almis personal blog

Tag 18

Tag 18 – Welcher Film enthält deinen Lieblingsbösewicht?

Stanley Kubricks Clockwork Orange. Der Bösewicht heißt Alexander deLarge. Wobei Bösewicht unter Anführungszeichen. Denn das Wort ist eigentlich zu nett für jemanden wie Alex. Er ist kein Böser wie zb der Joker in den Batman Filmen, der auf gewisse Weise eine Karikatur ist. Überzeichnet. Spielerisch. Alex tut tatsächlich sehr schlimme Dinge und es ist ihm ernst damit. Es ist schwierig herauszufinden, weshalb er sich derart entwickelt hat. Es ist kaum möglich, durch Interpretation darauf zu kommen, was ihn antreibt.

Denn Alex ist kunstsinnig. Er liebt Beethoven. Er reflektiert über sich selbst. Er weiß, dass es nicht richtig ist, was er tut. Aber er hört damit nicht auf. Es ist also auch irgendwie eine bewusste, lustbetonte Entscheidung. Alex hängt meist mit seiner Gang herum, die er seine “droogs” nennt. Sie sprechen einen eigenartigen Slang, eine Mischung aus Englisch und Russisch (weshalb man den Film auch im Orginal sehen sollte). Abends besuchen sie die “Korova Milk Bar”, wo sie Milch gemischt mit irgendwelchen Drogen zu sich nehmen: “to make you ready for a little bit of the old ultraviolence.”

Und weil Alex so ein angsteinflössender Böser ist, sind auch die Konsequenzen extrem. Ein sehr verstörender Film.

Tag 17

Tag 17 – In welchem Film kommt deine Lieblingsfigur vor?

Es gibt einen Film, da sind beide Hauptfiguren quasi meines Lieblingsfiguren. Und das aus unterschiedlichen, aber doch zusammenhängenden Gründen. Die Rede ist von Sofia Coppolas Drehbuch-Oscar gekröntem Film Lost in Translation.

2003 habe ich (damals 27 Jahre alt) extrem mit Charlotte (dargestellt von Scarlett Johansson, die damals unglaubliche 19 war, im Film aber eher Mitte 20 sein soll) identifiziert. Charlotte ist mit ihrem Mann nach Tokio gereist und weiß nicht so recht, was sie hier tun soll. Mit hier ist erstens Tokio gemeint, zweitens aber ganz allgemein auf dieser Welt. Sie weiß nicht genau, was Ehe bedeutet, sie weiß nicht, was sie beruflich machen möchte – oder traut sich nicht, das zu tun, wofür sie brennt. Sie hat sehr unklare Vorstellungen von ihrer Zukunft. Und Charlotte hat nicht das typische Hollywood Film Gesicht und nicht die typische (ganz dünne) Figur. Vor allem konnte ich mich damit identifizieren, dass Charlotte schreiben will und gleichzeitig weiß, dass das keinen vernünftigen Beruf ergibt.

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Womit wir zu Bob Harris (Bill Murray) kommen, den Charolotte in Tokio kennenlernt. Auch er ist Amerikaner, Schauspieler im Karrieretief, der hier Werbung für Whiskey macht. In den USA ist er mittelglücklich verheiratet und Familienvater. Wie sie ist er an einem Punkt in seinem Leben (Midlife-Crisis?) verloren in der Stadt, wie auch in ihrem Leben. Zwischen den beiden entwickelt sich eine irgendwie undefinierte Beziehung, etwas zwischen engen platonischen Gefühlen und dem mehr, was darüber hinausgeht und gefährlich sein kann, wenn man anderweitig gebunden ist und sich in völlig verschiedenen Lebensphasen befindet. Beide sehen etwas ineinander, das sie unbewusst gesucht haben. Und ein Mann, der “keep writing” sagt, wenn man sich selbst nicht sicher ist, den muss man doch so und so lieben. Der Film reiht sinnliche und intime Momente aneinander, ohne gewisse Grenzen zu überschreiten.

Und es ist schön, die beiden dabei beobachten zu können.

