almis personal blog

Episode One

Nun ein Phantom Menace-esker eintrag, nicht nur George Lucas kann eine Geschichte von der Mitte weg zu erzählen beginnen und dann irgendwann den (vermeintlichen) Anfang nachliefern.

Unsere letzte Fahrt nach Südtirol im September 2007 gestaltete sich relativ turbulent. Ich war 24 Wochen schwanger und konnte autofahren nicht mehr so gut leiden. Ich malte mir dabei schreckliche Horrorszenarien aus wie sonst nur im Flugzeug. Wir fahren also gegen zehn Uhr vormittags von Wien weg und die ersten eineinhalb Stunden verlaufen unspektakulär. irgendwo im westlichen Niederösterreich dann Schrecksekunde Nummer eins: ein klein Lkw vor uns kommt ins Trudeln, knallt gegen die Mittelleitplanke und fällt in Folge fast um. Funken fliegen. Im letztem Moment bringt der Fahrer sein Fahrzeug unter Kontrolle und fährt an den Pannenstreifen. Ihm ist nichts passsiert, mir ist trotzdem ganz anders. Nachdem ich mich etwas beruhigt habe Schrecksekunde Nummer zwei: in unserem Auto leuchtet ein Warnlicht auf. Wir fahren an einen Rastplatz. wie sich rasch herausstellt, ist es falscher Alarm. dennoch gefällt mir die fahrt ganz und gar nicht.

Wir beschließen erstmal was zu essen, machen in Oberösterreich Rast. Was zu Schrecksekunde Nummer drei führt. Wir wählen einen Tisch am Fenster, ich stelle meine Tasche neben mich. wir essen und mir geht es besser. Ich greife immer wieder mal zu meiner Tasche, die wirklich direkt neben mir steht. Irgendwann ist die Tasche weg. ich kann es nicht fassen – zum ersten Mal in meinem Leben bin ich bestohlen worden und diesmal so richtig. Alles ist weg: mein Geld, meine Bankomatkarte, meine Kreditkarte, mein Ausweis, mein Handy, meine Schlüssel und vor allem der Mutterkind-pass mit den Ultraschallbildern. Wir lassen also alle Karten sperren und rufen die polizei. die kommen zur Raststelle und nehmen die Anzeige auf. Das Geld ist kein Problem, ich hatte kaum mehr als 5 Euro bei mir, aber alles andere, der ganze Aufwand, vor allem die ganzen Daten im Mutterkind-pass, die fotos… die Polizisten sind sehr nett und meinen, die Tasche könnte in irgendeinem Mistkübel auf dem Rastplatz zu finden sein. Wir suchen alles ab, nichts. Auf dem Weg zum Kommisariat fahren wir noch einen anderen Rastplatz an, in einem der Mistkübel dort ist meine Tasche. Alles ist noch da, außer dem Handy und meinen fünf Euro. Es ist mittlerweile nach vier Uhr nachmittags und wir sind immer noch in Österreich.

Mein noch namenloses Kind beginnt wie wild zu strampeln, drückt seine Füsse gegen meinen bauch. Natürlich spürt er meine Aufregung, auch wenn ich versuche, Ruhe zu bewahren. Wir fahren übers große deutsche Eck. Auf der Inntalautobahn habe ich ziehende Schmerzen ganz unten im Rücken. Ich messe dem nicht soviel Bedeutung bei. Es war ein langer und anstrengender Tag. Außerdem bin ich (gottseidank? leider?) nicht sonderlich schmerzempfindlich. der aufmerksame Leser wird vermuten, dass das Wehen waren und das denke ich mittlerweile auch. Wir kommen in Südtirol an. Ich fühle mich wieder gut, alles ist ok. Erst vier tage später ist nichts mehr in ok. War das episode one? War das schicksal? Was wäre passiert, wenn wir in Wien geblieben wären? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat ja George Lucas eine idee…

it is june

langsam beginnt der urlaubs-countdown. ende juni gehts ja nach südtirol und an die adria.

