almis personal blog

Ins Wochenende

Die Woche war irgendwie anstrengend, viel zu grübeln, zu organisieren und auch viel zu viel gefühlt, was macht man da? Richtig, zuerst mal Bücher schauen gehen…

Literatur über Literatur, klingt sehr interessant

… da ging es mir schon etwas besser. Und dann Mittagessen mit L. im Vapiano. (Unbezahlte Werbung)

Da konnten wir uns gegenseitig unseren Mental Overload, (c) L. – genial! – klagen und dabei schmausen. Manche Probleme können mit Pasta und Süßem doch etwas gelindert werden.

Einmal Tagespasta Avocado, einmal Spagetthi Carbonara, gebt mir so viel Fett und Speck wie möglich….
…und Schokolade und Zucker, auch harhar.

Ich habe mich danach wirklich gut gefühlt, hoffe, das beruht auf Gegenseitigkeit. Und nächstes Jahr wird alles einfacher, das haben wir jetzt mal beschlossen. harhar.

Am Abend dann ein anderer Stimmungsaufheller, Film schauen. Diesmal Hedda auf prime, nach Henrik Ibsen. Aber Hedda Gabler ist hier eine woman of colour und ihr Ex ist eine Frau. Kurz zusammengefasst: Hätte ein Mann diesen Film gedreht, würde das Fazit lauten was für eine misogyne Frechheit, aber nachdem die Regie von einer Frau ist, ist es progressiv und mutig, harhar. Auch das hat mich komischerweise aufgemuntert, auch wenn ich den Film nicht empfehlen kann, harhar.

Jetzt Podcast hören, einschlafen und jemand im Traum suchen, wie jede Nacht.

In die Sonne schauen

In die Sonne schauen ist die diesjährige deutsche Einreichung für die Oscar-Kategorie “Best international Film.” Es handelt sich um das zweite Werk der Regisseurin Mascha Schilinski und ich habe den Film im immer gemütlichen Cinecenter gesehen.

Der Film umspannt in zweieinhalb Stunden einen Zeitraum von über 100 Jahren, ab 1910 bis in die Gegenwart und erzählt von vier Familien, vor allem vier Mädchen bzw jungen Frauen, die in verschiedenen Jahrzehnten auf demselben Vierkanthof in Norddeutschland aufwachsen und deren Schicksale merkwürdig ineinander verwoben zu sein scheinen…

WIE IMMER SPOILER MÖGLICH

So, ich werde jetzt mal bekennen, welche Vorurteile ich hier hatte, harhar. Deutscher Film, trübes Wetter, alles sehr ernst, ein Jahrhundert mit zwei Kriegen umspannend und über zweieinhalb Stunden lang, da habe ich mir sehr viel Elend und Bräsigkeit (um ein typisch bundesdeutsches Wort zu verwenden) erwartet. Ich will jetzt nicht sagen, dass dieser Film das Prädikat “feelgood” verdienen würde, das tut er nicht, er ist schon ziemlich dunkel und die Regisseurin/Drehbuchautorinnen scheinen eine merkwürdige Todessehnsucht zu haben, harhar. Aber- und das sage ich nicht oft: Hier hatte die Regisseurin eine wirkliche künstlerische Vision, die ich zwar nicht zur Gänze verstanden habe, die mich aber tief beeindruckt und fasziniert hat. Vor allem deswegen, weil sie eben nicht das macht, was man sich von dieser Art von Film erwartet, sondern wirklich Kunst – ohne dabei prätentiös zu sein.

Beschreiben kann man das gar nicht so leicht. Der Film zeichnet sich auch weniger durch eine durchgehende Narration aus, sondern ist viel mehr eine Collage, deren zeitliche Ebenen immer wieder wechseln, ein Mosaik aus rätselhaften Stimmungen und an Ungesagtem, mit einem gewissen Ausmaß von generational Trauma und natürlich auch an den gesellschaftlichen Zwängen der jeweiligen Zeit. Gleich am Anfang wohnen wir einem Totengedenken bei (wie könnte es anders sein) und die kleine Alma entdeckt auf einer Totenfotografie (!) ein Mädchen, das gleichalt ist wie sie gerade und auch genauso aussieht. Und wir als Zuschauer fragen uns, befinden wir uns jetzt in einer Phantasie? Oder ist das eine verstorbene Schwester, die nicht thematisiert wurde? Ist Alma quasi ein “Ersatz”? Irgendwie bekommt man dabei Gänsehaut, man ist aber auch gleichzeitig seltsam angezogen. Und dieses Gefühl begleitet einen durch den Film, sehr viele Szenen sind nicht auserzählt, sondern nur geheimnisvoll angedeutet. Findet man einen roten Faden, muss man diesen überhaupt suchen?

