almis personal blog

The Second Act

Gestern habe ich mir The Second Act von Quentin Dupieux angesehen. Ein Film, der bereits bei der Viennale lief. Dupieux hat wohl schon einige sonderbare Filme gedreht, was ich ja ganz gerne mag, aber ich habe bisher keinen davon gesehen. Und nach The Second Act bin ich auch nicht sicher, ob ich etwas davon nachholen will, sorry, harhar.

Der Inhalt des Films wird damit umrissen, dass David (Louis Garrel) von Florence (Lea Seydoux) umschwärmt wird, an der er aber kein Interesse hat und deshalb versucht, sie seinem Freund Willy (Raphaël Quenard) schmackhaft zu machen. Das Ganze gipfelt in einem Zusammentreffen,bei dem auch der Vater von Florence (Vincent Lindon) anwesend ist. Aber das ist nur eine Facette dieses Filmes…

!!! ACHTUNG INHALTSSPOILER FOLGEN !!!

Oben geschilderter Plot ist nämlich nur der Film im Film. Denn tatsächlich sind die vier genannten Protagonisten Schauspieler, die in einem Film spielen, der das angesprochene Thema hat. Das wird ziemlich schnell klar, da die vierte Wand gebrochen wird, und die Schauspieler zum Publikum sprechen. Aha denkt man sich als Zuseherin, hier können wir einen Blick hinter die Kulissen werfen und bei Dreharbeiten dabei sein, was ich ja als Cineastin immer sehr interessant finde. Aber das ist es dann irgendwie auch nicht. Denn die Hintergrundarbeit (Drehbuch und Regie) bei dem Film wird von einer KI ausgeführt, die nur mittels Tablet in Erscheinung tritt.

Ok, denkt man sich, das ist am Puls der Zeit, Fragestellungen zu neuen Technolgien, zu prekärer Beschäftigung, sowie Kunst und Kommerz, ebenso wie Dialoge, die sich um Cancel-Culture, Transsexualität und Wokeness drehen. Aber das Ganze ist, ich kanns nicht anders sagen, auch ziemlich blutleer. Die Charaktere der Schauspieler vermischen sich mit denen der Privatpersonen, doch viel mehr als Platitüden kommen dabei meines Erachtens nicht heraus. Ich habe ja die Vermutung, dass die Metaebene hier vor allem deshalb existiert, um dem Film eine Relevanz zu geben, die das Drehbuch, das mir eher lieblos und oberflächlich gefertigt erscheint, für mich nicht hat.

Ja, es gibt ein paar recht amüsante Szenen (in einem Review hab ich sehr passend “somewhat funny” gelesen), aber alles in allem führt das für mich nirgendwohin. Ich mag Metaebenen in Filmen an sich schon ganz gerne, wenn sie dosiert eingesetzt werden und der Film auch ohne sie etwas zu sagen hat und für sich stehen kann. Aber das ist hier nicht der Fall. Ich habe nur darauf gewartet, dass Vincent Lindon auch noch seine früherere Beziehung zu Caroline von Monaco erwähnt. Tja, und speaking of Lindon – die allesamt sehr guten Schauspieler sind hier ziemlich, naja verschwendet ist zu viel gesagt, sie retten vielmehr das, was zu retten ist.

The Second Act wurde innerhalb von zwei Wochen irgendwo am Land im winterlich-trüben Frankreich gedreht, und sieht auch nach Low Budget in jeder Beziehung aus. Dabei hätte man aus der Grundidee vieles machen können. Ein bisschen schade.

