almis personal blog

La La Land

Mir gefallen die meisten Filme, die ich mir im Kino anschaue, was daran liegt, dass ich leider ziemlich selten ins Kino komme und mir dann nur das ansehe, wovon ich mir verspreche, dass es meinen Geschmack trifft. So ist das fast immer ein positives Erlebnis, abgestuft von “nette Unterhaltung” über “toll” bis “sehr sehenswert”.

Viel seltener kommt es vor, dass ich einen Film sehe, ich den ich mich fast verliebe, weil er – meines Erachtens nach – einfach wunderschön gefilmt ist, das Medium voll ausnutzt, und einfach etwas Magisches auf die Leinwand zaubert. Wo das Thema stimmt, die Musik, die Stimmung, der visuelle Eindruck, die Dialoge und die Schauspieler. Sowas kommt nicht jedes Jahr vor. Aber 2017 hat für mich genau mit einem solchen Film begonnen. Ich habe diesen Film in der Pre-Preview gesehen (er läuft ab Ende nächste Woche regulär in den österreichischen Kinos) und war/bin verzaubert. Ich habe mir von dem Film sehr viel erwartet und er konnte diesen Erwartungen gerecht werden. Dieser Film heißt La La Land.

Ich werde zu La La Land noch mehr schreiben, aber soviel vorab: es ist ein Musikfilm in dem Sinne, als gesungen und getanzt wird, aber es ist alles andere als ein klassisches Musical, es ist ein visuelles Meisterwerk, ein Film, der von der Chemie, die die Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emma Stone miteinander haben ebenso lebt wie von den orignellen Einfällen des Regisseurs, der besonderen (und dabei sehr unangestrengten) Art, eine – diese – Geschichte zu erzählen und dem bisher noch mehr oder weniger unentdecken und noch nie derart gelungen in Szene gesetzten Charme der Stadt Los Angeles.

Ihr seht, ich bin enthusiasmiert und werde versuchen, diesen Enthusiasmus in noch genauere Worte zu fassen. Bald.

Globes und so

Irgendwie hat sich der Kosmos in den letzten Tagen gegen mich verschworen.

Zuerst hatte ich eine unheimliche schlechte Nacht dank Bauchweh-Kind, dann ist mir eine Füllung aus dem Zahl gefallen, die Waschmaschine eingegangen und letztendlich konnte ich mich auf meinem eigenen Blog nicht mehr anmelden. Jetzt ist soweit alles behoben, die Waschmaschine kam heute auch endlich und es war so ähnlich wie bei den Waltons, als Papa Walton endlich das erste Radio nachhause bringt. Nur wars halt der Lieferant. Harhar.

Was ich zu den Golden Globes noch sagen wurde, hätte ich gekonnt, die Nominierungen wurden ja Montag Nachmittag bekannt gegeben. Sind die Globes Gradmesser für den Oscar, wie es immer so schön plakativ heißt. Ja und nein.

In den letzten 25 Jahren haben 12x die gleichen Filme in der Kategorie “Best Picture” bei Globes und Oscars gewonnen, und 13 mal eben NICHT, wobei die Chance ja nicht so übel ist, gibt es bei den Globes ja sogar 2 beste Film Kategorien.

Manche machen sich Sorgen, weil Scorseses Silence und auch Sully völlig leer ausgegangen ist. Gibts hier noch eine Oscar Chance? Überragend (im Sinne von: Gewinn) sind die Chancen vermutlich nicht, allerdings gab es schon des öfteren Filme, die bei den GG gar nicht bedacht wurden, bei den Oscars allerdings doch (wenn auch zumeist nur mittels Nominierungen) reüssieren konnten

Ein Beispiel ist da gleich (weil Eastwood ja jetzt leer ausging) American Sniper. Null GG Noms, 7x Oscar. Noch heftiger True Grit. Null GG, 10 x Oscar Noms. Auch Tree of life oder Extreme loud and incredibly close wurden beide nicht GG bedacht, beide aber dann für den Oscar/bester Film nominiert. Manchmal gelingt es auch Foreign films, bei den Oscars besser zu reüssieren, wie La vita e bella und Il positino. Von den aufgezählten konnte lediglich nur La vita e bella mehr aus den Nominierungen machen, nämlich 3 Auszeichnungen (best foreign film, Actor und Score), aber da war ein ganz starkes Roberto Benigini Momentum sicher ausschlaggebend.