Wie schon in Sentimental Value spielt hier das Haus eine große Rolle. Was haben diese Mauern schon “gesehen” und wird etwas davon weitergegeben, ein gewisser Geist auch wenn man 30, 70, 100 Jahre später darin wohnt? Wenig Rolle spielen hingegen Männer, sie werden – einmal umgekehrt – vor allem aus dem Blickwinkel von Mädchen und Frauen gezeigt. Ein Blick, der sehr oft durch Schlüssellöcher und Fenster fällt, der da ist, wo er nicht sein sollte. Wenig Rolle spielen auch die Nationalsozialisten eine besonders interessante Entscheidung, eine fast revolutionäre Idee, das hier wegzulassen, obwohl der 1. Weltkrieg und die DDR Zeit sehr wohl einbezogen wird. Neben der suggestiven Bildsprache werden viele Sätze gesprochen, die lange nachhallen wie (eigentlich über eine Amputation) “Schon komisch, dass einem etwas wehtun kann, was gar nicht mehr da ist.” Wer fühlt das nicht, Dinge, die wehtun, obwohl sie nicht mehr da sind.

Ich sage es, wie es für mich ist: das ist ein wirklich großartiger Film.

After the Act

Am Mittwoch bin ich recht nonchalant quasi Zeugin einer Film-Weltpremiere geworden.

Diese hat im Admiralkino stattgefunden. Der Film heißt After the Act und ich habe da schon vor einem Monat eine Karte reserviert, weil mich das Thema interessiert hat. 24 Stunden im Leben dreier Menschen, es geht um Liebe und Betrug, Eifersucht, Reue, Wut, Rachsucht et al. und sowas interessiert mich ja immer sehr.

Als ich zum Kino kam, stand da schon eine Gruppe von Menschen und ich habe ziemlich schnell kapiert, dass das quasi die Filmcrew (Regisseurin, Drehbuchautor, Hauptdarstellerin) und deren Freunde sind. Ich war quasi der “normale Zuschauer” harhar. Naja, ein paar mehr wurden wir dann aber schon noch. Aber nicht so viele, wie der Film verdient hätte.

Links das Plakat von mir fotografiert, rechts die Hauptdarstellerin davor. Als sie hier fotografiert wurde, stehe ich so circa eineinhalb Meter daneben (nicht im Bild) harhar.

Zum Film sag ich ein anderes mal was, heute mal soviel, dass ich an das Admiralkino sehr schöne Erinnerungen habe, die mit einer Sommernacht vor einigen Jahre zu tun habe, damals gab es Ladybird von Greta Gerwig. Das Kino ist klein, liebevoll dekoriert, mit sehr freundlichen Menschen, die es führen. Die Sitze sind bequem und man hat viel Platz. Es war wirklich ein schöner Abend mit anschließendem Q&A.

Heute habe ich dann gleich allen auf Insta gefolgt, und der Regisseurin geschrieben, die mir sofort geantwortet hat:

Ja selbstverständlich supporte ich Indie Filme harhar. Schon seit meiner Jugend sitze ich in zuweilen zugigen und manchmal etwas abgeranzten Kinos, um solche Produktionen zu sehen. Aber ich bin kein Arthaus-Snob, mir geht es um den Plot, die Stimmung, einfach das Gefühl, das ich dazu antizipiere, im Zweifelsfall egal ob es ein “Indie Film” ist oder nicht.

Es stimmt aber, wie in der bisher einzigen Kritik (harhar) zu dem Film zu lesen ist, dass Independent Kino manchmal etwas leistet, was größere Produktionen so nicht könnnen. Das war hier deutlich spürbar.

Spotify Jahrescharts 2025

Heute wars endlich soweit. Auch wenn ich sonst so big brother überwachungsmäßige Dinge nicht mag, eine Ausnahme bilden die Spotify Jahrescharts, die mir sagen, was ich in den vergangenen zwölf Monaten so gehört habe. Wobei richtig überraschend ist es eh nie und so wundert sich auch wirklich niemand, dass meine Top 5 des Jahres 2025 allesamt ESC Songs sind, harhar.