Emilia Pérez

Am Donnerstag habe ich mir zum zweiten Mal Emilia Pérez angeschaut. Das Kind danach: Und, schaust ihn nochmal? Ich: Vielleicht. Ich finde denn Film sooo schön. Trotzdem traue ich mich nicht, ihn wirklich jemanden zu empfehlen, weil er schon auch sehr schräg ist und mir jemand auf meine Empfehlung hin danach auch sagen könnte: WTF? Ja, es ist diese Art von Film. Es ist quasi das Gegenteil von Crowdpleaser Konklave, wo ich mir denke, dass den alle irgendwie mögen. Ich werde aber versuchen, meine Eindrücke darzulegen

Emilia Perez ist das neue Werk des französischen Regisseurs Jacques Audiard. Es geht darum, dass der mexikanische Kartellboss Manitas del Monte (Karla Sofía Gascón) schon seit jeher den Wunsch hat, eine Frau zu werden. Er wendet sich an die ambitionierte Anwältin Rita Moro Castro (Zoe Saldana), die sich auch durch erzwunge Kooperation mit dem System nur halbwegs über Wasser halten kann. Rita soll ihm gegen sehr gute Bezahlung helfen, eine passende Klinik im Ausland zu finden und sich danach um seine Frau Jessi (Selena Gomez) und die beiden kleinen Söhne zu kümmern. Denn er hat nicht vor, seiner Familie von seinen Plänen zu erzählen und muss sie deshalb hinter sich lassen. Rita macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Arzt…

ACHTUNG MILDE SPOILER

Wie ich schon kurz während der Viennale erörtert habe: Dieser Film “geht” eigentlich nicht. Er ist in einem korrupten, umbarmherzigen Mexiko angesiedelt, er handelt von Transition eines “Capos”, es wird gesungen und getanzt als gäbe es kein Morgen und ein bisschen ist er auch ein Märchen, würde ich sagen. Zielgruppe: Nicht unbedingt vorhanden.

Dem Film wird außerdem gleichzeitig vorgeworfen Trans-Propaganda zu betreiben und transfeindlich zu sein. Ich würde sagen: Alles richtig gemacht. Tatsächlich stimmen m.E. beide Befunde nicht. Denn hier geht es nicht um irgendwelche Pronomen, dieser Film hat keine Agenda oder Ideologie und will das Publikum von nichts überzeugen, aber er geht sehr empathisch mit seiner Protagonistin um; und: er will einfach nur eine Geschichte erzählen. Und wie angenehm ist das! Einfach eine Geschichte ohne Belehrungen. Eine individuelle Erfahrung, ohne Anspruch auf Zwang irgendein gesellschaftspolitisches Statement zu generieren. Oder wie Christian Fuchs im fm4 Filmpodcast sehr zutreffend sagte (noch ohne den Film zu kennen): “Audiard ist jemand, der immer ein bisschen am Zeitgeist dran ist, aber so seinen eigenen Blick auf manche Dinge hat.” Genau das.

In der kommenden Oscar Season wird noch darüber diskutiert werden, wieso Karla Sofia Gascón als Hauptdarstellerin ins Rennen geht, und Zoe Saldana als Nebendarstellerin. Saldana hat sogar fünf Minuten mehr Sceentime. Als ich Emilia Perez das erste mal gesehen habe, bin ich gefühlsmäßig eher bei Saldana, also der Anwältin, gewesen, diesmal bei Gascon als Manitas/Emilia. Das ist ein interessantes Phänomen, das ich so noch nicht erlebt habe. Aber hier haben wir es tatsächlich mit zwei “Leads” zu tun, Selena Gomez ist ganz eindeutig die Nebendarstellerin. Alle drei sind so unterschiedlich, aber jede für sich absolut überzeugend.

Vor allem aber fasziniert mich Emilia Perez, weil dieser Film für mich ein bizarres audiovisuelles Kunstwerk ist. Ich liebe die Musik, die oft melancholisch-rezitativ und aber auch catchy ist. Es gibt Szenen, da kann man lachen und weinen gleichzeitig. Hier wird das Laden von Maschinengewehren zu einer Art choreografisch durchkomponierten Tanz. Noch nie sah Mexiko City so schön aus. Es geht um Selbstermächtigung, Empathie und Buße. Ich liebe das wirklich sehr, deshalb sind mir die Dinge, die man vielleicht hier und da beanstanden könnte, egal. Ich werde vermutlich noch öfter was dazu schreiben, bis zu den Oscars. Sorry. Harhar.

