almis personal blog

Das waren die Oscars 2015, eins

Gleich vorweg: ich habe mir die Verleihung nicht live angesehen. Zum einen, weil ich auch ohne eine Nacht durchzumachen einen doch kontinuierlichen Schlafmangel mit mir herumtrage, zum anderen, weil es kein Oscarjahr war, dass mich in großer Aufregung für diesen oder jenen Kandidaten wachbleiben ließ.

Das darf man aber nicht missverstehen: die ausgezeichnten Filmen waren und sind (ich habe noch nicht alles gesehen, das ich sehen möchte, speziell Birdman und Whiplash) heuer sehr interessant, und haben einen gewissen Indie-Touch, was mir persönlich besser gefällt, als wenn eine Großproduktion praktisch alle großen Preise abräumt. Die heuer nominierten Filme waren zu einem guten Teil Produktionen, die eben keine “typischen” Oscarfilme sind.

Über das Hosting durch NPH hab ich gestern schon geschrieben. Es war ok, wenn auch nicht mehr. Dafür haben die Denkesreden heuer einiges an Originalität, Witz und Emotion geboten, was wirklich nicht immer der Fall ist. Am besten hat mir die Rede von Graham Moore gefallen, der für das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet wurde. Moore erzählte, dass er mit sechzehn Jahren versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Er fühlte sich zu dieser Welt nicht zugehörig (“I felt I do not belong”). Nun stehe er heute auf der Oscarbühne und möchte allen sagen, denen es gerade genauso geht und die sich unzugehörig fühlen: “Yes you do. I promise you do.” Und weiter: “Stay weird. Stay different.” Schön!

Stay weird, stay different, diesen Vorsatz beherzigt John Travolta schon seit einiger Zeit, und hat das heuer das zweite Jahr in Folge auf der Bühne zum Ausdruck gebracht. Letztes Jahr hat der die Sängerin Indina Menzel als “Adele Dezeem” angekündigt. Heuer durfte er mit eben dieser Sängerin eine Kategorie präsentieren. Das war angedacht, um die beiden quasi zu “versöhnen”, doch Travolta versemmelte es wieder. Aus eher unerklärlichen Gründen befasste er sich sehr eingehend mit Indina Menzels Kinn. Was NPH am Ende zur Schlussfolgerung brachte: “Travolta will be back again next year to apologize to Idina for all the face touching.” Harhar.

Am Ende durfte Sean Penn den Oscar für den besten Film vergeben, was auf Twitter manche zu der Überlegung verleitete, wie der ausgewiesene Awards-Hasser & Demokrat Sean Penn reagieren würde, wenn er nun dem kontroversiellen American Sniper den Preis verleihen müsste. Dazu kam es nicht, dafür schaffte es Penn, selbst ins Kreuzfeuer der Kritik zu geraten, weil er den Sieger folgendermaßen ankündigte: “Who gave this son of a bitch his Green-Card?” – gemeint war Birdman Regisseur und Produzent Innaritu. Dazu muss man sagen, dass die beiden schon miteinander gedreht haben und befreundet sind – und solche Scherze untereinander üblich sind. Trotzdem fanden manche jenen geschmacklos, gerade von jemandem wie Penn. Nun ja, jeder mag da selbst sein Urteil fällen.

To be continued.

Golden Globes Quotes

Neil Patrick Harris, der diesjährige Host der Oscars, wird sich warm anziehen müssen, denn Tina Fey und Amy Poehler haben die Globes am Sonntag souverän eröffnet, übrigens mit den Worten: “We are so glad to host den 72nd and final Golden Globe awards”

Und weiter: “Tonight we celebrate all the great television shows we know and love, as well as all the movies that North Korea was O.K. with.” Weil eben der Film The Interview gehackt wurde, sind wir jetzt alle, so Fey unter Zugzwang: “North Korea threatened an attack if Sony Pictures released The Interview, forcing us all to pretend we wanted to see it”

Über Patricia Arquette, die später als beste Nebendarstellerin im Film Boyhood ausgezeichnet wurde, der ja bekanntlich über eine Zeitspanne von 12 Jahren gedreht wurde, sagten sie: “Boyhood proves that there are still great roles for women over 40 as long as you get hired when you’re under 40.”