Und zwar diese:

Oder auch: Österreich (Platz 1), Italien (Platz 5), Schweden (Platz 4), Portugal (Platz 21) und Deutschland (Platz 15). Wobei eines doch halbwegs erstaunlich ist, nämlich, dass Bara Badu Bastu so weit oben ist, dafür, dass ich es ja anfangs so darüber gemeckert habe und erst auf den Geschmack gekommen bin, als der Songcontest schon vorbei war. Die Zeilen Yksi, kaksi, kolme, sauna haben mich dann doch überzeugt.

Außerdem habe ich drüber nachgedacht, wieso auch in meinen Top 100 ESC und San Remo Songs massiv überrepräsentiert sind. Ich denke es liegt daran, dass mich Musik an sich irgendwie sehr verletzlich machen kann, dass ich so viel damit assoziiere und mir das auf Stimmung schlägt, dass es eher heikel ist, das öfter zu hören oder im normalen Alltag, wo man doch funktionieren muss. Ich fühle eh schon so viel zu viel. ESC Songs dagegen erinnern mich hingegegen oft eben nur an den ESC und irgendwelche Statistiken und Trivia harhar, und daher sind diese “unbelastet”.

Mein Lieblingspodcast übrigens, auch ur offensichtlich:

Ich höre ihn immer zum Einschlafen und das mache ich dann auch irgendwann (einschlafen) und so läuft der Podcast auch manchmal, nicht mehr wirklich wach bin weiter, deshalb diese Minutenanzahl. Aber ich finde ihn super und höre jede Folge, wie soll ich sagen, öfters.

Addendum, weil ich jetzt schon mehrfach gefragt wurde, mein musikalisches Alter auf Spotify ist 59. Harhar

Train Dreams

Train Dreams heißt der neue Film von Regisseur Clint Bentley, von dessen Häftlinge-spielen-Theater Film Sing Sing ich schon vor einigen Monaten ein bisschen unterwältigt war.

In Train Dreams geht es, nach einer wahren Begebenheit, um das Leben von Robert Grainier (Joel Edgerton) ab dem Jahr 1917. Grainier, der als Holzfäller beim Eisenbahnbau in den USA tätig ist und mit seiner Frau Gladys (Felicity Jones) und der Babytochter in einer bescheidenen Hütte lebt. Obwohl die Arbeit hart ist und die Zeiten schwierig, ist Robert glücklich mit seiner Familie, doch die Dinge verändern sich…

ACHTUNG GRÖBERE SPOILER

Als ich gelesen habe, dass es hier um einen Tagelöhner und sein Leben geht, dass sich durch weite Teile des 20. Jahrhunderts erstreckt dachte ich mir schon, dass das jetzt nicht unbedingt der Film sein wird, auf den ich sehnsüchtig gewartet habe. Ich las aber doch viel Positives darüber auf X und anderen Plattformen und da auch dieser Film Oscar-verdächtig ist, habe ich ihn mir also auf Netflix angesehen.

Ich habe das Wort “dröge” fast ausschließlich in meinem passiven Wortschatz, verwende es aber hin und wieder gerne in Bezug auf Filme. So auch hier, harhar. Es tut mir leid, aber was war das, außer ein ziemlich offensichtlicher “Oscar-Bait” Film von oben genanntem Regisseur. Ja, die Bäume sind hoch, der Himmel ist blau und die Eisenbahnschienen lang im Staat Idaho. Das Leben ist außerdem hart und die Menschen sind schlecht oder wahre Engel. Zwischentöne? Fehlanzeige. Das Schicksal, im übrigen, ist unerbittlich. Das Schicksal wird grausam zuschlagen und es werden Personen kommen, die dazu banale philosophische Sprüche parat haben, die keinen Millimeter tiefer gehen, als dass sie auch auf irgendwelchen Kalendern abgedruckt werden könnten.

Und damit das Schicksal besonders grausam erscheint, muss das Leben der Familie Grainer natürlich vorher extrem makellos, ja ich sag wie es ist, kitschig dargestellt werden. Diese einzigartige Liebe, dieses wunderbare Kind, inmitten reiner, wenn auch arachischer Natur. Der rechtschaffene Mann, die gütige Frau. Oida. Ich habe wirklich nichts gegen glückliche Paare und heile Familien, aber man kann es echt übertreiben. Hier fehlt eindeutig Jennifer Lawrence (aus Die my Love) die schreiend die Tapeten von den Wänden kratzt, harhar.