Conklave, zwei

Der Regisseur von Conklave ist übrigens der deutsch-österreichisch-schweizerische (die Quelle sagen unterschiedliches) Edward Berger, der vor zwei Jahren Im Westen nichts Neues gedreht hat und damit sehr erfolgreich war. Ich habe den Film nicht gesehen, weil ich eine gewisse Scheu vor Kriegsfilmen habe.

Mit Conklave bringt er wieder einen Film über eine Gruppe von Männern heraus, die auch irgendwie Krieg führen, was auch im Film ausgesprochen wird. Lawrence sagt während einer Diskussion zu Bertini einmal, das sei ja eine Papstwahl und kein Krieg und Bertini daraufhin: “It is a war!!! And you have to commit to one side”.

Mein allerliebstes Zitat aus diesem Film (es kommt auch im Trailer vor, also nicht wirklich ein Spoiler) ist etwas, was Kardinal Lawrence in seiner Ansprache vor Beginn der Papstwahl sagt:

There is one sin, which I come to fear above all others. Certainty. If there was only certainty and no doubt, there will be no mystery and therefore no need for faith.

Das gefällt mir sehr gut, weil es irgendwie zum Leben passt, auch wenn man kein Kardinal ist. Es ist nicht alles immer so klar wie es vielleicht scheint. Und die Ambition von Menschen anderen permanent ihre Sichtweise aufdrängen zu müssen und nichts anderes gelten zu lassen, das ist ja ein Grundübel der Gesellschaft in der letzten Zeit. Ich finde, das verengt unnötig den Blick auf ja, eigentlich alles und es nimmt nicht nur das Geheimnis, sondern auch die Freiheit, die man hat.

Wenn man also Lust hat auf gute Schauspieler, Spannung, feine Dialoge und schöne Bilder hat – der Vatikan ist schon sehr fotogen und es sieht toll aus, wenn zum Beispiel alle Kardinäle im Regen mit weißen Schirmen über den Innenhof laufen – dann anschauen. Es wird übrigens auch gevapt und am Smartphone herumgewischt. Und es gibt tatsächlich eine Frau im Vatikan: Isabella Rossellini in einer Schlüssel-(Neben)rolle.

Conklave, eins

Vor einigen Tagen habe ich den heurigen Oscar-Crowdpleaser gesehen, wie ich ihn nennen möchte.

Also einen Film, der durchaus anspruchsvoll und ein wenig artsy ist, dabei aber auch ziemlich spannend und amüsant erzählt wird und zwar Conklave. Solche FIlme sind in hohem Maße Oscar-verdächtig, weil sie nicht polarisieren und vermutlich den meisten Juroren gefallen und deshalb wohl auch von vielen Stimmen bekommen werden. Weil bei den Oscars gibt man ja nicht nur Stimmen für den Lieblingsfilm ab, sondern eine Rangreihung.

In Conklave geht es jedenfalls – wie der recht technokratische Titel schon sagt – um eine Zusammenkunft aller Kardinäle nach dem Tod des bis dahin amtierenden Papstes. Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) wird dazu auserkoren, die Wahl zu leiten, obwohl er sich selbst nicht gerade als Manager sieht und generell aktuell ein paar Probleme mit seiner Kirche und dem Glauben hat. Er selbst unterstützt den progressiven Aldo Bertini (Stanley Tucci), der sich nicht um das Amt reißt, aber andere (repressive) Kräfte verhindern will. Und dann beginnt das doch sehr intrigante Spiel um die Macht…

Als Zuseherin ist man ja immer recht schnell in den Bann gezogen, wenn man sich in einem Setting vorfindet, in dem Menschen bewusst isoliert werden und in ritualisierter und streng reglementierter Form etwas wichtiges entschieden werden soll, weil das so viel Raum für spannende Gruppendynamiken aller Art bietet. Oder wie das Votivkino in seiner Kritik schrieb: “Germanys Next Topmodell meets the Vatican. Nur einer kann der nächste Papst werden.”

