…und dann ging die poesie wieder flöten…
hans krankl, erneut in das match – es goß wie aus kübeln und es war kalt: "des is a oasch weda, des is ned guad für die übung".
my little place on the web…
…und dann ging die poesie wieder flöten…
hans krankl, erneut in das match – es goß wie aus kübeln und es war kalt: "des is a oasch weda, des is ned guad für die übung".
nun wieder zu etwas amüsanterem. dem roman feuchtgebiete von charlotte roche. harhar.
eh schon wissen: es geht da um diverse körperflüssigkeiten. sagen wir mal auch um solche jenseits von blut, schweiß und tränen. gelesen habe ich das buch (noch) nicht, aber was roche in interviews zu protokoll gibt, macht neugierig. etwa ihre beobachtung, in einem kurier interview geäußert, dass frauen nicht mit ihren männern schlafen, wenn sie beispielsweise vergessen haben, sich zu rasieren. roche: "wir reden hier von einem millimeter haar und die glauben, sie wären abstoßend. das geht einfach zu weit.". wie schon woody allen anmerkte: "is sex dirty? only if it’s done right".
wieso denken manche frauen überhaupt, dass sie nur begehrenswert sind, wenn sie körperlich in "topform" (was ist das überhaupt) sind? wieso machen sie ihr selbstbewusstsein davon abhängig, ob sie ein paar kilo mehr oder weniger auf die waage bringen? neulich im junge-mamas forum fühlen sich einige tatsächlich von ihrem nach-schwangerschaftsbauch "entstellt". natürlich verändert sich der körper in der schwangerschaft und nach einer geburt. so what? jede neue erfahrung, die man macht, geistig und körperlich, macht interessanter, vielschichtiger. makellosigkeit, so es die überhaupt gibt, ist im grunde genommen schnarchlangweilig, läuft sich tot. viel präsenter ist die ausstrahlung, die art wie jemand wirkt, sich artikuliert. und das sage ich nicht nur deshalb, weil ich mich bei der frage bikini versus schokolade immer schon für schokolade entschieden habe.
roche leistet möglicherweise gerade pionierarbeit. denn der umkehrschluß zu ihren thesen ist ja nicht: keine hygiene und pflege mehr. sondern einfach: etwas mehr gelassenheit.
Die ersten drei Tage im Leben eines Extremfrühchens sind sehr kritisch. Die schlimmsten Komplikationen passieren in dieser Zeit. Prognosen? Seriöserweise nur beschränkt möglich.
Die Tage bestanden darin, Organisatorisches zu erledigen: die Geburt anmelden, eine Milchpumpe für zuhause zu checken, viele Gespräche mit den Neonatologen führen. Besuch aus Wien zu empfangen: meine Eltern kamen nach Bozen. Und zu versuchen, nicht alle zehn Minuten in Tränen auszubrechen.
Erstmals wieder an die frische Luft. Damals wusste ich noch nicht, dass ich über zwei Monate lang immer wieder aus diesem Krankenhaus herausgehen würde. Manchmal laufend, um den Bus zu erwischen. Manchmal verzweifelt, mit gesenktem Kopf. Manchmal im Gespräch mit einer anderen Mama. Und manchmal auch überglücklich. Besonders einmal, Mitte November. Hand in Hand, im Nieselregen (in Bozen regen, in Brixen Schnee). Als es plötzlich richtig aufwärts ging. Aber soweit waren wir noch nicht. Wir standen noch ganz am Anfang.
Am Dienstag wurde Adrian geboren, am Freitag wurde ich entlassen. Bevor wir nachhause fuhren, sagte unser Neonatologe: “Wir sind schon drei Tage alt”. Was für ein gutes Gefühl. Damit war lange nicht alles ausgestanden. Aber es war ein erster Schritt.