Das tatsächlich erstaunliche und auch irgendwie bedauerliche an dem Film ist aber, dass er sich so sehr darum bemüht, etwas im Zuschauer auszulösen, dass ihm genau das kaum gelingt. Zumindest hat es bei mir gar nicht funktioniert. Und er hat mir auch nicht, so wie unlängst History of Sound, ein Film, der ziemlich genau dieselbe Zeitspanne wie Train Dreams abdeckt, ebenfalls eine tragische Geschichte erzählt und auch recht altmodisch erzählt ist, irgendeine weitergehende Erkenntnis geliefert. Mehr kann ich dazu nicht sagen, sorry harhar.

Die my Love

Weiter geht es mit der Oscar-Vorbereitung, denn den folgenden Film habe ich in erster Linie wegen der zu erwartenden Nominierung von Jennifer Lawrence als “Beste Hauptdarstellerin” angeschaut. Die Inhaltsangabe, der Trailer, sowie auch der männliche Darsteller (harhar sorry) hätten mich sonst eher vom Anschauen abgehalten, harhar.

Die my Love ist ein Film der für Verstörungskino bekannten Regisseurin Lynne Ramsay und es geht dabei um Grace (Lawrence), die mit ihrem Freund Jackson (Robert Pattinson) in ein baufälliges Haus mitten im nirgendwo von Montana zieht. Sie ist eigentlich Schriftstellerin, wird aber schnell schwanger und ist nach der Geburt tagelang alleine mit ihrem kleinen Sohn, während ihr Mann im Außendienst arbeitet. Ihre psychische Labilität wird durch die äußeren Umstände noch verschärft, was folgt ist der Befund eines Niedergangs mit Ansage…

ACHTUNG SPOILER MÖGLICH

Zunächst: Es gibt ein paar Dinge, die mir an diesem Film gefallen haben. In erster Linie die Bilder, die die Kamera vom Himmel über Montana einfängt, vom Wald, der Natur. Stimmungen zu erzeugen, auch wenn diese Stimmungen beklemmend und angsteinflößend sind, das hat für mich gut funktioniert. In zweiter Linie funktioniert dieser Film wegen Lawrence, die Die my Love als Referenzwerk dafür verwenden könnte, dass sie den absoluten Wahnsinn sehr überzeugend verkörpern kann. In diesem Film schreit, kratzt und faucht sie, sie kämpft, lacht hysterisch, kriecht über den Boden, hantiert mit Messern und Gewehren, fällt durch eine Glastür, jammert, weint, ist ungeniert nackt, kratzt die Tapeten von den Wänden, streckt die Zunge heraus und macht auch sonst noch einige Dinge, die einen ziemlich befremdlichen Eindruck hinterlassen.

Es gelingt durch die Leistung von Lawrence eine Psychose in der Weise darzustellen, dass man sich fühlt wie nach einer durchzechten Nacht. Man hat als Zuseher das Gefühl, verkatert zu sein, starke Kopfschmerzen und gleichzeitig Sodbrennen zu haben, sich unerklärlich erschöpft und hoffnungslos, sowie generell vollkommen deprimiert zu fühlen. Ich erkenne an, dass dieser Film es geschafft hat, diese Symptome bei mir zu erzeugen, aber angenehm finde ich das jetzt nicht unbedingt.

Inhaltlich ist Die my Love ziemlich leer. Hier wird kaum gezeigt, wieso Grace an dem Punkt steht, an dem sie ist. Viele Dinge kann man sich nur zusammenreimen, etwa ihre Unfähigkeit weiter zu schreiben, sobald sie in das Haus gezogen ist. Es gibt ein paar Hinweise auf ihr Aufwachsen und ihre Kindheit. Aber generell sieht man über weite Strecken Lawrence einfach nur beim “Ausagieren” zu. Irgendeinen Grund zur Hoffnung oder ein “Silver Lining” (der Titel des Filmes für den Lawrence tatsächlich bereits einen Oscar erhalten hat, auch dort spielte sie eine psychisch kranke junge Frau) ist weit und breit nicht zu erkennen. Und wer hier schon länger liest weiß: das mag ich an Filmen gar nicht. Aber ich muss ja nicht mit allem einverstanden sein, harhar.

Bugonia

So, nach drei (!) Wochen habe ich es endlich wieder ins Kino geschafft. Und zwar habe ich mir den neuen Film des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos, dem Meister des schrägen, durchaus auch unappetitlich-unbequemen Kinos, angesehen.

