almis personal blog

New hood, zwölf

In unserem neuen Wohnhaus hat tatsächlich ein Nachbar Der Mensch erscheint im Holozän gelesen! Wahnsinn. Nicht mal ich habe Der Mensch erscheint im Holozän gelesen und ich hatte bei meinem Rigorosum Max Frisch als Spezialgebiet.

Hüstel. Ich hoffe, meine Doktormutter liest nicht mit. Dafür hätte ich einmal dank meiner Vorliebe für Frisch die Millionenfrage bei Wer wird Millionär beantworten können, bevor die Antwortmöglichkeiten eingeblendet waren. Ist doch wichtiger, praktisch anwendbares Wissen quasi.

Laut dem Nachbarn ist Der Mensch… übrigens sehr schräg. Dachte ich schon. Wir haben uns dann noch über Montauk, Mein Name sei Gantenbein und Homo faber unterhalten. Ja die habe ich selbstverständlich alle gelesen. Klar.

New hood, elf

Gestern habe wir nun erstmals am Biobauernhof eingekauft. Die Verkäuferin hat mich gleich wieder erkrannt und sehr freundlich begrüßt. Es war auch ziemlich viel los (anscheinend kauft auch ein Großteil unseres Wohnhauses dort ein).

Wir haben die letzten Cherrytomaten, einen schönen Kürbis, Karotten und Erdäpfel gekauft.

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 Ich freue mich schon aufs Suppe kochen und auf die mit Karotten veredelte Pastasauce.

New hood, zehn

Am Freitag Nachmittag hat es geregnet und ich hatte drei Kinder bei mir zu Gast. Sie haben wirklich superschön miteinander gespielt, die Brio-Eisenbahn wurde reaktiviert.

Gegen Abend kam dann die Mutter zweier vorbei, um die Kids abzuholen und in der Nähe bei einem Biobauern einzukaufen. Nachdem Adrian natürlich mitwollte, entschloss ich mich, auch mitzugehen und mir das Angebot mal aus der Nähe anzusehen. E. und Adrian holten ihre Räder aus dem Fahrradraum und fetzten natürlich gleich davon. Gottseidank ist die Straße kaum befahren und mehr ein Feldweg. Die Autos dürfen maximal 30 km/h fahren.

Beim Biobauern angekommen war ich überrascht über das reichhaltige Angebot. Es gab Kartoffeln und Paradeiser, Cherrytomaten, diverse Salate, Zuchini, Zwiebel, Karotten, wirklich bildschöne Kürbisse und noch allerlei anderes. Die Mutter von E. erzählte mir, dass sie ihren gesamten Gemüsebedarf beim wöchentlichen Einkauf dort deckt und ich habe mir jetzt vorgenommen, das auch so zu machen. Wenn man schon die Chance hat, ab Hof zu kaufen und der Hof in walking distance zur Wohnung liegt…

Beim zurückgehen schüttete es noch mehr, was die Kinder nicht davon abhielt, noch eine halbe Stunde im Hof herumzufahren. Total durchnässt durften sie dann bei E. noch zwei Thomas-Folgen ansehen und dann musste Adrian sich in eine warme Decke auf die Couch kuscheln. Was wird er und wir alle abgehärtet werden!

New hood, neun

So, ich hoffe, Ihr lieben Leser lauft nicht bald in Scharen davon, weil ich derzeit nur von Floridsdorf blogge. Im Moment steht die neue (und auch noch die alte Wohnung, aber nicht mehr lange!) im Mittelpunkt unseres Interesses und Beschäftigung.

Heute gabs in der neuen Wohnung besondere Action. Unser Aufzug ist steckengeblieben, gottseidank waren keine Kinder drinnen. Die Aufzugfirma wurde zwar gerufen, kam aber nicht. Also kam die Feuerwehr. Und das fanden die Kids des Hauses natürlich hochspannend. Denn sie kamen mit dem riesigen Wagen und zu sechst. Sehr aufregend.