die ferienlektüre ist schon angekommen: arnon grünberg statisten und thomas glavinic wie man leben soll. [ich hoffe nur, dass die "man"-form, in der der roman geschrieben ist, nicht so nervig ist, wie ich es mir vorstelle]

außerdem bin ich gerade dabei, eine art organigramm zu gestalten. was in welchen koffer soll und warum. wir haben einen großen trolley, adrian hat seinen eigenen koffer (oder köfferchen) und dann gibts noch die strandtasche, für kleinkind-gebrauchsgegenstände wie windeln, essen, spielzeug. und einen rucksack mit zeugs für unterwegs. dann brauchen wir noch eine tasche für die schuhe. und natürlich den buggy. gottseidank haben wir neuerdings einen kombi. 

dann muss ich noch zu dm, die haben da so winzig kleine zahnpastatuben und shampoofläschen, extra für den urlaub. sehr praktisch. na ja, und irgendwie auch süß.

die fahrt selbst sollte kein problem werden. diverse autoausflüge – etwa am pfingstmontag zum semmering – haben adrian durchaus amüsiert.

all this time

man kennt ja diese motivationssongs – sowas wie whitney houstons one moment in time, solche happy-end hadern wie time of my life (dirty dancing) oder what a feeling (flashdance). hymnen wie we are the champions von queen, trotziger pathos wie beautiful von christina aguilera oder i am what i am von gloria gaynor. wir sind helden haben es ja mal umgekehrt gemacht und eine art anti-motivationslied geschrieben – wir müssen nur wollen. wo es unter anderem um dressierte affen geht.

oft sind solche songs natürlich von klischees geprägt: einfache botschaften, allerlei affirmatives, relativ undifferenziert vorgetragen. in momenten, wo man diese songs gerne hört, braucht man ja auch genau das – klare ansagen. da hat man keine zeit dafür, sich in spitzfindigkeiten zu vertiefen. 

einen der motivationssongs unserer tage habe ich gestern erstmals bewusst gehört, maria menas all this time. da haben wir die üblichen zutaten: ein trauriges mädchen – fiese männer, fiese andere mädels, aber sie hatte schon immer das gewisse etwas "you’ve had it in you – just sometimes need a push". trotzdem ist da etwas anders. das mädchen wird als "self destructive" bezeichnet, das nicht die welt für ihr unheil verantwortlich machen sollte "so you screwed up, but your gonna be ok". sich mehr selbst lieben, sich beim freund entschuldigen und sich nicht an vergangenem hochzuziehen, lakonisch-ironisch wird zusammengefasst: "now we know what not to do again."

hübsch finde ich auch die zeilen: "think all the mean girls, that pulled your hair, are barefoot now and pregnant there – and you write pop songs and get to travel around the world". heißt das, dass alle erwachsen geworden sind und sich gegenseitige ihre lebenswege gönnen können oder doch "ätsch, bätsch, du bist schwanger, aber ich bin berühmt?!" 

wolfgang amadeus phoenix

das neue album der französischen indieband phoenix nennt sich wolfgang amadeus phoenix

wie findet man das? ist das witzig, selbstgefällig, ironisch, originell, bemüht, extravagent, nervig…? schrill bezeichnet es die band selbst. und zu einer band aus versailles passt dieser titel auch irgendwie. nach schmutziger anarcho-musik klingt es natürlich nicht. what you see ist what you get, nehme ich mal an. 

vor ein paar jahren habe ich too young und everything is everything im auto rauf und runter gehört. beide songs haben tolle lyrics. auch wenn sie sich punktuell anscheinend widersprechen. in too young heißt es: "i guess i couldn’t live without the things that made my life what it is", in everything is everything – fightclubesk: "the things i do possess, sometimes they own me too". aber irgendwie stimmt ja tatsächlich beides.

phoenix sänger thomas mars ist mit sofia coppola zusammen. phoenix steuerte einige songs zum coppola-film marie antoinette bei – am wochenende im free-tv zu sehen. und hier schließen sich natürlich dann auch alle kreise, was die noblesse und eleganz betrifft. die gediegene französische band, die regisseurin mit dem klingenden namen, das salzburger musikgenie und die dekadente königin. ich hoffe nur btw. und offtopic, die vereinigten bühnen wien beschließen nicht auch noch, ein musical über marie antoinette herauszubringen (elisabeth, rudolf und eben mozart! gibts ja schon).