Ein bisschen enttäuschend ist, dass Almodovars Meisterwerk Julieta nicht für den besten fremdsprachigen Film nominiert wurde, allerdings wurde Almodovar noch nie für einen Golden Globe nominiert. Ich glaube, seine Chancen auf eine Oscar Nominierung sind zumindest intakt.

Sully

Heute werden ja im Laufe des Tages die Nominierungen für die Golden Globes bekannt gegeben und am Freitag hab ich einen Kandidaten, Sully, gesehen.

Sully, man erinnert sich, das ist dieser Pilot, der eigentlich Chesley Sullenberger heißt und 2009 als erster Mensch überhaupt eine Notwasserung mit einem Flugzeug – auf dem New Yorker Hudson River – geschafft hat. Nun könnte man sich denken ich und Fliegen, soll ich mir sowas überhaupt ansehen? Aber ja, ich kann sagen, ich hab nach dem Film jetzt nicht mehr Flugangst als vorher (wenn ich auch beschlossen habe, ab jetzt ausschließlich mit Mr. Sullenberger als Pilot zu fliegen harhar).

Der Film ist schon ziemlich nervenaufreibend, wenn er zeigt, was da so im Cockpit und im Passagierraum, bei den Fluglotsten am Kontrollturm und überhaupt im Umfeld dieses Ereignisses an diesem eisaklten Jännertag passiert ist. Was man in Europa vielleicht weniger mitbekommen hat: Sully war zwar der Held, wurde aber danach von der Flugsicherheitsbehörde quasi auseinandergenommen, weil infrage gestellt wurde, ob seine Landung am Hudson tatsächlich nötig war (und kein enormes Risiko) und ob es nicht doch möglich gewesen wäre, zurück zum JFK Airport zu kehren oder in New Jersey zu landen, was ja damals auch angedacht wurde. Diesen Fragen widmet sich der Film hauptsächlich.

Sehr erstaunlich war, dass Sully (Regie: Clint Eastwood) eigentlich komplett nüchtern erzählt wird. Auch wenn der Pilot zweifelsohne ein Held war und ist, und das natürlich auch thematisiert wird, ist das alles andere als das Abfeiern eines amerikanischen Übermenschens, der noch dazu von Tom Hanks verkörpert wird – obwohl es bei einer Geschichte wie dieser so naheliegen würde, das zu tun. Es ist Eastwoods Sachlichkeit zu verdanken, dass der Film komplett andere Schwerpunkte setzt als ein pathethisches Epos zu zeichen, und hierbei hilft auch der Haupdarsteller. Dass dieser anders könnte und ein kleines nationales Heiligtum spielend darstellen würde, wenn das gefragt wäre, wissen wir. Daher finde ich die Zurückhaltung eine große Leistung. Eventuell war das auch dem tatsächlichen Mr. Sullenberger ein Anliegen – sein Buch liegt dem Drehbuch ja auch zugrunde.

Interessant war, dass der Film sich so kurz einfühlt, obwohl er doch an die 100 Minuten lang ist. Das Ende war sehr plötzlich da, ich glaube, da ging es anderen im Kinosaal auch so. Wir haben dann überlegt, ob Sully auch auf der alten Donau landen hätte können, gleich hinterm Birner Brückerl zum Beispiel harhar. Aber die alte Donau dürfte zu schmal sein, vielleicht hätte er auf der neuen Donau eine Chance gehabt.

Aliens…

Das Wochenende stand bei uns in erster Linie unter dem Motto “Außerirdische”.