Die größten Lacher, v.a. von George Clooney, hatten die beiden auf ihrer Seite, als Tina Fey sich direkt an Amal Clooney wendete: “George Clooney married Amal Alamuddin this year. Amal is a human-rights lawyer, who worked on the Enron case, was an advisor to Kofi Annan regarding Syria, and was selected for a three-person U.N. commission investigating rules of war violations in the Gaza Strip. So tonight, her husband is getting a lifetime-achievement award.”

Ob man lachen durfte oder eher schockiert sein sollte, darüber war sich das Publikum nicht ganz einig, als Amy Poehler, ausgehend von dem Märchen Into the Woods einen gewagten Seitenhieb losließ:  “In Into the Woods, Cinderella runs from her prince, Rapunzel is thrown from a tower for her prince, and Sleeping Beauty just thought she was getting coffee with Bill Cosby.”

Ich denke, das NPH sein Opening ganz anders, wahrscheinlich sehr musikalisch, wie etwa Hugh Jackman anlegen wird. Darauf kann man auch gespannt sein. Morgen aber erstmal die Nominierungen!

Rezept für Österreich

Gestern hatte eine neue Polit-kulinarische Talkshow auf Puls 4 Premiere: Rezept für Österreich.

Das Konzept ist, dass die Spitzenkandidaten aller Parteien ins Studio kommen und zunächst mal ihr Lieblingsgericht kochen. Dabei werden sie von Moderatorin Johanna Setzer interviewt und ein Starkoch steht ihnen zur Seite. Nach dem Kochteil übernimmt Corinna Milborn mit einem prominenten Journalisten an ihrer Seite und nun unterhält man sich über die Lage der Nation (und das Rezept des Politikers für ebendiese). Im Schlußteil wird gegessen.

Ich war mir von Anfang an nicht ganz sicher, was ich von der Idee halten sollte, habs mir aus Neugier dann aber angesehen. Meine Bilanz ist durchgewachsen. Zunächst mal finde ich es nicht passend, den Politiker beim Kochen schon über Politisches zu befragen. Das führt nur dazu, dass dieser minutenlang dasteht und redet, anstatt Zwiebel zu schneiden (das muss dann der Starkoch machen). Und es ist auch eher eigenartig, wenn wie gestern Josef Bucher gerade die Hühnerbrust mit Rohschinken ummantelt, die Moderatorin fragen zum Tod Jörg Haiders stellt. Wenn schon, dann würde ich diesen Teil des Talks wirklich nur für persönliche Fragen und Gespräche über das Rezept nutzen.

Der eigentliche Polittalk danach war in Ordnung. Ein bisschen nervig war es, dass die Fragenstellerinnen immer wieder die kulinarik-affinen Vokabel Rezept, einkochen, grillen, Zutaten, garen in politischen Zusammenhängen usw. einfließen ließen. Das ist ja einmal ganz nett, über zwanzig Minuten hinweg nervt es ein bisschen. Ich musste dabei an die Schreinemarkers Show Big Diet von vor ewigen Zeit denken, die Harald Schmidt einmal aufs Korn genommen hat und den Medien vorschlug, wie passend sie die Show beschreiben könnten: Dicke Quoten, Dünne Quoten, sie hat ihr Fett weg, abnehmendes Zuschauerinteresse, zunehmende Qual usw. Genauso kam mir das hier auch vor.

Der letzte Teil war überhaupt seltsam, es durfte nur der Starkoch kosten – die beiden Politikmoderatorinnen kamen gar nicht mehr vor. Wenn schon, dann sollte am Ende doch alle essen (müssen), oder? Dazu Corinna Milborn:

Nächste Woche geb ich dem Format trotzdem noch eine Chance, da die Grünen-Chefin Eva Glawischnig zu Gast ist, die mich interessiert. Und was H.C. Strache kocht, wäre vielleicht auch noch wissenswert, gibt es rechtslastige Gerichte?

