almis personal blog

The Adjustment Bureau

Letztens endlich The Adjustment Bureau mit Matt Damon und Emily Blunt gesehen.

Kleine Spoiler möglich

Signifikant ist, dass man den Film von Beginn an in Relation zu anderen Filmen setzt und vergleicht. Alleine in den ersten Minuten kommen Truman Show, Aschenputtel, Momo, Inception und Matrix. Und obwohl das eigentlich kein Zeichen für Orginalität ist, funktioniert der Film doch insgesamt recht gut.

Denn irgendwie zäumt The Adjustment Bureau das ganze dann doch von einer etwas anderes Seite auf. Das hier ist trotz des dunklen Hintergrunds ein Feelgood-Movie, mit sympathischen Darstellern (ja, auch Matt Damon!) und trotz seiner philosophischen Fragestellungen nie verkopft oder übertrieben kniffelig. Das ist ein Film, der zum mit-fabulieren einlädt, bis zu welchem Grad man die Zukunft selbst gestalten kann und wieviel determiniert ist. Es ist allerdings außerdem ein Film, der sich nicht den globalen Fragestellungen seiner Prämisse widmet, sondern den relativ überschaubaren. Also der Love-Story.

Natürlich ist – wie bei solchen Filme häufig der Fall – nicht alles wirklich plausibel. David (Damon) kandidiert für den Senat und verliert die Telefonnummer einer Dame. Dann nutzt er immerhin die modernen Kommunikationsmittel, um sie zu googlen, ignoriert aber scheinbar die Möglichkeiten, die Social Media Plattformen haben. Noch einfacher wäre natürlich, sich bei einem seiner Fernsehauftritte oder Zeitungsinterviews an die Dame zu wenden und bitten, sich zu melden…aber das kommt ihm offenbar nicht in den Sinn. Hier wirkt dieser an sich sehr zeitgemäße Film seltsam altbacken, als wären Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann am Werk.

Dennoch überwiegt der positive Eindruck: gute Darsteller, starke Bilder und ein interssanter, humanistischer Plot

Braunschlag und die Selbstreferenz

Übermorgen läuft die TV-Serie Braunschlag an und ich bin offenbar noch immer die Einzige der Vorab-Kritiker, die die Serie nicht wunderbar findet. Und zwar ganz und gar nicht wunderbar. Bin ich jetzt wirklich ein Alien?

Gestern bin ich dann über ein Michael Haneke-Interview gestoßen, in dem er über Figurenzeichnung spricht und genau das, was er in diesem Interview sagt, hat mich ganz stark an Braunschlag erinnert. Haneke meint nämlich sinngemäß, er finde es schlimm, wenn ein Schauspieler nicht die Figur spielt, sondern seine eigene Meinung zur Figur; quasi die gewünschte Lesart gleich mittransportiert. Und genau das ist für mich das Problem von Braunschlag. Nur, dass ich glaube, dass auch der Drehbuchautor bereits so agiert hat, nicht nur die Schauspieler.

Hatte dann auf Twitter eine Diskussion mit einer Filmredakteurin, die meinte, das wäre für sie aber kein Qualitätsmerkmal, sondern Geschmackssache. Darüber grüble ich nach. Ich denke, sie kann damit recht haben. Wobei ich an sich mit Überzeichnungen überhaupt kein Problem habe, he ich liebe Almodovar. Aber dieses selbstreferentielle dabei… nein, mir gefällt das tatsächlich nicht.

The way we were, zwei

Nachdem ich mir die betreffende Sex and the city Szene mit der Katie/Hubbell Diskussion nochmal angeschaut habe, bin ich draufgekommen, dass die SatC Damen meinen, dass es zwei verschiedene Arten von Frauen gibt:

“The world is made up of two types of women – the simple girls and die Katie-girls.”

So eine ähnliche Feststellung gibt es auch in Harry und Sally als Harry zu Sally sagt:

“There are two kinds of women high maintenence and low maintenence.”

Und als Sally ihn fragt, zu welchem Typ er sie zählt, meint er: “You’re high maintenence but you think your’re low maintenence.” Was sie abstreitet, darauf wieder Harry: “You don’t see that? Waiter, I’ll begin with a house salad, but I don’t want the regular dressing. I’ll have the Balsamic vinegar and oil, but on the side. And then the Salmon with the mustard sauce, but I want the mustard sauce, on the side. On the side is a very big thing for you.”

Natürlich sehr vereinfachend, das Ganze, aber auch ziemlich witzig.

The way we were

The way we were wollte ich schon lange ansehen – und zwar seitdem eine Sex and the city Folge ganz konkret darauf Bezug genommen hat.