Tag 16

Tag 16 – Welches Genre bevorzugst du zum Entspannen?

Sowas wie eine gute Rom-Com.

Die Zeit, in der wir uns gerade befinden, ist nicht gerade berühmt für wirklich gute Rom-Coms. Aber in den 1990er gabs so einige Filme, die sich hervorragend zum Entspannen eigneten, und dennoch intelligente Unterhaltung boten. Es war im Übrigen auch die Zeit der Andie MacDowell, deren spröder Charme sehr gut zu diesen Komödien gepasst hat. Ich denke da an Green Car oder Täglich grüßt das Murmeltier. Harry und Sally natürlich. High Fidelity. Oder Bridget Jones (ausschließlich Teil 1!)

Ach ja doch, eine gute zeitgenössische RomCom ist mir jetzt eingefallen, Silver Linings Playbook.

Tag 15

Tag 15 – Welcher Film hat dich überzeugt, obwohl er aus einem von dir eher nicht bevorzugten Genre stammt?

Also Abenteuerfilme wären wohl nicht mein Lieblingsgenre. Im weitesten Sinn zählt Sean Penns Regiearbeit von 2007 dazu. Sie nennt sich Into the Wild und basiert auf der gleichnamige Reportage von Jon Krakauer. Es handelt sich um ein Portrait des Aussteigers Christopher McCandless, der sich selbst Alexander Supertramp nannte. Supertramp spendete sein gesamtes Erspartes nach der Collagezeit einem gemeinnütigen Verein, und reiste mit Minimalausrüstung quer durch Amerika nach Alaska, wo er – abgeschieden von jeglicher Zivilisation und völlig alleine – leben wollte.

Das ist eine nicht unumstrittene Geschichte und Alexander Supertramp ist eine ziemlich kontroversielle Figur. Gerade in Alaska. Penn schafft es, einerseits Verständnis für ihn aufzubringen, womöglich, weil er mit seiner Querköpfigkeit und Unbelehrbarkeit, aber auch dem Freiheitshunger ihm selbst nicht ganz unähnlich ist – andererseits verklärt und idealisiert Penn den Weg von Supertramp keine Sekunde lang. Es wird schon klar, dass Supertramp mit seinem Leben spielt, dass er leichtsinnig und vielleicht auch überheblich mit der Natur umgeht, die er liebt und die er zu verstehen vermeint. Möglicherweile trug Alexander Supertramp auch eine andere Absicht mit sich, als er nach Alaska ging.

Jedenfalls ein äußerst sehenswerter Film, der gar nicht erst vorgibt, alle Fragen beantworten zu können.

Tag 13/Tag 14

Tag 13 – Welcher Film landete zuletzt aus einem Spontankauf in deinem Regal?
Tag 14 – Welcher Film hat die schönste Musik?

Heute zwei Fragen auf einmal, weil ich die erste sehr schnell beantworten kann. Ich kaufe eigentlich gar keine DVDs mehr.

Dafür Tag 14. Da denke ich sofort an Gattaca. Auch wieder Sci Fi. Ein Film mit Ethan Hawke und Uma Thurman aus dem Jahr 1997. Regisseur Andrew Niccol zeichnet mit seinem Debüt eine dystopische, schwer melancholische Vision der Zukunft. Das ist das eine. Das andere ist diese Musik.

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Die musikalische Untermalung von Michael Nyman prägt den Film total. Alleine das Intro des Films schlägt einen (oder zumindest mich) emotional k.o. Komplett verletzlich macht einen dieser Beginn (die Streicher!), sodass man bereits der ersten Szene schutzlos ausgeliefert ist. Das mag Absicht sein, es muss aber auch erstmal funktionieren, denn so ein Gefühl der Bedrohung und Angst stellt sich normalerweise nicht im Handumdrehen ein. Die Musik dieses Films ist auch im weiteren Verlauf, wunderschön und belässt einen in diesem Zustand der absoluten Dünnhäutigkeit. Ein gutes Beispiel dafür, wie Dialog, Bild und Ton eine perfekte Symbiose eingehen können.

