almis personal blog

Don’t look up

Gestern hab ich begonnen, mir auf Netflix die halbgare Satire Don’t look up von Adam McKay (bekannt für u.a. The Big Short) anzusehen. Zwei kurze Beobachtungen dazu.

Es spielen u.a. Leonardo di Caprio und Jonah Hill – was mich an Scorseses The Wolf of Wall Street erinnert (den ich nicht mag). Und in dem die beiden vornehmlich mit Koksen, Saufen und Vögeln beschäftigt waren (sehr redundant insgesamt, man könnte locker um eine Stunde kürzen), was mich wiederum an das Golden Globe Intro mit Tina Fey und Amy Poehler erinnert, wo Amy Poehler sagte: “If I wanted to see Jonah Hill masturbate at a pool party, I’d go to one of Jonah Hill’s pool parties.”

Meryl Streep spielt in Don’t look up die Präsidentin der Vereinigten Staaten und di Caprio eröffnet ihr, dass ein Astroid im Begriff ist, die Erde zu zerstören. Da musste ich wiederum an das Opening der Oscars 2008 denken, in dem Jon Stewart sagte: “Hillary Clinton vs. Barack Obama. Normally, when you see a black man or a woman president, an asteroid is about to hit the Statue of Liberty.”

Ob ich noch mehr und tatsächlich etwas über Don’t look up schreiben werde, weiß ich nicht. Er war bisher doch ziemlich anstrengend, aber nicht in einem guten SInn.

P.S. Aber interessant war die Szene, in der ein Veteran in einem Tarnanzug bei der Pressekonferenz der Präsidentin erscheinen soll, um zu zeigen, dass sich das Volk quasi im Krieg (gegen den Asteroiden) befindet. Diese Politik der Gefühle erinnert mich auch an etwas.

Königsdramen

Gestern hat mir meine Mama mitgeteiilt, sie schaut jetzt The Social Network, da habe ich mal wieder mitgezogen und – statt Arbeiten – auch geschaut.

Irgendwie gelingt mit der Zugang zur Fincher Story über Mark Zuckerberg und Facebook immer noch nicht so wirklich, auch wenn ich Jesse Eisenberg ganz großartig in der Rolle finde und auch Andrew Garfield als den Mitgründer, ja sogar Justin Timberlake ist toll besetzt. Aber irgendwas fehlt mir an dem Film, Worte sind es eher nicht, ich glaub das Drehbuch ist doppelt so dick wie Drehbücher für so eine Filmlänge normalerweise sind. Aber irgendwie ist alles so steril und keimfrei. Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern, dass der Falter beim Erscheinen schrieb, dass sich The Social Network “etwas über Gebühr als Königsdrama aufbläht”, das fand ich toll formuliert und zutreffend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Zuckerberg in dem Film zu den Gerichstterminen immer mit Badeschlapfen erschien.

Während des Filmschauens wurde bekannt, dass nach Kurz auch Gernot Blümel der Politik den Rücken kehrt, aber das war noch nicht der letzte Rücktritt, auch der Bildungsminister tritt zurück, das ist die vorläufige (!) Bilanz und ja, jetzt weiß ich auch nicht. Ist das vielleicht ein Königsdrama?

Adore

Vor einigen Tagen hab ich neben einer eher eintönigen Lektoratsarbeit einen Film schauen wollen. Ich schreib jetzt nicht wo oder wie, sonst muss ich wieder einen Disclaimer setzen, dass ich dafür nicht bezahlt werde, jedenfalls handelte es sich um den Film Adore, auf deutsch: Tage am Strand. Dieser Film war mehr als furchtbar.

Die Hauptrollen spielen Naomi Watts und Robin Wright Penn, also durchaus honorige (und gute) Darstellerinnen. Die Story ist lose an eine Kurzgeschichte von Doris Lessing, immerhin Litertaurnobelpreisträgerin, angelehnt. Es geht um zwei Mütter in den 40er, Lil (Watts) und Roz (Wright), die eng befreundet sind, und beide jeweils einen Sohn, Ian und Tom haben, die Anfang 20 Jahre alt sind. Warum alle Namen hier drei Buchstaben haben weiß ich nicht, es passt aber durchaus zu diesem äh Werk. Ach ja und das ganze spielt in Australien, weshalb es heiß ist und alle permanent in Badekleidung herumlaufen müssen.

