almis personal blog

Heretic

Manchmal gelingt es mir, das Kind für einen Film zu begeistern, den ich sehen möchte. Leider sind die nonstop Kinos keine “fancy” Kinos wie es das Kind empfindet, aber gestern im de France war es dann doch anders. Weil das Kino gleich neben dem Ring liegt, und wir so vor dem Filmbeginn noch Autos beobachten konnten. Wir sahen Porsches und Lamborghinis und einen Ferrari. Ich zum Kind: “Das haben wir schon gemacht, als du vier warst, aber da gings mehr um die Autofarben.” harhar. Wie auch immer, er fand es dann im de France erstaunlich gemütlich und es gibt dort zwar keine Nachos, aber Popocorn.

Wir sahen Heretic, einen Horrorfilm ab 16 Jahren, mit Hugh Grant. Worum es geht, kann man eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Zwei junge Mormoninnen besuchen im Zuge ihrer Missionstätigkeit einen Mann in seinem Haus, um mit ihm über Religion zu sprechen, und dann passieren “Dinge”.

ACHTUNG KLEINE SPOILER MÖGLICH!!

Ich bin kein großer Horrorfilm-Fan, aber ich bin ein großer Fan von Schauspieler gegen ihren Typ besetzen. Da kommen oft erstaunlich supere Sachen heraus, wie zum Beispiel Leonardo di Caprio als exzentrischer Bösewicht in Django Unchained, Gwyneth Paltrow als depressive Künstlerin in The Royal Tenenbaums oder Tom Cruise als Guru in Magnolia. Das ist das auch das interessante, wenn man sich den Film mit einem 17-jährigen ansieht, dem die Hugh Grant-Persona nicht geläufig ist. Als ich ihm gesagt habe, dass “wir” Grant als netten, lustigen Rom-Com Typen kennen, meinte er, dass er hier eh auch nett und lustig war. Zu Beginn.

Und genau das ist auch das Erfolgsrezept des Mr. Reed, den Grant hier spielt. Denn würden zwei junge Frauen um die 20 ein verlassenes Haus betreten, wenn der Mann, der sie empfängt nicht absolut vertrauenswürdig erscheinen würde? Sie fragen ihn, ob eine Frau anwesend ist – sie dürfen das Haus nämlich nur dann betreten, wenn das der Fall ist – und Mr. Reed antwortet, seine Frau sei gerade in der Küche und würde einen Kuchen backen. Und warum sollten sie die Worte dieses jovialen, zuvorkommenden, auch ausgesprochen höflichen Mannes anzweifeln? Abgesehen davon, ist Mr. Reed tatsächlich merklich daran interessiert, über Religion zu sprechen, ja zu philosophieren.

Und dann kommt auch schon meine Lieblingsszene im Film, in dem Reed die drei Weltreligionen mittels jeweils eines Songs von Radiohead, The Hollies und Lana del Rey erklärt. So gut! Heretic ist nämlich tatsächlich nicht nur Horror, sondern über weite Strecken auch viel Monolog, oder wie es auf Social Media heißt, Mansplaining von Hugh Grant. Aber nicht nur Grant ist gut – als er kürzlich in einem Interview darauf angesprochen wurde, dass viele meinen, das wäre seine beste schauspielerische Leistung bis dato, antwortete er: “Well, that’s music to my ears, obviously” – auch Sister Barnes (Sophie Thatcher) und Sister Paxton (Chloe East) sind wirklich alles andere als bloße Sidekicks, was besonders wichtig ist, da man so umso intensiver mit ihnen mitfühlen kann.

Jedenfalls ist Heretic ein Film, bei dem sowohl Fans von intelligenten Dialogen als auch Horror (und nicht von der gemütlichen Sorte, es war wesentlich schlimmer, als ich es erwartet habe!) auf ihre Kosten kommen. Ich habe danach mit dem Kind noch länger über Religion und Glauben an sich diskutiert. Auch das bewirkt offensichtlich dieser Film.

Sterne schauen

Gestern haben wir einen Patchworkfamilienausflug zum Großmugl gemacht. Wir sind den dortigen Sternenweg hinaufgegangen.

Nun steht auf der Infoseite, dass der Weg für Jung und Alt geeignet ist, was an sich stimmt, er ist nicht sehr steil. Allerdings ist er halt auch vollkommen unbeleuchtet und holprig und man soll selbst wenig Lichtquellen verwenden. Das heißt, man sollte halt schon relativ trittsicher sein und im Dunklen zumindest rudimentär sehen können. Von der Ortschaft geht man ungefähr 20 Minuten hinauf. Oben angekommen, steht man quasi neben dem “Mugl” – einem Massengrab aus der Hallstatt-Zeit.

Von dort aus hat man einen atemberaubenden Blick in den Sternenhimmel. Es ist ruhig und weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen oder hören – zumindest im Winter um 22 Uhr, in der wärmeren Jahreszeit wird vermutlich auch dort oben mehr los sein.

Ich denke im Angesicht der überwältigenden Natur und des Himmels immer an jemanden und das fühlt sich sehr friedlich an.