Dabei spielt die Religion selbst in Conklave eine geringere Rolle als man glauben könnte. Natürlich geht es ein bisschen um Konservatismus versus Aufbruch, mehr geht es allerdings um das universelle Thema Gruppenbildung bzw. Spaltung, und noch mehr um Intrige, Manipulation und wie man in einem toxischen Umfeld authentisch bleiben und das Richtige tun kann, wie Kardinal Lawrence. Lawrence ist ein guter Mensch, aber auch ein zweifelnder, ein (auch sich selbst) hinterfragender. Die Rolle des Managers der Papstwahl überfordert ihn permanent.

Ralph Fiennes ist hier so super und man kann sich generell nur wundern über die “Range”, die er hat. Vom Shakespeare Darsteller im Theater – das merkt man auch hier sehr an seiner Sprache – über den männlichen Part von epischen Liebesgeschichten wie Der englische Patient, vom schrecklichsten aller schrecklichen Nazis Amon Göth in Schindlers Liste zu hippen Typen in italienischen Thrillern wie A Bigger Splash bis zu sehr komödiantischen Rollen wie als Concergie in The Grand Budapest Hotel oder als wahnsinniger Küchenchef in The Menu. Für seinen Nebendarsteller gilt fast das Gegenteil, ich zitiere das Votivkino “Stanley Tucci als Stanley Tucci, wir lieben ihn, auch wenn er immer dieselbe Rolle spielt.” Harhar

to be continued…

In der Mittagspause

Heute habe ich gelesen, dass Rust, der Film, in dem Alec Baldwin eine Kamerafrau erschossen hat, Premiere hat und ich hab ein bisschen in der Internet Movie Database recherchiert und festgestellt, dass der Film tatsächlich schon einen Preis gewonnen hat, was mich gewundert hat. Allerdings, aha, den Hall of Shame Preis der Alliance of Women Film Journalists.

Und so habe ich meine ganze Mittagspause damit verbracht, zu stöbern, welche teilweise sehr amüsanten teilweise auch sehr woken (das muss heuzutage wohl sein) Preiskategorien und Begründungen es bei dieser Organisation gibt.

Es gibt etwa den Actress Defying Age and Ageism Preis – jede, die den bekommt, müsste ja eigentlich drauf sagen: “Habt ihr mich gerade alt genannt?” Und gleichzeitig gibt es aber auch den Preis für Most Egregious Age Difference Between the Leading Man and the Love Interest. Ist das nicht auch Ageism, wenn man es genau nimmt?

Dann gibt es so lustige Preiskategorien wie Actress Most in Need of a New Agent und Sequel/Remake that Should Not Have Been Made oder Movie You Wanted To Love But Just Couldn’t. Es gibt auch eine Kategorie für Unforgettable Moment – den hat dann zum Beispiel einmal der Stummfilm The Artist gewonnen, und zwar für “The sound of the glass clinking on the table” und Inception war nominiert für: “Paris folds in on itself.” Der Female Icon Award ging einmal an Jennifer Lawrence für “handling her high degree of celebrity extremely well.” Ich weiß teilweise nicht, ist das Satire oder ernst gemeint?

In der Hall of Shame findet man – außer Alec Baldwin und seine Crew – natürlich auch so Menschen wie Harvey Weinstein, aber auch jemand wie Christopher Nolan “for insisting that Tenet be screened exclusively in theaters during a pandemic.” Na was für ein Orsch bitte, der jahrelang an einem Film arbeitet und ihn dann auch in Kinos aufgeführt sehen will, wie kann er nur?? Gerade, dass sie ihn nicht “Coronaleugner” nennen. Harhar.

Na jedenfalls war das eine sehr kurzweilige Mittagspause.

