Ein Treffen, das irgendwie auch im Zeichen Max Frisch’ stand, denn als ich den Tisch reservierte, wurde die Reservierung auf “Stiller” gemacht. Und wie wir wissen, lautet die erste Zeile im gleichnamigen Roman von Frisch: Ich bin nicht Stiller! Ich bin auch nicht Stiller harhar, ich bin aber auch nicht James Larkin White, aber das würde jetzt zu weit führen. Übrigens läuft morgen der Film zu diesem Roman in den Kinos an.
Ok, ich war mit M. jedenfalls im Hotel Stefanie, dem ältesten Hotel der Stadt, auf der Taborstraße.
Wir haben nämlich ein Mittagsbuffet gesucht, das nicht asiatisch ist und das ist gar nicht so einfach. Natürlich, Hotels haben das oft, aber wir wollten jetzt auch nicht Unsummen ausgeben. Im Hotel Stefanie (unbezahlte Werbung übrigens) kostet es 19,90 Euro und das ist in Anbetracht was geboten wird ein fairer Preis.
Ich hatte Suppe, zweimal diversen Lachs und Roastbeef, dann die Hauptspeisen Gemüselasagne und Zander, und danach noch Nougatknödel und es war wirklich sehr, sehr gut und viel. Abendessen braucht man keines mehr.
Nougatknöderl und Schokoschnitte, mhmm
Wir haben uns wie immer blendend unterhalten und um 14 Uhr waren wir dann alleine, weil alle anderen Gäste anscheinend weniger reden oder Muße mitbrachten:
Wir haben dann noch einen Spaziergang zum Praterstern bei fast schon so etwas wie Frühlingswetter, jedenfalls bei Sonnenschein und blauem Himmel gemacht, herrlich wars!
Heute den Tag gleich mit ORF Gaslighting begonnen. Es war nur gefühlt zu kalt in diesem Sommer, in Wirklichkeit wars eh ur heiß. Asymptomatische Hitze sozusagen.
Anyway, heute also letzter Ferientag und bisher habe ich es halbwegs geschafft, diese immer irgendwie unerklärliche Melancholie nicht Überhand nehmen zu lassen. Obwohl auch heute das Wetter nicht wirklich hilfreich war, aber bestimmt habe ich mir das Grau in Grau und den Wind nur eingebildet. Wie jedes Jahr habe ich das Gefühl, ganz vergessen zu haben, wie das geht im Herbst, mit wieder früh aufstehen und Stundenplan und Alltag und allem. Und dieses Mal ist es sogar der letzte Ferientag quasi überhaupt. Danach werde ich lange nichts mehr mit Schule zu tun haben oder vielleicht überhaupt nie wieder.
Irgendwie war doch gerade der allererste Schultag, mit (nicht nur gefühlt!) ganz viel Regen und ganz viel Gefühlen, der Beginn von so vielen Dingen, auch solchen, die mit Schule nur am Rand zu tun hatten, ich könnte ein Buch darüber schreiben…
Ich denke heute an alle, die morgen wieder Schule haben, abgesehen vom Kind auch an Freundinnen mit Kindern, an Freundinnen, die Lehrerinnen sind und an jemand ganz besonders.Und das wird bleiben.
Für mich kommt es ja immer noch einem unbegreiflichen Mirakel gleich, wenn Flugzeuge sicher starten, tausende Kilometer ohne gröbere Turbulenzen zurücklegen und wieder unbeschadet landen. Und dann wurde auch noch die, statistisch gesehen, unsicherere Taxifahrt gut überstanden und der Taxifahrer sah ganz überrascht, aber eh auch irgendwie zufrieden zu, wie ein großer Jugendlicher seine kleine(re) Mama umarmt.
Ein echt kanadischer Elch <3
Ich habe ein ur süßes Mitbringsel bekommen, womit auch das Reiseziel geklärt wäre.
Die Horror (?) Geschichten vom Wandern höre ich dann von allen Teilnehmern beim Grillen in ein paar Tagen, zumindest hoffe ich das. Ich habe bereits jede Menge Wäsche gewaschen und verschiedene Sachen gekocht, zur Auswahl. Das Kind hat kaum Jetlag, weil er ist wenig wach, harhar. Deshalb hab ich auch gleich meine Steuererklärung gemacht (eh schon wieder zu spät, aber noch ohne blauen Brief diesmal), mit neuen Skripten für einen Auftraggeber begonnen und so Dinge erledigt, für die man sonst eh keine Zeit/Lust hat.