Bugonia ist eine Art Sci-Fi Satire und handelt von Teddy (Jesse Plemons), einem Paketpacker, der für den Pharmakonzern arbeitet, dem Michelle (Emma Stone) als CEO vorsteht. Teddy, der sich insgesamt vom Leben ungerecht behandelt fühlt, ist davon überzeugt, dass Michelle eine Außerirdische ist, die mit ihrer Spezies dafür verantwortlich ist, dass nichts so läuft wie es sollte. Er lebt mit seinem, sagen wir etwas unbedarften Cousin Don (Aidan Delbis) zusammen, den er dazu überreden will, sich “die Welt zurückzuholen”. Zu diesem Zwecke planen die beiden, Michelle zu entführen und sie dazu zu zwingen, ihren Imperator mitsamt seines Raumschiff bei der kommenden Mondfinsternis von der Erde “zurückzupfeifen”…

WEITGEHEND SPOILERFREI TATSÄCHLICH!

Wer sich denkt, Oida, das klingt ur krank, der kennt Yorgos Lanthimos wahrscheinlich noch nicht. Für ihn ist das ein ganz normaler Plot, harhar. Wobei ich zugeben muss: Sci-Fi und Satire, schon schwierig. Die letzten Satiren, die ich gesehen habe, waren “mildly amusing” und irgendwie so schal, dass ich mir schon gedacht hab, vielleicht bin ich einfach eine Person, die mit Satire generell nicht so viel anfangen kann, weil mich ja immer eher Figuren und ihre Charaktere interessieren. Aber wenn Satire so ist, wie hier bei Lanthimos, nämlich so komplett drüber, alle Grenzen ignorierend und wirklich gegen alle (ideologischen) Richtungen austeilend, dann mag ich es ur, harhar.

Man kann über den Film gar nicht so viel schreiben, ohne zu spoilern. Ich will bei Bugonia allerdings nicht zu viel verraten, weil die Twists so gut sind, dass man sie wirklich gesehen haben sollte. Im Prinzip könnte man sich am Ende gleich nochmal ins Kino setzen, und Bugonia erneut anschauen. Wahrscheinlich würde man dann einen völlig anderen Film sehen.

Was ich an Bugonia mochte: Der Film ist nicht per se witzig. Er ist stellenweise sogar ziemlich brutal und mit diversen “Gore”-Elementen versehen. Aber er hat so eine absurde Komik da und dort, dass man laut lachen muss oder umgekehrt, dass einem das Lachen im Hals steckenbleibt. Ich mag es, wie Lanthimos Musikstücke einsetzt. In seinem letzten Film Kinds of Kindness hat er mit Eurythmics gespielt, hier lässt er Emma Stone zum Roan Chappell Song Good luck, Babe Auto fahren. Das Thema des Songs hat mit dem Film nicht direkt zu tun, aber so circa fünf Schichten drunter findet man doch einen Bezug. Und selbst wenn man ihn nicht findet, ist es ein super Song, der die Stimmung des Filmes prägt.

Und letztendlich sind es die Schauspieler, von denen Bugonia auch lebt, die immer supere Emma Stone als Turbo-Kapitalistin, die sich im Film (und tatsächlich!) eine Glatze schneiden lässt und Jesse Plemons, der diesen irgendwie unangenehmen Typen spielt. Er ist auf eine gewisse Weise hochintelligent, alles hinterfragend, auf andere Weise vertritt er eine Weltsicht, die den meisten wohl völlig skurill erscheint und von der er so selbstgerecht überzeugt ist, dass er zum Außenseiter werden muss. Die Sympathie liegt tatsächlich bei der Figur, die als Einzige, wenn auch völlig naiv Menschlichkeit und Empathie zeigt und verkörpert, dargestellt von einem Laienschauspieler in seiner ersten (!) Rolle.

Wie man sieht, scheitere ich, wie übrigens auch fast alle anderen gerade dabei, Bugonia wirklich gut zu beschreiben, aber ich habs zumindest versucht, harhar.

Wicked, good?

Ich bin gerade im Rückstand, was aktuelle Filme angeht, weil ich ziemlich viel Arbeit habe und sonst ist auch immer was, das mich vom Kino abhält. Nicht lachen, es schlägt mir langsam auf die Psyche, ich merke das. Wenn ich ins Kino gehe, auch wenn mir der Film dann gar nicht (so) gefällt, fühle ich mich automatisch besser.