Jedenfalls ist es so, dass die beiden Mütter eine sehr enge Freundschaft haben – so eng, dass der Mann von Roz (Lil ist Single) einmal sogar den Verdacht hegt, es sei mehr als das. Tatsächlich aber trägt es sich zu, dass Ian, der Sohn von Lil, Roz seine Liebe gesteht und sie verführt oder wie auch immer man das nennen soll. Tom, der Sohn von Roz, kommt dahinter und verführt seinerseits Lil, die Motivlage ist unklar. Rache, aber warum? Frust, wirklich? Koinzidenz – echt jetzt? Nun ist das ja alles an sich schon ziemlich absurd, um nicht zu sagen an den Haaren herbei gezogen, aber mein Gott, soll sein, dass Zwanzigjährige etwas mit 40 plus Frauen anfangen, die sie seit dem Kleinkindalter kennen. Wenn man allerdings ein so sensibles Thema behandelt, dann muss man alles dafür tun, dass das nicht irgendwie so eine Art kinkiger Softporno wird, es sei denn man will einen kinkigen Softporno drehen. Aber Adore läuft eigentlich unter Arthouse.

Nun sind die Sexszenen schon eher peinlich als sonst was und vermitteln absolut keine Chmie zwischen den ProtagonistInnen, aber diese werden noch locker von den absolut platten und nichtssagenden Dialogen getoppt. Wenn sich Lil und Roz über ihre Affären, oder wie man das auch immer nennen soll, unterhalten, so ist es so als reden sie über den letzten Besuch am Wochenmarkt. Dabei muss es doch lebensverändernd sein, wenn man plötzlich mit dem Sohn seiner besten Freundin schläft und die beste Freundin mit dem eigenen Sohn? Aber mehr als Sätze wie: “Ich will nicht damit aufhören” und “Sie haben sicher schon bald genug von uns” kommen dabei nicht heraus. Man hat das Gefühl, dass Wright und Watts sich selbst insgeheim fragen, was das Ganze eigentlich soll.

Fazit: Ja, es wäre schön, wenn es mehr Filme gäbe, in denen Frauen Mitte, Ende vierzig als Menschen dargestellt werden, die ein erfülltes Sexleben haben. Davon gibt es viel zu wenig. Von mir aus auch mit Männern, die halb so alt sind. Aber dann bitte doch ohne diesen merkwürdige Erzählhaltung, die sich quasi gar nicht für das Innenleben der eigenen ProtagonistInnen interessiert, und dabei halb verschämt/halb voyeuristisch aufgeladen, aber immer komplett sinnleer daherkommt. Eindringliche Warnung.

E. Taylor & R. Burton

Diese Woche hat mir jemand von der Elizabeth Taylor und Richard Burton Doku erzählt und gesagt, sie wäre etwas für mich. Ich finde es immer schön, wenn jemand etwas ansieht und dabei an mich denkt und findet, das sollte ich mir ansehen. Und noch schöner ist es, wenn er mir davon schreibt.

Jedenfalls war ich dann so neugierig, dass ich unmittelbar nach diesem Hinweis diese Doku angeschaut habe. Und ja, die beiden hatten eine echt verrückte und leider auch zerstörerische Beziehung. Elizabeth Taylor war ein Kinderstar, schon mit acht Jahren reich und berühmt und bereits zum vierten Mal verheiratet, als sie mit Burton Cleopatra drehte. Richard Burton kam aus einem armen Elternhaus und hatte sich hochgearbeitet. Beide waren anfangs nicht sehr voneinander angetan. Er fand sie nicht sonderlich sympathisch und sie wunderte sich darüber, warum er so ein Frauenheld sein konnte. Aber im Laufe der Dreharbeiten änderte sich das. Eines Tages kam er an Set und sagte: ” Ich habs getan, Jungs. Ich habe Elizabeth heute Nacht auf dem Rücksitz meines Cadillacs gevögelt.” Es war eine Bombe. Und es war ein Skandal, denn beide waren verheiratet. Selbst der Vatikan gibt eine Erklärung ab – der Papst sprach von einer unmoralischen Beziehung, einer Schande. Sowas kann man sich heute ja gar nicht mehr vorstellen.

