almis personal blog

Das Jahr bis jetzt

Ich weiß, das Jahr ist erst 9 Tage alt, aber: oh my.

Es hat traurig begonnen, ging dann tragisch weiter und die jüngsten Ereignisse in Paris rauben einem ohnehin die Sprache. Meine Freundin hat hierzu sehr mutig gebloggt, wie ich finde.

Auch für uns privat hat das Jahr schon seine erste Herausforderung bereitgestellt. Das inkludierte einen Aufenhalt in der Kinderabteilung des SMZ Ost, ein MRT und diverse andere Untersuchungen. Es gab gottseidank völlige Entwarnung, nur etwas ganz harmloses steckte dahinter. Das übrigens auch wieder mit der Frühgeburt zu tun haben könnte. Dieses Thema kommt doch immer wieder durch die Hintertür herein. Erst vor wenigen Tagen hab ich geschrieben, dass ich dankbar bin, für jeden Tag mit unserem Kind. In so einer Situation wird einem das noch viel intensiver bewusst.

Ich war beim MRT nicht dabei, dass der Sohn ohne Narkose bewältigte. Ich eignete mich in dieser Stunde nicht zur Begleitperson, sondern der Mann ging mit. Ich war selber ziemlich bestürzt, wie schwach ich in dieser Zeit war, wo ich damals, nach der Frühgeburt, für sehr stark gehalten habe. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Ich wollte nicht in einem küheln Gang sitzen, wieder auf ein Untersuchungsergebnis warten. Und ich wollte diesen Montor nicht, den wohlbekannten, der Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung abfragte. Wobei diesmal die Werte, die er anzeigte, top waren. Ich wollte auch nicht im Krankenhaus bleiben, aber wir mussten eine Nacht zur Beobachtung ausharren.

In dieser Nacht habe ich fast nichts geschlafen. Einerseits, weil es hektisch zuging, am Gang, und mitten in der Nacht eine neue kleine Patientin eingeliefert wurde. Andererseits weil der Schreck, der mir in die Knochen gefahren war, dann nachdem die Anspannung nachließ, auch wirklich körperlich schmerzte. Beim wach liegen hab ich die Hälfte der Zeit mein Kind angesehen, mit dem ich mir das unbequeme und zu kurze Krankenbett teilte, und da war dieses warme, beruhigende Gefühl, dass alles gut war.

Umso mehr: carpe diem, und so durchs ganze Jahr.

Mamas Superkraft Nr. 78

Eine von Mamas geheimen Superkräften ist ja die, zu merken, dass das Kind krank ist, lange bevor es jemand anders vermutet.

Erstmals selbst herausgefunden habe ich das, als Adrian noch sehr klein, noch keine zwei Jahre alt war. Ich habe alle Familienangehörigen an seine Stirn greifen lassen. Keiner meinte, dass er Fieber habe. Eine erste Messung ergab nichts. Eine halbe Stunde später waren wir bei 39 Grad. Das war übrigens damals das Drei-Tage-Fieber, das ich erst seit der Existenz meines Kindes kenne. Und, das ich bis dato für die übelste Kinderkrankheit halte. Die Kinder fiebern drei Tage (nona) hoch, am vierten Tag bekommen sie Ausschlag. Das ist aus mehreren Gründen gemein: zum einen weiß man eben drei Tage lang nicht, was das wirklich ist und überlegt natürlich, den Arzt aufzusuchen, zum anderen war mein Kind sowas von anhänglich, dass ich es kaum ablegen konnte, um etwas zu essen oder mal ins Bad zu gehen. Er brauchte ständigen Körperkontakt und das nicht etwa im Sitzen oder Liegen. Am besten war es, wenn ich ihn herumgetragen habe. Es war so an-stren-gend. Zusätzlich lief damals gerade die Trauerfeierlichkeiten für Michael Jackson im TV, was zwar ablenkte, gleichzeitig aber auch zusätzlich nervig war.