Morgen dann Schnitzelessen gehen mit Oma und Hund – because there are no Schnitzels in Canada, just Steaks.
Nach der ganzen Literatur etwas zünftigeres. Gestern habe ich nämlich ein leichtes Sommermittagessen genossen
Bin normalerweise kein großer Schweinsbratenfan, aber der ist wunderbar im “Genusstreff” (unbezahlte Werbung)
Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, ich hatte eine Jeansjacke an, es war nicht wirklich extrem warm. Danach gab es Topfencreme mit Früchten, das war der Jahreszeit trotzdem angemessener und es war so gut, dass ich es nicht gegen ein Mousse au Chocolat getauscht hätte und ich würde fast alles gegen Mousse au Chocolat tauschen.
Am Abend schickte mir das Kind, wie immer, lauter Formel 1 und Autoreels und ich kommentierte alles, während meine Mama einen Stock darunter mit ihm eine richtige Unterhaltung führte. Sie dann zu mir: Er freut sich schon sehr auf daheim. Ich so: Hast du ihm das in den Mund gelegt? Und sie: Ich hab geschrieben, daheim ist es doch am schönsten und er hat “Ja” geschrieben. Ich so: Also hatte ich recht, harhar.
Mein friedlicher Morgenblick
Heute war dann der erste wirklich warme Morgen seit ja fast Wochen und so ein schönes Licht, es ist dieses schon-August Licht. Das Wasser im Pool ist interessanterweise auch nach dem vielen Regen und kühlen Nächten ziemlich angenehm. Meine Arbeitsdeadline ist geschafft, die neuen Nachbarn grillen und machen fröhliche Geräusche. Bald ist das Kind wieder da. Und da sind, wie immer, diese Gedanken an jemand.
Diese Woche hab The Life of Chuck im bis auf den letzten Platz besetzten Studio-Saal im Votiv gesehen und rückblickend bin ich echt froh, dass ich mich nicht für die Pressevorstellung für Uncut gemeldet habe, weil über den Film zu schreiben ist wirklich schwer. Während ich das schreibe, weiß ich selber noch nicht, wie ich das machen werde, also seid gespannt. Harhar.
Regie führte Mike Flanagan, vom dem ich nichts kenne und der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Stephen King, es ist aber kein Horror. Worum gehts? Irgendwie um das Leben von “Chuck”, Charles Krantz (Tom Hiddelston), das in drei Akten und rückwärts erzählt wird. Am Beginn steht Chuck vor seinem Ende und auch die Welt tut das – Naturkatastrophen scheinen der Menschheit den Garaus zu machen. Dennoch bedanken sich alle bei Chuck für 39 fabelhafte Jahre. Aber warum tun sie das und was hat Chuck mit dem drohenden Weltuntergang zu tun?
SPOILER!!!! ES GEHT NICHT ANDERS!
Ich bin ja bekannt dafür, dass ich Tanz in Filmen liebe. In meinem Haus hängt ein La La Land Poster am Stiegenaufgang. In The LIfe of Chuck tanzt Tom Hiddleston (übigens hervorragend) fast den ganzen zweiten Akt über, auch mit der mir bisher unbekannten Annalise Basso. Sonst hat Hiddleston im Film übrigens fast nichts zu tun, auch wenn er die titelgebende Figur ist, aber teilweise wird ja von Chuck als Kind und Jugendlicher erzählt, also insgesamt spielen drei oder vier andere Kinder bzw. Jugendliche ihn ebenfalls.
Ich liebe es auch, wenn in Filmen Gedichte zitiert werden und das kommt bei The Life of Chuck im ersten und im dritten Akt vor. Beide Male ist es etwas aus Walt Whitmans Gedicht Song to Myself: “Do I contradict myself? / Very well then I contradict myself, / I am large, I contain multitudes.” Ich enthalte Vielheiten. Während wir alle vielleicht ein bisschen Angst haben, vor den Widersprüchen in uns selbst, umarmt Walt Whitman sie, weil wir sind eben groß, wir verkörpern unterschiedliches. Wir dürfen auch widersprüchlich sein.
