almis personal blog

the west memphis three, zwei

während der arbeit an den dokumentationen passierte eigenartiges – die geschichte wurde nicht bloß abgebildet, sondern sie entwickelte sich weiter.

john mark byers – der stiefvater eines opfers – überreichte den regisseuren relativ unmotiviert ein messer, das sie an die staatsanwaltschaft weitergeben. das messer weist seine blutspuren und die seines stiefsohnes auf. näher dazu befragt, gibt byers an, seinen stiefsohn am tag seines todes mit einem gürtel geschlagen zu haben. die spuren des gürtels auf der haut des jungen waren ursprünglich als weiteres indiz für einen satanistischen mord der drei jugendlichen gewertet worden. bysers ehefrau starb übrigens 1996 unter nicht näher geklärten umständen.

roger ebert bemerkt in seinem review (er gibt dem film 4 sterne), dass der film  viele, sehr viele informationen bereithält, und ihn am ende unschlüssig zurücklässt. ebert ortet ein sehr diffizil gezeichnetes bild der familien der opfer und der (mutmaßlichen) täter. klar wird dabei, dass der fall keineswegs so eindimensional zu bewerten ist, wie anfangs angenommen. zuviele widersprüche und unklarheiten tun sich bei näherer betrachtung auf. der meinung waren auch hollywood größen wie peter jackson und johnny depp, musiker wie robert smith und henry rollins, die sich für eine neuaufnahme des verfahrens stark machten und freiheit für die “west memphis three” forderten.

im sommer 2011 dann die wende: bei genaueren DNA untersuchungen wird festgestellt, dass die gefundenen DNA mit keinen der drei inhaftierten übereinstimmt. nach 18 jahren werden sie im vergangenen august aus dem gefägnis entlassen. aber damit ist die geschichte natürlich immer nicht zu ende. denn der offensichtlich tatsächlich mörder ist immer noch nicht bekannt, obwohl es – wie gesagt – verdachtsmomente gibt.

ja und die eltern eines getöteten kinds haben nun eben die oscar-jury aufgefordert, paradise lost aus dem oscar-wettbewerb auszuschließen. weil sie immer noch glauben (wollen), dass sie die täter kennen. das ist aus eltern-sicht auch verständlich. nur haben drei menschen, die offensichtlich opfer eines justizirrtums wurden, es verdient, ihr leben nach 18 jahren haft endlich in freiheit leben zu dürfen. nun wäre es an der zeit, den/die wahren täter endlich zur rechenschaft zu ziehen. ob die örtliche polizei und staatsanwaltschaft dessen gewachsen ist…?

the west memphis three

gestern habe ich folgendes auf der imdb gelesen:

“the parents of one of three west memphis, ark., boys found dead 18 years ago are asking that a documentary about the killings be excluded from academy award consideration.”

diese notiz hat mich neugierig gemacht, denn sowas passiert doch nicht so häufig, und ich habe angefangen zu recherchieren; der einspruch bezieht sich auf die dokumentation paradise lost 3: purgatory, dem bereits dritten film über die morde am robin hood hill. damals ist folgendes passiert: drei kleine jungen, acht jahre alt und schulfreunde, waren im mai 1993 in west memphis, arkansas beim spielen plötzlich verschwunden und wurden kurz darauf tot aufgefunden. sie wurden bestialisch ermordet. eine ganz furchtbare geschichte.

relativ schnell wurden drei sozial auffällige jugendliche, (damals zwischen 16 und 18 jahre alt), einer davon geistig behindert, festgenommen und bekanntgegeben, das sie die morde während eines satanistischen rituals begannen haben sollen. die beweislage war dünn – der beeinträchtigte jugendliche wurde 12 stunden ohne anwalt oder angehörige verhört und hat “gestanden”, die gründe für eine verurteilung vage, alternative tathypothesen wurden kaum geprüft; dennoch wurden die später als west memphis three bekannte jugendliche zu lebenslangen haftstrafen bzw. der volljährige unter ihnen zu todesstrafe mittels giftspritze verurteilt.