Diesen Freitag hatte ich dann wieder so ein Krankheits-Aha Erlebnis. Ich holte Adrian von der Schule ab und schon an seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass er krank war oder werden würde. Das habe ich zwar den ganzen Nachmittag versucht zu verleugnen, bzw. auf zuwenig Schlaf zurückzuführen. Aber ich hatte natürlich wieder mal recht. Es ist ein Segen – und ein Fluch.

P.S. Er ist schon wieder auf dem Weg der Besserung.

Ein Shitstorm, der gerechtfertigt war

Am Sonntagabend fegte wieder mal ein Shitstorm übers Land. Ein Autor der angesehenen österreichischen Qualitätszeitung die Presse hat anlässlisch des Familienschwerpunktes der Zeitung seine Ansichten zu Kindererziehung publik gemacht. Das war keine allzu gute Idee.

Denn: der Autor postuliert in seinem Text, dass Worte alleine nicht genug sind, wenn man seinem Kind Grenzen aufzeigen will. Nein, Worte und ein bisschen Gewalt wäre doch viel wirksamer. Mit Gewalt meint er zwar nicht die “gesunde Watsche”, aber doch über Knie legen und “leicht klopfen” und auch an den Ohren ziehen. Und dem Kind das auch androhen. Weitere Details erspare ich mir hier.

Armin Wolf, Anchor der ZIB2, und im Social Media Bereich Umtriebiger, hat einen Text dazu verfasst, wie er als Kind von deinen Eltern geschlagen wurde. Und, was das in ihm ausgelöst hat. Der Text ist wirklich gut und sehr berührend. Ich war froh darüber, denn es war sicher nicht leicht, diesen Text zu verfassen. Und habe dann an meine Kindheit gedacht.

Nein, ich wurde nie geschlagen. Ich bin zu einem Großteil bei meinen Großeltern aufgewachsen, die beide solche Erfahrungen gemacht hatten. Und zwar in der Schule. Mein Opa wurde regelmäßig mit dem Rohrstab gezüchtigt, da er ein “schlimmes Kind” war, wie das damals hieß. Er war wild und entdeckungsfreudig, viel alleine unterwegs, da seine verwitwte Mutter berufstätig war, und wurde öfters Mal von der Polizei nachhause gebracht. Nicht, dass er etwas arg schlimmes getan hätte. Nur solche Dinge, die “man nicht tut”. Beispielsweise ins Flussbett des Wienflusses zu klettern. Herumzustreichen. Und vielleicht mal eine “freche” Antwort zu geben. Es war eine sehr restriktive Gesellschaft. Meine Oma wurde nur einmal geschlagen, als sie länger krank war und etwas in der Schule nicht konnte, was eben in der Zeit gelehrt wurde. Ihr Vater ging damals sofort in die Schule und beschwerte sich darüber lautstark. Danach wurde sie nie wieder angerührt. Meine Oma klang stolz auf ihren Vater. Viele Eltern hätten das damals nicht gemacht.

Nun sind meine Großeltern natürlich schon gestorben. Aber so lange ist ihre Kindheit, in den 1920er, frühen 1930er Jahren auch wieder nicht her. Nicht einmal hundert Jahre. Heute kann man sich nicht vorstellen, dass in der Schule noch geschlagen wird. Es hätte sofort ganz klare Konsequenzen. Was in Familien passiert, bleibt naturgemäß eher im Dunkeln. Insofern ist dieser Presse-Text immerhin dazu gut, zu sehen, dass Gewalt gegen Kinder heute nicht einfach so hingenommen wird, sondern großen öffentlichen Unmut und Widerspruch erzeugt. Mir hat gut gefallen, was Doris Knecht im Kurier dazu geschrieben hat. Auch im Falter hat sie sich dann noch diesem Thema angenommen und eingestanden, dass auch sie die Nerven mal verloren hat (wie es fast allen Eltern mal passiert, wie sie schreibt: “außer den ganz perfekten und jenen mit superniedrigem Blutdruck”) und ihre Kinder einmal an den Haaren gezogen hat. Und wie leid ihr das getan hat. Und: dass sie sich dafür entschuldigt hat.

