almis personal blog

Schirmlos glücklich

Heute Starkregen in Wien.

Ich zum Kind: “Willst du keinen Regenschirm nehmen?”

Kind: “Nein.”

Ich: “Du bist waschelnass, bist du in der Schule bist”

Kind: “Manche Dinge kann man nicht ändern.”

Ich: “Dieses aber schon. Indem man einen Schirm nimmt.”

Circa 97,5 Prozent der Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und mir drehen sich um das Thema “Anziehen”, hier im weitesten Sinn. Kurze Hose, lange Hose, Weste, Jacke, Mütze, Handschuhe. Schirm hab ich tatsächlich eh schon weitgehend aufgegeben. Sonst feilschen wir aber um jedes Grad und vergleichen unsere Wetterapps.

Manchmal denke ich mir, es ist so unnötig, wegen so einem Schwachsinn zu diskutieren, andererseits finde ich dann wieder, besser über sowas als über wirklich wichtige Dinge. Harhar.

Blink Twice, eins

Ich kenne das schon, wenn ich dem Kind einen Film vorschlage, den wir uns gemeinsam im Kino anschauen könnten, dann kommt nie die Frage: “Worum geht es?” Oder “Wer spielt mit?”, sondern immer: “Ab wie vielen Jahren ist der?” Je höher die Altersgrenze angesetzt, desto besser natürlich. Harhar. Insofern war Blink Twice, der Debütfilm von Zoe Kravitz, ja, Tochter von Lenny) für ihn ein Deal, denn der ist ab 16 Jahre freigegeben (im Burgenland sogar erst ab 18, warum auch immer).

Wie öfters muss ich hier eine SPOILERWARNUNG setzen. Wenn man nichts über den Film erfahren will, sollte man sich aber auch den Trailer nicht anschauen, der viel verrät – ich habe ihn erst nach dem Film angesehen. Ich kann den Film jedenfalls empfehlen, das Kind auch; es ist ein erstaunliches unterhaltsames, auch ambitioniertes Debüt, wenn man Lust auf ein Sommer Popcorn-Movie hat.

Die Tagline: “Zweimal Blinzeln, wenn ich in Gefahr bin”, verrät uns aber trotzdem, dass das keine beschwingte Komödie ist, auch wenn sie wie eine beginnt. Disclaimer: Es ist aber auch kein Horrorfilm im klassischen Sinne, das sage ich gleich dazu, weil das ein Genre ist, das ich nicht besonders gerne mag, weil ich immer den Eindruck habe, es ist verschenktes Potential. Und weil es mir auch zu grauslich ist.

Die Ausgangslage: Die Kellnerin Frida (Naomie Ackie) himmelt aus der Ferne den Tech-Milliardär Slater King (Channing Tatum) an, der gerade öffentlich sehr charmant um Verzeihung für einen nicht näher definierten “Machtmissbrauch” in seinem Unternehmen bittet. Frida schleicht sich mit ihrer Freundin Jess (Alia Shawkat) an ihrem Feierabend zu der Charityveranstaltung von King und erregt seine Aufmerksamkeit in der Art und Weise, dass er sie und Jess einlädt, mit ihm und seinem Freundeskreis auf seine (sehr einsame) Insel zu fliegen. Jess ist skeptisch und zögerlich, aber Frida ist richtig euphorisch. Sie sagt sogar zu Kings Therapeuten, er solle zweimal blinzeln, sollten sie in Gefahr sein; dieser nimmt seine Brille ab, und tut es tatsächlich, aber Frida hält das für einen Scherz. Sie fliegen mit. Der Urlaub auf der Insel besteht aus: Am Pool liegen, sich nächtelang an diversen Substanzen berauschen und der schönen Seite des Leben zu fröhnen. Oder…?

Dieser Film ist zunächst mal eine eindringliche Warnung: Nicht mit Fremden mitgehen oder -fliegen! Die jüngere Filmgeschichte vermittelt uns auch immer wieder (siehe The Menu, siehe Triangle of Sadness): Wenn du mit einem Boot irgendwohin fährst und es zum Abendessen keine Speisekarte gibt, sondern der Koch dir irgendwelche Gaga Haute-Cuisine Gerichte aufzählt und vielleicht auch noch schildert, wie er diese zubereitet hat, dann nimm deine Beine in die Hand und renne! Anscheinend ist das eine Art neuer filmischer Trope für “Gefahr im Verzug”.

Auch ein schlechtes Zeichen für mich persönlich: auf der Insel werden alle weiß eingekleidet, als wären sie Mitglieder einer Sekte. Und schließlich (das kennen wir auch aus Shutter Island und Get Out): Wenn du irgendwo hinkommst, wo du noch nie warst und niemanden kennst, und das Personal schaut dich extrem komisch an, dann hat das einen triftigen Grund.

/ to be continued.

Cool?

Diese Woche waren, wie erwähnt, öfters Freunde vom Kind auf Besuch im Garten. Ich hörte dann einige Male von anderen Menschen: “Du bist eine coole Mama, wenn die Jugendlichen zu dir kommen wollen.” Naja, ich würde eher sagen, es war heiß und ich habe einen Pool. Harhar.