Am Samstag haben wir die Oscar-Season mit dem neuen Villeneuve Arrival eingeleitet. Und der Film war gleich ziemlich großartig. Sehr viel kann ich dazu eigentlich (noch) nicht schreiben, weil es einiges zu spoilern gäbe und man über den Film auch eine Weile nachdenken muss. Und wer sich von Aliens eher abgeschreckt fühlt, dem sei gesagt, dass das nur ein kleiner Aspekt des Films ist. Die Ausgangsposition ist, dass 12 riesige muschelartige Objekte mit Wesen aus dem All auf der Erde landen. Nachdem niemand ihre Sprache kennt, sucht man in den USA eine Linguistin, die sich der Sache annehmen kann. Aber wie gesagt, nur ein Mosaikstein zur genial mysteriösen Handlung. Dass Amy Adams eine Oscarnominierung erhalten wird, ist ziemlich wahrscheinlich. Ob wir diesen oder für den in Kürze anlaufenden Nocturnal Animals, der auch ein Oscar-Kandidat ist, wird man sehen.

Am Sonntag haben die Nachbarskinder ALF – die erste Staffel mit zu uns gebracht. Ich habe die allererste Folge nie gesehen, und deshalb ein bisschen mitgeschaut. Und da ist mir wieder eingefallen, wie gerne ich Alf früher im Fernsehen angeschaut habe. So ein cooler, witziger Kerl. Was aber im Gegensatz zu Arrival auffällt: Alf, eigentlich Gordon Shumway, kommt zwar auch von einem völlig anderen Planeten (wir erinnern uns: Melmac) sprachliche Barrieren gibt es allerdings nicht. Ganz im Gegenteil: er spricht sogar eine sehr jugendliche Sprache und versteht populärkulturelle Anspielungen bzw. macht selbst welche. Und niemand wundert sich, dass das so ist. Vielleicht wäre mir das auch gestern gar nicht sonderlich aufgefallen, hätte ich nicht vorher Arrival gesehen.

Wie auch immer: Arrival ist wirklich empfehlenswert, schön auch, dass so eine starke Frauenfigur im Zentrum der Handlung steht. Ob er den Bechdel Test besteht ist nicht ganz klar, ich hätte nein gesagt, man kann es aber auch anders sehen. Und wenn euch diese Aussage wundert, noch ein Grund mehr, den Film zu sehen. Hier der Trailer:

Herbstferien

Dieses Jahr gab es in Wien erstmals Herbstferien.¹ Wobei: so stimmt das nicht. Erstens hatten in der vergangenen Woche nicht alle Schüler durchgängig frei und zweitens waren es keine richtigen Ferien, sondern viele Schulen nutzen ihre schulautonomen Tage, um daraus eine Ferienwoche, folgend auf den 1.November-Feiertag und 2. November schulfrei zu generieren. Wie auch immer: wir hatten letzte Woche frei. Und wir haben die Tage gut genutzt.

Am Montag, zu Halloween, fand der alljährliche Umzug der Kinder im Haus statt. Diesmal war die Runde allerdings deutlich kleiner, weil doch einige auf Urlaub gefahren sind. Aber Süßigkeiten wurden dennoch genug gesammelt, nicht, dass das Kind die essen würde harhar, aber das Sammeln macht Spaß. Am Dienstag machten wir unsere übliche Tour zu den Gräbern, vor allem meiner Großeltern. Diesmal war absolut kein Allerheiligenwetter, sondern es war sonnig und recht warm, sodass wir im Anschluss noch letzte “Aufräumarbeiten” im Garten durchführten.

Den Mittwoch verbrachte das Kind mit den Großeltern und ich hab bisschen gekocht, Honorarnoten geschrieben und Zeitung gelesen. Danach war noch ein Nachbarskind da. Am Donnerstag brachen wir schon um neun Uhr früh mit einigen Nachbarn zum Monki Park auf, der um 10 Uhr geöffnet wurde, und den wir bis 16 Uhr nicht verließen, abgesehen von einem kurzen Mittagessen. Interessanterweise war am Nachmittag viel weniger los, da am Vormittag ein paar Hortgruppen mit Kindern, die eben nicht frei hatten, den Indoor-Spielplatz enterten. Die Kinder hüpften zwei Stunden fast non stop am Trampolin. Nach so einem Tag ist man als Eltern, obwohl eh nicht viel tuend, erschöpft wie nach einer Wanderung. Am Freitag gings ins Donauzentraum. Das neue Gregs Tagebuch kaufen und rutschen – ja, es gibt dort eine recht neue Riesenrutsche, wo mir schon der Anblick weiche Knie macht.