The Room Next Door

Nun noch etwas mehr zu The Room Next Door, von Pedro Almodovar.

Die erfolgreiche Autorin Ingrid (Julianne Moore) hat gerade ein neues Buch veröffentlicht, in dem es um ihre Angst vor dem Tod geht. Wie es der Zufall so will, trifft sie auf ihre alte Freundin Martha (Tilda Swinton), die Krebs im Endstadium hat. Martha möchte ihrem Leben mittels Pille aus dem Darknet selbstbestimmt ein Ende setzen, und sucht jemand, der im “room next door” bleibt. Nachdem sich nicht sehr viele Menschen darum reißen, diese Aufgabe zu übernehmen, fragt Martha irgendwann Ingrid, ob sie diese Person sein will, die nebenan wohnt und bei ihr bleibt, bis es soweit ist…

SPOILER MÖGLICH

Dass dies Almodovars erster englischsprachiger Film ist, merkt man tatsächlich deutlich an der Sprache. Und damit meine ich jetzt nicht, dass alle englisch sprechen statt spanisch, nein, sie sprechen englisch, als würden sie in Wahrheit spanisch sprechen. Versteht das irgendjemand? Harhar. Ingrid und vor allem Martha sprechen anfangs viel zu viel und viel zu schnell. Ich habe mir gedacht, irgendwie passt das nicht und habe mir dann überlegt, wäre es spanisch, würde es mich wahrscheinlich nicht “stören”. Generell wird aber im ersten Teil des Filmes viel zu viel geredet. Martha erzählt Ingrid Dinge, die Ingrid als so gute frühere Freundin bereits wissen sollte. Es ist schon klar, dass Almodovar will, dass auch wir diese erfahren, aber das war mir irgendwie zu platt. Die Rückblenden sind auch eher so mittel.

Dann gibt es auch hier wieder einen ur nervigen Nebencharaker (it’s a thing derzeit), nämlich Damian (John Turturro) mit dem beide Frauen vor langer Zeit einmal (nacheinander) zusammen waren. Und ich hoffe sehr, dass er damals nicht so mühsam war, weil sonst ist die Faszination schwer nachvollziehbar. Jedenfalls trifft er sich einmal mit Ingrid, spricht er davon, dass er schon wieder Großvater wird und das sei ja so unverantwortlich in der heutigen Zeit wegen Klima bla bla. Ingrid weist ihn dann daraufhin, dass er sehr selbstgerecht sei und es ihm außerdem nicht zustehe, quasi allen anderen die Laune zu verderben, nur weil er irgendwelche Horrorszenarien in seinem Kopf durchspielt. So super, die Antwort! Jedenfalls erläutert sie dann, dass man sich auch Gedanken über etwas machen kann, und trotzdem den Augenblick genießen, so wie Martha das täte, die genau wisse, dass ihre Tage gezählt seien.

Generell wird The Room Next Door immer besser, je länger der Film dauert, je mehr Momente Ingrid und Martha alleine haben, und am besten ist er da, wenn sie im Ferienhaus sind und reden, sich alte Filme ansehen, in Büchern blättern, in den Wald gehen. Das fühlt es sich richtig geborgen, fast gemütlich an, obwohl das Thema ja alles andere als das ist. Ich verzeihe diesem Film möglicherweise auch ein paar Schwächen, weil er so gut diese gewisse Stimmung vermitteln kann, in Frieden mit der Welt zu sein. Trotz allem. Wie schon gesagt: Der Film ist sehr berührend, aber er ist nicht wirklich traurig, zumindest empfand ich es nicht so. Ein paar Almodovar’sche Trademarks wie die starken Frauenfiguren, die schrillen Farben, ein paar Skurilitäten gibt es – aber so ein theatralisches spanisches Musikstück hätte hier natürlich auch gut gepasst, nur gibt es das nicht, weil wir sind ja in den USA.

