Vorige Woche habe ich zwei Filme gesehen. Einen – frei nach dem Protagonisten von Perks of a Wallflower “so good I felt different when it was over” – und einen anderen. Der andere war Babygirl von der niederländischen Regisseurin Halina Reijn. Eigentlich war ich sehr gespannt auf diesen Film und habe ihn gleich in der ersten Vorstellung am Donnerstag besucht, aber am Ende habe ich mich drüber nur gewundert bis geärgert.
Es geht um Romy (Nicole Kidman) Gründerin und CEO eines großen Unternehmens. Sie ist mit dem Theaterregisseur Jacob (Antonio Banderas) verheiratet, die beiden haben zwei Teenagertöchter, große Häuser, Geld wie Heu, soweit also das “Vorzeigeleben”. Eines Tages lernt Romy den sehr viel jüngeren Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) kennen, der durchschaut, dass sie in Wahrheit dominiert werden will. Sie lässt sich auf ein Treffen mit ihm ein, obwohl sie weiß, dass das ihr ganzes berufliches und privates Leben in Gefahr bringen kann…
MILDE SPOILER MÖGLICH!!
Ich glaube, wir haben in den 1980ern, als es noch vergleichsweise viele Erotikthiller gab unterschätzt, wie schwierig es ist, einen solchen zu drehen, der sowohl unpeinlich, als auch in sich schlüssig ist. Babygirl ist leider beides nicht. Und er ist auch nicht erotisch, sondern eher antiseptisch.
Zuerst habe ich mir gedacht puh, Antonio Banderas, schon wieder so ein Mann, wo man sich als Zuseherin denkt: Was ist eigentlich falsch an ihm? Aber dann habe ich gesehen, was für einen nervigen Menschen er hier spielen muss. Harhar. Nur: Harris Dickinson als Samuel ist halt emotional kalt. Kidman als Romy ist ebenfalls kalt und sie sieht auch so aus – nachdem sie bei der Botoxbehandlung war, sagt ihre Tochter: “You look weird, like a dead fish”. Hier gibt es zumindest Pluspunkte für die Selbstironie, aber natürlich muss Kidman auch noch in der Robotikbranche arbeiten, um ihre Distanz zu jeglicher Gefühlsregung klar zu machen und Jacob muss zufällig gerade am Theater Hedda Gabler inszenieren. Also subtil ist da jetzt wirklich gar nichts.
Nun ja ok, Romy ist also auf der Suche nach einer SM Beziehung oder stolpert viel mehr in eine solche. Wahrscheinlich nennt man das heute anders, ich kenne mich in diesem Bereich zugegebenerweise nicht aus, aber für mich wirkt das, was Samuel und Romy hier machen wie etwas, worüber Leute, die tatsächlich SM praktizieren, wahrscheinlich schallend lachen würden. Es erscheint so unauthentisch, wie im Übrigen fast alles in diesem Film. Man muss ja wirklich nicht immer alles auserzählen, aber hier sind die Charaktere so eindimensional, dass man als Zuseher weder mit irgendjemand connecten kann, noch versteht, wieso sie sich verhalten wie sie das tun. Irgendwie fällt einem da nur Wohlstandsverwahrlosung ein, denn der Plot entwickelt sich von einer durchaus interessanten Grundidee in eine komplett unglaubwürdige Richtung, die in einem mehr als kuriosen Ende gipfelt. Oder wie ein User auf letterboxd schrieb: “I have watched actual porn with more compelling plotlines”. Harhar.
Manchmal hatte ich den Eindruck, dass der Film vor allem woke und Meme-able sein will – beispielsweise als Nicole Kidman #ausGründen Milch trinkt. Aber bis auf die Szene, in der Harris Dickinson zu Father Figure von George Michael tanzt (ich habe eine Schwäche für George Michaels Stimme), hat das bei mir leider alles gar nicht funktioniert.