I sell coffee

Ich mag die Sendereihe Inside the Actors Studio, in der James Lipton jeweils einen Schauspieler für eine Art Seminar vor Filmstudenten interviewt. Aber sie steht und fällt mit dem Gast. Letzte Woche war sie hervorragend, George Clooney war da. Clooney ist nicht nur witzig, warmherzig und mit guten Genen gesegnet, er hat auch einiges zu sagen.

Zum Beispiel über seine Anfänge als Filmschauspieler. Clooney war Batman, als Batman nicht cool war und die Filme nicht gut. Clooney erzählt, dass er von Regisseur Joel Schumacher vorher nur den Hinweis bekommen hat: “Remember your parents are dead, you have nothing to live for – and Action!” Da wurde Clooney klar, er muss sich nach besseren Drehbüchern umschauen. Heute ist für ihn ein gutes Material und ein gleichermaßen gutes Klima wichtig. An einem Film arbeitet er als Schauspieler 4 Monate, als Regisseur ein oder zwei Jahre: ” I am no more working on a set, where people yelling and screaming and are unhappy. I am not working on a set, where people threat others badly” Auch wenn er selbst Regie führt, will er nicht, dass die Schauspieler Angst vor ihm haben: “Nothing good comes out from creating a space you don’t feel welcome in.”

Clooney erzählt, dass sein politisches Engagement nicht von Anfang an in seiner Heimat geschätzt wurde. Anfangs, als er sich kritisch zum Irakkrieg geäußert hat, wurde er als Verräter bezeichnet. Etwas, das Clooney bis heute verärgert, weil er seine Erziehung in Amerika so verstanden hat: “It’s our duty to question our government.” Er möchte auch später, wenn er im Seniorenheim ist, nicht sagen, er hat 15 Filme gedreht, die am Eröffnungswochenende die Nummer eins im Kino waren, sondern er möchte Filme drehen, die mehr als das können, die bleiben.

Den Studenten gibt Clooney bei der Fragestunde etwas später den Tipp, sich bei Castings nicht zu sehr zu stressen. Er hätte das immer gemacht, aber tatsächlich müsse man sich vor Augen halten: “From the minute, you walk in, you don’t have the job to the minute you walk out, you don’t have the job either. Nothing is different. The only thing, that could be different is, you get the job. Period. Ok, the worst thing that could probably happen is, I don’t get a job that I don’t already have.”

Sehr interessant ist auch folgendes, als er erklärt, wie er sich leisten kann, Filme zu drehen, sich selbst kein Gehalt zu zahlen: “I do commercials overseas. I do a coffee commercial” (anscheinend weiß das im Publikum keiner, erstauntes Kichern) “I do not have a problem with it, I sell coffee.”

Mabel

Toll, die längste Leitung, die ich bisher zu vermelden habe, sind fünfeinhalb Monate. Am 1. April 2012 wurde Bruce Willis’ Tochter Mabel geboren und am 20. Oktober 2012 ist mir eingefallen, wieso das irre lustig ist.

Dazu muss ich etwas weiter ausholen – in der Serie Mad about you erwarten die Protagonisten Paul und Jamie ein Baby. Als Paul bei der Entbindung die Krankenhaustoilette benutzt, trifft er dort Bruce Willis (als er selbst), der im Krankenhaus behandelt wird und vor den Paparazzi flüchtet. Die beiden reden darüber, dass Paul und Jamie noch keinen Namen für ihr Mädchen gefunden haben, Paul fragt Willis, wie seine Töchter heißen, darauf Willis: “Rumer, Scout und Tallulah-Belle”. Und Paul: “Ok, es wird uns schon noch etwas einfallen.” Harhar.

Ok, das war der Witz. Aber das war noch nicht alles: Paul und Jamie haben ihre Tochter schließlich Mabel genannt. Und nun ratet mal, wie Bruce Willis’ 4. Tochter, die im April geboren wurde, heißt…?

TV-schauen, drei

So, ich komm gerade eigentlich nicht zum Bloggen, es ist wirklich Herbst derzeit, das Kind ist krank und ich hab natürlich jetzt auch noch eine wichtige Deadline und kochen, bügeln, waschen und aufräumen sollt ich auch noch.