The Life of Chuck hat zwar diese durchgehende Handlung (wenn auch rückwärts erzählt) Chuck vor seinem Tod bis Chuck als Kind, aber viel mehr handelt der Film von vielen kleinen Momenten, die uns sagen, wie schön das Leben ist, wenn man auf seine Details achtet. Klingt jetzt komisch, weil ja vor allem im ersten Akt dauernd vom Weltuntergang die Rede ist, aber vielleicht auch gerade deshalb. Die Figur eines Lehres, die von Chiwitel Ejiofor dargestellt wurde, mochte ich gleich. Weil das Internet fällt aus (für immer!!!) und ein Vater kommt zu ihm, eigentlich wegen eines Elterngespräches und er sagt verzweifelt zu ihm: “Pornhub funktioniert auch nicht mehr”. Und der Lehrer könnte dann so tun als wisse er von nichts, als hätte er überhaupt noch nie von Pornhub gehört etcetera, doch er sagt so auf die Art, ja das ist mir auch schon aufgefallen, harhar. Und das fand ich irrsinnig sympathisch.
Der Film hat diese kleine Stephen King Mystik – eine Dachkammer, die man nicht besuchen soll. Das spoilere ich nicht, es ist tatsächlich ziemlich furcherregend, wenn auch nicht im Sinne von Horror. Tatsächlich aber ist meine Interpretation, dass der Film das verkörpern soll, was Chuck im Zuge seines “das Leben zieht nochmal an mir vorbei” Moments vor seinem inneren Auge sieht. Da passt nicht alles zusammen, da gibt es traumartige Sequenzen, alles ist auch ein bisschen mysteriös. Dass sich die Welt bei Chuck bedankt, interpretiere ich so, dass jeder Mensch das Zentrum seines eigenen Universums ist und, dass er sich wünscht, einen Eindruck bei anderen zu hinterlassen. Und dass die Welt untergeht? Naja, sie geht für jeden von uns in dem Moment unter, in dem wir sterben.
Soweit meine Gedanken, man kann alles aber auch anders sehen. Das ist das Schöne an diesem poetischen Film. Ach ja und am Ende hat man einen My Sharona Ohrwurm.
So, nun zum neuen Roman von Doris Knecht. Doris Knecht hat sich bereits in ihrem letzten Buch Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe ein bisschen in Richtung Autofiction a la Annie Ernaux entwickelt. In diesem Buch hat sie vom Auszug ihrer Töchter und dem Empty Nest erzählt, in ihrem neuen Roman Ja, Nein, Vielleicht geht es quasi weiter.
Die Protagonistin lebt nun ihr Leben zwischen Wien und dem Haus im Waldviertel und ist sehr zufrieden. Die erwachsenen Kinder haben alles im Griff, sie schreibt, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, trifft sich mit Freunden, genießt das Landleben, die Gartenarbeit und ihren Hund. Sie hat auch einen “Johnny”, der so etwas wie ein Friend with benefits ist, glaub ich zumindest, es bleibt etwas nebulös. Da trifft sie zufällig Friedrich wieder, einen Mann, mit dem sie 25 Jahre zuvor auch eine gewisse “Geschichte” hatte, aber zusammen waren die beiden nie. Und nun stellt sich für die Protagonistin die Frage: Was möchte sie? Will sie sich nochmal auf eine “richtige” Beziehung einlassen? Und zu welchen Bedingungen?
Dieser Roman ist in erster Linie eine Reflexion über die romantische Liebe an sich, also die Liebe abseits von gewissermaßen Notwendigkeiten. Die Protagonistin stellt sich die Frage, wozu sie als Frau mit Mitte 50 jetzt überhaupt noch eine Beziehung “braucht” – das Thema Kinder und Familie ist für sie ja bereits lange abgeschlossen. Sie hat, was sie möchte, sie ist finanziell unabhängig, sie verfügt über genügend soziale Kontakte und, nicht zu vergessen, da ist wieder die Freiheit, das Leben so zu gestalten wie sie das will. Sie muss nach 20 Jahren Kinderbetreuung – einen nicht unbeträchtlichen Teil davon alleinerziehend – keine Kompromisse mehr eingehen und sich nach niemandem richten.
