almis personal blog

Skyfall

Viel positives war ja über den Jubiläumsbond zu lesen, der beste Bond aller Zeiten soll es sein, unter der Regie von Sam Mendes –  dessen Film American Beauty ich sehr liebe – der dritte Film mit Daniel Craig, den ich als Bond eigentlich ziemlich gut finde und dessen Erstling Casino Royale ich besonders mochte.MV5BMjM1MzMzOTA3MV5BMl5BanBnXkFtZTcwOTE3NzA1OA@@._V1_SX214_

Mit dementspechend hohen Erwartungen habe ich mir also endlich Skyfall angesehen und wurde für mich überraschenderweise deutlich enttäuscht. Ja klar, das sind sehr schöne Bilder, Shanghai bei Nacht, Schottland im Nebel, immer wieder London. Ästhetisch. Toll. Andererseits sind es gerade diese artifiziellen Bilder, die Skyfall sehr von seinem Zuschauer distanzieren und auf Abstand halten. Bond selbst ist diesmal so geschlagen und verletzlich und erinnert dabei etwas an Bruce Wayne in The dark knight rises. Nur wieviel Kraft schöpfte Wayne aus seiner Niederlage, welche Katharsis machte er (deutlich sichtbar) durch. Und Bond? Der schwelgt in der Vergangenheit, der Film besteht aus unzähligen Zitaten, Anspielungen an frühere Filme, Insiderverweisen. Das allerdings relativ ironiefrei und ohne großen Erkenntnisgewinn.

Und das ist so schade. Wie frisch und neu erfunden wirkte der 1. Craig-Bond Casino Royale (jaja, der Croupier hatte einen ziemlichen Wiener Slang, was etwas unfreiwillig komisch wirkte, zumindest auf das Wiener Publikum, großes Gekicher, aber selbst das störte nicht sehr) und wie altbacken dagegen der dritte? Der Plot war quasi nur selbstreferentiell, eine Bedrohung von außen nicht existent (in Zeiten wie diesen ein wirklicher Anachronismus), ein Kampf ganz innerhalb des eigenen Universums.

Der Bösewicht Javier Bardem hätte ich einer besseren Geschichte wirklich brillieren können, so wirkte selbst er trotz aller Bemühungen relativ comichaft-harmlos. Judi Dench als M. ist mir generell so fern wie nur irgend möglich, spielt aber diesmal eine so große Rolle im Film, dass man sie schwer übersehen kann. Letztendlich muss ich sagen: das Beste an diesem Film ist für mich der Song von Adele.

Bitte Ihr Leute, die Ihr Skyfall liebt, was habe ich falsch gemacht bei der Rezeption? Was mögt Ihr daran so gerne?

RIP Roger Ebert!

Gestern ist Roger Ebert gestorben, ein brillianter Filmkritiker, eine Ikone in den USA. Das geschah nicht unerwartet, er kämpfte seit über 10 Jahren gegen den Krebs, aber dennoch ist das sehr traurig und ein großer Verlust für die Filmwelt.

Wie oft habe ich zu Mr. Almi gesagt, Ebert gab Film xy soundsoviele Sterne und das war für uns eine Orientierungshilfe. Ganz selten verstand ich seine Urteile gar nicht, ein Beispiel dafür wäre Fight Club, den Ebert nicht mochte. Aber es war immer spannend, seine Argumente zu lesen, auch wenn man mit seinen Schlußfolgerungen einmal nicht übereinstimmte.

Ich habe alle Great Movies Hardcover von Ebert, ein Beispiel für eine hervorragende Kritik (für einen hervorragenden Film) wäre die zu Fellinis 8 1/2.

Ich besitze auch sein Buch Your Movie sucks, das ebenfalls gut und sehr oft sehr witzig zu lesen ist. Seine Urteile können hart sein, allerdings werden sie nie verletzend oder gehen unter die Gürtellinie. Meine Lieblings This-sucks Kritik handelt vom Film The Village und sie ist sehr pointiert verfasst, man kann sie hier nachlesen.