durch die dokumentationsfilme (der erste wurde 1996 produziert) zu diesem fall von joe berlinger und bruce sinofsky wurden die fakten nochmal aufgearbeitet; und plötzlich kamen zweifel auf: sind die verurteilten tatsächlich schuldig? oder befinden sich der oder die wahren täter immer noch in freiheit?

to be continued…

wir staatskünstler

gestern war die premiere eines neuen comedy orf-formats zu sehen: wir staatskünstler mit florian scheuba, robert palfrader und thomas maurer.

sagen wir mal, die erste folge war ganz ok. alle drei sind etablierte kabarettisten in österreich, die mehr (maurer) oder weniger (palfrader) für subtilen witz bekannt sind. wir staatskünstler ist jetzt auch nicht sonderlich doppelbödig. dem zuschauer soll die welt – zumindest die politische in österreich – erklärt werden, die comedians (v.a. scheuba) machen kein hehl daraus, dass sie sich hierbei für sehr geistreich halten. praktisch alle witze zielen auf das politische geschehen ab. in der rubrik gaugg den meischi soll an fast vergessene politi-stars erinnert werden, beim dokument der woche werden unveröffentliche abhörprotokolle launig zu gehör gebracht. so richtig innovativ ist das nicht, wenn auch stellenweise ziemlich witzig.

eine wirklich gute rubrik ist dagegen die mit laura rudas (claudia kottal) und niko pelinka (nicholas ofczarek); pelinka mischt sich – im dienste des orf – in die sendung ein: “wie gsagt wir wollen euch da überhaupt nix dreinreden, gfallt uns alles auch recht gut…” – und bespricht mit den staatskünstler, welche elemente der show der orf-führung vielleicht doch zu heftig sein könnten: “es wär für uns überhaupt kein problem, wenn diese szene nicht drinnen wäre – aber nicht, dass dann im tv-media steht, wir haben das abgschossn”. eine nette metaebene und ofczarek und kottal spielen wirklich gut, kottal im typischen rudas-slang, als pelinka sie filmen will: “geh bitte oida ich bin voll nicht hergrichtet”

erstes fazit: die grundidee gefällt mir persönlich besser als dorfers donnerstalk und wir sind kaiser (einer show, der ich nie viel abgewinnen konnte), und von der professionalität der protagonisten schlägt es die pilotsendung von willkommen österreich um längen, die heute zurecht kultstaus besitzt. ob es mehr wird, als eine ambitionierte nummernrevue, werden die nächsten sendungen zeigen.

nachhause telefonieren…

ich fahre täglich ca. zwei stunden mit öffentlichen verkehrsmitteln durch wien und dabei treffe ich regelmäßig auf verhaltensorginelle mitbürger. besonders die fahrt mit der linie 6 ist oftmals eine echte freakshow.

heute hatte ich dann beim 6er endlich mal ein etwas anderes, nämlich nettes erlebnis. ich wurde von einem kleinen buben, so 8 jahre alt, an der haltstelle angesprochen. ob ich – buhuuu – ihm mein handy leihen würde, denn die linie 1 ist eingezogen worden und jetzt kann er nicht nachhause und er kann auch nicht seine mama anrufen, weil sein handy leer ist. er war total fertig und hat mir so leid getan.

ich habe ihm selbstverständlich mein handy geborgt, nicht ohne festzustellen, dass er ein smartphone hat. keine ahnung ob er ein so altes handy wie meines überhaupt schon mal zu gesicht bekommen hat, er ist ja noch so jung. jedenfalls hat er dann in mein vorsinntflutliches modell geweint als er mit seiner mutter telefoniert hat.

ich: “ist alles ok?”

er: “ja (schnüff), wir treffen uns gleich beim hofer”

ich: “kennst dich eh aus?”

er: “ja, danke nochmal…”

hätte ich ein stück kuchen mitgehabt, ich hätte es ihm auch gegeben.

ja ist denn schon weihnachten?

ich habe nämlich schon mein erstes geschenk. na, neidisch? harhar.

