Ende hin gabs nochmal zwei Kracher mit Russland und Italien – das, glaube ich, den größten Applaus des Abends bekam. Die wuchtige Performance, mit leichter Themenverfehlung (Oper!) war aber auch ein perfekter Abschluss des Show-Teils. Zu diesem Zeitpunkt habe ich an ein Kopfrennen zwischen Serbien, Australien und Italien geglaubt, einfach von der Stimmung im Publikum her.

Das Voting gestaltete sich aber dann doch ziemlich anders. Plötzlich battelten sich Schweden und Russland, was dazu führte, dass die Stimmung im Saal dann auch fast kippte. Die Russin wurde ausgebuht, und zwar nicht wegen ihres Songs (der ja bei der Präsentation begeistert aufgenommen wurde), sondern wegen des politischen Backgrounds, der mitgedacht wurde, sollte Russland als Sieger des Abends hervorgehen. So kanalisierte sich die Stimmung dann Pro-Schweden, wie wir jetzt wissen auch der Gewinner des Bewerbs. Jo. Was soll ich sagen. Es ist ein netter, gefälliger Song, der niemandem wehtut. Der Künstler selbst war nicht mein Fall und seine Wortspenden wirkten auf mich sehr gewollt, aber das ist nur mein Eindruck.

24.05.15 - 1

Im Green Room spielten sich derweil traurige Szenen ab. Denn, bevor ich es vergesse zu erwähnen, Österreich bekam keinen Punkt. Und Deutschland ebenfalls nicht. Während unsere Makemakes das mit Fassung trugen, war die deutsche Sängerin sehr bedrückt und musste von ihrem Trupp, plus später auch von den Co-Verlierern getröstet werden. Sie tat uns ziemlich leid. Ein bisschen Katzenjammer machte sich bei manchen von uns auch breit, da waren wir wieder, ergeben in unser früheres Song Contest Schicksal, letzter Platz. Aber (bei mir zumindest) überwog das echt wunderbare Gefühl, endlich mal einen Song Contest live erlebt zu haben. Wir waren bei den letzten, die gegangen sind, um 2.15 waren wir dann zuhause, Flodo liegt nicht direkt neben der Stadthalle.

Es wird mir ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

P.S. In den nächsten Tagen folgt noch das, was sich hier nicht mehr ausgegangen ist. Harhar. Bis dahin kann man auch bei Song Contest Beobachter Marco Schreuder auf standard.at weiterlesen.

Song Contest, drei

Ok, dieser Eintrag hat nur am Rande mit dem Song Contest zu tun, aber immerhin geht es um Wien, den Austragsort des Events und während unser Event stattfand, ging in der Stadthalle das zweite Semifinale des ESC über die Bühne.

Wir hingegen, wir waren über den Dächern Wiens, in der höchsten Bar der Stadt, der Lounge 57. Diese befindet sich im relativ neuen DC Tower, in Wien Donaustadt. In einem alten Blogeintrag hab ich ihn sogar mal halbfertig gezeigt. Wir haben einen Geburtstag gefeiert und besser gehts fast nicht als Cocktails trinken, kurz vor Sonnenuntergang und dann im Dunkeln die Atmosphäre hoch über den Dächern von Wien genießen.

Die Fotos hab ich aber noch davor gemacht:

22.05.15 - 2

Man sieht sogar unser Zuhause, quasi hinter dem Donauturm, auf der anderen Uferseite, in Wien Floridsdorf:

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Es war ein sehr schöner Abend, bei leckeren Getränken – ich kann speziell den Aperol sauer empfehlen – und später dann, als es schon ganz dunkel haben, sahen wir sogar aus der Ferne das ESC Logo am Ringturm. Ha! Dramaturgische Klammer geschafft!

Und morgen dann: Song Contest live!

Song Contest, eins

Meine Leser abseits von Wien werden es nicht wissen, wir stimmen uns schon mal mittels Aktionen zur Abfallbeseitigung auf den nahenden Song Contest ein!

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Kreativerweise nennt sich das Ganze: Eurowischn Putz Contest und hat Slogans wie “Shit, des is ka Hit”, “Dafür gibts kan Applaus” oder auch (in Anspielung auf Tauben, die Abfall fressen): “Ka tolles Publikum”.

Die Aktion gibts aber nicht speziell wegen des Songcontests, sondern schon einige Jahre, aber man nimmt sich dieses Jahr eben den Bewerb als Motivationsmotor.

Vorboten des Song Contest’

Seit vergangenem Freitag haben “wir” Österreicher nun einen offziellen Songcontest Starter für Wien im Mai.