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Am Abend haben wir dann die ORF-Show Die große Chance der Chöre geschaut. Nicht, dass ich das schon jemals gesehen hätte, und die letzte ORF-Casting Show, die ich verfolgt habe, war glaub ich Taxi Orange, aber diesmal nahm ein Chor aus meinem Lieblings(urlaubs)dorf teil und das durfte ich auf keinen Fall verpassen. Nämlich die Young Roses aus:

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Die Tochter meiner Freundin singt mit und ich habe mich sehr gefreut, dass sie – mit einem Song von Andreas Gabalier – ins Halbfinale aufgestiegen sind. Ich bin gespannt, was sie als nächstes singen werden. Ihr Reportoire erstreckt sich nämlich auch auf slowenische Lieder. Ich halte ihnen jedenfalls sehr die Daumen.

Am Samstag war ich mit dem Kind italienisch mittagessen und dann im Kino, Burg Schreckenstein. Ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht vom deutschen Kinderfilm bin. Schon die Rico, Oskar… Filme hatten einen erfrischen lockeren und “alternativen” Ansatz und auch der Film über den “Wettstreit” zwischen einem Jungs- gegen ein Mädelsinternat ist gelungen, witzig, trifft den Ton, die Sprache von Vor-Pubertären, nach dem Motto: “Wir sind nicht auf dieser Welt, um zu tun was anderen gefällt!” Es ist auch ein Wettstreit zwischen sehr konservativer und weltoffener Erziehung. Und: Harald Schmidt spielt in einer Nebenrolle einen schrägen Grafen. Echt nett.

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Heute waren wir wieder mal in der Kirche und nochmal essen und morgen geht die Schule und Arbeit wieder los.

¹Dank einer aufmerksamen Leserin weiß ich: es war nicht das erste Mal!

Literaturnobelpreis, zwei

Das war ja schon irgendwie eine Überraschung am Donnerstag als der Literaturnobelpreis vergeben wurde.

Ich habe mir den Live-Stream dazu angeschaut und bin immer wieder echt überrascht, wie da völlig selbstverständlich auf Schwedisch präsentiert wird, so als wäre das eine Weltsprache. Wenn man d(i)en PreisträgerIn nicht so gut kennt, muss man sich sehr konzentrieren, um überhaupt den Namen rauszuhören. Das war dieses Jahr nicht so schwierig. Bob Dylan kennt man ja doch. Und obwohl er immer auch als Geheimfavorit gehandelt wurde, wars doch irgendwie nicht unmittelbar erwartbar und ein sehr schöner Moment find ich.

Während man in Amerika immer darauf wartet, dass jemand die sogenannte great american novel schreibt, hat Dylan de facto sehr viele great american songs geschrieben. Man muss sich nur mal dran erinnern, wieviele universal bekannte Lieder und Lyrics er verfasst hat. Deshalb geht der Literaturnobelpreis auch völlig in Ordnung, finde ich (im Gegensatz zu manchem anderen). Denn was er verfasst ist zwar kein Roman und keine Novelle, aber Poesie im besten Sinn.

Ob das Blowing in the Wind ist oder All along the watchtower, Like a Rolling Stone, The Times they are changing, Knocking on Heavens Door, usw ist. Dylan war für seine Lyrics sicher mehr bekannt als für seine Musik, wenn man bedenkt, dass viele seiner Songs erst durch Interpretationen durch andere Musiker wirkliche “Hits” wurden. Beispielsweise hat Dylan die Interpretation von All along the Watchtower von Jimi Hendrix als viel besser als seine eigene bezeichnet (mit einem der besten Song-Intros aller Zeiten IMO). Auch wenn ich kein Gun’s roses Fan war, mochte ich ihr Knocking on heavens door Cover. Oder das der Byrds von Mr. Tambourine Man.