Die beiden heirateten, obwohl Burton zuerst zögerte, sich scheiden zu lassen; seine Frau war ein sicherer Anker, der es schaffte, ihn vom Alkohl abzuhalten. Dann nahm des Schicksal seinen Lauf. Sie drehten unzählige Filme miteinander, sie gaben viel Geld aus, sie feierten wilde Partys, sie tranken viel zuviel. Im Film Wer hat Angst vor Virgina Woolfe? spielen sie sich quasi sich selbst, sie transferierten ihre tatsächlichen brutalen Streitgespräche auf den Bildschirm. Der Film brachte sie dann letztendlich auch auseinander. Burton drehte Blaubart mit einigen sehr attraktiven Schauspielerinnen. Burton kann es nicht lassen, er bleibt ein Frauenheld. Er macht anderen Avancen. Sie revanchiert sich. Dann trennen sie sich. Sie lassen sich scheiden. Dann heiraten sie wieder. Lassen sich nochmal scheiden. Sie heiraten andere, lassen sich von andren scheiden. Schließlich arbeiten sie wieder miteinander, sie spielen zusammen Theater. Er heiratet erneut – sie bricht zusammen. Dennoch kann er sie nicht loslassen. Er schreibt ihr, er will sie wiedersehen, doch dann stirbt er überraschend.

Es ist sehr traurig. Obwohl sie eine große Schauspielerin ist, schön, reich, immens erfolgreich, wird sie nicht glücklich in ihrem Leben. Es ist immer zu wenig Liebe und zu wenig Sicherheit. Das kann man sich nicht kaufen. Und Geld kann einen niemals darüber hinwegtrösten.

Szenen einer Ehe

Szenen einer Ehe ist ein Film von Ingmar Bergmann, der 1973 entstanden ist. Es geht dabei um das Leben von Marianne (Liv Ullmann) und Johan (Erland Josephson). Sie ist Mitte 30, er Anfang 40, beide sind beruflich erfolgreich, sie haben zwei Kinder, sind gut situiert und beliebt in ihrem Freundeskreis. Die erste Szene des Filmes bestätigt das – anlässlich ihrer 10. Hochzeitstages werden sie in einem Magazin portraitiert als das, was sie offenbar sind: ein glückliches Ehepaar. Doch bereits kurz nach dem Erscheinen der Zeitschrift beginnt es in ihrer Ehe zu rumoren. Johan hat sich in die Studentin Paula verliebt und wenn Marianne ehrlich ist, hat auch sie große Zweifel an ihrer Beziehung…

SPOILERALERT

Was folgt ist eben das: Szenen einer Ehe bzw. dem Ende einer Ehe. Nach und nach kommt auf den Tisch, was zwischen den beiden schiefgelaufen ist. Und das ist nicht irgendwas, von dem der Zuseher noch nie gehört hat, nein, es ist natürlich eh genau das, was bei den meisten schiefläuft: zuwenig Zeit für die Partnerschaft, zuviele andere Verpflichtungen, fehlende Kommunikation, gegenseitiges voneinander genervt sein, Flaute im Bett.