Ich habe jetzt nachgezählt: ich habe 16 von den 23 “großen” Almodovar Filmen gesehen. Da geht noch was!

Der blaue Himmel

Der eher selbstgerechte Rückzug von so called “Austro Twitter” (tatsächlich ein paar Medienleute, die sich aber für die Essenz der Plattform hielten) zu Blue Sky hat ja meiner Ansicht nach etwas über Gebühr Staub aufgewirbelt.

Es kann und soll ja jeder machen was er möchte, es ist ein freies Land, aber ich kann gut auf endlose Diskussionen darüber verzichten und auch auf Artikel mit dem Titel “Helden des Rückzugs”(oder soll das Satire sein?) und ich will auch nicht hören, dass die Auswahl eines Social Media Dienstes mit Moral und der Liebe zur Meinungsfreiheit zu tun hat. Vor allem, wenn viele, die gehen eh jeden geblockt haben, der andere Ansichten hatte. Oder auch nur etwas von jemandem gelikt hat, das ihnen nicht gepasst hat; ist mir selbst passiert. Wie jemand heute schrieb: Mir ist egal, in welchem sozialen Medium diese Journalisten nicht mit mir kommunzieren. Harhar.

Und nein, lieber Falter, ich brauche dazu auch kein Pro und Contra und wir müssen jetzt nicht wieder alle verunglimpfen, die auf X bleiben. Bitte. Danke.

Interessant

Gestern hatte meine Mutter Geburtstag und hat zwei Freundinnen, das Kind und mich zum Ganslessen in ein Lokal beim Garten eingeladen.

Gleich am Anfang wurde festgestellt, dass meine Mutter fast ein halbes Jahr jünger als Trump wäre und somit noch alles mögliche werden könnte. Danach wurde ich von den Freundinnen bezüglich der neuesten Filme befragt. Ich hatte am Vorabend The Room Next Door gesehen. Beide sagten unabhängig voneinander, dass das wohl schwere Kost wäre, und ich meinte dann ja schon, aber es sei eben auch Almodovar, da ist alles nicht ganz so tragisch wie es sein könnte. The Room Next Door ist ein sehr berührender Film, dabei aber nicht deprimierend. Diese Balance schafft Almodovar gut.

Während das Kind zur Feier des Tages Cola Rum bestellte, wurden dann diverse “Familienthemen” angeschnitten, sodass ich mir am liebsten auch gleich ein Cola Rum bestellt hätte. Zum Beispiel erwähnte meine Mutter, dass ich für sie so fremd und anders sei, während sie und das (=mein) Kind viel mehr gemeinsam hätten. Ich würde alles so schwer nehmen und hinterfragen, vor allem mich selbst und bla bla. Ich mein, es ist eh nicht falsch. Harhar. Ich sagte nichts weiter dazu, weil es ja ihr Geburtstag war und außerdem hatte ich zuvor eine Podcast Folge gehört, in der gesagt wurde, man solle Dinge einfach mal so nehmen, wie sie kämen, ohne sie zu bewerten. Und nur so etwas denken wie: “Hm, interessant.”

Dann meinte die eine Freundin meiner Mutter, dass mein Vater früher immer so kluge und amüsante Dinge erzählt hätte und sie ihn dafür sehr geschätzt hatte, aber, dass sie es nicht verstehen könne, wieso er mich speziell am Ende seines Lebens so “verlassen” hätte. Ich antwortete dann wahrheitsgemäß, dass ich das auch nicht wisse. Und die Freundin dann, ich könne nächstes Jahr gerne mit meiner Mutter ins Burgenland zu ihr auf Besuch kommen, sie hätte noch ein Zimmer frei; es gäbe zwar dort nichts besonderes, aber wir können ja über Filme und Bücher und Theater reden. Das fand ich sehr nett.