Nachdem halb Österreich wohl damit gerechnet hat, dass es bestensfalls für einen halbgaren mittelmäßig peinlichen Act reichen wird (Wien will sicher nicht nochmal hosten und vor dem Sieg der Wurst voriges Jahr haben wir uns beim Bewerb ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert), muss ich doch nun sagen, ja, wir haben eine gute Band mit einer guten Nummer gefunden. Es gab zur Ermittlung des Starters einige Shows, ich habe keine einzige gesehen, aber was ich so gehört habe, waren die Makemakes (was soll das eigentlich übersetzt bedeuten? Ah ok, wer Wikipedia lesen kann, ist im Vorteil) nicht die einzigen, die mit Qualität überrascht haben. Ich denke also, wir können guten Mutes zumindest mit einem Achtungserfolg in Wien am 23. Mai rechnen.

Apropos wiederholte Siege in Folge: das gab es in der Songcontest schon ein paar Mal, von 1992-1994 hat es Irland sogar geschafft, dreimal hintereinander zu gewinnen und es war kein Mal mit Johnny Logan als Performer (allerdings hat er einen der Siegersongs geschrieben). Irland würde ein neuerlicher Sieg langsam gut zu Gesicht stehen, liegt der letzte Gewinn doch fast 20 Jahre zurück. Und Irene in Irland würde dann sicher auch darüber berichten, nicht wahr??? Gut, für österreichische Verhältnisse eine relativ kurze Zeitspanne, aber für die erfolgsverwöhnten Iren doch eine lange Durststrecke.

Lustig war, als damals Italien mit Toto Cotugno und Insieme sehr ambitionslos gewonnen hat (der Song ist sehr gut gealtert, finde ich), waren die Italiener offenbar so panisch, dass sie den Bewerb nochmal austragen müssen, dass sie im nächsten Jahr einen 50 plus Cantautore am Klavier einen scheinbar chancenlosen Song vortragen ließen, der es dann doch auf Platz sieben schaffte. Als die Band Jalisse 1997 den vierten Platz belegten, setzen sie überhaupt erschrocken bis 2011 aus. Um dann aus dem Stand gleich Zweiter zu werden.  Das liegt auch daran, weil sie meist Interpreten zum Bewerb entsenden, die vorher das landesinterne Sanremo Festival gewonnen haben.

Gewonnen, drei!!!

Ein paar letzte Betrachtungen.

Natürlich bringt der österreichische Sieg auch mit sich, dass niemand hier so richtig damit umzugehen weiß. Wir haben alles andere als eine institutionalisierte Vorgehensweise für den Fall der Fälle. Das fängt damit an, dass nach einem österreichischen Sieg im TV irgendeine Serie bzw. ein Film gesendet wird. So als wäre nix gewesen. Wie Guido Tartarotti im Kurier schrieb: zumindest ein low cost best of Song Contest Hits wäre doch drinnen gewesen.

Und dann die Frage: wo tragen wir den Song Contest aus? Für Wiener natürlich klar: in Wien. Alle anderen Bundesländer sind der Meinung, dass ihr jeweiliges Bundesland natürlich wesentlich prädestinierter dafür wäre. Aber auch hier in Wien sind wir unschlüssig, wo der Bewerb denn durchzuführen wäre. Wir haben die Stadthalle, die allerdings etwas verstaubt ist. Wir haben äh, die Rinderhallen in St. Marx, wo ich täglich vorbeigehe. Wir haben, hm, äh, die Lugner City. Just kidding. Was haben wir noch? Öhm… na ja, es ist noch ein Jahr Zeit.

Und dann: wer soll moderieren? Ich weiß nur, wer nicht moderieren sollte: Alfons Haider. BITTE NICHT. Ich halte ihn beim Opernball schon nicht aus. Angedacht sind Miriam Weichselbraun, Grissemann und Stermann, sogar Christoph Waltz. Mal sehen. Wir haben ja noch ein Jahr Zeit. Ach ja, das sagte ich schon.

Der nächste Songcontest findet also am 16. Mai irgendwo in Österreich statt. Soviel ist sicher.

Gewonnen, zwei!!!

Neues aus der Rubrik “Leser wünschen, Mrs Almi schreibt”:

Ursprünglich war dieses ja zum Song Contest nichts geplant. Mr. Almi war nämlich auf eine Geburtstagsfeier eingeladen, ich würde also Adrian schlafen legen und den Abend dann alleine auf dem Sofa verbringen. So der Plan. Nur kristallisierte sich allerdings beim Halbfinale heraus, dass Österreich vielleicht doch nicht so schlechte Chancen haben würde (nicht auf den Sieg vielleicht, aber Top 5 schienen greifbar) und Freunde klopften virtuell an, ob sie nicht vorbeikommen könnten. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob das so gut klappen würde, da Adrian dann sicherlich nicht ins Bett zu kriegen wäre, aber dann dachte ich, was wenn dann wirklich dieses historische Ding passiert und ich kann mit niemandem jubeln? Also ja, dann machen wir es so.

