almis personal blog

Herausforderungen

Mit fast 50 Jahren hat man ja eh irgendwie schon mal alle Gefühle durchlebt, so denkt man.

Aber es gibt Momente, wo doch etwas passiert oder auftritt, was man so noch nicht kennt, ein bisschen “Fühlen aus zweiter Hand”, das einen aber wieder auf die eigenen, noch nicht vollständig geheilten Wunden aufmerksam macht. Wenn man jemand anderem “beistehen” will und dann merkt, man hat selber gar keine zufriedenstellenden Antworten. Und es tut alles ein bisschen weh, für jemand anderen und auch einem selbst.

Dennoch sind am Wochenende auch gute Dinge passiert, ich suche ja immer danach, nach den guten Dingen. Wir sind am Samstag am späteren Nachmittag mit dem Auto (to be) vom Kind auf den Kahlenberg gefahren. Es war ein schönes Herbstlicht…

Novemberlicht, Foto vom Kind gemacht

Wir haben oben einen Kaffee getrunken und das Auto näher angeschaut. Dann waren wir Abend essen in einer gemütlichen und guten Pizzeria in Klosterneuburg und haben anschließend das irrsinnig unbefriedigende F1 Quali (aus unser Sicht) geschaut.

Als dann alle außer dem Kind weg waren, wollte ich noch was arbeiten, bin aber doch am Sofa liegen geblieben, ich war einfach zu erschöpft. Ich wollte auch keinen Film, wo ich irrsinnig “invested” bin, sondern einen, den ich vielleicht aus Oscar Gesichtspunkten schauen sollte.

Jedenfalls wars Frankenstein von Guillermo del Toro. Del Toro interessiert sich grundsätzlich nicht für die Gegenwart oder irgendeine Form von heutiger Psychologie, sondern arbeitet immer mit fantastischen und archaischen Tropen (Blut und Boden, Hinrichtungen am Hauptplatz, Halbwesen usw harhar) und ungelenkem Overacting. Das ist so ungefähr das Gegenteil von dem, was ich am Kino mag oder suche. Und deshalb hat Frankenstein für mich auch nicht funktioniert, ich glaube, das ist so ein Film, den man entweder für ein Meisterwerk hält oder mit dem man gar nicht connecten kann.

Heute habe ich gearbeitet, bessere Gespräche geführt bzw. auch bessere Denkanstöße geben können, ein viel besseres F1 Rennen gesehen und letztendlich kann ich jetzt wieder ruhiger an jemanden denken, um mein Wochenende abzuschließen.

Frühstück 1070

Es gibt ja diesen Spruch: Kleide dich nicht für den Job, den du hast, sondern für den, den du haben möchtest. In Abwandlung, frage ich mich, soll ich mich derzeit für das Wetter kleiden, was in der Früh draußen herrscht oder für das, was zu Mittag sein wird. Harhar. Ich hab mich dann für das gegenwärtige Wetter entschieden und es war gut so.

Heute ging es in die Burggasse zum Frühstücken mit L. und zwar ins Lokal 1070.

Das Cafe Zehnsiebzig

Wenn man die Straße auf dem Foto runtergeht, was ich gemacht habe, weil ich, wie so oft, zu früh dran war, kommt man an einem Haus vorbei, an dem ein Schild hängt, auf dem steht “In diesem Haus hat Wolfgang Amadeus Mozart am 27.8 1778 auf seiner dritten Reise nach Prag nicht übernachtet”. Das ist originell!

Dann im Lokal angekommen, haben wir uns für Omlette aus Bioeiern auf Sauerteigbrot mit Parmesan und Salat entschieden und es war sehr gut und fluffig, Omlette wie Brot.

Als Nachspeise gab es Porridge mit Früchten, das wir uns geteilt haben:

Das schaut so Hipster-mäßig aus, ein Wahnsinn, aber ist halt auch eine Bobo Gegend, harhar.

Sehr nett zum Sitzen und tratschen und wir wurden freundlich bedient.

Danach sind wir noch bis zum Volkstheater/Ubahn zu Fuß gegangen und hatten es wie immer sehr lustig.

Ferienende

Jetzt schlug wieder mal die goldene EPU-Regel zu: Sobald irgendein großes Projekt startet, das mehrere Monate dauern wird, melden sich mindestens zwei anderen Auftraggeber auch und wollen ebenfalls etwas von einem. Aber ich freue mich eh, es ist gemütlich, sich in diesen dunklen Monaten stundenlang interessanten Interviews zu widmen, im Schein der Stehlampe, an meinem kleinen Computerarbeitsplatz. Ich habe das sehr gerne, und habe am Wochenende gleich begonnen, damit ich zumindest das Gefühl habe, ich habe einen zeitlichen Vorsprung herausgearbeitet.

