almis personal blog

Literatur-Nobelpreis

Mit dem Literatur-Nobelpreis verbinde ich lustige Erinnerungen.

2004 gewann Elfriede Jelinek den Nobelpreis, was damals noch via Zettel am Germanistikinstitut ausgehängt wurde. Ich hatte ein schönes Telefonat mit meinem Papa, den ich anrief, um ihn raten zu lassen, wer wohl den Preis gewonnen hatte. Und vor allem: um seine Reaktion zu hören. Denn ich wusste, wie er reagieren würde.

Er: “Na hoffentlich nicht der Handke.”

Ich: “Nein, DER nicht.”

Er: “Aber jemand aus Östrreich?”

Ich: “Ja.”

Er: “Oh mein Gott…”

Und weil er soviel Glück hat, hat dann bekanntermaßen Peter Handke letztes Jahr auch noch den Preis bekommen.

Heuer, bei der Verkündigung des Preises, wieder die alte Frage: Ist das noch Schwedisch oder war das schon der Name? Heuer aktueller denn je, denn als ich den Namen hörte, hab ich ihn zuerst mal falsch gegoogelt. Nämlich Klik. Tatsächlich heißt die Dame allerdings Louise Glück.

Jemand hat mal geschrieben, dass manche Literatur-Nobelpreisträger gleichsam aus der Welt gefallen sein (aka: niemand kennt sie) und das fand ich brilliant formuliert. Le Clezio etwa oder Tomas Tranströmer. Und ich denke, Louise Glück verdient dieses Prädikat auch. Denn:

River

Ich habe auf Twitter eine Frage gestellt. Und zwar hat Joaquin Phoenix seinen neugeborenen Sohn River genannt. Nach seinem 1993 verstorbenen Bruder. Und meine Frage war: ist der Name rührendes Andenken oder eine Bürde.

Und eine Antwort lautet: Das ist schlicht und ergreifend seine Sache. Ja schon klar, aber wenn Twitter nach dem Prinzip funktionieren würde, wäre Twitter längst tot. Harhar. Abgesehen davon ist es Herrn Phoenix sicher wurscht, was irgendwelche Menschen auf Social Media Plattformen drüber denken und mit Recht.

Aber als Gedankenspiel finde ich es schon interessant. Ich bin mir persönlich auch nicht sicher. Im ersten Moment dachte ich wow, Gänsehaut. Der zweite Gedanke war allerdings schon, welche Geschichte man dem Kind damit irgendwie mitgibt. Es ist für mich wohl beides.

Fall Guys

Ich bin ja nicht so die Zockerin. Achtung Euphemismus.

Natürlich weiß ich, dank dem Kind, dass seit einigen Wochen das Videospiel Fall Guys der letzte Schrei ist. Der letzte Schrei würde das Kind das natürlich nicht nennen, aber mir fällt gerade kein hipperer Begriff dafür ein.

Jedenfalls fand ich das Spiel 1. sehr süß – mal nichts mit Autos und Waffen usw. 2. schön bunt animiert, 3. hat lustige Musik, macht gute Laune.

Natürlich hab ich mir trotzdem nicht erträumt, dass ich es einmal selbst spielen werde. Ich glaube, das letzte Spiel, das ich – damals noch auf meinem Personal Computer – gespielt habe war Simon the Sorcerer. Ja, das ist aus dem Jahr 1993. Aber na ja, das Kind wollte, dass ich es mal ausprobiere. Am Anfang hab ich null gecheckt. Aber dann ging es etwas besser und ich habe die eine oder andere Runde gewonnen. Und dann war ich voll drauf angefixt.

Ich bin immer noch schlecht. Ich habe es gestern zwar bis zur dritten Runde geschafft, doch gerade in dem Moment als diese begann, klingelte das Kind an der Wohnungstüre und ich musste aufmachen. Man kann im Spiel aber nicht pausieren Als ich zurückkam, hatte mein Team (es gibt vereinzelt auch Teamspiele) die Runde einfach so gewonnen, ohne, dass ich was dazu getan hätte. Scheint (m)ein Erfolgsrezept zu sein.

Also vielleicht was für den langen socially distant Winter.

Gegen Verbauung

Vergangenen Samstag war ich bei einer Demo gegen die Verbauung Wiens. Es hatte 33 Grad, es war drückend heiß und mir wurde gesagt: “Du bist hart im Nehmen.”