Sie denkt über eine Freundin nach, die sich gerade verlobt hat, “Ich weiß, was nach diesen Liebeshighs kommt. Das ist kurz fantastisch, das hält nicht an (…) Dahinter wartet Enttäuschung, Gewöhnung und eine gute oder schlechte Komplizenschaft. Im besten Fall eine ruhige verlässliche Liebe, im schlechteren Langeweile, im schlimmsten Zurückweisung, Gleichgültigkeit, Hass.” (S. 55)
Einmal fragt sie diese Freundin, wenn jetzt wieder bei ihr, der Protagonistin, ein Mann im Haus wäre, wo würde der sitzen, was würde er tun? Und die Freundin antwortet so auf die Art, nun ja, er könnte uns Drinks mixen harhar. Tatsächlich erinnert sich natürlich auch die Protagonistin daran, was gut war, an der Liebe, an einer Partnerschaft, das Gefühl, geborgen zu sein, diese Nähe und Intimitität zu verspüren, wie es damals temporär mit diesem Friedrich war: “(…) wir wollten nur miteinander ins Bett und dann nackt nebeneinanderliegen und uns Sachen aus unseren Leben erzählen. (…) Dabei vielleicht was trinken, viele Zigaretten rauchen und dann vielleicht nochmal miteinander schlafen”
Aber auch das Gefühl, dass zu wenig zurückkommt, dass sie nicht so geliebt wurde, wie sie es gebraucht hätte, das ist ganz schnell wieder da. Kurz nach dem ersten Wiedersehen schickt sie Friedrich abends eine Nachricht und dreht dann das Handy ab:
Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an dem ich nie wieder hinwollte: an einem Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe. Ich kenne diesen Ort gut. Es ist ein Ort, dessen Landschaft sich von heute auf morgen von einem blühenden Hügel mit idyllischem Ausblick in ein kaltes, schlammiges Tal verwandeln kann (…) dort verknüpfen sich mein Wohlbefinden (…) mein Selbstwert untrennbar mit dem Blick eines Menschens auf mich, der nicht ich bin (….) Ich war dort schon zu oft, ich weiß nicht, ob ich da nochmal hinwill.
Ja, Nein, Vielleicht Seite 46.
Ja, nein, Vielleicht ist ein leicht lesbarer, streckenweise ziemlich amüsanter Roman über eine selbstbestimmte, auch sehr reflektierte Frau. Er enthält erstaunlich viele sehr poetische Betrachtungen, die einfach für mich wunderschön beschreiben, wie man sich so mitunter fühlt, in diesem Alter, nach dem vielen Leben, das man schon hinter sich hat, den Erfahrungen, die man gemacht hat, auch den Tränen und dem Schmerz und dem Bewusstsein, dass das alles gar nicht so einfach ist, wie man sich das gedacht hat, als man sich das allererste Mal verliebt hat.
Eine universelle Antwort gibt Knecht nicht, aber sie findet die Anwort für sich. Diesen Bewusstseinsbildungs-Prozess mitzuerleben, das ist höchst spannend.
War das schon das heißeste Juli Wochenende aller Zeiten, man weiß es nicht. Denn wie man auf T-Online lesen konnte, “Dieser Hitzesommer tarnt sich gut”. Die Autorin dieses Artikels hat den Titel dann, nach etwas “Feedback” aus den sozialen Medien geändert.
Falls jemand glaubt, ich sei ein “Klimaleugner”, ein (semantisch) noch blöderer Begriff als Coronaleugner und der war schon saublöd, nein, das bin ich nicht. Aber ich gebe zu, ich finde diese permanente Hitze-Panikmache zunehmend anstrengend. Ich folge Menschen auf Insta, die sich beim ersten wirklich heißen Tag dieses Jahres, der dieses Jahr eh relativ spät und bisher auch relativ singulär war, schon dafür entschuldigen, dass sie sich über das Wetter freuen. Denn über das Wetter freuen ist ja auch schon verdächtig heutzutage.
Wie auch immer, nach langer Zeit, eigentlich das erste Mal seit Corona vor drei Jahren, war ich ein bisschen krank. Eh im Schnelldurchlauf, etwas Halsweh, eine Nacht Schnupfen aus der Hölle, bisschen Husten, fertig. Ich war im Garten und hab es mir in meinem Zimmer mit den vielen Kuscheldecken und Kuschelpolstern gemütlich gemacht. Muss ich schreiben, dass auch dieses Zimmer voll von Erinnerungen ist? Ich habe ein bisschen gearbeitet und auch an meinem Text geschrieben, wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich finde ihn doch ziemlich gut, muss ich sagen harhar.
Irgendwann habe ich im Falter den Nachruf von Franz Schuh über Claus Peymann gelesen und nach vier Absätzen hab ich nochmal von vorne begonnen und geschaut, ob das wirklich ein Nachruf ist, weil der Name Claus Peymann bis dahin noch nichtvorgekommen ist. Auch originell, einen solchen Nachruf zu schreiben, in dem die eigenen Schauspielerfahrungen fast ein bisschen wichtiger sind als die Person Peymann selbst, über die man eigentlich schreiben sollte und der schon auch ein “Piefke Kotzbrocken” war – Zitat Franz Schuh. Ich glaub, Peymann hätte sich über die Bezeichnung eh gefreut und ich denke, einen Nachruf aus lauter “Glazing” (Jugendsprech für Schleimen) hätte er nicht ausgehalten, aber ich halte ehrlich gesagt so einen strangen Nachruf, durch den ich einen Wegweiser zur Orientierung bräuchte, nicht aus, tut mir leid.