Natürlich ist Szenen einer Ehe auch ein Produkt seiner Zeit und manche Themen würden im Jahr 2021 (hoffentlich!) keine Rolle mehr spielen. Johan beispielsweise ist eigentlich ein totaler Chauvinist, den seine beiden Töchter überhaupt nicht interessieren. Als er sich von Marianne trennt, denkt er keine Sekunde darüber nach, wie (bzw. ob) er das Verhältnis zu ihnen weiter fortführen möchte, er bemüht sich nicht, überhaupt (weiterhin) ein Verhältnis zu ihnen zu haben. Es ist ihm einfach vollkommen egal, er heuchelt nicht einmal Engagement. Er denkt mehr darüber nach, was seine Eltern zur Scheidung sagen werden. Marianne wiederum hat offenbar in ihrer Ehe niemals einen Orgasmus erlebt, was erklärt, dass sie am Sex nicht so wirklich Gefallen findet – ein häufiger Streitpunkt der beiden. Alleine die Choreografie der Sexszenen lassen aber auch vermuten, dass der weiblichen Sexualität in den 1970er Jahren prinzipiell nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde bzw. wird jedem Zuseher klar sein, dass das, was die beiden da miteinander tun, für die Frau nicht rasend viel Befriedigung bringen kann, viel mehr als sich aneinander Abreagieren wird da nicht gezeigt.

Fast drei Stunden streiten sich Marianne und Johan, dann lachen sie wieder miteinander; sie beleidigen und verletzen sich, dann kuscheln sie sich aneinander. Einmal schlagen sich sogar, sodass Marianne blutet, und dann haben sie doch wieder Sex. Warum sie sich nicht voneinander lösen können weiß man nicht so genau. Irgendwas verbindet sie trotz Scheidung, ob es doch Liebe ist, da sind sie sich selbst nicht sicher. Am Ende sind beide anderweitig verheiratet, aber auch diese Beziehungen funktionieren offenbar nicht so wie sie sollten, obwohl Marianne Johan recht unverblümt erzählt, dass sie nun endlich Orgasmen hat – was er natürlich gar nicht hören will. Vielleicht schaffen sie es aber auch nur nicht, ihrem Leben tatsächlich (neuen) Sinn zu geben, und fallen dadurch immer wieder in alte “Gewohnheiten” zurück. Es ist schwer nachvollziehbar.

Was Szenen einer Ehe allerdings wirklich gut leistet ist, den “Struggle” von Ehepaaren zu schildern, dieses obwohl man verheiratet ist, also quasi die engste und intimste Beziehung überhaupt miteinander haben sollte, man sich zugleich mehr und härter verletzen kann, als in jeder andere Konstellation, dass man sich gegenseitig die pure Hölle auf Erden sein kann, weil man sich so gut kennt und genau weiß, was dem anderen so richtig wehtut. Szenen einer Ehe ist ein Lehrstück über all das.

Gerade wurde auf HBO eine Miniserie mit Jessica Chastain und Ocsar Iscaac gedreht, frei nach Ingmar Bergmann. Die möchte ich unbedingt sehen!

Es war einmal in Hollywood

Nachdem ich einer der wahrscheinlich wenigen Menschen bin, die zuerst das Buch von Quentin Tarantino zu seinem gleichnamigen Film gelesen hat, hab ich mir jetzt auch den Film angesehen. Und es fällt mir gar nicht so leicht, etwas dazu zu schreiben.

Wir befinden uns im Hollywood des Jahres 1969 und begleiten den Schauspieler Rick Dalton (Leonardo di Caprio) und sein Stunddouble Cliff Booth (Brad Pitt) einige Monate durch ihren Alltag. Dalton – früher Star einer Westernserie – hat Angst, ein “has been” geworden zu sein, der nicht mehr engagiert wird. Zur selben Zeit zieht in Daltons Nebenhaus Roman Polanski mit seiner Frau Sharon Tate (Margot Robbie) ein.

Es war einmal in Hollywood ist zuerst mal über weite Strecken ein Stimmungsbild der Filmindustrie, von Los Angeles, seinen Stars, vom Schein und Sein. Eigentlich passiert nicht wahnsinnig viel. Wir erleben Daltons Sinnkrisen inklusive Heulattacken, Booths locker-lässige Art und Tates unheimliche Lebensfreude. Dazu sieht man viele nackte Frauenfüsse, was nicht irrsinnig verwunderlich in einem Tarantino Film ist. Ja, so denkt man sich, so könnte es gewesen sein, im sonnigen Kalifornien der ausgehenden 1960er Jahre, man riecht förmlich das Meer, trotzdem man die meiste Zeit staubige Straßen sieht. Je länger der Film dauert, desto näher kommt man aber auch dem letzten Lebenstag der tatsächlichen Sharon Tate, deren Bauch immer weiter wächst – und wenn man sich einmal näher mit Charles Manson und seiner “Sekte” beschäftigt hat, überkommt einen ein wirklich ungutes Gefühl. Was Tarantino fiktional mit diesen Ereignissen macht ist sehr verblüffend. Ich möchte nichts verraten, aber das Ende gibt dem Film eine Tiefe, die man nach zweieinhalb Stunden unterhaltsamem Hollywood-Geplänkel so nicht erwartet hätte.