Mit dem Freund vom Kind W. habe ich mich um die widerspenstigte Pool Pumpe gekümmert, die immer wieder streikte. Bzw. hat dieser mit mir Kabel und Anschlüsse und Strom gecheckt, da er sich technisch wesentlich besser auskennt als ich. Er hat mir dabei einiges erklärt, es war fast nicht peinlich.

Und J., unser früheres Nachbarskind, hat auch schon so manche Sternstunde meiner Mutterschaft miterlebt. Etwa vor sieben, acht Jahren, als das Kind die Phase hatte, sich unmotiviert eine halbe Stunde lang im Bad einzusperren und sich zu weigern, wieder hinaus zu kommen. Vorzugsweise dann, wenn gerade die halbe Nachbarschaft auf Besuch war. Da standen dann drei, vier Kinder um mich herum und schauten mich ganz erwartungsvoll an: Was wird sie jetzt machen? Und ich stand auch da, erwartungsvoll, was ich wohl machen würde. Harhar.

Also von Coolness wenig Spur, aber es war lustig und am Ende sagte J. dann sogar: “Bis zum nächsten Mal!”

Diese Woche

Diese Woche habe ich nicht nur Kindheitserinnerungen aufgefrischt, ich habe auch problemlos auf der Gartenliege eingeschlafen, während die Jugendlichen die Boom Box in Betrieb hatten.

Diese Woche habe ich ein Eichkatzerl verfolgt, dass sich dann regungslos so vor mir “versteckt” hat und dabei eine farbliche Symbiose mit seinem Fluchtweg eingegangen ist:

Ich wollte ihm eh nichts tun, ich wollte nur ein Foto machen.

Diese Woche gabs ein Garten-Geburtstagsfrühstück mit M und sie hat mir einen guten Rat gegeben. Dabei war es doch ihr Geburtstag. Harhar.

Diese Woche habe ich mit meiner Mutter ihre Lieblings-Schlossbesichtungs-Sendung geschaut, Herrschaftszeiten heißt die, und ich habe mir gedacht, schon arg, wie man eh immer an jemanden denkt und dann erinnert einen der Zufall noch einmal extra.

Eine gute Woche.

Regression

Letztens wollte das Kind mit seinem Scooter vom Garten in die Wohnung zurückzufahren, hat sich dann aber doch entschlossen, irgendwann in meinen Bus zuzusteigen, um bis Bahnhof Floridsdorf Öffis zu fahren.

Kind steigt also ein, erste Frage: Hast du was zu trinken?

Ich: Du, ich freu mich sehr, wenn du mit mir fahrst, aber bitte nicht “Ich hab Durst, ich hab Hunger, ich muss aufs Klo, wie lange dauert es noch?” (lacht)

Kind: Der Moment, in dem man die Einzige ist, die lacht.

Also ich fand es ja schon witzig.

Schienenersatzverkehr

Mein schönstes Ferienerlebnis oder so harhar.

Diese Woche wollte das Kind bei der Fahrt in den Garten den Schienenersatzverkehr testen. Es gibt nämlich jetzt einen Bus, der zwischen Floridsdorf und Praterstern hin und her fährt.

Als wir am Vormittag einstiegen, war nicht viel los und der Bus fuhr mehr als zügig über die Donauuferautobahn, er schnitt dabei ohne Rücksicht auf Verluste über drei Spuren und schoß beinahe ein unschuldig vor sich hinfahrendes Auto ab. Der Autofahrer überholte etwas später den Bus mit lautem Hupen und sicher auch ein paar dementsprecheneden Gesten. Die Fahrt war dadurch aber kurzweilig und dauerte auch nur nur knapp zehn Minuten harhar. Dann ist man am Praterstern, nur ist dort leider tote Hose. Die S-Bahn fährt zwar Richtung Süden, nur mit viel weniger Zügen als normalerweise. Auf den nächsten Zug nach Hetzendorf mussten wir also 14 Minuten warten.

Bei der Rückfahrt – wieder lange auf die S-Bahn gewartet – stiegen wir gegen 20.20 in einen komplett überfüllten Bus Richtung Floridsdorf. Super, dachten wir, da schaffen wir noch die Anschlussverbindung. Tja, hätten wir, wenn es ein Direktbus gewesen wäre. Das ist aber nur jeder zweite. Dieser Bus hielt bei der Jägerstraße und am Handelskai und brauchte so fast 20 Minuten. Anschlussverbindung natürlich weg. Ingesamt Fahrzeit vom Garten fast zwei (!) Stunden.

Während der ganzen Fahrt informiert die ÖBB über diverse alternative Routen, es gibt aber auch eine kleine, vorwitzige Durchsage, die ein bisschen als Hinweis interpretiert werden kann, auf den eigenen PKW zurückzugreifen. Ich hab ja mit dem Autofahren abgeschlossen, aber ich glaube, für manche ist das derzeit durchaus reizvoll.

Maus

Letztens ging das Kind in der Früh vor mir aus dem Haus. Er ist in die Firma gefahren, ich in mein Garten-Büro. Überraschend treffe ich ihn eine halbe Stunde später vorm Ströck am Bahnhof, essend.