Nachts hat es geregnet und ich habe bei offenem Fenster Doris Knecht Ja.Nein.Vielleicht gelesen, fast in einem durch, ich konnte nicht aufhören, es war so, so gut, ich liebe das Buch, mehr noch als das letzte von ihr, mehr dazu bald.
Und dann hab ich noch das Formel 1 Rennen geschaut, damit ich dem Kind berichten kann, und es wurde eine Stunde nicht gefahren wegen Starkregens. Die Moderatoren mussten die Zeit mit Reden überbrücken. Das wäre für mich eine echte Horrorvision, eine Rennstecke ohne Autos, 60 Minuten lang kommentieren harhar. Aber Wurz und Hausleitner haben das eh gut gemacht.
Dank der Verkehrsplanung der Stadt Wien frühstücke ich derzeit bevorzugt entlang der U6 harhar. Heute war ich mit P. im Yppster beim Yppenplatz, wie immer unbezahlte Werbung. Wie der Name und die direkte Umgebung zum Brunnenmarkt schon suggeriert, handelt es sich um eine Art gentrifiziertes Cafe und so sieht es von außen aus:
Wär an sich cool zum Draußensitzen, aber im heißesten Juli seit Menschengedanken wars immer noch zu frisch dafür
Ich kenne die Gegend praktisch gar nicht. Da musste ich auch an jemand denken, der immer sagte, du bist ja aus Wien, natürlich kennst du das nicht. Ich bin in einem Wien ohne Brunnenmarkt aufgewachsen harhar. Wir hatten den Viktor Adler Markt bitte.
P. hat sich für das Yppster Frühstück entschieden, was Biorührei mit Schafskäse und eine Menge Gemüse ist, ich habe die porchierten Eier cremig gewählt, was porchiertes Ei auch mit viel Gemüse ist, dazu gab es Pitabrot und so sah es aus, nämlich sehr chic:
Ein sehr gesundes Frühstück
Zu besprechen gab es neben der Matura ihres Sohnes (Kindergartenfreund vom Kind) auch brandaktuell die Begebenheit beim Coldplay Konzert und die hunderten Memes, die seitdem entstanden sind. Auf X schrieb jemand, Coldplay hätte es geschafft das Internet zu vereinen. Zwar in Schadenfreude, aber ok.
Hipper Innenraum vom Yppster
Gegenseitig upgedatet, haben wir dann das Lokal Richtung vielleicht doch mal wieder Sommerwochenende verlassen.
In den letzten Tagen war viel los. Nicht alles kann ich hier genauer berichten, weil mich manches nur peripher betrifft (=angeht). Mein eigenes Seelenleben breite ich hier ja gerne aus, wie jeder weiß, harhar. Mir fällt dazu aber ein, und ich zitiere wirklich selten die Bibel: Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein.
Jedenfalls gab es auch noch weitere Fahrstunden und Führerscheinvorprüfungen – ja so etwas gibts heutzutage. Wenn man dort nämlich 95 Prozent erreicht, kann man die eigentliche Prüfung dann mal in den Sand setzen und darf nochmal gratis antreten.
Aber das Hauptthema der Woche: Wäsche waschen und Koffer bzw. Wanderrucksack packen bzw. zuschauen, in meinem Fall. Zelt im Garten aufbauen üben bzw. zuschauen, in meinem Fall. Die Gespräche drehen sich um Wasserfilter, Gamaschen, Zeltunterlagen, Kletterhandschuhe, Bunsenbrenner, Instantkakao und Hackschnitzel. Auch in Diskussion: das Buch How to shit in the woods (harhar, das heißt wirklich so). Als die vollgepackten Rucksäcke (jeweils circa 17 Kilo schwer) dann erstmals ausprobiert wurden, sagte jemand zu mir, ich würde total verständnislos dreinschauen, wie man sich sowas freiwillig antun könne. Und ich so: Ja ich habe leider kein Pokerface. Harhar.
Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Falls mein Blog in der nächsten Zeit irgendwann down sein sollte oder ich nichts mehr poste, wäre das nur den Umständen geschuldet. Ich habe nämlich vorübergehend auch keinen IT Support, sollte hier irgendwas zusammenbrechen, was ich nicht selbst wieder reparieren kann harhar. Ich hoffe es natürlich nicht. Jedenfalls habe ich dann nicht aufgehört zu schreiben – wie könnte ich, es dient meiner seelischen Balance; sondern mache in dem Fall nur gerade eine unfreiwillige Pause.
Weil ich in der Nähe war, habe ich mir gleich die Ausstellung Orte des Wiener Kreises in der Wienbibliothek im Rathaus angesehen.
Ich dachte, das wird wieder so eine Mini-Ausstellung wie Karl Kraus vor einem Jahr, tatsächlich ist diese aber doch eine Spur umfangreicher und auch ansprechender gestaltet. Es gibt einen eigenen “Ausstellungsgang”, aka Kabinett, den man selbstständig abgehen kann, auch mit audiovisueller Unterstützung. Insofern empfehlenswert, wenn man in der Gegend ist und ein bisschen Zeit mitbringt.
Überraschend war für mich, hier auch die Musikerin Patti Smith zu sehen, die auf der Philosphenstiege der Hauptuni, wo Moritz Schlick, der Gründer des Wiener Kreises, 1936 erschossen wurde, eine Meditation ihm zu Ehren abgehalten. Eine Verbindung der beiden ist irgendwie skurill, die Google KI weiß gar nichts davon harhar, aber Smith hat tatsächlich sogar einen Kurzfilm über diese “Begegnung” mit Schlick gedreht.
Bei der Ausstellung werden, Nomen est Omen, die Orte porträtiert, an denen der Wiener Kreis tätig war. Es gibt in der Ausstellung dementsprechend verschiedene Sektionen wie unter anderem die Universität selbst, die Boltzmanngasse 6, wo das Mathematikinstut beheimatet war, das Kaffeehaus an sich (siehe auch Kaffeehausliteraten), die Privatwohnungen, das Palais Epstein und das Volksheim in Ottakring – alles Orte, an denen sich die Wissenschafter regelmäßig getroffen und ihre Gedanken ausgetauscht haben. Der Wiener Kreis wurde übrigens so genannt, um positive Assoziationen zum Beispiel zum “Wiener Walzer” zu evozieren.
Nebenbei wird auf vielen Schautafeln erklärt, worum es dem Wiener Kreis eigentlich ging, was aber schon eine recht komplexe Materie ist. Grundsätzlich verband die Teilnehmer “(…) der Versuch einer Verwissenschaftlichung der Philosophie mit den Mitteln der modernen Logik und das Bekenntnis zu den Werten der Aufklärung” (siehe wikipedia)
Viele, nicht alle, Protagonisten des Wiener Kreises wollten auch das Wissen quasi demokratisieren und unterstützen das Entstehen von Volksbildungsstätten und die Entwicklung von Volkshochschulen.
Der harte Kern des Wiener Kreises umfasste 19 Personen, interessant dabei war, dass auch Studenten und verhältnismäßige viele Frauen Teilnehmerinnen bei den Treffen waren.
Die Ausstellung wird sehr lebendig durch die Tagebuchaufzeichnungen einiger Teilnehmer wie Rudolf Carnap und Kurt Gödel, die über die Zusammenkünfte berichteten. Carnap notierte zum Beispiel: “Wittgenstein scharf gegen Popularisierung der Wissenschaft. Waismann dafür aufgrund seiner Volksheimerfahrung. Nachher beide gegen Okkultismus, Wittgenstein sehr heftig ” Und Gödel philosophierte: “Je mehr ich über Sprache nachdenke, desto mehr wundert es mich, dass die Menschen sich je verstehen”
Eine gewisse menschliche Note erhält das Ganze auch durch ein Zitat von Karl Popper, der dem Wiener Kreis nicht angehörte, allerdings, wie er sagte, nicht aus Ablehnung, sondern: “Tatsache ist einfach, daß Schlick mich nicht eingeladen hat, an dem Seminar teilzunehmen. Das war nämlich die Form, in der man Mitglied des Wiener Kreises wurde.” Irgendwie interessant, dass es in allen Gesellschaftschichten und quer durch die Bildungsniveaus Ressentiments und auch ein gewisses “Gatekeeping” gibt.
Letztendlich wurde der Wiener Kreis durch das Emporkommen der NSDAP und der Emigration vieler Proponenten langsam ausgehöhlt. Das Ende fand die Gruppe, wie gesagt, in der Ermordung von Moritz Schlick.