Außerdem am Wochenende, Patchworkfamilien-Essen mjam angenehm, sich bekochen zu lassen:

Lasagne kunstvoll verschwommen in Szene gesetzt

Und im Kino am Spittelberg war ich auch noch, oida, was für ein Brainwash. Wo sind die Zeiten, in denen man einfach so ins Kino gehen konnte und nicht mit dem letzten heißen Scheiß indoktriniert wurde.

Aber die Gegend ist sehr schön und stimmungsvoll:

Wunderschöner Spittelberg

Gesehen habe ich übrigens den Film Loveable, ich habe das Gefühl, bald kann ich Norwegisch, das war mein sechster Film aus diesem Land heuer.

Es ist die Geschichte einer scheiternden Ehe und vielleicht reicht es jetzt auch mit den über-psychologisierenden Beziehungsgeschichten. Ich finde das prinzipiell ja sehr interessant, aber irgendwie kommen wir nicht weiter, bei den Ehen, die aus lauter Work/Life Disbalance und Kinderkram ihre Magie verlieren. Ja dann krieg vielleicht nicht gleich vier Kinder, wenn es mit zweien schon nicht funktioniert harhar. Diese Filme nämlich, die uns nicht sagen können, wie man dem aus dem Weg geht und irgendwie eine langjährige Ehe schafft, die mehr ist als (bestenfalls) eine Interessensgemeinschaft. Manchen Menschen gelingt das in real life, aber andere haben einfach keine Begabung dafür, und das ist in Loveable (wie so oft, sonst wärs keine Geschichte) eindeutig der Fall.

Und so sind die Ferien schon wieder um. Der Monat wird arbeitsreich und schulisch anspruchsvoll und noch so viele Filme sind zu sehen, harhar.

Mittags im Hotel Stefanie

Heute habe ich mich mit M. getroffen.

Ein Treffen, das irgendwie auch im Zeichen Max Frisch’ stand, denn als ich den Tisch reservierte, wurde die Reservierung auf “Stiller” gemacht. Und wie wir wissen, lautet die erste Zeile im gleichnamigen Roman von Frisch: Ich bin nicht Stiller! Ich bin auch nicht Stiller harhar, ich bin aber auch nicht James Larkin White, aber das würde jetzt zu weit führen. Übrigens läuft morgen der Film zu diesem Roman in den Kinos an.

Ok, ich war mit M. jedenfalls im Hotel Stefanie, dem ältesten Hotel der Stadt, auf der Taborstraße.

Wir haben nämlich ein Mittagsbuffet gesucht, das nicht asiatisch ist und das ist gar nicht so einfach. Natürlich, Hotels haben das oft, aber wir wollten jetzt auch nicht Unsummen ausgeben. Im Hotel Stefanie (unbezahlte Werbung übrigens) kostet es 19,90 Euro und das ist in Anbetracht was geboten wird ein fairer Preis.

Ich hatte Suppe, zweimal diversen Lachs und Roastbeef, dann die Hauptspeisen Gemüselasagne und Zander, und danach noch Nougatknödel und es war wirklich sehr, sehr gut und viel. Abendessen braucht man keines mehr.

Nougatknöderl und Schokoschnitte, mhmm

Wir haben uns wie immer blendend unterhalten und um 14 Uhr waren wir dann alleine, weil alle anderen Gäste anscheinend weniger reden oder Muße mitbrachten:

Wir haben dann noch einen Spaziergang zum Praterstern bei fast schon so etwas wie Frühlingswetter, jedenfalls bei Sonnenschein und blauem Himmel gemacht, herrlich wars!

Stimmungsbild

Ich mag die Herbstferien gerade sehr gerne, weil sie so unspektakulär sein können und dürfen.

Ich freue mich für jeden, der begeistert irgendwohin fährt, nochmal ans Meer oder in irgendeine Stadt, aber ich bin einfach nur froh, hier zu sein. Ich bin froh, wenn ich mich ruhig und gelassen fühle, so als hätte ich mein Leben im Griff. Ich bin gerade in so einem Kokon, in dem ich mich sicher fühle. Dazu musste ich manches raus schieben und anderes rein, und jetzt passt das so.

Ich freue mich über die stillen Morgen, wenn das Kind noch schläft, ich freue mich über meinen heißen Kaffee und vor der Arbeit ein paar Seiten in meinem Buch zu lesen, weil alles ein bisschen entschleundigt ist. Später gemeinsam etwas zu kochen und dann hat das Kind etwas vor und ich setze mich nochmal an den Computer oder gehe ins Kino.

Die Nachmittage, an denen man von der Dunkelheit jetzt schon regelrecht überfallen wird, deren Finsternis absoluter wirkt als noch vor ein paar Tagen. Die endlosen Nächte, die jetzt kommen, in denen einen die Erinnerungen nicht anfallen wie hungrige Wölfe, sondern behaglich sind, wie eine Decke, in die man sich kuschelt. Ich genieße das gerade.