Aber trotzdem kurz: also wie man wahrscheinlich aus Funk und Fernsehen weiß, ist Felix Baumgartner tatsächlich gesprungen. Und es war so geil! Ehrlich. Es sah am Sonntag ja schon wieder ein bisschen so aus, als würde die Aktion erneut verschoben werden, aber tatsächlich überschlugen sich dann die Ereignisse, der Balllon wurde gefüllt und früher als erwartet, hob Baumgartner dann auch wirklich ab. Er grinste, seine Mutter weinte. Ich konnte mich so gut in sie hineinversetzen. Wenn man da so unten steht und nicht weiß, ob man sein Kind nochmal wiedersehen wird… Erst letztens erzählte mir eine Mama, dass ihre Hebamme gesagt hat, das Loslassen des Kindes beginnt mit dem Durchtrennen der Nabelschnur und das ist auch wahr, aber hier Loslassen zu können, bedarf schon einer gewaltigen Anstrengung, denke ich mir.

Nun gut, dann dauerte es sehr lange, bis der Ballon die richtige Höhe erreicht hat.Die Nervosität nahm etwas ab denn ab einer gewissen Höhe ist die Gefahr dann wieder geringer als bis ca. 3000 m, wo man keinen Notausstieg machen kann. Richtig spannend wurde es, als Baumgartner bei 38.000/39.000m Anstalten machte, jetzt doch wirklich auszusteigen. “Fast wie zu Silvester” twitterte ich und jemand antwortete: “Silvester ist ein Schaß dagegen”. Als er sich so hinausbeugte und man ganz klein unten die Erde sah… Mann, Mann.

Der Absprung verlief gut, und dann wurde es haarig. Es passierte genau das, was eigentlich nicht passieren sollte, Baumgartner geriet ins Trudeln, ein schnelles Drehen um die Achse (später gab er an, er wäre dabei fast ohnmächtig geworden, bin nicht sicher, was dann passiert wäre, hätte sich der Fallschirm geöffnet?). Da war man sich dann kurz nicht sicher, ob das jetzt nicht ziemlich tragisch enden wird und man das lieber nicht mitansehen will… aber er fing sich wieder und der Rest der “Fahrt” verlief überraschend easy-aussehend, bis er schließlich wieder am Boden landete (beim Absprung hatte er gesagt: “I’m coming home”). Adrian möchte das übrigens auch mal machen, ins All und so. Ähem…

Ein fazinierendes TV-Ereignis und erstaunlicherweise war es auf Twitter plötzlich ganz still, was die nörgelnden Aussagen betraf. Viele räumten auch ein, dass es dann doch recht beeindruckend gewesen wäre…

Braunschlag und die Selbstreferenz

Übermorgen läuft die TV-Serie Braunschlag an und ich bin offenbar noch immer die Einzige der Vorab-Kritiker, die die Serie nicht wunderbar findet. Und zwar ganz und gar nicht wunderbar. Bin ich jetzt wirklich ein Alien?

Gestern bin ich dann über ein Michael Haneke-Interview gestoßen, in dem er über Figurenzeichnung spricht und genau das, was er in diesem Interview sagt, hat mich ganz stark an Braunschlag erinnert. Haneke meint nämlich sinngemäß, er finde es schlimm, wenn ein Schauspieler nicht die Figur spielt, sondern seine eigene Meinung zur Figur; quasi die gewünschte Lesart gleich mittransportiert. Und genau das ist für mich das Problem von Braunschlag. Nur, dass ich glaube, dass auch der Drehbuchautor bereits so agiert hat, nicht nur die Schauspieler.

Hatte dann auf Twitter eine Diskussion mit einer Filmredakteurin, die meinte, das wäre für sie aber kein Qualitätsmerkmal, sondern Geschmackssache. Darüber grüble ich nach. Ich denke, sie kann damit recht haben. Wobei ich an sich mit Überzeichnungen überhaupt kein Problem habe, he ich liebe Almodovar. Aber dieses selbstreferentielle dabei… nein, mir gefällt das tatsächlich nicht.