Achtung einige Spoiler

Und das war so: In der Folge Ex and the City trennen sich Carrie und Big (wieder einmal) und Carrie vergleicht diese Trennung mit der Trennung von Katie (Streisand) und Hubbell (Redford) im oben erwähnten Film. Katie hat Locken, die sie für Hubbell glättet und auch ihren Charakter möchte sie eigentlich zügeln.

Denn Katie und Hubbell sind grundverschieden (opposites attracts) und sie schaffen es, trotz gegenseitiger Liebe, kaum, eine tragfähige Beziehung zu führen. Katie ist ambitioniert, politisch aktiv, wach, nie einfach. Hubbell dagegen ist relaxt, ein easy going-Typ, mit schriftstellerischem Talent, aber Hang zur Faulheit. Er sucht den Weg des geringsten Widerstands. Das erinnert die SatC-Damen an Carrie und Big. Und Carrie sagt schließlich dasselbe zu Big, der gerade eine andere geheiratet hat wie Katie zu Hubbell: “Your girl is lovely”.

Und der Film selbst, der in SatC als Kult bezeichnet wird? Abgesehen davon, dass er anfangs in den 1930er Jahren spielt, die aussehen als wären sie die späten 1960er, ist er nicht gerade vorteilhaft gealtert. Da ziehen sich Väter aus dem Leben ihrer neugeborenen Kinder zurück, weil sie sich von den Müttern trennen und verzichten auf jegliche Bedeutung in deren Zukunft, ja gelten nicht einmal formal als deren Ahnen. Sowas ist heute gottseidank nur noch schwer vorstellbar.

Der Plot klingt interessant, aber die Figuren wollen sich nicht so richtig entwickeln, die Dialoge sind eher schwach. Eigentlich lebt der Film von seinen beiden Hauptdarstellern und dem, was die Zuschauer in Streisand und Redford und eine mögliche Verbindung der beiden hinein interpretieren. Es sind starke Bilder, die die beiden zusammen abgeben, und die die Phantasie anregen. Mit unbekannten Darstellern würde der Film deutlich schlechter funktionieren.

Wirklich gut ist der titelgebende Streisand- Song, schön sentimental und melancholisch. Auch wenn er vorgibt, dass es zwischen Katie und Hubbell irgendwann einmal einfach war – was nicht der Fall ist. Auf alle Fälle aber ein Song, der perfekt zum Monat September passt.

Moonrise Kingdom

Moonrise Kingdom ist der neue Film von Wes Anderson. Andersons The Royal Tennenbaums ist einer meiner Lieblingsfilme.

Moonrise Kingdom hat für mich persönlich eine entscheidende Schwäche: sein Setting. Der Film erzählt von zwei Teenagern, jeder für sich ein Außenseiter in seiner Welt, die zusammen fliehen. Der Junge ist übrigens Pfadfinder (das auch noch, dafür interessiere ich mich gar nicht, sorry an alle Pfadfinder). Mir ist im Moment die Teenagerzeit so unendlich fern. Seit ich eine Jugendliche war, ist es ziemlich lange her und mein Kind ist noch nicht in diesem Alter; wenns mal soweit ist, wird mich diese Lebensphase sicher wieder mehr beschäftigen. Im Moment: echt Fehlanzeige. Dazu kommt, dass mich der weibliche Jugendliche in Moonrise Kingdom entschieden mehr überzeugt als der männliche. Um nicht zu sagen, der Junge ist mir unsympathisch. Wenn sich die beiden küssen, dann passiert für mich rein gar nichts, was schade ist.

Abgesehen davon sind die Schauspieler – wie eigentlich immer bei Wes Anderson – erstklassig. Edward Norton etwa, der lange aus meinem Blickfeld verschwunden ist, wenn ich auch nicht genau weiß, wohin, überzeugt hier als schrulliger Aufseher einer Pfadfindergruppe. Bill Murray, Frances McDormand und Tilda Swinton liefern ihre gewohnt guten Leistungen ab.

Der heimliche Star des Films heißt für mich aber Bruce Willis, den ich durchaus in seinen herkömmlichen Actionfilmen schätze, der aber viel häufiger in kleinen leicht skurillen Indie-Rollen (wie auch in Pulp Fiction oder The whole nine yards) eingesetzt werden sollte, einfach weil er es kann. In Moonrise Kingdom spielt er einen Dorfpolizisten so, als würde er eine Pistole nur dann zur Hand nehmen, wenn es wirklich unbedingt sein müsste. Als hätte er noch keinen Fuß von seiner kleinen Heimatinsel gesetzt und als würde er das nur ein bisschen bereuen. Er spielt einen Mann, der seine Einsamkeit und Ratlosigkeit nicht vor sich herträgt, obwohl beides großen Raum in seinem Leben einnimmt.