Danach waren wir noch im Haus, das eine gemütliche Wärme ausstrahlte, das Kind legte sich hin und schlief zwei Stunden und wir tranken Kaffee und plauderten noch ein bisschen. Ich dachte mir, irgendwann schreibe ich einen Roman über Familie. Aber zuerst schreibe ich mein derzeitiges Buch fertig, an dem ich irgendwie auch so gern festhalte, weil es eine Verbindung zu jemanden ist, an den ich immer denke. Aber wahrscheinlich wird auch alles weitere, was ich jemals schreibe, diese Verbindung beinhalten.

Dann dachte ich, irgendwann in der Zukunft werde ich alles verstehen und alles wird Sinn ergeben. Oder auch nicht und ich denke mir einfach weiterhin: “Hm, interessant.” Harhar.

Better

Heute war ich immer noch ziemlich niedergeschlagen.

Eine Freundin hat mir einen Link zu einer Literaturagentur geschickt, denen man eine kurze Leseprobe schicken kann und sie geben Feedback. Ich habe also meinen Mut zusammengenommen und ein Kapitel aus meinem “Langtext” hingeschickt, das ich als ziemlich fertig erachte. Bin neugierig, ob wirklich jemand zurückschreibt, aber das hat meine Laune ein bisschen gehoben.

Dann habe ich beschlossen, ins Kino zu gehen, weil ich mich dort immer wohl und geborgen fühle. Ich habe mir den österreichischen Film Mond von Kurtwin Ayub angesehen, der mir recht gut gefallen hat. Und wie immer, wenn es im Saal dunkel wird, fühle ich mich tatsächlich besser, da muss der Film noch gar nicht angefangen haben.

Zum Heimfahren hatte ich zwei Nachrichten. Das Kind hat mir ein Reel geschickt, das mir sagte, dass er keinen Lottogewinn braucht, weil er hat die beste Mama. Und dann habe ich von jemanden, der mir sehr wichtig ist, wieder etwas interessantes geschickt bekommen. Beides hat mir sehr gut getan. Vielleicht ist mir die eine oder andere Träne in der U6 über die Wangen gelaufen, aber näheres weiß man nicht.

American Psycho, eins

Vor kurzem wurde bekannt, dass Regisseur Luca Guadagnino (unter anderem Call me by your name, Challengers) American Psycho neu verfilmen will. Ja, den Roman von Bret Easton Ellis, der in den späten 1990er Jahren auf dem Index jugendgefährdeter Schriften stand und mich als Jugendliche interessierte. Ich habe American Psycho gelesen, bevor er indiziert wurde, meine englische Ausgabe ist aus dem Erscheinungsjahr 1991 und ich fand den Roman damals ur oarg, aber auch teilweise sehr witzig und interessant.

Jedenfalls gab es jetzt generell zwei Reaktionen auf diese Ankündigung der Neuverfilmung:

  1. Oh bitte nicht, das Buch ist unverfilmbar und wurde außerdem schon sehr gelungen von Mary Harron verfilmt (ja wirklich, das schreiben die Leute in einem Satz, harhar)
  2. Bitte Jacob Elordi als Patrick Bateman casten

Ich habe das zum Anlass genommen, den Roman noch einmal zu lesen und möchte hier die eine oder andere Sache dazu sagen, zuvor aber: worum geht es überhaupt?

Der 26-jährige Patrick Bateman (im bereits existierenden Film dargestellt von Christian Bale), der aus einer sehr reichen Familie stammt und aus finanziellen Gründen nicht arbeiten müsste, es aber aus innerem Zwang zur Konformität doch tut, und zwar natürlich an der Wall Street, ist der Protagonist dieser Geschichte. Er ist zwar durchaus gebildet und kulturinteressiert, lebt aber ein komplett oberflächliches Leben, in dem es vor allem darum geht, welche Kleidung man trägt, wo man zu Abend isst und wer die stilvollere Visitenkarte hat. Bateman hat eine Verlobte, trifft aber auch andere Frauen und Prostituierte. Nebenbei ist er ein naja, Serienmörder. Oder…?

Mehr dazu morgen, Cliffhanger!