Das Schöne an Eberts Kritiken war: sie waren hervorragend geschrieben, nie überlang, nie über-intellektuell, arrogant oder herablassend. Sie waren für sich alleine genommen amüsant, klug und pointiert. Er hat nie mit seinem fundierten Wissen geprotzt, sondern immer versucht, seine Leser, begeisterte Kinogeher, direkt und unmittelbar zu erreichen. Ebert, der übrigens ein begeisteter Twitterer war – aufgrund seiner Krankheit konnte er seit Jahren nicht mehr sprechen – hat seine Abschiedsworte noch selbst verfassen können. Sie enden mit dem Satz: See you at the movies.

Rest in peace, Roger.

Argo

Wisst Ihr übrigens, wer in den vergangenen beiden Jahren in besonders vielen oscarnominierten und oscarpärmierten Filmen mitgewirkt hat. Ja richtig, John Goodman. Ihr wusset es doch, nicht?! Oder glaubt Ihr mir das nicht. Nun ja, da wäre zunächst mal The Artist (Filmoscar 2012) und Paranorman (nominiert 2012), sowie Extrem laut und unglaublich nah (nominiert 2012), dann Argo (Filmoscar 2013) und Flight (nominiert 2013). Ok, John Goodman selbst hatte natürlich in keinem dieser Filme die Hauptrolle, aber ich sehe ihn immer wieder gerne, er passt in jeden dieser sehr unterschiedlichen Filme optimal hinein, er fällt immer positiv auf.

Enhält keine Spoiler, die nicht auch der Trailer enthält

Mit Filmen nach einer wahren Begebenheit ist das ja so eine Sache. Sie sind naturgemäß meist ziemlich down to earth, und oft kennt der Zuseher die zugrundeliegende Geschichte ja auch schon. Wie also soll der Regisseur es also schaffen, das Publikum trotzdem in seinen Bann zu ziehen, und etwas zu kreiieren, was bleibenden Eindruck verleiht und nicht nur bemüht semidokumentarisch daherkommt?

Affleck hat sich im Fall von Argo eindeutig für Suspense entschieden. Ja natürlich ist das auch ein pointierter Blick nach Hollywood, Produzentengeplänkel, Insiderwitze, ein bisschen das Filmbusiness durch den Kakao ziehen. Das funktioniert sehr gut und man sieht Goodman und Alan Arkin (nominiert als bester Nebendarsteller) gern dabei zu, wie sie aus dem Nähkästchen plaudern und das alleine wäre ein guter und ergiebiger Filmstoff. Natürlich kommt auch relativ bald die Assoziation zu Wag the dog. Doch Argo ist keineswegs ein Wag the dog 2.0.

Ich zu Mister Almi: “Wenn ich da dabei gewesen wäre, ich wäre völlig fertig”. Mr. Almi zu mir: “Du bist auch jetzt schon völlig fertig.” Das war übrigens zu dem Zeitpunkt, als ich mich am Sofa festgekrallt habe. Der Film ist manchmal unerträglich spannend, gleichsam sehr flott erzählt, dann aber doch wieder innehaltend, um den Zuseher genüßlich zappeln zu lassen und man denkt, Affleck wäre für so manche Szene bei Hitchcock in die Lehre gegangen.

Affleck, der auch die Hauptrolle übernommen hat (btw. bitte den Bart behalten!), hat schon mit The Town bewiesen, dass er der Mann für kluge, modern inszenierte Unterhaltung ist. Er setzt neben Nervenkitzel auf schnelle Bilderfolge, auf hippe Musik, die wie für die Story geschrieben scheint, Lokalkolorit und ein brilliantes Ensemble in Spiellaune. Hier passiert alles auf den Punkt genau, nichts wird dem Zufall überlassen, der Film wirkt akribisch vorbereitet, die Kniffe platziert, um den Zuseher zu erreichen, doch gleichzeitig ist das alles nonchalant und charmant dargeboten.

Meine persönliche Tagline des Films ist übrigens: Argo f*** yourself! Warum? Anschauen! Oder braucht Ihr noch mehr Argomente (thx. to L. für diesen Kalauer!)