Ein Song, den ich aber sehr gerne von Dylan himself gehört habe war der, für den er 2001 den Oscar bekommen hat. Nämlich Things have changed. Der Song fängt so wunderbar die Stimmung des Filmes ein, für den er geschrieben wurde, nämlich Wonderboys mit einem herrlichen Michael Douglas in einer untypischen Rolle. Der ganze Text ist brilliant, weil er eine Midlife-Crisis Desillusionierung in einer sehr poetischen Sprache transportiert, die voller geheimnisvoller Anspielungen steckt und gefühlt doch immer nachvollziehbar ist:

People are crazy and times are strange
I’m locked in tight, I’m out of range
I used to care, but things have changed

Und- to sum it all up:

All the truth in the world adds up to one big lie

Hier zu sehen:

Somit sind Bob Dylan und George Bernhard Shaw nun die einzigen beiden Menschen, die einen Nobelpreis UND einen Oscar bekommen haben. Das weiß ich seit gestern, twitter sei Dank.

Greatest Films

Gestern hat die BBC eine Liste der besten 100 Filme seit 200 herausgegeben, zusammengestellt wurde sie folgendermaßen:

For our poll to determine the 100 greatest American films, we surveyed 62 film critics from around the world. This time, we received responses from 177 – from every continent except Antarctica.

Die vollständige Liste kann man hier nachlesen.

Das ist schon eine sehr spannende Sache. Besonders freut und überrascht mich auch ein bisschen der Platz 2, In the Mood for Love. Ich habe selbst 2010 eine Liste meiner bis dato besten FIlme ab 2000 erstellt und In the Mood for Love war da auf dem ersten Platz. Ich dachte allerdings nicht, dass der besonders mehrheitsfähig wäre.

Was sonst auffällt: die ersten 10 bestehen aus Filmen, die ich extrem gut und solchen, die ich (etwas) überbewertet finde. sehr gut: Mullholland Drive, Eternal Sunshine of the Spotless Mind, No Country for Old Man. Überbewertet: Boyhood. Sehr überbewertet: Tree of Life ?!!!!einself!

Die Jury hat offenbar eine Schwäche für Kaufmann-Filme. Neben Eternal Sunshine findet sich beispielsweise auch Synechdoche New York in der Liste, den ich ehrlich gesagt wirklich gar nicht verstanden habe. Obwohl ich schräge Filme sehr mag, aber der war mir wirklich zu hoch. Auch Wes Anderson hat eine breite Fanbase, so scheint es (Grand Budapest Hotel, The Royal Tenenbaums, Moonrise Kingdom). Auch Almodovar (Talk to her) und Jim Jarmusch (Only Lovers left alive) finden sich hier.

Ich kann der Begeisterung für Moulin Rouge (Platz 53.) ebenso zustimmen wie für die Nolan Filme (Inception, The Dark Knight, Memento). Und Michael Hanekes Werke sind auch prominent vertreten, aber über die hab ich mich noch nicht drüber getraut, wegen Depressionsgefahr.

Was ich aus der Liste unbedingt bald gerne sehen will: Mad Max, Holy Motors, The Master und Toni Erdmann. Welcher Film für mich am schmerzlichsten fehlt: Closer. Er hätte so gut da reingepasst.

“Julieta” von Almodovar

Pedro Almodovar hat einen neuen Film gedreht. Er nennt sich Julieta und ist nicht unbedingt sehr typisch für den Regisseur, oder sagen wir so, dieser Film spiegelt die ernstere Seite Almodovars wider.

Meistens rezipiert man den spanischen Filmemacher ja eher als etwas skurillen und leicht durchgeknallten kreativen Kopf. Es passierten immer auch tragische Dinge in seinen Werken, aber meistens liegt quasi eine Folie darüber, eine Folie, die vermittelt, das alles ist auch viel Theater, nichts ist ganz so ernst zu nehmen, der schräge Witz gräbt sozusagen der Ernsthaftigkeit das Wasser ab. Comic relief halt.