Weil mir aber noch so viele Filme fehlen, die ich unbedingt sehen möchte, werde ich mir den zweiten Teil Wicked (for Good) ganz sicher erst nach Bugonia, Die my Love, Eddington, Franz K., In die Sonne schauen, Stiller usw ansehen. Und wenn ich mir die gerade aufpoppenden Reviews so durchlese, Kompliment Pia Reiser von fm4 für den Titel Nix los in Oz harhar, habe ich es damit nicht so eilig.

Ich wollte ja schon ersten Teil nicht unbedingt so dringend sehen. Mir war das alles irgendwie zu drüber, vor allem das Setdesign. Und Ariana Grande und Cynthia Erivo waren auf ihrer Tour für den Film auch immer ein bisschen sonderbar. Trotzdem muss ich sagen, dass mich der Film dann mehr mitgenommen und gerührt hat, als ich das erwartet habe. Und zwar ausdrücklich trotz des Setdesigns harhar, das ich nämlich tatsächlich immer noch recht schrecklich finde.

Der Comedian Grindig von Insta, mit dem ich ab und zu schreibe, harhar, hat gestern was über Wicked, Teil 1 erzählt. Nämlich: “Wie finden wir den Film? Kommt drauf an, wie finden wir Musicals allgemein, weil viel mehr Musical geht nicht”. True. Und Weiter: “Jedes Frame ist vollgestopft mit Details, es ist wirklich a lot – nachher brauchst einen Tschick.” Außerdem: “Das Design schaut aus als würde es auf einer Playstation 4 laufen, oder sagen wir Playstation 4 pro, aber mit der Sättigung ganz runtergedreht” harhar. “Ihr merkt, ich bin kein großer Fan vom Look des Filmes, von den Performances allerdings schon.” Grindig also voll meiner Meinung.

Und am Ende meint er: “Was ist dein Lieblingsmusical? Wenn deine Antwort Moulin Rouge ist, dann hast sicher einen Tschick für mich.”

Ich würde sagen, Moulin Rouge ist wahrscheinlich mein zweitliebstes Filmmusical. Mein liebstes (natürlich):

Die Tasche habe ich immer noch und hänge sehr an ihr

Social Events

Diese Woche gab es auch zwei nette soziale Events.

Zunächst das Uncut post-Viennale treffen, wo wir quasi die Viennale nachbesprochen haben. Wir haben uns zu sechst im Equilibrum auf der Gumpendorferstraße getroffen, ein sehr gemütliches Cafe, in dem es sogar eine Bücherecke gibt. Wir haben Tee und Kaffee getrunken und zwei Stunden nonstop über Filme gesprochen, ich mein, wie super ist das.

Es wurden diverse Sachverhalte erörtert wie: Was waren eure Lieblingsfilme auf der Viennale? Konsens: Sentimental Value. Jemand meinte: “Ich hab den falschen William Dafoe Film geschaut.” Der Richtige war anscheinend die (kind of) Schnitzler Adaption Late Fame. Die Frage war auch: Ist Eddington wirklich ein “Covid Western”? Anscheinend nein. Was bedeutet, dass ich ihn mir wohl doch anschauen werde harhar. Oder: Wird Jay Kelly in den Kinos anlaufen? Eher nur auf Netflix und so weiter. Ich habe es echt genossen und ich habe zwei Menschen aus dem Team überhaupt erstmals persönlich kennengelernt.

Gestern war dann Ganslessen in einem Lokal beim Garten. Weil die Oma auch Geburtstag hatte, kamen außer dem Kind und mir zwei Freundinnen von ihr mit. Es war soo gut und auch wirklich sehr lustig. Es wurde über den Literaturnobelpreis gesprochen und viel übers Autofahren, anwesend zwei wenig Autofahr-affine Menschen, wozu ich mich auch zähle und zwei, die das Autofahren lieben, unter anderem das Kind, der seine praktische Prüfung nur noch schwer erwarten kann, harhar. Werde ich dann permanent in Angst leben, vor dem wilden Straßenverkehr? Das lässt mein Kind eh nicht zu, mit seiner pragmatischen Weltsicht.

Nach der Gans gabs noch Kaffee und Jause im Gartenhaus und die Freundin von Oma: “Also im Herbst ist eine Kleingarten-Anlage schon etwas tristes” und das Kind: “Ich mag es voll.” Harhar.