This is forty

Seth McFarlane hat bei der Oscar-Verleihung ein bisschen über Hanekes Amour gewitzelt, der den Untertitel “This is ninety” trage. Das war eine Anspielung auf den Film This is forty, den ich gestern gesehen habe, und der den eher doofen deutschen Titel “Immer Ärger mit 40” bekommen hat.

Es handelt sich hierbei um eine Judd Apatow Komödie, und der Mann steht bekanntermaßen für intelligente Hollywood-Unterhaltung, mit einem Schuß Indie und einer manchmal ordentlichen Prise Fäkalhumor. This is 40 ist zunächst einmal eine doch relativ genaue Beobachtung der Situation von Menschen in dieser Altersgruppe. Ich bin zwar erst (bald, sehr bald) 37, zähle mich aber schon dazu. Denn es geht um meine persönliche Lebenssituation. Man ist verheiratet, hat Kind(er), Berufe, man versucht alles auf die Reihe zu kriegen, man will im Job durchstarten (denn wenn man es bis 40 nicht schafft…), genauso wie ein tolles Familien- und auch Beziehungsleben. Man ist nicht alt, merkt aber schön langsam, dass man auch nicht ewig Zeit hat, sein Leben zu leben. Und genau deshalb ist man in diesem Alter permanent irgendwie gestresst.

Der Film zeigt: Menschen um die 40 liegen selten auf dem Sofa. So auch nicht Pete (Paul Rudd) und Debbie (Leslie Mann), ein normales Ehepaar aus der gehobenen Mittelschicht. Sie schwanken zwischen Glücksgefühlen, wenn sie ihre Kinder ansehen, und Genervtheit über die beiden Mädels (die permanent streiten oder bocken, aber auch sehr süß sein können), zwischen Selbstverwirklichung und Geldsorgen, zwischen dem Wunsch, fit zu bleiben und den Cupcakes und Pommes-Gelüsten. Einmal fahren sie ein Wochenende weg und da, in diesem Moment, wo die beiden im Pool sind, sich mit nassen Haaren umarmen und küssen, da wette ich, dass jeder Elter im Kinosaal, in diesem Alter seufzt und denkt: oh ja, das mag ich auch mal wieder machen, denn das fühlte sich doch so verdammt gut an, damals… Doch ein Paar sind die beiden (und wir Zuseher) nun schon länger nicht mehr und auch das macht gewisse Probleme. Denn da ist schon wieder dieser Zwiespalt, einerseits ist es wunderbar, eine Nacht zu zweit, fernab von daheim, zu verbringen, andererseits fehlen einem am Morgen die Kinder wie verrückt. Man will ja nicht mehr anders leben, weil man noch nie so glücklich war, nur ab und zu durchschnaufen, das wäre schön. Aber kann man sich das leisten?

Es ist Apatows besondere Leistung, die Ambivalenzen in diesem Alter sehr genau darzustellen und den Finger dorthinzulegen, wo es wehtut. Da ist ein großes Stück Autobiografie dabei – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Hauptdarstellerin Leslie Mann Apatows Ehefrau und die beiden Mädchen seine eigenen Kinder sind. Der Film ist witzig, wenn für mich auch fast die ernsten Untertöne überwiegen. Wenn etwas daran nicht so gelungen ist, dann das, dass der Regisseur den Fokus der Geschichte wieder und wieder aus den Augen verliert. Es sind soviele Themen, die er einbringt, soviele Handlungsebenen, dass in diesem ohnehin schon überlangen Film immer noch das Gefühl bleibt, es wurde manches nur sehr oberflächlich gestreift. Das ist doch ein wenig schade, auch wenn es dafür sehr viele tolle Nebendarsteller gibt, u.a. Jason Segel (How I met your mother) als erotisch-esoterischen Fitnesstrainer und Melissa McCarty (Gilmore Girls, Bridesmaids) als hysterische Mutter in den Wechseljahren. Eine originelle Cameo-Performance gibt es von Green-Day Frontmann Billie Joe Armstrong.