ein lieber mensch hat mir disney war geschickt, ein buch über den machtmoloch hollywood/disney mit sehr vielen insiderinfos, wie mir gesagt wurde. ich bin sehr gespannt. ob ich die 800 seiten wohl bis weihnachten schaffe…?

ich habe selbst schon einige geschenke zusammen, an fotobüchern und anderen gimmicks wird noch gebastelt. aber völlig stressfrei, ich bestelle fast alles online, die rennerei durch die geschäfte druck ich nicht durch.

wirklich wünschen tue ich mir auch nichts, auch wenn ich vor kurzem das erste nomination-element für ein zukünftiges armband bekommen habe. und ich von allen seiten auf den kindle-reader angefixt werde. mal sehen.

was ich auf jedenfall will, sind aber weiße weihnachten!!! wehe, wenn nicht.

 

wham!

wenn man sich so fragt, wie aggressiv kann so ein magen-darm virus eigentlich sein, kann ich antworten: ziemlich. zuerst macht er die runde im kindergarten und dann stiehlt er sich in die vier wände von unschuldigen familien. so geschehen bei uns letzte woche. zuerst war adrian dran, der es wie immer am besten wegsteckte, dann ich und schließlich er.

ich hatte in den letzten eineinhalb jahren öfter md-grippe als vorher in dreißig jahren. am schlimmsten war die nacht, als ich alle fünf minuten aus dem schlaf hochschreckte. erstens weil ich zuviel cola getrunken hatte (für den magen), zweitens, wegen der fieberschübe und drittens, weil ich andauernd sidos bild im kopf hatte (zuvor hatte ich willkommen österreich gesehen) – sido und seine blutsbrüdaz, seine ghettokumpels, seine agro berlinz und was weiß der kuckuck. md-grippe und sido passen nicht zusammen. auch kleinkinder und md-grippe passen übrigens nicht zusammen, denn kleinkinder wollen auf einem herumspringen, einen zulabern und essen haben, während man selbst elend ist.

gestern waren wir zu zwei-dritteln wieder fit, nahmen feste nahrung zu uns und haben einen beschaulichen adventsonntag bei den schwiegereltern verbracht. mit adventkranz und schwarzer peter spielen. der erste punsch wartet weiterhin auf mich, wie auch das erste mal last-christmas hören im öffentlichen raum, in diesem jahr.

btw. gute besserung, george! mach keinen scheiß.

rope

weiter gehts mit der hitchcock collection und da haben wir diese woche rope (cocktail für eine leiche) und vertigo gesehen.

hitchcock nannte rope: “an experiment that didn’t work out”. mit experiment war gemeint, ein theaterstück in filmsprache zu übersetzen, dh. so gut wie keine schnitte (außer beim wechsel der filmrollen, ca. alle 10 minuten damals), einheit von zeit und ort. eigentlich sehr untypisch für hitchcock, der die möglichkeiten des films sehr schätze und lieber mit bildern erzählte als mit worten.

zum plot: zwei studenten ermordnen einen kommilitionen – david – (das ist kein spoiler, der film eröffnet damit) verstecken ihn in einer truhe und geben anschließend eine party, zu der sie sowohl davids eltern wie auch dessen ex-freundin und deren ex-freund, sowie ihren früheren kollege professor cadell (james stewart) einladen, der immer behauptet hat, ein perfekter mord sei eine kunst. und es wäre erlaubt, minderwertiges leben zu beseitigen. natürlich eine gefährliche nazi-diktion (der film wurde 1948 gedreht!)

das experiment mag schief gegangen sein, dennoch ist der film nicht uninteressant, in vielen details. als ich 1994 pulp fiction um kino gesehen habe, dachte ich, wie innovativ tarantino nicht ist und seine protagonisten miteinander reden lässt, während die kamera etwas ganz anderes filmt; mir kam das damals extrem mutig und modern vor. nun ja, hitch macht das in rope auch schon. außerdem nett: zwei protagonisten unterhalten sich über den neuen film von cary grant und ingrid bergmann, in dem beide so beeindruckend sind; leider fällt ihnen der titel nicht ein – es handelt sich um den 1946 gedrehten hitchcock film notorious. und hitchcock wollte cary grant ursprünglich auch als professor cadell besetzen, was dieser allerdings abgelehnt¹ hatte.

davon abgesehen bezieht rope die spannung aus der frage, ob man den beiden täter auf die schliche kommen kann und durch die erzählweise entsteht der eindruck der “unentrinnbarkeit”. das ist straff und anregend erzählt, in knappen 80 minuten.

