almis personal blog

Gute Songanfänge, zwei

Auf die Frage nach guten Opening Lyrics wurde auch öfter mal folgendes geantwortet: “It’s nine o’clock on a Saturday. The regular crowd shuffles in. There’s an old man sittin’ next to me, makin’ love to his tonic and gin”. Wobei man sagen muss: Billy Joel ist auch abseits dieser Zeilen einer der besten Songwriter überhaupt, jeder seiner Songs ist eine kleine poetische Geschichte mit ganz viel Atmosphäre, man hat das Gefühl, man wäre direkt dabei gewesen. Oben zitierte Zeilen stammen natürlich von Piano Man.

Die vielleicht beste Single, die überhaupt jemals veröffentlicht wurde, wenn auch eine der skurillsten, weil so lang und soviele Stimmungswechsel, ist wahrscheinlich Bohemian Rhapsody von Queen und beginnt so: “Is this the real life, is this just fantasy?” Die Lyrics zu diesem Song sind ganz schön dramatisch und auch tragisch – siehe auch: “Mama, just killed a man.” Und weiter: Falls ich nicht mehr zurückkomme, macht einfach mit eurem Leben weiter, es ist nichts weiter passiert. Schluck.

Ich persönlich liebe den Anfang von Bjorks in jeder Beziehung eindrucksvollem Song Bachelorette: “I am a fountain of blood in the shape of a girl.” Das erinnert mich an eine Kurzgeschichte, die ich mal geschrieben habe, in der die die Protagonistin sich verliebt und der Mann nur über seine Organe, Blutbahnen und Nervenverbindungen vorgestellt wurde. Irgendwie ist mir das nicht ganz so gut gelungen wie Bjork das in ihrem Song schafft. Harhar.

Sehr gut finde ich auch den Beginn von Common People, der Band Pulp (bezeichnenderweise auf ihrem Album Different Class enthalten), die ich in meinen späten Teenagerjahren wirklich sehr geliebt habe – zu einem großen Teil auch wegen ihrer skurillen Lyrics. Der Anfang hier lautet: “She came from Greece, she had a thirst for knowlegde.” In dem Song geht es übrigens – angeblich, aber falls nicht, ist es gut erfunden – um die Frau des ehemaligen griechischen Finanzsministers Gianis Varoufakis, die damals am St. Martins College studiert hat und stinkreich war und endlich mal sehen wollte, wie “gewöhnliche Leute” so leben. Und – so singt es zumindest Jarvis Cocker – zu ihm sagte: “I want to sleep with common people. I want to sleep with common people like you.”

Gute Songanfänge, eins

Solche Fragen liebe ich:

Da fällt mir als erstes eine Zeile einer Band ein, die ich nicht besonders mag, aber ich habe zwei Freunde, die diese Zeile schon öfters zitiert haben, quasi als ironische Selbstvorstellung und sie lautet: “Please allow me to introduce myself. I’m a man of wealth and taste. ” Sie stammt aus dem Song Sympathy for the devil, also von den Rolling Stones und ist eine wirklich extrem gute opening Zeile.

Eine ziemlich legendäre Anfangszeile eines Songs, den ich tatsächlich sehr, sehr mag – und über den einer der beiden oben genannten Freunde aus dem Stand ungefähr drei Stunden referieren kann, ob seiner intertextuellen Referenzen – ist folgende. “A long long time ago, I can still remember how that music used to make me smile.” Der Song heißt American Pie und ist von Don McLean und behandelt den Tag, an dem die Musik starb, laut McLean, der Tag dem Buddy Holly mit dem Flugzeug abstürzte, genauer gesagt der 3. Feburar 1959.

Ebenfalls ein beeindruckender Songanfang – nicht nur deshalb, weil dieser Song der erste Song war, den ich im Kreißsaal gehört habe – lautet: “I’ve heard there was a secret chord that David played, and it pleased the lord, but you don’t really care for music, do you?” und ist im Original von Leonhard Cohen und der Song heißt natürlich Hallelujah. Tatsächlich könnte man an diesen Songlyrics auch sehr sehr lang heruminterpretieren, die biblischen Bezüge versus körperliche Anziehung, Schuld, Sühne und Vergebung, aber das ist wirklich zu komplex für einen Absatz in einem Blogtext.