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Bei Julieta ist das anders. Julieta ist ein hoch emotionaler Film, in dem man voll in die Gefühlswelt der Haupdarstellerin Julieta (gespielt von zwei verschiedenen Darstellerin, als Mitte 20 und dann als Ende 40 Jährige) eintaucht. Die Ausgangslage ist die, dass Julieta ihr Leben in Madrid hinter sich lassen will. Ihr Mann ist gestorben als ihre Tochter Antia neun Jahre alt war und Antia selbst hat sie im Zuge ihrer Volljährigkeit verlassen und sich nie wieder bei ihr gemeldet. Das ist zwölf Jahre her. Julieta ist eine gebrochene Frau, die mit ihrem neuen Lebensgefährten, der über ihre Vergangenheit nichts weiß, ein neues Leben anfangen will. Doch aufgrund einer schicksalshaften Begegnung bleibt sie in Madrid und schreibt ihre Geschichte auf, die dem Zuseher nun auf der Leinwand präsentiert wird.

Ist das ein Film über Frauen, hab ich den Mann nach dem Kino gefragt und er hat gesagt, es ist ein Film über Schmerz. Und das stimmt. Es ist eine Geschichte voller (vermeintlicher) Schuld und Selbstvorwürfen. Natürlich nicht nur, es gibt bei Almodovar immer auch eine Menge an Lebenslust, doch gerade wenn das Leben intensiv gelebt war, in all seinen Schönheiten, ist die Talfahrt umso schlimmer. Und diesmal hilft keine Skurilität darüber hinweg. Julieta hat viel erlebt, wofür sie keine Erklärungen hat, sie ist quasi mit besten Absichten in ein bodenloses Unglück gefallen, und der Weg, den sie geht, ist hart und trotz allem, letzendlich nicht hoffnungslos. Denn es ist ein Weg, der sie mehr und mehr zu sich selbst führt.

Mehr kann man gar nicht sagen, ohne etwas zu verraten, nur das eine, dass Julieta – nach sehr vielen sehenswerten Filmen – nun das Meisterstück Almodovars ist, ein durch und durch stimmiges, mitreißendes, spannendes und wahrhaftiges Werk mit sehr guten Schauspielern.

Hier der Trailer:

Btw wer im Dezember im New York ist, da gibts eine große Almodovar Retrospektive.

Kino am Dach mit Jim Jarmusch

Bei Durchsicht des diesjährigen Kino am Dach Programms bin ich draufgekommen, dass es heuer anscheinend einen Jim Jarmusch Schwerpunkt gibt. Inklusive Permanent Vacation. Yay! Wir haben ja die Jarmusch Collection zuhause und alle Filme gesehen, abgesehen vom vorletzten The Limits of Control.

Was kann man zum Werk von Jim Jarmusch sagen? Nun ja, er ist ein sehr langsamer und oft auch wortkager Erzähler. Sowas wie einen Plot gibt es manchmal zwar schon, aber er ist meistens nicht besonders bedeutsam. Jarmuschs’ Filme leben hauptsächlich von der Stimmung, die sie vermitteln, vom Spiel der Protagonisten und von Musik. Musik ist für Jarmusch ganz wichtig, sowohl als Stilmittel, wie auch als Thema, manchmal besetzt er auch Musiker in seinen Werken wie Iggy Pop und Tom Waits.

Seine Filme sind nach dem sperrigen Debüt Permanent Vacation natürlich nach und nach “genießbarer” geworden, einen Film wie Broken Flowers kann man schon fast als Indie-Mainstream bezeichnen, dafür stellen einige Werke mehr Fragen als sie zu beantworten vermögen, beispielsweise Dead Man mit Johnny Depp, der vielleicht der am schwierigsten zu konsumierende Jarmusch Film ist – und auch die Zusammenarbeit mit Depp blieb singulär, was für Jarmusch eher ungewöhnlich ist, arbeitet gerne mit Darstellern öfters zusammen.