Und darum geht es auch. Es geht nicht darum, dass man als Elternteil fehlerlos ist oder sein kann. Aber dass man eben diese Fehler auch einsieht. Und sich dafür entschuldigt. Und solche Fehler nicht als Erziehungsmethode etabliert.

Familienplanung according to FB und Apple

Gestern ging groß durch die Medien, dass die Firmen Facebook und Apple ihren Mitarbeiterinnen jetzt das Einfrieren von Eizellen bezahlen, damit sie Karriere machen und das Kinderkriegen auf später verschieben können.

Dazu entbrannten kontroversielle Diskussionen, vor allem auf Twitter. Elisabeth Oberndorfer von Fillmore sieht diese Aktion als “Beitrag zur Chancengleichheit, da die Frauen nicht mehr von der biologischen Uhr abhängig sind.”

Ich sehe das überhaupt nicht so. Das ist kein gelungener Benefit für Frauen und kein Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere, es ist bestensfalls ein Hinausschieben des “Problems”. Denn wenn ich zb. mit 45 ein Kind bekomme statt mit zb 30, stehe ich genauso vor der Frage, wie Kind und Beruf zu vereinbaren sind. Wenn ich das mit 30 aufgrund der Strukturen nicht schaffe, was ist dann 15 Jahre später anders? Zumal man vielleicht in diesem Alter gerade in eine höhere Hierarchiestufe oder Gehaltsklasse vorgerückt ist. Es ist ein Vertagen der Fragestellung, keine Lösung.

Dazu kommt, dass hier vorgegaukelt wird, wie einfach es ist, ein Kind zu bekommen, quasi auf Knopfdruck. Eine kleine Eizellenspende und schon brauche ich mir über das Thema Familie keine Gedanken mehr zu machen. Tatsächlich ist über die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser Methode (und auch möglicher “Nebenwirkungen”) nichts gesagt, auch nicht, dass für eine Frau Schwangerschaft und Geburt mit zunehmendem Alter auch eine größere Belastung werden können. Und mit der Geburt ist es ja nicht getan. Das alles wird nicht mitgedacht, oder zumindest nicht kommunziert.

Die Entscheidung für Kinder wird IMO immer eine bewusste sein müssen. Man wird sich immer Gedanken machen müssen, wie man die Dinge unter einen Hut bekommt, wo die Prioritäten liegen, wie in einer Partnerschaft die Aufgaben verteilt werden. Und es gibt dafür natürlich nicht nur eine, DIE universal gültige Antwort. Verschiedene Familien, verschiedene Konzepte und Vorstellungen. Mir fällt es aber schwer, die Maßnahme von FB und Apple als eine der reinen Nächstenliebe an ihren MitarbeiterInnen zu sehen. Eher im Gegenteil.

Blog Liebling

Zuerst hab ich mich ja über ein blödes Kommentar geärgert, aber jetzt habe ich doch beschlossen, auch hier darauf hinzuweisen, dass dieser Blog hier im September Blogliebling des Monats bei Brigitte MOM war.

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In der letzten Zeit wurde ja nebenan quasi, bei diversen anderen Elternblogs, über die Relevanz genau dieser diskutiert. Ich denke ja, dass der Almi Blog weniger ein Mama-Blog an sich ist (wobei man darüber natürlich auch diskutieren kann, was das nun wirklich genau ist), aber was ich meine ist, dass ich mich hier nicht ausschließlich mit Kinderthemen beschäftige, und schon gar nicht anderen Eltern hier irgendwelche Tipps geben will.

Dennoch ist das Mama-sein natürlich hier immer wieder mal ein Thema und im Zuge dessen wurde von Brigitte MOM die Frühgeburts-Geschichte aufgegriffen und auch auf Geboren in Bozen hingewiesen. Jedenfalls freue ich mich darüber und ich begrüße mögliche neue Leser sehr herzlich! Auch wenns grade viel um Filme geht, hier.