Im großen und ganzen kann man sich bei diesem Film gut und solide unterhalten (vor allem, wenn man um die 40 ist) – seine zeitweilig derben Witzchen hätte This is 40 allerdings ebensowenig nötig, wie das angesprochene Überangebot an Themen. Aber Apatow ist auf einem guten Weg zu This is 50.

Oscars 2013

Gestern war also wieder diese spezielle Nacht, in der ich mir den Wecker auf 2.30 Uhr stelle und dann auch aufstehe, Oscarnacht also.

Erfreulicherweise ist die Kategorie bester Nebendarsteller tradtionellerweise die erste, die ausgezeichnet wird, desto musste man nicht so lange mit Christoph Waltz zittern. Ich hatte auf seinen Sieg getippt, trotz der sehr starken Konkurrenz (de Niro, Seymour-Hofmann, Lee Jones), aber in Österreich war man dann doch ziemlich verblüfft, dass er es tatsächlich geschafft hat. ORF Indendant nutzte die Gelegenheit, um mal wieder zu twittern und Waltz zu gratulieren. Generell war auf Twitter die Hölle los und ich fand den Dialog von zwei Wiener Filmjournalistinnen sehr witzig, bei dem die eine meinte, ob das wirklich so gut wäre, karriere-wise, worauf die andere meinte: “Ich finde auch, das ist der richtige Moment, sich um seine Karriere Sorgen zu machen.”

Eigentlich wollte ich dann wieder ins Bett gehen, doch dazu war ich zu aufgekratzt, also entschied ich mich, bis zum Auslandsoscar zu warten und weiter zu twittern. Das klappte auch, Amour siegte, allerdings wachte dann Adrian auf und erschreckte mich vor dem Fernseher mit “buhhh”, ahhhh. Gingen dann also wieder gemeinsam ins Bett, die nächsten halbe Stunde checkte ich aber regelmäßig mein Smartphone. Es war insgesamt eine unruhige Nacht (was zu erwarten war) .

Ich hab den Abend (u.a. mit meiner Meinung zur Leistung des Hosts) auch für die Seite kinovorschau.com hier zusammengefasst. Freu mich aufs nächste Jahr!

 

Countdown

Langsam geht es in den Oscar Countdown, und die Preise für einige Hauptkategorien sind noch ziemlich fraglich.

Argo kristallisiert sich immer mehr als Favorit für den besten Film heraus, was allerdings die Frage nach der besten Regieleistung umso spannender macht. Denn Argo-Regisseur Ben Affleck wurde in dieser Kategorie bekanntlich nicht nominiert – und sehr oft gehen ja Film/Regie-Oscars Hand in Hand. Eine spektakuläre Ausnahme dieser Regel passierte übrigens 2005/06 – in diesem Jahr war Brokeback Mountain hoch favorisiert, hatte bei den Globes und allen möglichen anderen Filmpreisen abgeräumt und auch der Regie-Oscar ging damals an Ang Lee. Aber als Film des Jahres wurde völlig überraschend (Jack Nicholson, der die Auszeichnung übergab, las den Titel damals so vor, als wäre das ein Scherz) Anti-Rassismus-Episodenfilm Crash ausgezeichnet. Für viele eine völlig verstörende Entscheidung. Für mich ja nicht. Crash war vielleicht nicht der beste Film des Jahres 2005, er war m.E. aber wesentlich besser als Brokeback Mountain, dem ich (Frevel) wirklich gar nichts abgewinnen konnte, wobei ich die Idee hinter dem Film gleichermaßen wichtig wie spannend fand. Aber der Film erreichte mich emotional gar nicht.