Oft wurde auf die oben genannte Frage auch folgender Liedanfang erwähnt: “I read the news today, oh boy”. Der erste Zeile aus dem Beatles Song A day in the life, der tatsächlich auch mein Lieblings-Beatles-Song ist, nicht zuletzt wegen seiner extrem weirden Lyrics. Die Beatles sind ja nicht unbedingt für allzu ausgeklügelte Texte bekannt, Stichwort Ob-La-Di, Ob-La-Da, Stichtwort: Love me do, Stichwort: Here comes the sun usw. Aber A day in the life hat echt abgedrehte Lyrics, da gehts ja auch darum, dass jemand von der Stadtverwaltung alle Schlaglöcher in einer Straße zählen musste: “Four thousand holes in Blackburn, Lancashire” und als abschließende Schlussbemerkung: “Now they know how many holes it takes to fill the Albert Hall”. Harhar, genial.

Adele reloaded

Das twitterte Marco Schreuder heute. Ich habe mir daher sofort den Song angehört. Und ich muss ihm rechtgeben.

Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mit Adele immer schon Probleme hatte. Sie hat eine wunderschöne Stimme klar, das wird niemand bestreiten, der bei klarem Verstand ist. Aber was sie singt, erreicht mich einfach nicht. Sie erzählt von unerfüllter Liebe, gescheiterten Beziehungen, Krisen, die ganze Palette, aber ich fühle nichts. Es ist, als wäre eine gläserne Wand zwischen mir und Adeles jeweiligem Gefühlsausbruch.

Über ihr neues Album sagt sie: “Als ich 30 war, fiel mein Leben auseinander, ohne Vorwarnung.” Das kann ich so gut nachvollziehen, so ging es mir mit 40. Und mit 41 habe ich sogar was dazu gebloggt. Sowas wie der ur junge Harry Styles damals gesungen hat, das hat mich total erwischt. Dem habe ich jedes Wort geglaubt. Aber Adele? Ich höre das Auseianderfallen nicht. Leider.

ESC 22

Endlich hat sich Italien dazu bequemt, die Stadt zu nennen, in der sie nächstes Jahr beabsichtigen den ESC auszutragen und es ist:

In Turin war ich sogar schon mal, auf dem Weg von einer Reise durch die Schweiz nach Monaco (es war nicht der billigste Urlaub meines Lebens…) Ich hab irgendwie gar keine Erinnerungen daran, außer, dass ich bei einer Pizzeria eine Viertelstunde vor dem WC warten musste, keine Ahnung, was das bedeutet, dass mir sonst nichts dazu einfällt, es ist sicher eine schöne Stadt.

Die Semifinali werden am 10. und 12. Mai stattfinden, das Grand Finale dann am 14. Mai 2022.

Verstörende Videos, drei

Die schottische Band Travis ist dafür bekannt, in ihren Songs sehr repetierende Strukturen zu verwenden. Oder auch: es wird immer wieder das gleiche gesungen, in so einer Art Litanei. Das klingt negativer als es gemeint ist, es hat durchaus auch etwas persuasives, wenn man lange genug zuhört. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass Martin Blumenau Sing eine zeitlang als Openingsong in einer seiner Sendungen gespielt hat. Aber um Sing soll es gar nicht gehen, sondern um Re-Offender.

Ein Song, der sich eigentlich um eine Liebesbeziehung dreht – “You say you love me, an then you do it again” – “it” wird in dem Fall nichts gutes bedeuten – dessen Video aber in die Abgründe der Band Travis blicken lässt (hoffentlich/vermutlich parodistisch). Die Band fährt auf eine Tour, zuerst noch mit einem Auto und einem Wohnwagen, sie singen in abgeranzten kleinen Clubs, in trostlosen Vorstädten, bei schlechtem Wetter. Sie parodieren sich also quasi selbst als eher erfolglose kleine Nachwuchsband. Im Laufe der Tour gehen die Emotionen hoch und sie sich gegenseitig gewaltig auf den Wecker. Sie fangen an, gegeneinander zu sticheln und schließlich artet das Ganze sogar in Gewaltätigkeit aus.

Jeden Abend, wenn sie auftreten müssen, sind sie mehr mitgenommen, Handverletzungen, blaue Augen, Kratzer, Platzwunden und ihre Kleidung ist auch schon ganz fleckig und abgenutzt. Ein eigentlich arges Video, wenn man das Augenzwinkern dahinter nicht mitdenkt, oder vielleicht bewältigt Travis so tatsächlich die (heimlichen) Aggressionen, die zwischen den Bandmitgliedern herschen, wer weiß harhar. Immer interessant, wenn sich die Künstler selbst als Protagonisten in ihren Videos inszenieren, weil genauso gut hätten Travis ja Schauspieler dafür engagieren können. Die Botschaft des Videos wäre dann eine andere, distanziertere gewesen.