Es ging um bzw. gegen die zunehmende Verbauung Wiens – Beispiel aus meiner Gegend: das Donaufeld, das größte zusammenhängende Grüngebiet innerhalb Wiens (Felder, Biogärtner, relativ unbehelligte Natur), das mit Wohnungen zugebaut werden soll und keiner weiß warum. Na ja, das stimmt so natürlich nicht, warum kann man sich denken, aber es ist so zum in die Tischkante beißen.

(click to enlarge)

Die Krone war auch da und hat ein Foto gemacht.

Gürtelpool

Ja, ich gehöre zur Fraktion der Nörgler und es hat nichts damit zu tun, dass ich selbst einen Pool habe und anderen das nicht gönne. Im Gegenteil. Aber wieso am Gürtel? Für sechs Personen, die derzeit fünf Minuten im Wasser bleiben können.

Ich verstehe auch das Konzept der coolen Straßen nicht so richtig. Hier in der Gegend entsteht eine dauerhafte coole Straße, nur ist es so, dass wir jetzt den 10. August haben und es ist noch immer eine riesige Baustelle, dort wo normalerweise die Allee ist und man zusammen sitzen, relaxen, Rad fahren, rollern kann, wo Kleinkinder recht ungestört herumlaufen können, weil kein Verkehr. Jetzt kann man gar nichts, weil seit Wochen: Bauarbeiten.

Das Rendering im Kurier Artikel ist hübsch das stimmt, vor allem die Bäume, aber braucht es Wasser an einem Ort, wo drei Straßen weiter die alte Donau ist? I don’t know. Maybe. Ok, ich verspreche, meine Skepsis zu unterdrücken und zu versuchen, es nächstes Jahr objektiv zu beurteilen.

Cesar: Nachtrag

Eines muss ich noch anmerken, zur Merci Cherie Podcast Folge mit Cesar Sampson:

2018 hatte Symphonix ja – wie erwähnt – zwei Acts beim ESC am Start, Bulgarien und Österreich. Das vierköpfige Team splittete sich also, zwei unterstützten die bulgarischen Starter Equinox und zwei unterstützten Österreich. Oder wie Sampson launig anmerkte: “Einer der beiden war ich” Harhar.

Das erinnert mich an 1989, als damals Dieter Bohlen die Songs für Deutschland und Österreich geschrieben hatte. Nino de Angelo trat mit Flieger für Deutschland an und zählte zum Favoritenkreis; alles drehte sich um ihn, während Thomas Forstner relativ naiv und unbehelligt weitgehend aufmerksamkeitsfrei sein Ding durchzog. So erzählte es auch Dieter Bohlen rückblickend. Nur ein Lied wurde damals 5. (bis heute eine der besten Platzierungen Österreichs beim ESC) und Nino de Angelos Flieger 14.

Falter oida

Im Falter las ich gestern folgende Bemerkung zu Jarvis Cocker respektive seiner früheren Band Pulp – meiner Lieblingsband als Spät-Teenie:

Als ich den ersten Satz las, dachte ich noch: wow coole Formulierung. Und dann dachte ich, hm, das kommt mir irgendwie bekann vor. Das hab doch ich selbst geschrieben – und dann? Dann suchte ich hier auf dem Blog und fand einen Blogeintrag vom Jänner 2019, siehe hier.

Und dann denk ich mir Oida, Falter!

TDDL, vier

Wie erwartet hat Helga Schubert den diesjährigen Bachmannpreis gewonnen und das zurecht. Es war sehr rührend, wie berührt sie selbst davon war. Und ein Glück war das außergewöhnliche Setting, zuhause, für sie obendrein, weil sie ihren pflegebedürftigen Mann nicht alleine lassen musste.

Erstaunlicher war für mich eher, dass Lydia Haider mit ihrer Hundevergiftungssuada tatsächlich den Publikumspreis gewonnen hat. Das erstaunt mich doch einigermaßen – ich habe für Hanna Herbst gevotet. Und als beste JurorIn hab ich Insa Winke, weil sie ihre Argumente immer begründet hat, taktvoll und feinsinnig die Texte besprochen hat. Wobei ich zugeben muss, dass Philipp Tingler schon auch einen enormen Unterhaltungswert hatte, trotz seiner Untergriffigkeit und Überheblichkeit. Aber zuviel Harmonie ist in der Jurydiskussion halt auch immer eher fad.