Auch die Frage nach der besten Haupdarstellerin 2013 ist nicht leicht zu beantworten. Ich persönlich sehe ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jennifer Lawrence (Silver Linings Playbook) und Emanuelle Riva (Amour) und würde zum jetzigen Zeitpunkt auf Lawrence tippen, die eine wirklich hervorragende Leistung brachte. Amour habe ich zugegebenermaßen leider noch nicht gesehen, denn auch Riva soll großartig sein. Beim besten Nebendarsteller 2013 hat Christoph Waltz nach Gewinn des Globes und des BAFTAs wohl nun leicht die Nase vorne, aber auch diese Kategorie ist heiß umkämpft, nicht zuletzt, weil in dieser Sparte ausschließlich ehemalige Oscar-Gewinner nominiert sind.

Eine Bank dürften dagegen Anne Hathaway und Daniel Day Lewis sein. Und hoffentlich auch Amour als bester fremdsprachiger Film. Ob sich Haneke beim Drehbuch auch gegen Quentin Tarantino (Django Unchained) durchsetzen kann? Ich würde es nicht ausschließen. Am Sonntag werden wir es erfahren.

I sell coffee

Ich mag die Sendereihe Inside the Actors Studio, in der James Lipton jeweils einen Schauspieler für eine Art Seminar vor Filmstudenten interviewt. Aber sie steht und fällt mit dem Gast. Letzte Woche war sie hervorragend, George Clooney war da. Clooney ist nicht nur witzig, warmherzig und mit guten Genen gesegnet, er hat auch einiges zu sagen.

Zum Beispiel über seine Anfänge als Filmschauspieler. Clooney war Batman, als Batman nicht cool war und die Filme nicht gut. Clooney erzählt, dass er von Regisseur Joel Schumacher vorher nur den Hinweis bekommen hat: “Remember your parents are dead, you have nothing to live for – and Action!” Da wurde Clooney klar, er muss sich nach besseren Drehbüchern umschauen. Heute ist für ihn ein gutes Material und ein gleichermaßen gutes Klima wichtig. An einem Film arbeitet er als Schauspieler 4 Monate, als Regisseur ein oder zwei Jahre: ” I am no more working on a set, where people yelling and screaming and are unhappy. I am not working on a set, where people threat others badly” Auch wenn er selbst Regie führt, will er nicht, dass die Schauspieler Angst vor ihm haben: “Nothing good comes out from creating a space you don’t feel welcome in.”

Clooney erzählt, dass sein politisches Engagement nicht von Anfang an in seiner Heimat geschätzt wurde. Anfangs, als er sich kritisch zum Irakkrieg geäußert hat, wurde er als Verräter bezeichnet. Etwas, das Clooney bis heute verärgert, weil er seine Erziehung in Amerika so verstanden hat: “It’s our duty to question our government.” Er möchte auch später, wenn er im Seniorenheim ist, nicht sagen, er hat 15 Filme gedreht, die am Eröffnungswochenende die Nummer eins im Kino waren, sondern er möchte Filme drehen, die mehr als das können, die bleiben.

Den Studenten gibt Clooney bei der Fragestunde etwas später den Tipp, sich bei Castings nicht zu sehr zu stressen. Er hätte das immer gemacht, aber tatsächlich müsse man sich vor Augen halten: “From the minute, you walk in, you don’t have the job to the minute you walk out, you don’t have the job either. Nothing is different. The only thing, that could be different is, you get the job. Period. Ok, the worst thing that could probably happen is, I don’t get a job that I don’t already have.”

Sehr interessant ist auch folgendes, als er erklärt, wie er sich leisten kann, Filme zu drehen, sich selbst kein Gehalt zu zahlen: “I do commercials overseas. I do a coffee commercial” (anscheinend weiß das im Publikum keiner, erstauntes Kichern) “I do not have a problem with it, I sell coffee.”

Globes 2013

Gestern also wurden die Globes vergeben, mit doch recht vielen Überraschungen – heuer kann man sich wirklich nicht beschweren, dass die Sieger quasi schon vorher in Stein gemeißelt sind.

Ich hatte zum Beispiel nicht mit einer Auszeichnung von Christoph Waltz gerechnet, genausowenig war vorauszusehen, dass Argo von Ben Affleck den favorisierten Lincoln als besten Film schlagen würde. Und, dass Affleck selbst als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, der bei den Oscarnominierungen in der Sparte Regie übergangen wurde. Das wird auch sehr spannend in Anbetracht der nahenden Oscars.