Ansonsten gelingt es Wes Anderson wie immer, Gründe dafür zu finden, weshalb er so verschroben und bizarr erzählen muss, wie er das eben tut. Etwas, was ich sehr wichtig finde, um nicht unglaubwürdig zu werden. Sein Film mutet oft eher wie ein Gemälde an, und in einer Einstellung gibt es auch eine ganz deutliche Anspielung auf den Maler Johannes Vermeer und seine Muse bzw. ihre Darstellung im Film Girl with a Pearl Earring. In einer Kritik habe ich gelesen, Moonrise Kingdom wäre “a living Instagram Foto”. Auch diesem Befund kann ich mich anschließen.

the help – der film

jetzt habe ich die verfilmung des stocketts romans the help gesehen. der mann nach vier minuten: “das ist ein frauenfilm, oder?”

 

sagen wir mal: ja eher schon. die männer sind im film auch absolute randfiguren, sie kommen praktisch nur als stichwortgeber vor. der film weicht auch nicht extrem von der buchvorlage ab, abgesehen davon, dass das buch natürlich viel detailreicher und ausführlicher ist, die geschichten der schwarzen dienstmädchen und ihrer arbeitgeber in der vorlage viel plastischer werden.

der film schafft es ziemlich gut, den humor des buches wiederzugeben. besonders die figur der minny (octavia spencer, die dafür auch einen oscar bekommen hat) im zusammenspiel mit celia (jessica chastain) und hilly (bryce dallas horward) wirkt sehr lebensnah. etwas unbefriedigend ist der film dort, wo es darum geht, die tatsächliche bedrohung der schwarzen zu dieser zeit darzustellen. im buch musste ich teilweise den atem anhalten, weil die gefahr für die “beichtenden” so groß war. es handelte sich dabei um eine latente lebensbedrohung. dieser aspekt des buchs wurde im film fast völlig außer acht gelassen. es wirkt eher so als würden sich ein paar schrullige frauen selbstverwirklichen. das ist ein bisschen schade.

trotzdem ist der film im ganzen trotz der überlänge recht kurzweilige und abwechslungsreiche unterhaltung. auch für männer.

the great gatsby

lese gerade (wieder) the great gatsby im original, damals in der schule habe ich davon nicht wirklich viel verstanden, obwohl mir englische bücher sonst wenig schwierigkeiten bereitet haben. jetzt klappt das entschieden besser und es dient auch der vorbereitung für den eben abgedrehten film von baz luhrmann, besetzt mit carey mulligan als daisy, toby maguire als nick und leo als gatsby.

ich schätze leonardo di caprio mittlerweile als schauspieler, aber irgendwie hat er – obwohl zügig auf die 40 zugehend – immer noch probleme mit seinem babyface.

ich zu ihm: “nimmt man di caprio das ab – zwielichtiger geschäftsmann, eventuell mörder, kampfflieger im krieg…?”

er: “na ja, er war immerhin der aviator.”

hier der exzellente trailer:

the descendants

george clooney hat in dem film the descendants eine schwierige, sogar eine sehr schwierige aufgabe zu bewältigen – er muss das publikum davon überzeugen, dass seine im koma liegende frau gute gründe hatte, ihn zu betrügen und keiner im saal sollte nacher sagen, das sei unrealistisch, wer würde schon george clooney betrügen. kurzum: er muss in diesem fall alles mögliche sein – nur nicht george clooney. die übung gelingt.

clooney ist als matt king ein ganz normaler mann um die fünfzig. er sieht durchschnittlich aus (oh ja, das tut er hier), ist ein workoholic und kümmert sich zuwenig um seine familie. obwohl er im urlaubsparadies hawai lebt und zudem noch erbe eines unberührten stücks natur ist, verschiebt er sein leben auf später und später, es ist soviel zu tun, bis das leben ihn vor vollendete tatsachen stellt. nun muss matt – ein backup-parent, wie er sich selbst nennt – plötzlich für seine töchter da sein und sich eine menge unbequemer fragen stellen.

am besten ist clooney, wenn er nachdenkt, dieses zucken um die augen, die ratlosigkeit im blick, die gesten, die falten… ein clooney-genuß der anderen art. unterstützt wird er von einem fabelhaften ensemble, allen voran newcomerin shailene woodley, die seine ältere tochter spielt, aber jeder einzelne bringt hier eine überzeugende leistung.

alexander payne ist als regisseur und drehbuchautor von u.a. sideways und about schmidt bekannt. ein mann, der sich den themen des lebens annimmt, und dabei einen klaren, unsentimentalen blickwinkel einnimmt. er erzählt gerne von einsamkeit und den schwierigkeiten der liebe, vom herbeifantasieren und scheitern eines lebensentwurfs. dabei kippt die stimmung aber nie in illusionslosigkeit und nihilismus, vielmehr transportiert payne eine humanistische botschaft: wir sind alle fehlbar, verletzlich und verwundet, doch jeder tag bietet eine neue chance, unser tatsächliches potential auszuschöpfen.