Glucksenmum

Am zweiten Schultag, also dem Tag, wo das Kind tatsächlich den ersten Unterricht hat, wollte ich mich nicht als Glucke outen. Es heißt ja, man darf die Kinder dann nicht mehr in die Klasse begleiten, sie sollen selbstständig werden usw.

Allerdings mussten wir an diesem Tag sehr viel Zeugs mitnehmen (riesige Schreibunterlage, Zeichenmappe usw) und das war zum Tragen doch schwierig, also hab ich mich zumindest in die Garderobe getraut. Bei dem allgemeinen Gewusel und Chaos dort um dreiviertel acht ist das nicht weiter aufgefallen. Während sich das Kind also umzieht, bemerke ich dutzende andere Eltern(teile) dort und, dass die Mutter neben mir Anstalten machen, ihre Tochter in die – “unsere” – Klasse zu begleiten. Ich frage sie also, ob wir heute denn noch in den Klassenraum mitgehen dürfen und sie “Also ich lasse mir das nicht nehmen, mein Kind in der ersten Woche noch zu begleiten.”

Puffff…von Glucke zu Rabenmutter in drei Sekunden (ich, die mein Kind einfach so reinschubsen wollte). Na ja, dann ging ich also auch mit rauf in die Klasse, wo schon zahlreiche andere Kinder mit ihren Eltern zugegen waren. Okaaaay. Bin wohl wirklich keine Glucke.

P.S. Gestern hat die Lehrerin dann alle Kinder von der Garderobe angeholt und ist mit ihnen in die Klasse gegangen. Das macht sich auch noch ein Zeiterl. Bis sie es dann alleine können. Find ich gut!

Es herbstelt

In den letzten Tagen ist es in Wien wieder etwas sommerlich geworden, aber nachdem wir Ende August haben, herbstelt es gleichzeitig auch schon ein bisschen.

Ich mag den Alterweibersommer, sehr sogar, gerade weil er eine melancholische Zeit ist. Dennoch dachte ich, dass es dieses Jahr nicht mehr passieren wird. Ja sogar letzte Woche hab ich aufgeatmet und fest geglaubt, dass es nun aber wirklich vorbei ist. Doch es ist wieder geschehen: dieses Wetter, diese Luft, diese Sonneneinstrahlung – es triggert. Es ist schon sieben Jahre her, und dennoch fängt es wieder an, dieser gefühlte Countdown zur Frühgeburt. Dieses schleichende Gefühl, dass sich alles ändern wird, im Leben, wirklich alles. Nicht nur durch das Kind, sondern durch die Tatsache, wie es in unser Leben gekommen ist. Wie es in sein eigenes Leben gekommen ist. Ich wehre mich dagegen, jetzt sehr dünnhäutig und weinerlich zu werden, aber manchmal fällt mir das gerade ein bisschen schwer. Und das verwundert mich ehrlich, denn es ist ja alles gut. Und abgeschlossen.

Kürzlich hat meine Hebamme Geboren in Bozen gelesen und mir ganz tolles und persönliches Feedback gegeben. Unter anderem meinte sie, dass das Buch wie eine kurze Fortbildung für sie als Hebamme gewesen sein, weil sie auch quasi die andere Seite besser versteht, nämlich die der verzweifelten werdenden Mutter. Dabei war sie wunderbar, schon damals. Aber trotzdem freut es mich zu hören, dass man mein Buch auch auf diese Weise lesen kann, aus ihrer spezifischen Perspektive und vielleicht etwas erfahren, was man noch nicht wusste.

Hipstermom

Wusstet Ihr, das ich eine Hipstermom bin? Nein? Ich auch nicht. Harhar.

Ich wurde jedenfalls vom Lifestyle Blog Hipstermom zu einem Interview gebeten. Es geht um mein Buch und die Vereinbarkeit von Job und Kind.

Ich freue mich, dass ich Gast in dieser regelmäßig erscheinenden Rubrik sein durfte! Es hat großen Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten.