im falter ist eine schöne kritik zu wolfgang amadeus phoenix zu lesen, unter dem titel "neigungsgruppe traurig tanzen". der falter meint, phoenix vertont die schönheit der nacht und die wunderbare leichtigkeit des frühlings. das tut sicher niemandem weh. aber es gibt schlimmeres.

plantschen

heute ziehen regen und sturm über österreich hinweg, gestern waren wir aber noch im grünen, um das gute wetter auszunützen. der garten ist sehr ideal für adrian – hier kann er seinen bewegungs- und entdeckungsdrang voll ausleben.  inklusive die 7 kg dreck zu sich nehmen, die ein gesunder mensch jährlich so braucht. plantschbecken haben wir noch keines, aber das soll kein hindernis für badefreuden sein  – da muss halt inzwischen die vogeltränke herhalten und zum vorher ausziehen war auch keine zeit: 

während seines mittagsschlafes, bin ich im schatten des kirschbaumes gelegen. herrlich. den kirschen kann man derzeit fast beim rot werden zuschauen. na ja, vorausgesetzt, das wetter wird in kürze wieder besser.

alice

alice schwarzer ist zur zeit in österreich – sie hält vorlesungen am publizistikinstitut und an der angewandten. und sie tingelt durch die medien: von frühlingszeit zu club zwei, vom fm4 doppelzimmer zu willkommen österreich

vor ein paar wochen habe ich sie, während einem meiner spärlichen besuche auf der uni, ebendort getroffen. laut lachend, sehr präsent, sympathisch. natürlich ist ihre person und ihre arbeit kontroversiell. gewisse dinge dinge an ihr mag ich, andere irritieren und befremden natürlich auch ein wenig. ein medienstar wie schwarzer hat botschaften griffig auf den punkt zu bringen. für zwischentöne bleibt da oft kein raum.

an ihrem besuch bei willkommen österreich mochte ich ihr auftreten und ihre selbstironie. auch ihren witz, sie spricht grissemann und stermanns bäuche an und attestiert ihnen dennoch (oder vielmehr gerade deshalb) einen gewissen erotikfaktor. es ist wohltuend, eine frau im fernsehen zu sehen, die sich an keine ungeschriebenen gesetze hält, wie eine frau im fernsehen oder auch sonstwo auszusehen hat. außerdem klärt sie dankenswerter weise ein missverständnis auf: nie habe sie, schwarzer, leuten vorschreiben wollen, was sie in ihren schlafzimmern machen sollen und was nicht. wenn sie die sexuelle unterwerfung der frau kritisiert, so gilt das ausschließlich für pornografische filme (von denen sie generell ja nicht allzuviel hält). böser cop grissemann: "aber wenn man es geil findet…"

eine andere aussage von schwarzer – in frühlingszeit – erschien mir allerdings verstörend. schwarzer kritisiert heidi klum, ihre show germanys next topmodell und rät klum, die ja nun wieder schwanger ist, sich "vielleicht doch mehr um ihre bald vier kinder zu kümmern." dieses statement, von einem mann geäußert, wäre wohl (von ihr?) als relativ offen sexistisch bezeichnet worden. oder war da ein hauch von selbstironie zu spüren? falls ja, war das medium, in dem die aussage getätigt wurde, eindeutig das verkehrte.

außerdem habe ich persönlich nichts gegen GNTM – ich frage mich offen gesagt, bei welcher sendung ich zukünftig die bügelwäsche erledigen soll.

das plusquamperfekte dinner

im falter gelesen: 

"brutzeln, rühren, sautieren, wohin zu schaust. (…) vor allem der deutsche privatsender vox definiert sich mittlerweile nur mehr übers essen. da bekochen sich durchschnittstypen gegenseitig und stierln in der wohnung des jeweiligen gastgebers herum – das perfekte dinner, mo-fr 19 uhr (…)"

ich hab das zwar noch nie gesehen, da ich mit kochen jetzt nicht sonderlich viel am hut habe (hier kocht nicht die chefin), finde es aber sehr pointiert formuliert. stermann hat in willkommen österreich ja mal gemeint, er würde gerne eine literatursendung moderieren und er hat auch schon einen titel dafür: das plusquamperfekte dinner. harhar.