paynes filme sind nicht so flapsig, beiläufig, wie sie oberflächlich betrachtet scheinen mögen (und wie die trailer fälschlicherweise vermitteln), sie sind aber auch völlig frei von pathos und larmoyanz. er setzt seine schauspieler so ein, das jede kleinste rolle gewicht hat, dass handlungen nachvollziehbar werden, ohne vorzuspiegeln, dass es für jedes problem eine lösung gibt. und auch, ohne selbst stellung zu beziehen.

the descendants ist ein wirklich starker und wichtiger film.

original und fälschung, fünf

heute einer meiner lieblingssongs, dem gegenüber eine meiner lieblingscoverversionen, gesungen von einem meiner lieblingsschauspieler in einem meiner lieblingsfilme – noch fragen?:

 

 

auf der einen seite der roxy music-hit von 1982, einer der songs, der die frage beantwortet, was an liedern der achtziger eigentlich so toll ist. ich habe ihn damals als ähm sechsjährige gefühlt dreimal täglich aus dem radio meiner mutter kommen gehört. auf der anderen seite bill murrays version aus lost in translation.

ok, gesanglich liegt bryan ferry natürlich vorne, aber hier gehts weniger um sangeskunst, denn um die stimmung. die situation im film, in der murray diesen song singt – übrigens in einer karaokebar in tokio – ist unheimlich sinnlich und intim – die beziehung zwischen murray und johansson aufregend undefiniert, irgendwie zwischen engen platonischen freundschaftsgefühlen und dem bisschen mehr, was darüber hinausgeht und sehr gefährlich ist, wenn beide gebunden sind und ein halbes leben sie trennt. dieses tänzeln auf dem schmalen grad macht übrigens den ganzen film aus.

thumbs up (natürlich)!

the artist

kino war und ist ein medium, das geschichten mittels bildsprache erzählt bzw. erzählen sollte. das bedeutet natürlich nicht, dass wir alle nicht kluge und witzige dialoge lieben, die informationen sollten allerdings zum guttteil die bilder geben.

ein gutes beispiel, das ich in einem lehrbuch für drehbuch autoren gelesen habe, betrifft den film outbreak, wo dustin hofmann sich am anfang an einen assistenzarzt wendet und feststellt: “sie wissen nichts über ebola? lassen sie mich ihnen etwas erzählen…” und dann einen mehrminütigen vortrag beginnt. das ist schlecht; denn einerseits ist es ziemlich idiotisch, einen arzt auf eine mission gegen das ebola virus mitzunehmen, der offenbar keine ahnung von der materie hat, auf der anderen seite ist es einfach nur ein sehr plumper versuch, die zuseher mit wissen zu versorgen.

zurück zur bildsprache – der stummfilm wusste noch, wie man geschichte alleine mit bildern erzählt; und zwar nicht nur die grobe handlung, sondern auch fast alle details, die dazugehören.

the artist ist natürlich kein stummfilm wie anno dazumal, wo man aus der not eine tugend machte. der film weiß, dass seine zuseher wissen, dass es sich hierbei um eine hommage, eine artifizielle story handelt. und die geschichte an sich ist natürlich nicht besonders aufregend: ein stummfilmstar kommt mit der einführung des tonfilms nicht zurecht. interessanter als der plot ist die metaebene, die immer wieder mit den polen stumm- und tonfilm spielt und zitate aus verschiedenen genre und epochen einbringt; hier sind dem regisseur ein paar orginelle details eingefallen, die den zuschauer überraschen.

jean dujadin, der mann, der dieses jahr den osar gewonnen hat, trägt den film und ist der hauptverantwortliche, dass dieser film über 100 minuten (fast) ohne text funktioniert. es ist eine freude, ihm zuzusehen. dujardin hat ausgeprägte und vielfältig einsetzbare mimische und gestische fähigkeiten, er schafft es aber auch  – passend zum verlauf der handlung – diese zurückzunehmen. er gibt dem film charakter und romantik, denn ehrlich gestanden, so wie dujardin stellen sich die meisten wohl einen stummfilmstar vor.

das bemerkenswerte am film selbst ist seine freude am experimentieren, der versuch, eine verrückte idee auf die spitze zu treiben. das mag nicht in jeder minute gelingen, ich finde aber die auszeichnung für den film des jahres bei den oscars gerechtfertigt, eine auszeichnung für mut und spielfreude nämlich. the king’s speech letztes jahr war zweifellos ein guter und unterhaltsamer film, aber er hat nicht viel gewagt und war sehr konventionell erzählt. the artist traut sich einiges zu, hat keine angst vor (im wahrsten sinn) großen gesten und fordert die zuseher in ihren normalen sehgewohnheiten heraus. und davor habe ich immer respekt.