Einen Mittelweg zwischen sehr eigenartig und fast schon zu angepasst findet vielleicht Night on Earth. In fünf Episoden die jeweils in verschiedenen Ländern zur gleichen Zeit spielen und in der jeweiligen Landessprache gezeigt werden (mit Untertiteln) begleitet Jarmusch Taxifahrer mit jeweils einer “Fuhre”, also einem oder mehren Fahrgästen. Das geht von lakonisch (die L.A. Episode) über sehr überdreht (die Rom Episode mit Roberto Benigni) zu tieftraurig (die Helsinki Episode, ja auch finnisch wird im original gesprochen, in der ein Fahrgast über die Frühgeburt seiner Tochter erzählt).

Erst vor kurzem hatte ein neuer Jarmusch Film, Paterson, in Cannes seine Premiere. In der Titelrolle Kylo Ren, bzw Adam Driver. Nach seinem letzten Film über Vampire widmet sich Jarmusch diesmal dem Leben eines Busfahrers. Abgesehen davon, dass man im Zuge dessen erfahren hat, dass Jim Jarmusch noch keinen Star-Wars Film gesehen hat, hat Paterson sehr wohlwollende Rezensionen erhalten. Der Tagespiegel etwa schreibt, es passiere “peinigend wenig” in dem Film und doch sei er wunderschön. Das klingt vertraut.

Der Fall Unterweger

Fantastische News aus dem Filmbusiness:

Der großartige Michael Fassbender wird einen österreichischen Verbrecher spielen. Nein, diesmal geht es nicht um Josef Fritzl – der Stoff wurde ja so ähnlich bzw. vom Fall Fritzl inspiriert eben erst verfilmt (Room) – sondern um Jack Unterweger. Obwohl wikipedia Unterweger als österreichischen Mörder und Schriftsteller bezeichnet, wurde er für die Mehrzahl seiner vermeintlichen Morde nie verurteilt, da er direkt nach dem Urteil Suizid beging. Was den damaligen Jusitzsprecher Michael Graff zur relativ gewagten Äußerung “Das war sein bester Mord” inspirierte.

Davon abgesehen ist Unterwegers Geschichte schon relativ beachtenswert. Nach seiner ersten Tat (für die er rechtskräftig verurteilt wurde) entdeckte er im Gefängnis seine Affinität zum Schreiben. Er schrieb Kindergeschichten und den autobiografischen Roman Fegefeuer, in dem er erklärte, wieso also so kam wie es geschehen war. Er bereute seine kriminelle Energie und gab sich geläutert. Unterweger wurde fortan “Häfen-Poet” genannt und Teile der Wiener Intellektuellen-Szene setzen sich für eine Begnadigung ein. Das passte sehr gut zum herrschenden Zeitgeist, der von Resozialiserung und der gefängnislosen Gesellschaft träumte – ich kann mich erinnern, dass wir das genau in dieser Zeit, 1993 oder 94 im Englischunterricht sogar lebhaft darüber diskutierten.

Unterweger wurde tatsächlich begnadigt – ohne angeschlossene Therapie. Er wurde in der Wiener Szene herumgereicht und die Morde an Prostituierten gingen wieder los. Nachdem man Unterweger zuerst quasi als Sachverständigen einsetzte, nach einem Hinweis aber zum Hauptverdächtigten machte, setze er sich mit seiner minderjährigen Freundin in die USA ab, wo er nach einer Finte aufgegriffen werden konnte. Der folgende Prozeß ist der erste in Österreich, der mit DNA Spuren als Beweismittel arbeitet. Unterweger ist immer noch guter Dinge und hat ein paar Alibis zu bieten, die allerdings nicht immer bestätigt werden. Unterweger wird schließlich von einem Geschworenengericht erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Ob der Suizid so geplant war, oder nur ein halbherziger Versuch sein sollte, aus dem Ernst wurde (eine Theorie) mag niemand zu sagen.

Jedenfalls ein äußert ergiebiger und rätselhafter Stoff, schon mehrmals verfilmt und auch fürs Theater adaptiert. Fassbender ist eine gute Wahl, zum einen, weil er ein hervorragender Schauspieler ist, zum anderen, weil er Unterweger vom Typ her ein wenig ähnelt. Das Drehbuch soll der Autor von Birdman schreiben. Alles sehr gute Vorzeichen. Ich bin gespannt!