12.09.13 - 1

Ein Kind schilderte den Sachverhalt – der Lift wäre steckengeblieben – und da meinte einer der Feuerwehrleute, sie würden dann gleich mal das Seil durchschneiden, das würde das Problem lösen, ähem. Das ist wohl der Charme der Wiener Berufsfeuerwehr. Aber die Männer waren sehr nett, haben die Kinder bei der Arbeit zusehen lassen und haben dann auch noch zum Abschied gewunken.

Der Lift geht zwar immer noch nicht, aber die Gefangenen wurden befreit.

New hood, sieben

Beginnt mit einer kleinen Erinnerung an old hood. Favoriten (der 10. Bezirk) ist in Wien berühmt-berüchtigt.

Im Falter von dieser Woche sagt der Kurier-Sportjournalist Wolfgang Winheim was eine guten Zeitungsmacher ausmacht, er kennt sich überall aus:

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Im zehnten Bezirk bin ich öfters in Wirtshäusern gesessen und nun gilt es den 21. Bezirk zu erforschen. Auf Twitter wird er Gelnägel-Hochburg genannt. Floridsdorf ist also auch keiner der elitären, bürgerlichen Bezirke Wiens, und darüber bin ich froh. Ich möchte nicht unbedingt mit Hermes Tuch zum Billa gehen oder mit Bourbourjacke am Spielplatz stehen. Ich besitze beides auch gar nicht.

Dennoch ist die Stimmung hier eine andere. Es ist hier dörflicher, die Menschen grüßen mich teilweise auf der Straße, ohne mich zu kennen, gerade hier in unserem Grätzel ist alles auf Freizeitkultur ausgelegt, es gibt eine Menge Tennisplätze, einen Fußballplatz, viele Lokale am Strand der oberen alten Donau, Wasserparks und Bademöglichkeiten, Schwäne, Segelboote, Radfahrer. Das Tempo ist gemächlicher, Autos fahren seltener. Es gibt verkehrsberuhigte Zonen. Felder und viel Grün.

Und letztens ruft mich der Mann aus dem Auto an und sagt, was wohl endgültig der Beweis ist, dass wir am Land leben? Er fährt gerade hinter einem Traktor her.

New hood, sechs

Und heute hab ich beim Kind einen großen dunkellila Hollerfleck auf seiner Jeans entdeckt. Und zwar, als wir schon im Kindergarten waren. Vom “Hollersaft” machen mit den anderen Kids des Hauses am Vorabend.

Jetzt ist es soweit: ich habe ein Landkind!

(oder ich brauche stärkere Kontaktlinsen)

New hood, fünf

Die letzte Ferienwoche ist bei uns traditionell sehr dicht. Adrian und ich unternehmen nochmal jede Menge, dazu fängt für mich schon wieder die Arbeit an (sehr viele neue Projekte starten jetzt und ich muss Nachtschichten arbeiten, da ich untertags nicht dazu komme) und diesmal haben wir ja noch das Räumen der alten Wohnung und die Eingewöhnung hier zusätzlich.

Wobei die Eingewöhnung eigentlich keine ist. Wir fühlten uns vom ersten Tag an wohl und zuhause. An sich ja ein Horrorszenario für mich: in eine Wohnhausanlage zu ziehen, die vor ca. drei Jahren eröffnet wurde und “die Neue” zu sein. Alle anderen kennen sich, teilweise auch schon sehr gut. Man ist also erstmal ein Außenseiter. Normalerweise. Hier nicht. Zumindest fühle ich mich nicht so.

Außerdem: mit aufgewecktem Kind braucht man eh nicht überlegen, wie man sich da jetzt runter in den Hof traut, wo gerade 12 Kids und Eltern versammelt sind, denn das Kind will da jetzt einfach hin und so muss man einfach mit. Er hatte ja gleich Freunde – E. und ihren Bruder – und ich hab das große Glück, dass deren Mutter sehr nett ist. E. zu mir: “Seid Ihr jetzt auch befreundet?” Und wir: “Ja”. Tja so ist das hier.

Wir haben also die vergangene Woche bei Wind und Wetter teilweise drei Stunden im Hof ausgeharrt, geredet, uns um die Kids gekümmert, gefroren, die Kinder irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit überredet, schlafen zu gehen. Seitdem wird hier dauernd geklingelt (Adrian kann bei uns auch schon anläuten, ich nicht, das ist sowas neumodisches mit Display und Rautetaste und so weiter), gerufen und Briefchen überbracht. Heute sind sie am Vormittag bei strömendem Regen Rad gefahren (in Flodo regnet es deutlich häufiger als in Favoriten). Ich habe vergessen, mich zu schminken.