Aufsehen hat bei der Gala die sehr offene Rede von Jodie Foster erregt, die quasi ihr Coming out enthielt. Auch wenn das ein offenes Geheimnis war, finde ich es positiv, dass sie es auch einmal – gerade in diesem Rahmen – öffentlich aussprach, und sehr persönliche Worte fand, auch unter anderem über die Dauerbeobachtung der Medien, unter der Schauspieler in Hollywood stehen.

Sehr witzig war der Standup am Anfang von Tina Fey und Amy Poehler. Die beiden sind echte “Düsen”, wie man in Wien sagen würde. Poehler: “Kathryn Bigelow is nominated tonight. I have not really been following the controversy about Zero dark thirty, but when it comes to torture, i trust the lady, that spent three years married to James Cameron.” Ein Witz, über den sich Daniel Craig sichtlich hervorragend amüsierte, während die Darsteller in Bigelows Film nicht sicher waren, ob sie jetzt lachen dürfen. Sehr amüsant zu beobachten.

Aber es ging noch weiter, Fey: “The beautiful Anne Hathaway is here tonight. You gave a stunning performance in Les miserable. I have not seen someone so totally alone and abandoned like that since you were on stage with James Franco at the Oscars.” Auch hier tauchte bei Hathaway die Frage auf: darf ich darüber lachen oder nicht. So peinlich das damals war würde ich sagen: ja unbedingt! Und zum Abschluß: “Meryl Streep is not here – she has the flu and I hear, she is amazing in it.”

Thoughts on Oscar

Tja, das war heute spannend, bei den Oscar Nominierungen.

Wobei: glücklicherweise waren die besten männlichen Nebendarsteller die erste Kategorie, die verlesen wurde und Christoph Waltz der erste Name der genannt wurde. Übrigens sind in dieser Sparte fünf Schauspieler nominiert, die alle schon mindestens einen Oscar haben. Neben Waltz noch de Niro, Alan Arkin, Tommy Lee Jones und Philipp Seymour Hoffman. Moderator Seth MacFarlane meinte dazu: “One breath of fresh air”. Harhar. Ok, und somit ist es auch fix, dass die Jury immer noch nichts mit Leonardo di Caprio anfangen kann, der für seine Rolle in Django unchainend nicht berücksichtigt wurde (obwohl er Golden Globe nominiert ist). Ich hab den Film noch nicht gesehen, aber im Trailer gefällt mir di Caprio eigentlich sehr gut.

Dieses Jahr gibt es außerdem in der Kategorie beste Schauspielerin die Möglichkeit, dass Emanuelle Riva (Amour) mit 86 Jahren die älteste Frau wird, die jemals einen Oscar gewonnen hat, es kann aber auch sein, dass Quevenzhane Wallis (Beast of Southern Wild und ja, den Namen hab ich mittels copy/paste eingefügt) die jüngste Oscargewinnerin in einer Hauptrolle werden wird.

Nicht unspannend, doch auch noch andere solcher statistischen Bonmonts gibt es heuer. So hat der Film Silver Linings Playbook, über den ich erst kürzlich berichtet habe, es geschafft, als erster Film seit 31 Jahren der in allen vier Darstellerkategorien nominiert ist, also beide beste Hauptdarsteller mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence und in den Nebenrollen de Niro und Jacki Weaver. Der Regisseur David O. Russell hat es zustandegebracht, Kathryn Bigelow die ziemlich fix erscheinende Regie-Nominierung wegzuschnappen.