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¹ grant wollte die rolle aufgrund ihrer homosexuellen untertöne nicht annehmen, da es zu der zeit gerüchte gab, grant selbst wäre homosexuell.

sido, roche und grissemann

im letzten willkommen österreich war sido zu gast.

nur mal zur erinnerung: sido, das ist dieser deutsche rapper, der früher immer mit maske zu sehen war, was ihm irgendwie einen gewissen “gefährlichen” anschein gab und, der sich aktuell als juror diverser österreichischer castingshows (helden von morgen, die große chance) einen namen macht. und der sich mit dem…na ja, sagen wir polarisierenden österreichischen journalisten michael jeannee angelegte, ohne ihn überhaupt zu kennen. und sich damit sympathien verschaffte.

mit grissemann konnte er aber gar nicht – auch, weil er keine einzige frage beantwortete, die ihm gestellt wurde (“das interessiert doch nicht mal mich”, “keine ahnung”) und das war irgendwie schade. während sido in einer durch und durch kommerziellen sendung wie die große chance als durchaus orginell, auch irgendwie als nett-verschroben durchgeht, wirkt er in einem unkonventionellen format merkwürdig deplaziert. ok, grissemann kann schon auch sehr arrogant sein und sein frustiertes “geh scheiß’n” hat sich auf das gesprächsklima auch nicht gerade positiv ausgewirkt. aber etwas mehr selbstironie und kommunikationswille täte sido jetzt auch nicht schlecht.

integratives element der sendung war der 2. gast, charlotte roche, die die stimmung dadurch auflockerte, dass sie sido ihre brüste fühlen ließ. weil frauen sollen nicht knabenhaft sein und sie, roche, sei gar nicht knabenhaft, bitte hier, mal fühlen. über roches frauenbild könnte man jetzt auch diskutieren… aber lieber ein andermal.

fairytale gone bad

weil wir gerade bei märchen sind:

mein lieblingsmärchen ist übrigens einäuglein, zweiäuglein, dreiäuglein. ich hatte immer schon einen hang zum bizarren und skurillen. außerdem endet es versöhnlich, die protagonistin ist großherzig und die “bösen” bereuen und wollen sich bessern.

das lieblingsmärchen meiner mutter ist das mädchen mit den schwefelhölzern und ganz ehrlich, man kann sich kaum etwas brutaleres vorstellen. ich möchte dieses märchen eigentlich nie wieder lesen, alleine der gedanke daran treibt mir die tränen in die augen. na gut, es wurde von hans christian andersen verfasst und irgendwie neigen die dänen zu deprimierenden geschichten, ich mag beispielsweise auch die filme von lars von trier überhaupt nicht, weil sie so etwas auswegloses und grausames an sich haben.

meine mutter und ich haben uns dann immer auf der fischer und seine frau einigen können; das endet zwar auch nicht unbedingt positiv, aber es kommt wenigstens niemand zu schaden. und die figuren, vor allem die unersättliche frau des fischers, sind mit ihrer gier selbst daran schuld, alles errungene zu verlieren. aber ihnen bleibt immer noch das, was sie bisher gehabt hatten. außerdem mag ich die “catchphrase”:

mantje, mantje, timpe te,

buttje, buttje in der see,

meine frau die ilsebill,

will nicht so wie ich gerne will

missverstaendnis

ich: “und die königin sah in den spiegel und sagte – spieglein spieglein an der wand, wer ist die schönste im ganzen land? und der spiegel sagte, das bist du….”

adrian: “iiiiiich?”

 

p.s. ich muss mich dringend wieder in die märchen einlesen, ich habe bei fast allen die pointe vergessen oder kann mich an wichtige details nicht mehr erinnern. peinlich.