Als new suburban mum muss ich mir wohl erstmal mehrere Dinge zulegen: Regenstiefel, Crocs, Hoodie, destroyed Jeans, Wollsocken.

New Hood, vier

Was bisher geschah:

Also die Möbelpacker am Montag waren wirklich sehr schnell. Ich habe Adrian in den Kindergarten gebracht, war ca. eine Stunde weg und als ich zurückkam, stand unser halber Hausrat auf der Straße. Nachdem die beiden netten Männer Sofa, Kühlschrank und andere große Gerätschaften sechs Stöcke hinunter getragen hatten, fragten sie zaghaft, in welchem Stock denn unser neues Zuhause läge. Und waren sichtlich erfreut, dass es sich um den ersten Stock handelt.

Leider war Adrian am Nachmittag gleich krank, aber mein Gott Affenhitze, Umzugschaos und krankes Kind, das ist doch kaum eine Herausforderung. Harhar. Das Zubettgehen war wunderbar. Es ist hier völlig leise, abgesehen vom Zirpen der Grillen und dem Zischen eines Rasensprengers aus der Ferne. Und das Aufwachen war ebenso magisch. Wir sind irgendwie mitten im Grünen. Es ist wie Urlaub. Wenn man eine riesengroße Heuschrecke (und ich meine wirklich riesengroß) auf seinem Kopfpolster findet, dann lebt man in unberührter, wenn auch ungewohnter Natur. Ich denke die ganze Zeit, dass ich träume. Ich wusste nicht, dass ich mir so eine Wohnung und Umgebung wünsche, aber offenbar tat ich das.

Noch besser wurde es, als Adrian dann wieder fit war und erstmals in den Hof zum Spielen ging. Dort waren ungefähr zehn oder elf Kinder, die meisten gleich alt, ein paar kleiner, ein paar größer. Alles Einwohner des Baues. Ein kleines Mädchen hat es ihm besonders angetan, sie haben sich gleich angeregt unterhalten, geschaukelt und gespielt, die Kleine hat ihm auch erklärt, wer wer ist und wer wo wohnt und eine Hausführung hatten wir auch. Am Abend läutete sie nochmal bei uns (wo wir wohnen wusste sie natürlich schon längst) und brachte ihm ein Eis vorbei. Er stand dann lange am Balkon, um zu schauen, ob sie nochmal unten vorbeiläuft. Hach. Ich hab mir das so für ihn gewünscht, weil ich denke, dass er genau das braucht.

Ich selbst habe im Hof übrigens ein Gespräch über das germanistische und soziologische Prekariat geführt. Tja, so ist das hier.

New Hood, drei

Österreich hat heute keinen neuen Hitzerekord aufgestellt, ich aber schon: das hier ist gerade mein heißester Umzug. Wir sind dreimal im Juli umgezogen (vorher 2000 und 2008), aber derartig warm war es bisher noch nie.

Jetzt können wir uns in der Wohnung kaum mehr bewegen: das Vorzimmer, Wohnzimmer und Adrians Zimmer sind mit zerlegten Regalen und Kästen vollgestellt, in den anderen Räumen stehen die Sachen herum, die nicht mitkommen. Es hat 32 Grad, der Kühlschrank ist fast leer, Fernseher abgebaut, gerade das Internet funktioniert noch. Und ich spiele mit dem Gedanken, in die Badewanne zu flüchten.

Ich freu mich, wenn die Möbelpacker morgen zeitig erscheinen und es vielleicht noch eine Chance gibt, dass es da noch unter 30 Grad hat. Und ich bin froh, dass ich nicht diverses Zeug (Waschmaschine! Ecksofa!) sechs Stockwerke hinunterschleppen muss. Wobei das Stiegenhaus derzeit noch ein relativ angenehmer Ort zum Verweilen ist.

Letzte Nacht hier, mögest du schnell vergehen, morgen abend sitzen wir schon am Balkon.