Am Ende haben sie jedenfalls ihr Band-Beziehungsproblem insofern gelöst, als dass jeder ein eigenes Auto mit Wohnwagen zur Verfügung hat.

Verstörende Videos, zwei

Justin Theroux ist der (Noch)-Ehemann von Jennifer Aniston und ist mir immer schon in seiner Eigenschaft, oft extrem weirde Protagonisten (Six Feet Under, Lynch-Filme, Miami Vice) im Kino und TV zu verkörpern, positiv aufgefallen. Nebenbei hat er noch ein paar Drehbücher (Trophic Thunder, Iron Man 2) geschrieben. Und er hat im Video zum Song Hysteria von Muse mitgespielt. Hysteria ist ja einer dieser Songs, die am besten live genossen werden, und sowas sag ich nicht oft, weil ich nicht unbedingt der große Konzertgeher bin, aber die unbändige Energie dieses Werks wirkt einfach am besten auf einer großen Bühne. Das haben sich die Menschen von Muse wohl auch gedacht und beschlossen, dass dafür das Video dann extrem beängstigend sein muss.

Und das ist ihnen gut gelungen. Wir sehen Theroux in einem gehobenen Hotelzimmer liegen, das komplett verwüstet ist. Dabei denkt man natürlich sofort an den Topos von den argen Rockbands, die dafür bekannt sind, nach Konzerten ihre Hotelzimmer zu zerstören (Wikipedia sagt, so eine Szene kommt auch im Pink Floyd Film The Wall vor). In einer Rückblende, die in sich zeitlich aber auch nicht kongruent ist, sieht man, dass er wohl eine Frau empfangen hat und dann irrsinnig in Rage geraten ist. No na, es heißt ja schließlich Hysteria. Die Frau ist offenbar eine Prostituierte, die er vorher auch gefilmt hat und naja, über den Rest muss man wohl spekulieren. Vielleicht nagt gerade der Fakt ihres Brotberufes an ihm, weil er mehr für sie empfindet, als in dieser Situation wohl “angebracht” ist? Dafür sprechen die Lyrics: “Cause I want it now, I want it now. Give me your heart and your soul.”

Wie auch immer, jedenfalls brüllt und heult der Protagonist, es werden Vasen zerschmettert und Tische umgeworfen, ein Röhrenfernser zertrümmert, ein ganzer Servierwagen – samt Essen – umgestoßen, Sessel gegen Bilder geschleudert usw. Es ist – in seiner ganzen offen zur Schau gestellten Aggression – ein echt kraftvolles und beeindruckendes Video. Aber eben auch, ja, ziemlich verstörend.

Verstörende Videos, eins

Weil es mir jetzt bei Youtube mal angezeigt wurde, hab ich mir nach langer Zeit wieder einmal das Video zum Song Henry Lee von Nick Cave im Duett mit PJ Harvey angesehen. Der Song Henry Lee befindet sich auf dem (kommerziell erfolgreichsten) Nick Cave Album Murder Ballads und na ja, Nomen est natürlich omen. Und ich hab mir gedacht, das könnte der Auftakt zu einer Rubrik namens verstörende Videos sein.

Im Text von Henry Lee geht es um eine Frau, die den besagten Henry Lee dazu auffordert, mit ihm die Nacht zu verbringen. Im Bett. Weil er würde auf der Welt keine andere Frau finden, die besser für ihn wäre. Daraufhin sagt Henry Lee, das wird er nicht machen, er hat schon ein Mädchen, fernab “in that merry green land”, und “I love her far better than thee”. Was macht dann die Verschmähte folgerichtig, sie nimmt ein Messer und “plugged him through and through —” Brr, ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich das zum ersten Mal gehört habe, ich fand das ganz furchtbar und grausam, und wollte den Song am liebsten nie mehr hören. Dennoch ist er irgendwie faszinierend.

Weil: In diesem Video gilt die Regel form follows function nicht. Was zwischen Cave und Harvey passiert, ist ganz und gar nicht furchtbar. Sie schmachten sich an und sie liebkosen sich, am Ende tanzen sie sogar und küssen sich. Sie lächeln und scheinen eine Menge Freude an dem zu haben, was sie da singen. Oder wie jemand als Kommentar unter dem Video vermerkt: “One camera, one cheap set, and a thousand fucking kilotons of charisma, chemistry, and sexual tension.” Die beiden waren zu der Zeit ein Paar, wie ich recherchiert habe.

Ästhetisch, aber trotzdem irgendwie creepy!