Das Nuf fragt…

…eine meiner Lieblingsbloggerin Das Nuf hat ein paar Fragen gestellt. Zwar nicht direkt an mich persönlich, aber da ich die Fragen spannend finde, habe ich mich mal hingesetzt und nachgedacht. Das Ergebnis ist hier nachlesbar.

Was haben dich deine Kinder gelehrt?

Ins kalte Wasser springen. Man hat einfach nicht mehr die Zeit, sich über alles tagelang Gedanken zu machen. Man lebt viel mehr im Jetzt. Ich bin sicher pragmatischer geworden. Ich musste es werden.

Das Kind muss zb. im Landeanflug auf Wien Schwechat aufs WC. Was natürlich verboten ist. Wäre mir das früher passiert, es wäre mir unendlich peinlich gewesen und ich hätte natürlich nichts gesagt und tapfer die Zähne zusammengebissen. Aber mit quengelndem und drängendem Kind steht man irgendwann auf, lässt sich von der Stewardess maßregeln, und fragt nach und darf dann auch – mit strengem Blick und nur ausnahmsweise, ja was denn sonst, aus Spaß mach ich das nicht. Und so ist es mit vielen Dingen. Man tut einfach.

Was ich speziell von meinem Kind lernen kann: Kommunikation und geglückte soziale Interaktion. Das hat er wesentlich besser drauf als ich.

Was hilft dir in den anstrengenden Zeiten (Schlafmangel, Autonomiephase & Co.)?

Schokolade. Und Ablenkung. Meist in Form von online shopping, Twitter und Co.

Was fehlt dir aus dem kinderlosen Vorleben? Ist es für immer verloren? Kommt es wieder und wenn ja, wie?

Die Zweisamkeit mit meinem Mann. Vielleicht gerade deshalb, weil wir als Paar (für meine Begriffe) so gut funktioniert haben. Das Paar-sein gibt es heute nur noch selten, und dann natürlich auch nur stundenweise. Und es verlangt oft lange Vorausplanung und Organisation, dann kommt doch etwas dazwischen (kranke Babysitter, unwilliges Kind oder was auch immer). Das kann frustrierend sein. Ich denke aber, dass es wiederkommt, wenn das Kind irgendwann eh nichts mehr mit seinen Eltern zu tun haben will. Harhar.

Natürlich fehlt auch immer Zeit. Generell. Vor allem unverplante Zeit. In den Tag leben.

Was glaube ich nicht mehr kommen wird, ist die Freiheit, sich nur auf sich selbst konzentrieren zu können. Man wird immer Mama bleiben und das vermutlich auch später im Hinterkopf behalten.

Was hast du mit den Kindern für dein Leben dazu bekommen?

Die Familie, die ich mir als Kind schon gewünscht habe, weil ich sie in dieser Form nicht hatte und auch nicht kannte. Das Gefühl, eine Einheit zu sein. Sich selbst und den Partner neu zu entdecken und neue Herausforderungen anzunehmen. Die Welt nochmal neu entdecken. Und einen wunderbaren kleinen Menschen in seinem Leben zu haben, der einen täglich erfreut, erstaunt und stolz macht. Und den man über alles liebt.

Natürlich auch jede Menge neue Verantwortung. Und Ängste.

Über welche Tabus im Zusammenhang mit Kindern wird zu wenig geschrieben und was sind deine Erfahrungen dazu?

Gerade Baby- und Kleinkindzeit wird gesellschaftlich sehr verklärt. Alleine der Ausdruck “Babyflitterwochen” ist absolut daneben. Ein Baby daheim zu haben, hat absolut nichts mit dem Gefühl von Flitterwochen und der damit verbundenen Freiheit zu tun, ganz im Gegenteil. Dann fühlt man sich als Elternteil vielleicht noch schlecht, weil man nicht permanent auf Wolke 7 schwebt, sondern manchmal einfach nur verzweifelt, müde und ausgelaugt ist. Das müsste nicht sein. Also das schlechte Gewissen. Der Rest wird sich kaum vermeiden lassen.