Tag 12

Tag 12 – Die/das 7. DVD/Blu-ray/Video in deinem Regal von rechts.

2001 – a Space Odyssey. Ja, ich hab den gesehen. Er ist zugegebenermaßen nicht mein Lieblings-Kubrick, vermutlich, weil ich ihn auch nicht so ganz verstehe. Damit befinde ich in der Gesellschaft von beispielsweise Rock Hudson, der die Premiere des Films, laut Kritiker Rogert Ebert, mit den Worten “Will someone tell me what the hell this is about?” verließ. Im Gegensatz zu Hudson bin ich aber geduldiger im Aussitzen von Filminhalten, die ich nicht ganz erfassen kann. Und ich finde sie nicht automatisch schlecht oder gar unsinnig.

A Space Odyssee ist sehr langsam erzählt (wenn man außer acht lässt, dass die Handlung innerhalb einer Szene schon mal 4 Millionen Jahre vorwärts springt, Stichwort der berühmteste Match-Cut der Filmgeschichte), es wird ganz wenig gesprochen und Musik und Bild Kombinationen spielen die Hauptrolle. Man hört den Donauwalzer einmal abseits von Opernball und Neujahrskonzert, nämlich beim Andocken einer Raumschiffes an die Raumstation. Also wenn man Österreicher ist. Wenn man das nicht ist, wirkt die Musik sicher nochmal anders.

Sci Fi ist eher die Abteilung von Mr. Almi (wie u.a. Solaris/Solyaris – das Original usw.) Ich schaue mir das schon an und irgendwie hatte er auch was für mich, aber ich kann nicht so ganz genau sagen, was. Lange war Clockwork Orange mein Lieblingsfilm von Stanley Kubrick, aber ich glaube, der ist mir heute zu brutal. Kubrick hat aber das Talent, Filme aus ganz unterschiedlichen Genres (Kostümfilm, Horrorfilm, Literaturverfilmung, Sci Fi eben, Kriegsfilm) in ganz verschiedenen Tönen zu erzählen und es wirkt immer wie seine Spezialität. Das ist bewunderswert.

Tag 11

Tag 11 – Welchen Film würdest du deinen Kindern zeigen?

Die Frage verstehe ich irgendwie nicht. Wann zeigen, wenn sie 5 sind oder 15. Oder gar 25? Ok, ich nehme an, es geht um Kinderfilme. Wobei er ja schon eine ganze Menge Filme im Kino gesehen hat und ich mit ihm. Am besten haben mir davon eigentlich die beiden Ich, einfach unverbesserlich Filme gefallen. Sie sind zu süß und auch für Erwachsene witzig erzählt.

Einen Kinderfilm, den ich gerne mal mit Adrian sehen würde und das vielleicht (klassischerweise) zur Weihnachtszeit, ist Der kleine Lord. Natürlich etwas sentimentaler Stoff, könnte auf die Trändenrüse drücken, wird aber durch Alec Guiness’ Strenge diesbezüglich etwas abgemildert. Natürlich trotzdem rührend und ans Herz gehend. Aber auch schön

Tag 10

Tag 10 – Nenne den lustigsten Film, den du kennst.

Boah… war kein Zufall, dass ich mir mit der Frage soviel Zeit gelassen habe. Ich mag zwar Komödien, aber lieber solche, die nicht so besonders gewollt lustig sind. Sondern eher skurill. Also sehr lustiger film, hm.

Was mir dann doch eingefallen ist, Arsen und Spitzenhäubchen. Einen Film, den ich mit meiner Mutter (die Komödien auch nicht unbedingt bevorzugt) als Kind gesehen habe, und den ich einigermaßen klassisch lustig, aber doch auch sehr schwarzhumorig finde. Es dreht sich dabei um Mortimer (Cary Grant), der am Tag seiner Hochzeit herausfindet, dass seine beiden Tanten aus Mitleid (ihrer Meinung nach) einsame alte Männer zu sich einladen und sie mit einer Mischung aus Wein und Gift töten, um sie “Gott näher zu bringen”. Unfreiwilliger Helfer ist dabei Teddy, Mortimers persönlichkeitsgestörter Bruder, der sich für Präisdent Roosevelt hält. Mortimer ist über die Entdeckung außer sich. Einerseits will er seine Tanten vor dem Gefängnis bewahren, andereseits ihrem Tun Einhalt gebieten. Außerdem macht er sich Sorgen, den in der Familie offenbar grassierenden Wahnsinn geerbt zu haben…