Frohes Fest, drei

Das Kind hat dann gemeint, als Little Drummer Boy von Bing Cosby und David Bowie lief, das sei so ein Song, der auch bei Opa gelaufen wäre. Ich finde es ja schön, dass er zumindest ein paar Erinnerungen an meinen Papa hat, den er selten gesehen hat, vornehmlich eben zu Weihnachten. Und da weiß er eben noch, dass der Opa Backhendel gemacht hat und welche Musik gespielt wurde. Das Kind nimmt die Dinge so wie sie sind, bewahrt sich die schönen Erinnerungen, hadert mit nichts, das bewundere ich an ihm.

Früher, in meinen eigenen Kindheitsweihnachten, habe ich meine Eltern dafür bewundert, wie sie den heiligen Abend “geschafft” haben. Meine Mutter musste immer bis Mittag arbeiten, dann gingen sie auf den Friedhof und dennoch gab es um 17 Uhr Bescherung mit großem geschmückten Baum und perfektem Essen. Den 24. selbst habe ich bei meinen Großeltern verbracht, wie sowieso den Großteil meiner Kindheit. Ich habe mit meinem Opa ferngesehen, alte Märchen und sonstiges heilig-Abend Programm und wir haben Karten mit Oma gespielt und es war immer sehr lustig. Als wir uns anzogen, um zu meinen Eltern zu gehen, habe ich jedes Jahr gehofft, dass das nicht das letzte Jahr sein wird, wo wir alle drei zusammen losgehen können. Einmal, als wir das Haus verließen, hat es wirklich viel geschneit und die Straße blieb schneebedeckt, weil keine Autos fuhren, das ist die beste Erinnerung. Die Stadt war ganz leise und nur wir drei waren auf der Straße, um zur Bescherung zu gehen. Ich hatte das Glück, dass ich längst erwachsen war, als es wirklich nicht mehr so war, dass wir zu dritt waren. In einem Jahr war ich bei meiner Oma im Spital, die zu mir meinte, sie hätte immer gedacht, es wäre furchtbar, zu Weihnachten im Krankenhaus zu sein, aber es sei irgendwie doch gar nicht so übel. Ein paar Jahre später war ich zu Weihnachten auf der Neugeborenen Intensivstation.

Letztendlich hatte meine Oma recht, auch wenn die Voraussetzungen nicht die besten sind, wenn man nicht in der Stimmung für Weihnachten ist, auch wenn einem das Herz gerade zu den Feiertagen manchmal schwer ist. Auch wenn man jemand sehr vermisst, kann man doch immer etwas schönes, gemütliches und tröstliches finden. Eine liebe Whatsapp-Weihachtnachricht von dem, an den man eh immer denkt oder wenn das Kind ins Zimmer kommt, um einem irgendwas auf TikTok zu zeigen oder etwas zu erzählen. Oder einfach nur stundenlang am Sofa Wer wird Millionär schauen als perfekter Eskapismus nach einem langem Abendspaziergang.

Wieder mal eine perfekte Frage für mich

Frohes Fest, zwei

Die homegrown Bio-Weihnachtsfichte

Gestern am Abend, als wir Weihnachtsmusik hörten, sagte ich zum Kind, dass es wohl keinen Pop Xmas-Song gibt, den nicht irgendwer hasst. Bei uns haben gestern alle Last Christmas gehasst, den ich wirklich sehr gerne hab. Ich werde nicht müde zu erklären, dass Last Christmas ein sehr komplexer Song ist, wo es zwar leicht ist, den Refrain zu singen, nicht aber die Strophen, probiert es mal aus. Harhar. Ich habe dazu mal einen Artikel gelesen, der mich sehr beeindruckt hat. George Michael hat den Song ziemlich schnell geschrieben, während Andrew Ridgeley mit Michals Eltern geplauert hat, was ja auch anstrengend sein kann.

Bei Mariah Careys Song All I want for Christmas is you, muss ich immer grinsen, weil der Song mit den Zeilen beginnt: “I don’t want a lot for chrismas…” nur “dich” quasi, na sehr schmeichelhaft. Nicht so gerne höre ich Wonderful Dream von Melanie Thronton, weil ich da immer daran denken muss, dass sie kurz bevor der Song offiziell rausgekommen ist, mit dem Flugzeug in der Schweiz abstürzte.

Ein Song, der eigentlich nicht geht, wegen seine paternalistischen White Saviour-Attitüde und auch wegen Bono, einer Musikerpersönlichkeit, die ich gar nicht aushalte, ist Do they know it’s christmas. Aber ich mag ihn selbst trotzdem sehr.

The Brutalist, Overtüre

Es ist kein Spoiler, dass die Protagonisten von The Brutalist, László Tóth (Adrien Brody) und Harrison van Buren (Guy Pearce) einmal nach Carrara fahren, um Marmor zu kaufen, weil es kommt auch im Trailer vor.