Brad Pitt hat für die Darstellung des Cliff Booth völlig zurecht einen Nebenrollen Oscar bekommen, weil er einfach so unglaublich cool ist harhar. Er hat auch die beste Replik in diesem Film, als Bruce Lee zu ihm sagt: “Meine Hände sind registrierte Waffen. Töte ich dich – gehe ich in den Knast”, worauf er entgegnet: “Jeder, der jemanden aus Versehen tötet geht in den Knast – das nennt man Totschlag.” Harhar, so super. Wobei man dazu sagen muss, dass Es war einmal in Hollywood nicht zu den dialoglastigen Tarantino Filme gehört, wie das Pulp Fiction oder Inglorious Basterds sind.

Fazit: Ich glaube, dieser immerhin zehnmal Oscar-nominierte Film (Ausbeute: zwei) polarisiert. Ich kann auch verstehen, wenn manche ZuseherInnen ihn eventuell zu langsam und langatmig finden, ich kann dagegen auch nicht wirklich widersprechen. Es gibt auch wieder Szenen, die ich nicht (nochmal) sehen muss. Letztendlich aber muss ich sagen, dass alles, was Tarantino anfasst, eine unbestrittene Qualität hat; die Qualität von Es war einmal in Hollywood liegt eindeutig darin, ein atmosphärische Milieuportrait zu sein und das ist etwas, wofür Tarantino bisher nicht unbedingt bekannt war. Aber: die Übung ist gelungen.

Der Rausch, PS

Der Rausch wird in Wien u.a. im Votivkino und im De France gezeigt.

Sehr nice Illustration zum Film

Das Votiv und das De France Kino gehören irgendwie zusammen und teilen sich auch ein Programm. Ich habe das geflissentlich übersehen. Habe dann im Votivkino Karten gekauft und bin erst durch die Corona-bedingte Registrierung draufgekommen, dass die Karten die (für uns) “falsche” Beginnzeit haben. Als ich das dem Kassier erklärt habe, meinte der, um 20.30 spielen sie den Film aber nicht. Und ich so: “Doch” und er so “Nein”. Harhar. Na ja, er hatte jedenfalls Recht, ich hab die Karten wieder zurückgegeben und bin zwei Straßen weiter ins De France gegangen. Nur als freundlicher Hinweis für alle, die hier mitlesen, und auch mal einen Besuch in einem der beiden Kinos planen.

Es war übrigens OmU – Dänisch mit deutschen Untertiteln. Was bei diesem Film sehr empfehlenswert ist.

Der Rausch

Es ist schon lange her, dass ich Das Fest von Thomas Vinterberg gesehen habe. Einer der klassischen Dogma 95 Filme, die damals in den neunziger Jahren das letzte große Ding waren. Das Fest ist ein guter Film, allerdings schwer verdaulich und sehr düster.

Über 20 Jahre später – Dogma ist schon lange sowas von over – dreht Vinterberg Der Rausch und wir können aufatmen. Eine Mainstream Komödie wird Thomas Vinterberg nie kreieren (und das ist auch gut so), aber Der Rausch ist schon um einiges bekömmlicher als sein Frühwerk. Es geht um Martin (Mads Mikkelsen) und drei Lehrerkollegen, alle 40 plus, die in einer Sinnkrise stecken. Ihre Ideale vom Unterrichten haben sie schon lange verloren und auch in anderen Lebensbereichen (Beziehungen!) holpert es mehr schlecht als recht dahin. Da erzählt Nikolaj von einer These Sören Kierkegards, der meinte, Menschen kommen mit 0,5 Promille zu wenig auf die Welt und deshalb müsste man täglich soviel trinken, um quasi den rechtmäßigen Alkohlspiegel zu erlangen. Die Freunde beschließen, dieses Experiment selbst durchzuführen und nach anfänglichem großen Erfolg tun sich (natürlich) einige Hindernisse auf – ich meine, es ist immer noch ein Thomas Vinterberg Film.