Heute musste er lernen und ich habe den ganzen Tag gearbeitet, war ruhig und gemütlich, ganz ohne Sonntagsblues, dafür mit ganz vielen, immer wiederkehrenden Gedanken an jemand. Ich mag es, wenn ich mich so ruhig fühle, genießen wir es, so lange es hält harhar.

After the Hunt

So, nun das was sich Regisseur Luca Guadagnino über Wokeness denkt – mein Review für Uncut habe ich übrigens “Versuchsanordnung mit Plädoyer gegen die Deutungshoheit” genannt. Hübsch, gell? harhar. Genauso verkopft ist der Film, mit dem Höhepunkt einer kleinen Philosophieeinheit in Yale, die sehr viel Konzentration erfordert.

Es geht um Alma (Julia Roberts) eine Philosophie Professorin in (eben) Yale, verheiratet mit Frederik (der immer wunderbare Michael Stuhlbarg). Eines Abends findet in deren Wohnung eine Art Institutsfeier statt. Anwesend sind die Adoranten von Alma, der junge Professor und ihr bester Freund Hank (Andrew Garfield) und ihre Lieblingsstudentin Maggie (Ayo Edebiri). Hank und Maggie verlassen die Feier gemeinsam, am nächsten Tag wendet sich Maggie verzweifelt an Alma: Hank habe sie am Vorabend vergewaltigt und sie, Alma, solle sie nun unterstützen und sich klar an ihre Seite stellen…

SPOILER MÖGLICH

Guadagnino ist sich sehr bewusst, was er hier macht. Er zeigt uns zwei Protagonisten mit allen erwartbaren Klischees: Maggie als schwarze Frau in einer Beziehung mit einer nonbinären Person. Sie ist aus reicher Familie und trägt ein Septum Piercing. Ihr gegenüber Hank, ein (noch nicht sehr alter) weißer Mann, von einer enervierenden Jovialität, immer etwas zu laut, immer etwas zu sehr von sich eingenommen, manchmal Grenzen überschreitend. Wir haben alle Vorurteile gegen beide sofort im Kopf. Wie beide auftreten, erzeugt eine gewisse Skepsis.. Und nun sagt Guadagnino quasi zu uns, und nun: Wem glaubst du? Und ich denke, er hat dabei sehr viel Spaß Harhar.

Prinzipiell geht es hier um den gesamtgesellschaften Zwang unserer Tage, sich jederzeit zu allem positionieren zu müssen, egal ob man dazu überhaupt in der Lage ist oder nicht. Ein Zwang, sich auf die “richtige” Seite zu stellen, so als wäre immer alles glasklar und die Welt schwarz und weiß. Dieser Film denkt die Diskurse und Gegendiskurse immer schon mit, er positioniert sich aber nicht. Wahrscheinlich ist er deshalb “umstritten”. Alma versucht sich abzugrenzen, denn sie weiß ja tatsächlich nicht, was wirklich vorgefallen ist. Aber ihre eigene Vergangenheit kommt dazwischen und auch Frederik, der sie süffisant darauf hinweist, dass sie sich immer nur mit Menschen umgibt, die sie verehren und deswegen einen neutralen Blick, wie er für eine Professorin ihres Ranges beruflich notwendig sein würde, schon lange verloren hat.

Ich bin ein Guadagnino Fan! Ich liebe Call me by Your Name, er ist soo poetisch und wunderschön. Ich liebe auch Challengers, obwohl ganz anders, höchst temporeich und unterhaltsam. Ich schätze seinen artsy Zugang bei I am Love und Queer. Und ich mag hier in diesem Film seine Renitenz, harhar und auch die Schauspieler.

Zum Beispiel Michael Stuhlbarg, der viel berühmter sein sollte als er ist, und hier zeigen kann, dass er nicht nur die warmherzige Vaterfigur sein kann – ich mein, wie sehr haben wir seinen einfühlsamen Monolog in Call me by Your Name gefeiert? – sondern auch jemand, der seinen scharfen Verstand auch mal für leicht sadistische Spielchen einsetzt. Stuhlbarg erinnert mich auch (sogar ein bisschen äußerlich) so sehr an jemanden, dessen Gesellschaft ich einige Jahre genießen konnte, er war genauso lustig und warmherzig. Und ja, auch deswegen freue ich mich immer, wenn er in einem Film auftaucht.