Und gut wars! Denn wir waren alle dabei, als Geschichte geschrieben wurde. Für uns Österreicher ist es ja so, dass wir ein paar Dinge quasi als nationalidentitätsstifend von Generation zu Generation weitergegeben bekommen. Das k. und k. Gedöns, die Mozartkugeln, der Opernball, dass wir gut beim Schifahren und schlecht beim Fußball sind. Und: dass wir es nie (wieder) schaffen werden, den Song Contest zu gewinnen. Als ich 1976 geboren wurde, war der letzte und bislang einzige Sieg beim SC bereits zehn Jahre her (Udo Jürgens – Merci Cherie). Ich habe mich trotzdem, besonders in meinen Teeniejahren, sehr für den Bewerb interessiert und mit ebenfalls SC-affinen Freudinnen teilweise skurille Songs in fremden Sprachen auswendig singen können. Dann kamen die Grissemann/Stermann Jahre, und die Blödelphase des Song Contests. Und dann Jahre, wo ich gar nicht mehr zuschaute, weil es frustrierend war.

Eine Konstante durch all diese Zeit war nämlich: Österreich war entweder nicht dabei oder schnitt mehr oder weniger schlecht ab, öfters erlangten unsere Interpreteten nicht mal einen Punkt. Das einzige wirkliche Highlight war im Jahr 1989 Nur ein Lied von Thomas Forstner, das den fünften Platz belegte (und von Dieter Bohlen komponiert und produziert wurde). Das ist heuer 25 Jahre her.

Und dann, ja, die denkwürdige Woche, in der sich Conchita Wurst plötzlich zur (Mit)Favoritin herauskristallisierte. Sie hatte das Momentum auf ihrer Seite. Einen eingängigen Song, der vor allem live hervorragend wirkt, eine gute Stimme, eine stimmige Performance, und eine Botschaft, die anscheinend genau den Zeitgeist traf. Ja und auch einen Bart.

Wir zitterten also zu sechst (bzw. siebent) vorm TV. Der Auftritt gelang nach anfänglicher Nervosität sehr gut. Adrian hielt fast alle 26 Songs durch und ging dann freiwillig ins Bett. Und dann also das Zittern beim Voting. Die Längerjurys werden ja so aufgerufen, dass eine größtmögliche Spannung erhalten bleibt. Von der ersten Jury bekamen wir einen Punkt. Also, so scherzten wir, würde das wohl die schlechteste Wertung des Abends für Wurst sein. Dass wir damit gar nicht so unrecht hatten, daran glaubten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wirklich.

Wir bekamen von Griechenland 12 Punkte. Dann zog Schwerden voran. Wir holten etwas auf. Plötzlich waren wir am ersten Platz. Keiner von den Anwesenden hatte Österreich jemals auf dem ersten Platz einer SC-Wertung gesehen. Die Smartphones wurden gezückt (das muss man festhalten, so lange es dauert). Und es dauerte an. Dann rückten die Niederlande an uns heran. Waren dann auch mal vorne. Aber wir blieben knapp dran. Und dann kamen sie, die Wertungen, wo wir plötzlich andauernd 12 Punkte kassierten. Großbritannien. Spanien. Italien, Schweiz,Schweden, Israel (!) – Austria 12 points. Es war sagenhaft. Sowas hatten wir noch nicht erlebt. Das höchste der Gefühle bisher war, wenn wir von der rechten Spalte der teilnehmenden Länder (die letzten 13, 14) in die erste Spalte wechselten. Und dann rechnete ein Freund vor, dass wenn die Niederlande jetzt nur so und soviele Punkte bekämen, wir fix Sieger wären.

Und genau das geschah drei Minuten später. Wir jubelten, wir hüpften, wir machten ein Selfie, wir checken Facebook und Twitter, wo die Hölle los war, wir plünderten meinen Kühlschrank, in dem sich noch eine Picollosektfalsche (ja, ich führe ein wildes und ausschweifendes Leben…) befand und tranken sie zu sechst. Es war so cool! So unglaublich. Ich fühlte mich als hätte ich eine große Sektflasche ganz alleine ausgetrunken. Um eins gingen die Freunde. Um zwei kam der Mann. Bis drei erzählte ich ihm vom Bewerb und um 6.30 wollte Adrian (der übrigens ein ganz anderes Song Contest Mindset auf den Weg mitbekommen wird) aufstehen. Da war ich dann wieder in der Realität gelandet. Harhar.

Nächstes Jahr also dann in Österreich!!! See you there!