Ich: Hey Mauus, was machst du da?

Note to self: Man begrüßt einen bald 17-jährigen, der einen Kopf größer ist als man selbst, nicht mit “Maus” in der Öffentlichkeit Harhar.

Aber er hat es mir nicht übel genommen. Und er hat auf seinen Freund gewartet, der in der Nebenabteilung seinen Ferialjob macht.

Heute sind beide zu mir gekommen und zum Arbeitsabschluss in den Pool gesprungen.

Vorbei

Heute hat mich jemand in der Gartenanlage angesprochen mit dem ich kaum zu tun habe, und hat mich gefragt wie es denn “dem Kleinen” gehe. Ich habe geantwortet: “Gut, aber er ist schon größer als ich.” “Ja”, sagt der Mann, “ich frage, weil er ein Frühchen war.”

Da war ich erstaunt, dass er das überhaupt weiß und auch noch weiß, ich mein, das ist fast 17 Jahre her. Der Mann ist 90 Jahre alt. Fand es aber sehr lieb von ihm.

Dass das Kind ein Frühchen war, hat mich einige Jahre natürlich unmittelbar betroffen und einige weitere Jahre so beschäftigt, dass ich darüber geschrieben habe. Aber heute kommt es mir oft vor, als wäre das in einem anderen Leben gewesen.

Unlängst habe ich sogar überlegt wie der Arzt im Preyer’schen Kinderspital hieß, der mir – als das Kind ca. acht Monate alt war – prophezeit hat, dass er wahrscheinlich kaum gehen lernen und keine normale Schule besuchen werde können. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich wirklich mit dem Kind beschäftigt hat, er wollte vielmehr nur seine apokalyptische Prophezeiung loswerden. Das hab ich ihm dann auch gesagt, wenn ich hypothetische Schreckensszenarien wissen will, dann kann ich auch googlen. Harhar. Ich war so wütend auf diesen Arzt und jetzt weiß ich seinen Namen nicht mehr, ich glaube damit ist die Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen.

Chaostag

Gestern war dann also die U6 teilweise gesperrt, weil in der Nacht ein Kran auf die Gleise gefallen ist.

Ok, also die S-Bahn ist den ganzen Sommer teilweise gesperrt, ebenso die U4 und jetzt auch noch die U6, man bekommt das Gefühl, dass das ein perfider Versuch ist, Transdanubien vom Rest Wiens abzuschneiden. Es hieß, man solle “großräumig” ausweichen, also bin ich 20 Minuten bei praller Sonne nach Kagran gegangen, um dann die völlig überfüllte U1 zu betreten, später in die U4 umzusteigen und dann noch mit dem Bus nach Atzgersdorf zu fahren. Jetzt bleib ich erstmal hier.

Gleichzeitig zu diesem Verkehrschaos, erzeugte der Stramer “IShowSpeed” ein weiteres, unter anderem auf dem Ring. Nachdem er im Prater war, wurde er von Fanmassen erst durch die Innenstadt gejagt, später ist er nach Favoriten geflüchtet und hat Döner gegessen. Das Kind schreibt mir aus der Firma, ich solle den Livestream dazu schauen, wie 150.000 andere auch. Dem Kind ist es immer wichtig, dass ich auf dem laufendem bleibe bei Dingen, die ihn interessieren. Auf meine naive Nachfrage, warum der so viele Fans hätte, antwortete er, das sei eben eine Celebrity. Celebrity weswegen? Na er streamt halt. Und die Jugend liebt ihn offenbar. Ich freu mich, dass das Kind sich freut.

Danke, noch besser

Am Sonntag kam das Kind im vollen Verstappen-Fan Outfit plus Kappe in den Garten zum Formel 1 schauen.

Ich: Na, heute ist das Vertrauen in den Sieg aber nicht groß. Soll ich dir eine Red Bull Dose auch noch geben?

Harhar. Letztendlich wurde Verstappen mit einem wirklich nicht optimalem Auto in einem erstaunlich spannenden Rennen noch Zweiter und Lewis Hamilton hat gesiegt, was echt überraschend rührend war. Hamilton hat vor ziemlich genau 17 Jahren zum ersten Mal ein Formel 1 Rennen gewonnen. Das Kind wird bald 17 und damals habe ich die F1 gar nicht verfolgt. Jetzt weiß ich mehr darüber, als ich jemals für möglich gehalten hätte und ich weiß natürlich auch, dass Hamilton später Rekord-Weltmeister wurde und manchmal ein “pain in the ass” war; aber oft machen ja schwierige Zeiten einen etwas demütiger, und so wurde Hamilton zumindest mir viel sympathischer in den letzten Jahren. Und das Kind ist auch kein – nach eigener Aussage “toxic Verstappen Fan”, er mag eh praktisch alle Fahrer.

Als wir uns dann von den Emotionen erholt haben und ich aufs Handy schaute, hab ich mich sehr gefreut, wieder von jemanden zu lesen, etwas interessantes geschickt zu bekommen, das macht das Leben gleich viel schöner für mich. Und so ging das Wochenende um einiges besser zuende als es begonnen hatte.