Und ich hoffe, dass es jemand gut geht, an den ich dabei denke.

Frühstück Sopherl

Das Frühstückslokal-Ausprobieren geht weiter, heute war ich mit L. im Sopherl am Naschmarkt. Das Sopherl ist anscheinend wieder zurück, seit diesem Sommer, ich kannte es aber eh vorher auch nicht, ich bin aber generell nicht so oft in der Gegend. Obwohl sie recht hübsch ist.

Das neue Sopherl:

Es sperrt erst um 9.30 auf, aber zu der Zeit ist trotzdem noch nicht wahnsinnig viel los. Ich glaube, das Stammpublikum ist eher nachtaffin. Die Frühstückskarte (bis 15 Uhr) bietet Klassisches und etwas Ausgefalleners wie ein kalifornisches Frühstück mit Birne, Minze und Ricotta, ähm ja. Oder auch ein Egg Sopherl, so ähnlich wie Egg Benedict, nur mit Rindsfilet. Wir haben uns dann aber für einen Klassiker entschieden:

Zweimal Ham & Eggs und zwei Cappuccino bitte – sehr schmackhaft und gut gewürzt

Danach gabs noch etwas Süßes, wir haben uns nämlich French Toast mit Zimt, Zucker, Ahornsirup und Preislbeer-Dings geteilt:

Der figurfreundliche kleine Happen, harhar

Übrigens war die Bedienung sehr freundlich und aufmerksam.

Danach waren wir noch auf der Mariahilferstraße spazieren. Unter anderem haben wir auch den Pull & Bear Store besucht und uns herrlich amüsiert. Dass wir zu alt für das Gewand dort sind, eh klar, ich persönlich bin auch zu ähm blad, aber generell ist alles irgendwie sehr breit geschnitten, gleichzeitig aber auch zu kurz.

Wir haben über Geburtstage gesprochen und dann ob ich nächstes Jahr eine große Geburtstagsparty mache und ich: Das ist echt das Letzte was ich will. Zwei Filme an einem Nachmittag, so wie gestern, das ist meine Vorstellung von Spaß und Freude, harhar.

Es war wie immer supernett und ein schöner Start in die Ferien.

Am Konsulat

Heute war ich am italienischen Konsulat. 18 Jahre habe ich Zeit gehabt, eine Bestätigung zu beantragen, die ich bis morgen brauche, perfektes Timing also.

Als ich zum Konsulat fahre, kommen die üblichen Assoziationen und Konnotationen, die ich zu dieser Gegend habe und wahrscheinlich immer haben werde. Sie sind groß und manchmal überwältigend. Sie sind aber auch schön. Ich muss mich zwingen, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich gehe die Ungargasse hinauf, wo die Behörde liegt, als eine Art verwunschener Ort. Wenn man den kleinen Hof betritt, hat man das Gefühl, die Herbstblätter, die da am Boden liegen, gehören gar nicht mehr zu Wien und die Bäume auch nicht. Das Betreten des Gebäudes ist mit einer Art Ritual verbunden und als ich drinnen bin, sage ich “Buon Giorno”, weiß aber gar nicht, ob sich Italiener untereinander tatsächlich so begrüßen oder anders. Mit “Salve” oder so, aber wenn ich “Salve” sagen würde, hätte ich das Gefühl, dass ich das Passwort eines Geheimbundes nenne, zu dem ich nicht gehöre, harhar.

Behördengänge verursachen mir ein gewisses Unwohlsein und ein Gefühl der Unzulänglichkeit. Ich habe immer den Eindruck, ein Dokument vergessen zu haben oder irgendwas nicht rechtzeitig eingereicht. Ich stelle mich prinzipiell auf unangenehme Kreuzverhöre mit anklagenden Fragen ein, und hier kommt noch die andere Sprache dazu, vor lauter Aufregung habe ich das Gefühl, nicht mal mehr zu wissen, was “Dienstag” auf Italienisch heißt. Kafka in a nutshell.

Und dann ist eh alles ganz easy. Ich erinnere mich zwar doch noch daran, was “Staatsbürgerschaftsnachweis” heißt, muss aber nur wenig Italienisch sprechen und alle sind ur lieb und bemüht. Nach einer halben Stunde bin ich fertig und komme mir vor, als hätte ich gerade den Nibelungenschatz gehoben oder so. Na ja, so kommt man auch zu seinen kleinen Alltags-Erfolgserlebnissen.

Ich gehe die Ungargasse wieder hinunter und diesmal lasse alle Gefühle zu. Sie sind groß und überwältigend. Und wirklich schön.