Die Männer hatten heuer eher das Nachsehen. Außer Egon Christian Leitner, der den Kelag Preis bekam, konnte niemand reüssieren. Das war aber auch der Text, der mich von den männlichen Autoren am meisten angesprochen hat.

TDDL, drei

Der dritte Lesetag hat echt oarg begonnen. Ich saß quasi noch beim Kaffee am Sofa, da drehte Lydia Haider auf. Ein Wienerischer Text übers Hundevergiften (oder so) – ich muss ehrlich sagen, ich hab kaum etwas verstanden. Also akustisch schon, aber sonst wars sehr. Ich weiß es nicht. Jedenfalls gut zum Aufwachen, wenn man noch schläfrig war.

Laura Freudenthaler anschließend kam bei den Juroren sehr gut an. Das Kind taumelte aus seinem Zimmer und meinte: “Die ist so unmotiviert. Sie sollte mitreißender sein.” Und ich muss ihm da ein bisschen zustimmen. So richtig warm geworden bin ich mit dem Text nicht. Im Gegensatz zum nachfolgenden von Katja Schönherr. In ihrem Text ging es unter anderem darum, dass im Zoo ein Affe ein Schild hochhält, wegen dessen Text alle eskalieren, nur wird bis zum Ende nicht verraten, was auf dem Schild steht. Da musste ich an Pulp Fiction denken und den Koffer, wo niemand wusste, was drinnen war.

Der letzte Text von Meral Kureyshi hinterließ mich wieder mal eher ratlos. Aber ein Satz ist mir in guter Erinnerung geblieben, weil schön absurde Formulierung: “Er prallte in das Auto vor ihm, niemand wurde verletzt, nur der rote Mercedes hatte einen Totalschaden und mein Vater war tot.”

Jetzt muss ich überlegen für wen ich beim Publikumspreise abstimme. Meine Favoritinnen (kein Binnen I notwendig) dieses Jahr sind: Helga Schubert, Hanna Herbst und Katja Schönherr.

TDDL, zwei

Heute haben mir ziemlich viele Texte gefallen und ich glaube, wir haben eine erste Favoritin für den Bachmannpreis. Dabei handelt es sich um die 80 (!) jährige Helga Schubert, die einen Text über das Leben und Sterben einer Mutter las, und über die Beziehung ihrer Tochter zu ihr.

Oben hätte ich fast geschrieben “ihrer Mutter” und damit nehme ich schon die Jurydiskussion vorweg, die tatsächlich über den Autobiografie Begriff in der Literatur und in der Literaturkritik geführt wurde. Prinzipiell wird es nicht so gerne gesehen, wenn der/die ProtagonistIN mit der/dem AutorIN gleichgesetzt wird, das war schon zu meiner Studienzeit so. Auch wenn in diesem Fall die Protagonstin wie die Autorin heißt, im gleichen Jahr geboren wurde usw. Auch heute gab es wieder einen tollen Tweet dazu, weil der Text von Helga Schubert eigentlich sehr “klassisches”, unverstelltes Erzählen war. Jo Schneider schrieb:

Und er hatte natürlich recht.

Anschließend an Schubert las Hanna Herbst, eine Twitterantin und damit auch quasi Ikone in diesem Medium, einen Text über ihren – ach nein: EINEN – Vater und seine Tochter. Ich fand Es wird einmal eine sehr schöne Ansammlung von Bildern voller Lebensgefühl. Etwa als sie über dessen Lieblingszeit, das Futur 2, schreibt “Wir werden glücklich gewesen sein.”. Und, dass er sich freute als Bob Dylan den Liteaturnobelpreis gewann. Und, dass man nicht zuviel Alkohol trinken soll und icht zuwenig: “Gerade nur ein kleines bisschen über dem Boden schweben”.

Interessant auch der Text von Egon Christian Leitner Immer im Krieg, über – wenn man so will – die Wirtschaftlichkeit von Menschen, von Magersucht und Therapien. Unterteilt in Tagebucheinträge, die aber kein Datum tragen, sondern nur mit Tag/Monat/Jahr überschrieben sind. Interessant.

Interessant auf seine eigene Art und Weise auch der Text von Levin Westermann und dann – und dann geht die Sonne unter und wieder auf und auch sonst passieren Dinge in atemberaubender Gleichförmigkeit, die fast an Thomas Bernhard erinnert hätte, nur ist Westermann sehr entfernt von jeglicher Ironie. Obwohl ich nicht genau weiß warum, hat mich dieser Text irgendwie berührt.