Amour wiederum ist der erste Film seit 12 Jahren, der in der Kategorie best foreign Film und best picture nominiert nominiert ist – der letzte Film, auf den das zutraf war Ang Lees Tiger and Dragon. Hat es ein Film schon mal geschafft, dann auch beide Awards zu gewinnen? Es wäre irgendwie widersinnig, wenn man den besten nicht-englischsprachigen Award nicht gewinnt und dann den Oscar für den besten Film des Jahres…

Na gut, habt Ihr auch schon einen Knoten im Hirn? Ich glaube, das war jetzt mit Trivia. Ach nein, George Clonney wurde diesmal als Produzent nominiert und wurde damit insgesamt schon in sechs verschiedenen Kategorien nominiert (bester Hauptdarsteller/Nebendarsteller, beste Regie, bester Drehbuchautor für adaptiertes und Originaldrehbuch und jetzt Produzent) Ach ja und Michael Hanekes ist für Amour unglaubliche fünf Mal nominiert. Ich hab mich über den Film noch nicht drübergetraut, weil es ein hartes Thema ist, dass ich mir nicht ganz zutraue. Aber diese Anerkennung für ihn ist toll.

Tja und der Moderator der heutigen Nominierungen Seth MacFarlane wird auch die Oscars hosten. Er scheint witzig zu sein, muss aber aufpassen, sich seine Zuseher und vor allem die anwesenden Schauspieler nicht zu sehr zu beflegen, das ist bei Chris Rock damals ganz schlecht angekommen. Aber gut, die Witze von Chris Rock waren auch nicht die allerbesten…

Silver Linings Playbook

Es gibt da diese Anektode – festgehalten von Friedrich Torberg – wonach der berühmte Wiener Psychiater Julius Wagner-Jauregg an einem Patienten scheiterte, der danach seinem Rivalen Sigmund Freud vorgestellt wurde. Freud gelang es, das Vertrauen des Patienten zu gewinnen, schon kurz nach dem Kennnenlernen waren Patient und Freud ins Gespräch vertieft. Etwas verschämt gestanden die Oberärzte an Jaureggs Klinik ihrem Direktor, dass sie Freud zugezogen hätten und der erfolgreich gewesen wäre. Als sie ihm erzählen wollten, wie Freud vorgegangen war, winkte Wagner-Jauregg ab: “Das interessiert mich nicht, was zwei Depperte miteinander reden…”

Daran musste ich gestern im Kino bei Silver Linings Playbook denken. Denn in dem Film geht es – grob gesagt  auch um zwei “Depperte”. Und es ist höchst interessant und auch amüsant, was die beiden miteinander reden. Pat (gut: Bradley Cooper) wird auf eigenen Wunsch verfrüht aus der Psychiatrie entlassen, nachdem er den Liebhaber seiner Frau spitalsreif geschlagen hatte. Er zieht wieder bei seinen Eltern (Vater: de Niro) ein und therapiert sich mit Sport, eckt aber laufend in seinem Umfeld an. Bis er Tiffany (fabelhaft: Jennifer Lawrence) trifft, die nach dem Tod ihres Ehemanns ählich kaputt ist wie er. Gemeinsam (und oft genug auch gegeneinander) arbeiten sie daran, die Silver Linings am Horizont ausfindig zu machen.

Dieser Film beinhaltet alle Zutaten einer romantischen Komödie, der Regisseur mixt und schüttelt sie dann allerdings durcheinander, wie ein besonders mutiger Bartender. Manches nimmt anschließend den angestammten Platz ein, anderes wird auf den Kopf gestellt. Das ist kein Indie-Film, auch wenn die Wackelkamera häufig (teilweise etwas penetrant) eingesetzt wird. Aber es ist eine wohltuend unkonventionelle Screwball-Comedy. Ein Drama mit Augenzwinkern. Ein Film, der Platz macht für die Außenseiter der Gesellschaft und die Frage aufwirft, ob “Insider” tatsächlich existieren. Ob es besser ist, seine Ängste zu überspielen oder diese offen zur Schau zu stellen. Und der sich fragt, worauf es im Leben wirklich ankommt. Das ist ziemlich inspirierend und auch mehrfach Golden Globe nominiert.

P.S. Stevie Wonder wird sich wundern, in welchem Kontext sein Schmusesong My Cherry Amour in diesen Film Eingang gefunden hat. Überraschend! Aber ich verrat da jetzt nichts. Anschauen!