Betrunkene Menschen darzustellen, ist eine heikle Sache. Deshalb hat Vinterberg vier außergewöhnlich gute Schauspieler gefunden, die es schaffen, sowohl die Komik als auch die Tragik, die in der Konsumation von großen Mengen an Alkohol liegt, zu vermitteln. Die Rolle von Alkohol im Leben von Menschen wird in Der Rausch ziemlich ambivalent dargestellt. Alkohol als der Problemlöser, der Locker-macher, das Mittel, dass einem hilft, mehr man selbst zu sein. Aber auch Alkohol als unberechenbar und heimtückisch, als ein Suchtmittel, das einen schneller beherrschen kann als einem lieb ist. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, wie stark beispielsweise Hintergrundmusik den Eindruck von Rauschzuständen beeinflussen kann. Das kann von harmlos-witzig, über leicht problematisch bis hin zu existentiell-bedrohlich gehen. Vinterberg beleuchtet die ganze Bandbreite – bis hin zu Darstellung von institutionalisiertem Trinken, das gesellschaftlich sogar erwünscht ist – und gibt dabei aber keine moralische Wertung ab.

Der Rausch wurde mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Er ist Vinterbergs Tochter Ida gewidmet, die eine Rolle in diesem Film spielen sollte, kurz nach Drehbeginn aber bei einem Autounfall ums Leben kam.

9 1/2 Wochen

Wer kennt den Film 9 1/2 Wochen nicht – zumindest vom Hörensagen. Und da speziell diese eine Szene als ER SIE mit allen möglichen Nahrungsmittel füttern, und dabei eine ganz schöne Sauerei veranstaltet.

Er, das ist John (Mickey Rourke) und sie ist Liz (Kim Basinger). Liz arbeitet in einer Kunstgalerie und ist gerade recht frisch geschieden, eine selbstbewusste Frau mit einem intellektuellen Freundeskreis. John ist Banker und offenbar sehr gut situiert. Er hat eine Wohnung für die das Wort steril noch untertrieben ist. Viel mehr weiß man nicht von ihm – und das ändert sich im Laufe des Films auch nicht. Die beiden begegnen sich mehrmals zufällig, und beginnen schließlich eine Affäre, die sich schon ganz am Anfang wohl stark von “normalen” Affären unterscheidet. Denn gerade wenn man sich erst kennengelernt hat und sowieso alles neu und aufregend ist, braucht ein Paar sexuell häufig keine besonderen “Kicks”, um nicht aus dem Bett zu kommen.

Bei John und Liz ist das eindeutig anders. Die legen sich nicht einfach ins Bett, da gibts Cross-Dressing, diverse sado-masochistische Spiele, Anrufe mit Befehlen aus Telefonzellen, Drohungen als spezieller Kink und vieles mehr. Wenn man bedenkt, dass sich das alles in nur neuneinhalb Wochen abspielt, fragt man sich, wie man das rein physisch durchsteht, wenn man nebenbei noch einen normalen Alltag hat, aber ok. Das spannende an dem Film ist, dass er einen durchaus feministischen Approach hat. Auch wenn John derjenige ist, der den Ton angibt, der bestimmt, was passiert, ist Liz nicht die passive Nebendarstellerin, die er sich vielleicht vorgestellt hat. Sie geht zwar an ihre Grenzen und auch etwas darüber hinaus, weil es sie ebenso erregt wie ihn, sie weiß aber genau, was sie nicht will.