Und dann sitzen sie, Kaffee trinkend, quasi dort, wo ich auch mal gesessen bin. Das Kind war damals vier Jahre alt, und fand die Lastautos, die da enorm waghalsig in den Steinbrüchen hin und her fuhren, natürlich toll.

Steinbrüche von Carrara im Juli 2012

Jedenfalls warten die beiden auf einen Geschäftspartner, der mit ihnen ein Marmor-Deal machen will und sie warten. Und warten.

Achtung Witz-Spoiler.

Irgendwann sagt Van Buren zu Tóth: “That is why I don’t wanna do business with italiens. They are the mexicans of Europe”.

Harhar. Und das war dann eigentlich schon das einzige lustige an diesem Film. Morgen dann mehr dazu.

Allerheiligen

Slow morning mit Kaffee, Ei, Toast mit Erdbeermarmelade, Wordle und Zeitungen lesen

Am Kräuter- und Gewürze Skriptum für einen Auftraggeber weiterarbeiten

Darüber informiert werden, dass wird endlich neue (und nette!) Gartennachbarn haben

Eine große Runde durchs Donaufeld machen

Allerheiligen im Donaufeld, 1. November 2024

Mit dem Kind und dessen Freund auf ein spätes Mittagessen zu Vapiano gehen

Diverse Herbsturlaubsthreads auf diversen Social Media Kanälen durchscrollen

Formel 1 Sprint Quali mit der Patchworkfamilie schauen

Diesen Blogeintrag schreiben, wie immer an jemanden denken, in Frieden mit allem sein

Feiertag fertig.

Cool?

Diese Woche waren, wie erwähnt, öfters Freunde vom Kind auf Besuch im Garten. Ich hörte dann einige Male von anderen Menschen: “Du bist eine coole Mama, wenn die Jugendlichen zu dir kommen wollen.” Naja, ich würde eher sagen, es war heiß und ich habe einen Pool. Harhar.

Mit dem Freund vom Kind W. habe ich mich um die widerspenstigte Pool Pumpe gekümmert, die immer wieder streikte. Bzw. hat dieser mit mir Kabel und Anschlüsse und Strom gecheckt, da er sich technisch wesentlich besser auskennt als ich. Er hat mir dabei einiges erklärt, es war fast nicht peinlich.

Und J., unser früheres Nachbarskind, hat auch schon so manche Sternstunde meiner Mutterschaft miterlebt. Etwa vor sieben, acht Jahren, als das Kind die Phase hatte, sich unmotiviert eine halbe Stunde lang im Bad einzusperren und sich zu weigern, wieder hinaus zu kommen. Vorzugsweise dann, wenn gerade die halbe Nachbarschaft auf Besuch war. Da standen dann drei, vier Kinder um mich herum und schauten mich ganz erwartungsvoll an: Was wird sie jetzt machen? Und ich stand auch da, erwartungsvoll, was ich wohl machen würde. Harhar.

Also von Coolness wenig Spur, aber es war lustig und am Ende sagte J. dann sogar: “Bis zum nächsten Mal!”

Diese Woche

Diese Woche habe ich nicht nur Kindheitserinnerungen aufgefrischt, ich habe auch problemlos auf der Gartenliege eingeschlafen, während die Jugendlichen die Boom Box in Betrieb hatten.

Diese Woche habe ich ein Eichkatzerl verfolgt, dass sich dann regungslos so vor mir “versteckt” hat und dabei eine farbliche Symbiose mit seinem Fluchtweg eingegangen ist:

Ich wollte ihm eh nichts tun, ich wollte nur ein Foto machen.

Diese Woche gabs ein Garten-Geburtstagsfrühstück mit M und sie hat mir einen guten Rat gegeben. Dabei war es doch ihr Geburtstag. Harhar.

Diese Woche habe ich mit meiner Mutter ihre Lieblings-Schlossbesichtungs-Sendung geschaut, Herrschaftszeiten heißt die, und ich habe mir gedacht, schon arg, wie man eh immer an jemanden denkt und dann erinnert einen der Zufall noch einmal extra.

Eine gute Woche.

Die letzten Sommertage

Schön ist es jetzt, ich glaube, das ist gerade überhaupt meine Lieblingszeit im Jahr. Die Tage werden oft noch sehr warm, aber die Aussicht, dass der Sommer bald vorbei ist, macht ihn noch einmal viel kostbarer als wenn er endlos lange vor einem liegt, wie am Beginn der Sommerferien. Wo der Sommer einen fast überfordert und man noch so viel falsch machen kann.

Diese gewisse Form der Vergänglichkeit, wie wenn die Sonne bald untergeht, der Zug gleich abfährt, der Kellner die Sperrstunde ankündigt, wenn alle aufbrechen, das Nutzen der kurzen, noch verbleibenden Zeit, im Aufbruch, beim Weggehen, winkend, die Türe öffnend.

Dieser Sommer war nicht wie letzte, nächstes Jahr wird es nicht mehr so wie heuer sein. Immer ist alles ein bisschen anders. Vor 17 Jahre kündigte sich eine furchtbare Zeit meines Lebens an. Vor sieben Jahren eine wunderschöne. So ist das.