Cary Grant – quasi der George Clooney seiner Zeit- beweist in diesem Film, dass er ein hervorragender Komiker ist. Gerade, weil er den Wahnsinn seiner Tante zu vertuschen versucht, wirkt er selbst in vielen Situationen im besten Fall völlig irrational, im schlechtesten komplett geistesgestört. Der Film ist ein Spiel mit dem, was für (ab)normal gehalten wird und warum und vice versa. Er beinhaltet etwas Slapstick und sehr intelligente Dialoge.

Und er ist, um auf die Frage zurückzukommen, sehr lustig, in der Art wie er begeistert die Dinge auf die Spitze treibt.

Tag 9

Tag 9 – Welcher ist der schlechteste Film deines/r Lieblingsregisseurs/in [wahlweise: Lieblingsschauspielers/in]?

Schlecht sicher nicht, aber mit Inland Empire von David Lynch konnte ich wirklich nichts anfangen. Menschen mit Hasenmasken, die bügeln, sind jetzt nicht per se erstaunlich für einen Regisseur wie Lynch. Und auch, dass man der Handlung nicht folgen kann, muss einen nicht zwangsläufig irritieren. Dennoch: das ganze dauert drei Stunden und entzieht sich (im Gegensatz zu zb. Lost Highway oder Mullholland Drive) für mich jeglichem (auch abstrakt verstandenem) Genuss. Eigentlich ist es pures Avantgarde Kino, sogar Twin Peaks wirkt sehr down to earth im Vergleich.

Alles in allem (leider): not my cup of tea.

Tag 8

Tag 8 – Nenne einen Film von deinem/r Lieblingsregisseur_in [wahlweise: Lieblingsschauspieler_in].

Ich weiß nicht genau, ob ich einen Lieblingsregisseur habe, ich mag Fincher, Kubrik, Nolan, Lynch, Jarmusch und Almodovar. Sprechen wir vielleicht einmal von Jim Jarmusch.

NightonEarth

Jim Jarmusch hat viele sehr langsame, handlungsarme und auch verstörende Filme gemacht. Sein interessantester Film ist vielleicht Night on Earth. Darin porträtiert er in fünf Sequenzen nächtliche Taxifahrten in Los Angeles, New York, Rom, Paris und Helsinki. Es gibt sogar sowas wie einen Plot! Das besondere daran ist, dass alle in der jeweiligen Landessprache sprechen. Ok, das mag in den USA jetzt nicht so überraschend sein, wobei Armin Müller-Stahl in der NY Episode auch recht viel Deutsch spricht, aber Finnisch ist nicht gerade eine Sprache, die man sehr oft in Filmen (oder auch sonst) hört. Französisch kann ich gar nicht, Italienisch verstehe ich halbwegs, aber auch daran ist man nicht gewöhnt – natürlich haben diese Episoden Untertitel.

Der Grundton der Episoden ist sehr unterschiedlich. Von beiläufig, über lustig, von skurill zu tieftraurig. Weil Taxifahren, vor allem in der Nacht, natürlich auch eine ergiebige Spielwiese ist, für menschliche Befindlichkeiten und Interaktionen. Im Schutze der Dunkelheit quasi. Durch das Belassen der Orginalsprachen werden die Stimmungen in den verschiedenen Ländern noch deutlicher herausgearbeitet. Night on Earth ist ein Jarmusch-Film für Einsteiger. Nicht so ganz “Indie” und herausfordernd wie seine frühen Werke, aber auch noch nicht merkbar geglättet wie Broken Flowers und letztes Jahr Only lovers left alive. Deshalb ist es wahrscheinlich mein Lieblings-Jarmusch.