RIP Blumenau

Im Jänner hab ich ein bisschen einen Rant gegen Martin Blumenau hier am Blog veranstaltet. Er hatte damals gegen einen Sänger mit Sprachfehler geätzt und ich habe dann wiederum gegen ihn als Moderator im Jugendradio auf Lebenszeit geätzt. Jetzt ist er völlig überraschend mit nur 60 Jahren gestorben.

Ich war sehr betroffen, als ich das gelesen habe. 60 ist ja kein Alter – vor allem, wenn man selbst auch nicht mehr die Jüngste ist – und Blumenau hat zwei noch relativ kleine Kinder, und mit relativ klein meine ich, das jüngere Kind ist im Kindergarten. Alleine das ist eine ungeheuere Tragödie. Und natürlich hatte Martin Blumenau eine Qualität des Denkens und Moderierens, die jetzt auch in den Nachrufen gewürdigt wird. Er taugte nie als Säulenheiliger, er war immer kontroversiell, angriffig, streitbar und – wie ich auch damals schrieb – sehr überzeugt von sich selbst. Aber eben auch so, dass mensch ihm gern zuhörte, und wenn es deswegen war, weil einen furchtbar aufregte, was er so mitunter von sich gab.

Gestern saß ich auf einem Dachboden in Währing, wohin wir von der Dachterrasse geflüchtet waren, während draußen ein nachmittägliches Sommerunwetter tobte, und wir haben zu dritt über Martin Blumenau gesprochen. Ich habe gesagt, ich tue mir so schwer das einzuordnen, was FM4 ist und was letztendlich Blumenau bis zuletzt war. Ein Moderator in einem Jugendradio? Mit 60? Obwohl ich mit 45 mir schon lange nicht mehr zutraue, Jugendkultur zu verstehen? Da meinte A. ich solle noch einmal etwas zu Martin Blumenau auf meinem Blog schreiben. Und ich fragte ihn eben das, wie ist das alles einzuordnen. Und der meinte er: FM4 ist in dem Sinn ein Jugendradio, weil es dabei um Jugend im Kopf geht. Um Zeitlosigkeit im besten Sinne, eben um Offenheit für alles. Es geht nicht um aktuelle Jugendkultur oder darum wie es ist, jetzt ein Jugendlicher zu sein, sondern um jung im Denken sein. Und das fand ich sehr schön und deshalb schreib ich das jetzt auch gerne hier.

Ich habe gelesen, dass es in den letzten Monaten auf FM4 wohl tatsächlich Diskussionen drüber gab, wo der Sender hin will, wie er sich positionieren soll. Und vielleicht kommen sie dann auf das, war A. mir gestern gesagt hat. Martin Blumenau hätte das vielleicht auch so gesehen.

Mr. Gallagher

Noel Gallagher ist eine ziemlich Arschgeige. Das bedeutet nicht, dass ich im Team Liam bin, denn der ist genauso eine ziemliche Arschgeige. Die zwei schenken sich da nichts. Und deshalb sprechen sie offenbar auch schon seit zehn Jahre nicht miteinander, weil sie sich gegenseitig nicht aushalten. Ich verstehe das schon ganz gut.

Wie ich hier schon schrieb (und der Falter von mir abkupferte) bei der Wahl Oasis versus Blur würd ich mich immer für Pulp entscheiden. Es gab schon ein paar Songs, die ich von Oasis mochte. Allen voran Live Forever, wo das Video aber eindeutig belegt, wie wenig Bock sie auf prinzipiell alles hatten. Aber die Zeilen: “Maybe I will never be, all the things that I want to be. But now is not the time to cry, now’s the time to find out why” hatte ich auf mein Federpenal im Gymnasium geschrieben. Ich war gerade in der 7. Klasse sitzengeblieben. Vermutlich war die Antwort auf die Frage: Wegen Mathematik.

Noel Gallagher hat dem Standard ein angepisstes Interview gegeben und thank god haben wir endlich mal wieder was anderes zu lesen, als über Corona, und wenns angepisste Interviews von Mr. Gallagher sind. Er regt sich auf, dass ihn jemand im Pub für Liam Gallagher gehalten hat. Darauf er, Noel, er sei der andere. Darauf wieder der Typ im Pub: “Es gab einen anderen?” Eines der Probleme zwischen den beiden, würd ich mal sagen. Ach ja und auf Phil Collins ist er auch sauer, weil der habe gefühlt 147 Wochen Platz 1 der Charts mit You can’t hurry love belegt. Sad life würden die Teenies dazu sagen.