Übrigens war das sogar beim Bachmannpreis und dem Text von Gertraud Klemm ein großes Thema. Gerade mancher Mann in der Jury fand es geradezu absurd, dass so etwas thematisiert wird, nämlich die Verzweiflung einer Kleinkindmutter. Oder wie Daniela Striegl es ausgedrückt hat: “Könnte es nicht sein, dass wir es nicht aushalten, wenn ein derart düsteres Lebensbild von einer Person zur Sprache gebracht wird, die weiblich ist?”

Das ist ein großes Tabu, weil es immer damit verknüpft wird, dass man sein Kind nicht lieben würde. Was absolut nicht der Fall ist.

Welche wichtige Frage habe ich im Zusammenhang mit Kindern und Familie total vergessen und was möchtest du dazu loswerden?

Da fällt mir jetzt nichts ein, außer, dass ich es wichtig finde, dass jede Familie (und damit meine ich auch homosexuelle Partnerschaften, Patchworkfamilie usw) ihr eigens Ding leben darf. Lebensumstände, Situationen und Menschen sind so unterschiedlich, dass es m.E. nicht ein Modell für alle geben kann, soll oder muss. Und dass man aufhört, sich gegenseitig zu “prügeln”, wer denn nun “richtig” oder “falsch” liegt.

Adieu Kindergarten

Am Dienstag war Adrians Abschiedsfest im Kindergarten. Die Kindergartenzeit ist zwar noch nicht ganz vorbei – bis Ende Juli geht er noch hin – aber das war die letzte Gelegenheit, die ganze Gruppe und die Eltern noch einmal zu sehen und eben bewusst auf Wiedersehen zu sagen, zu einem Lebensabschnitt, der immerhin vier Jahre gedauert hat.

Der Anfang war gar nicht so einfach. Adrian war doch drei ganze Jahre bei mir zuhause, auch aufgrund seiner Vorgeschichte; durch die Beatmungslunge sollte er möglichst spät in Kontakt mit allen möglichen Keimen kommen. Ab dem zweiten Geburtstag wurde es aber schon recht anstrengend: Adrian war (und ist bis heute) sehr bewegungshungig, er braucht viel Abwechslung und Anregung. Und auch wenn wir viel unternommen haben (Kinderturnen, Frühförderung, Treffen mit Freunden, Ausflüge) war er einfach nicht mehr genug gefordert zuhause. Dazu kam, dass er mit zwei schon den Mittagsschlaf abgeschafft hat, also von 6.30 bis 20 Uhr durchgehend wach und lebhaft war.

Auch wenn ich mich darauf gefreut habe, endlich wieder ein paar Stunden ungestört arbeiten zu können und Erledigungen ohne Kind zu machen, wars sehr ungewohnt, ihn nicht 24 Stunden nonstop bei mir zu haben. Da waren Sorgen vor dem Neuen und Ungewissen, sehr diffus und unbegründet natürlich, aber doch. Auch die Befürchtung, nun keine große Rolle mehr für ihn zu spielen. Der erste Kindergartentag war für mich ein sentimentaler Breakdown. Für ihn gar nicht. Es gefiel ihm gleich, die Eingewöhnung dauerte genau drei Tage.

Jetzt – am Ende der Zeit – habe ich bisher vergeblich gewartet, dass ich nostalgisch/melancholisch werde. Beim Fest haben die Kinder gesungen und getanzt und bekamen am Ende quasi die “Absolventenhüte” aufgesetzt (wie beim Uniabschluss in Amerika, eine tolle Idee) und bei vielen der Mütter, auch die, die ich als sehr tough eingeschätzt haben, flossen die Tränen.

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Nicht bei mir. Ich fühlte mich keine Sekunde traurig. Im Gegenteil: es war ein sehr schöner und befreiender Tag. Ich konnte es wirklich genießen und freue mich sehr auf den nächsten Schritt. Gefühlsmäßig hat diese Kindergartenzeit genauso lange gedauert, wie sie dauern musste. Nun bin ich (und auch er, denke ich) frei für etwas neues.