9 1/2 Wochen ist in keiner Weise ein Schmuddelfilm. Er ist erotisch, zeigt aber erheblich weniger, als der von mir erst vor kurzem hier besprochene Werk Intimacy. Vieles wird in 9 1/2 Wochen nur angedeutet. Ich bin nicht sicher, woher er sein doch eher derbes Image hat. Dieses wird dem Film wirklich nicht gerecht. Das liegt wohl einerseits am Regisseur Adrian Lyne, der sich mit Vorliebe solchen Stoffen widmet – andere Werke von ihm sind Ein unmoralisches Angebot, Eine verhängnisvolle Affäre oder Untreu – und auch an den Hauptdarstellern. Es ist kein Zufall, dass sowohl Basinger als auch Rourke im weiteren Verlauf ihrer Karriere mit jeweils einem Oscar ausgezeichnet wurden. Sie verleihen den Figuren Tiefe und Ambivalenz. Und sie haben eine enorme (sexuelle) Chemie miteinander. Das ist bei dieser Art von Film auch unerlässlich, er lebt davon, dass man dem Paar dort auf der Leinwand abnimmt, dass es sich hier tatsächlich um zwei Menschen handelt, die einander begehren.

Ferien, eins

Nach eineinhalb Jahren Abstinenz war ich nun zum ersten Mal wieder im Kino.

Natürlich lag das einerseits an Corona, auch wenn zwischendurch die Kinos wieder offen waren, es wurden wenige Filme produziert. Andererseits ist mir aber auch ein bisschen das Interesse abhanden gekommen, so wie sich vieles gewandelt hat, in den letzten Monaten. Jedenfalls wollte der Teenie Black Widow sehen. Also waren wir mit seiner Freundin und Anhang (Mutter, Bruder), mit denen wir schon seit Volksschulzeiten Dinge unternehmen in der SCN. Interessanterweise ist mir die SCN früher immer extrem leer vorgekommen, jetzt hab ich mir gedacht, es ist eh ganz gut besucht harhar. Zuerst waren wir asiatisch essen (alleine im Lokal), dann haben wir uns noch für den Film verpflegt und offenbar vergessen, wie unfassbar groß (und teuer) ein großes Popcorn im Kino ist. Aber was solls, zur Feier des Tages. Da ich Popcorn nicht mag, hab ich mir Maltesters (genauso teuer) gekauft. Und Superheldenfilme sind jetzt auch nicht mein Lieblingsgenre, aber dennoch hab ich mich gefreut, als es im Saal dunkel wurde und man wieder dieses typische “Kinofeeling” erleben konnte.

Der Film selbst war – interessant. Also interessant vor allem, dass durch die Bank hochkarätige Schauspieler gecastet wurden, um dann wenig Dialog zu haben. Da wären Scarlett Johanson (2x Oscar nominiert) und Florence Pugh (1x Oscarnominiert) in den Hauptrollen und Rachel Weiz (1x nominiert, 1 x Oscargewinnerin) und William Hurt (4 mal Oscarnominiert) in Nebenrollen. Nicht, dass der Oscar jetzt das Maß aller Dinge wäre, aber in der Regel wird man für Charakterrollen nominiert. Mit der Besetzung von vielen SchauspielerInnen, die für Charakterrollen bekannt sind, erhebt man einen Marvel Film über seinen eigentlichen Status. Der Film hätte eine ganz andere Aura, wenn man ihn mit B-DarstellerInnen besetzt hätte. Zwar gibt es – wie gesagt – nicht extrem viele Dialoge, aber in denen zeigt sich die mimische Qualität; dass die Actionszenen technisch gut sind, sei auch angemerkt. Also es war schon ganz unterhaltsam

Beim Heimgehen sind der Teenie und ich an der Kultursommer-Veranstaltung im Mühlschüttelpark vorbeigegangen. Da traten gerade Raw Cat und Miss BunPun auf mit “Pussy Power”. Und so hörte es sich auch an. Harhar. Der Teenie: “Also das ist doch eine Familienveranstaltung, was singen die da?” Ich: “Interessiert es dich nicht, wie oft am Tag sie es sich macht?” Harhar. Na ja, ganz überzeugt hat mich diese Veranstaltung jetzt so nebenbei konsumiert auch nicht, muss ich zugeben.