To be continued (in einer schwachen Stunde…)
Immer mal wieder denke ich zurück…
Am Tag von Adrians Geburt befanden wir uns – trotz allem – auf einem Höhenflug. ich bekam am Abend ein Einzelzimmer, wir konnten ungestört reden. Ein bisschen begreifen, was passiert ist. Das Pflegepersonal ließ uns in Ruhe. Die Schwester kam erst mit einer letzten Aantibiotikainfusion als er gegangen war. Sehr menschlich, sehr respektvoll. Noch immer hatte ich keine Ahnung, wie das Krankenhaus eigentlich von außen aussieht. Oder wo es genau steht.
Am Tag nach Adrians geburt holte uns die Realität ein. Ich begann damit, meine Milch abzupumpen, neben lauter frischen Mamas. Italienerinnen, die ihre Babys neben mir stillten. Sie trugen Nachthemden, Bademäntel. Ich war vollständig angezogen, ich lag keine Minute des Tages im Bett. Ich fühlte mich völlig deplaziert, hatte kein Baby bei mir. Nichts stimmte hier, nichts passte zusammen.
Nach jedem abpumpen brachte ich die Milch hinüber auf die Intensivstation und sah nach Adrian, nachdem ich meine Hände gewaschen und desinfiziert und einen weißen Kittel angezogen hatte. Auch in der Nacht konnte ich ihn besuchen. Die langen, dunklen, ruhigen Spitalsgänge gaben mir Geborgenheit. Gleichzeitig fiel es mir immer schwerer, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten.
Spätnachts, zurück auf meinem Zimmer, kamen zwei Schwestern vorsichtig näher. Ob ich ein Beruhigungsmittel wolle? Ich musste an The Verve denken. The drugs don’t work. Auf keinen Fall. Wenn ich einen klaren Kopf brauchte, dann jetzt. So weh es auch tat, ich musste da bei Verstand durch. Wir einigten uns auf Baldriantee.
wenn wir schon bei sommerlichen temperaturen sind…an einem tag am meer kann man zwei dinge besonders gut machen.
zum einen: leute beobachten. in griechenland zum beispiel. auftritt griechische familie eins. mann, frau, drei kinder – das kleinste davon höchstens drei monate alt – ein deutsches kindermädchen. die frau geht selten zum schwimmen mit. sie sitzt im schatten und kümmert sich um das baby oder sie bleibt gleich im apartement. das deutsche kindermädchen spricht unaufhörlich mit ihren schützlingen. einer davon heißt nicolaos. familie zwei besteht aus einer frau und einem kleinkind. das kleinkind ist aber schon älter als das baby von familie eins. die frau trägt eine menge dezenten schmuck, auch zum baden.
sie unterhält sich angeregt mit dem mann der familie eins. interpretiert man die körpersprache, könnte man es auch als flirten bezeichnen. manchmal wird das kleinkind der familie zwei dem kindermädchen übergeben und vater eins und mutter zwei schwimmen hinaus. da kann man herrlich spekulieren: läuft da was zwischen mann eins und frau zwei? und wenn ja, weiß es frau eins? toleriert sie es sogar? ist sie mit frau zwei befreundet? oder ist frau zwei einfach nur vorübergehend alleine und ihr mann muss arbeiten, kommt aber am wochenende ohnehin zu besuch? stundenlang kann man zuschauen, bei diesem freiluft theater. man liest in gestik und mimik.
zum zweiten: man kann nirgends so gut romane lesen wie am meer, bei temperaturen, die nur eine bewegung erlauben – das umblättern einer buchseite. nirgends anders versinkt die welt um einen herum so verläßlich, ist der verstand so sehr auf eine andere welt konzentriert. am liebsten lese ich bücher der familie hustvedt–auster. auster, ja das ist der, der auch das telefonbuch erzählen könnte und ich würde es verschlingen. und seine frau beschreibt in einer unglaublichen intensität menschliche beziehungen. was ich liebte ist schon fast zu schmerzvoll für mich. aber wunderschön. sicher auch ohne meer empfehlenswert: die leiden eines amerikaners.
sonne und blauer himmel. ausfahrt mit dem kinderwagen.
wie kann man am besten beschreiben, was einen im frühling so besonders glücklich macht? was jeder grauen wiener straße den anschein von einem lungomare gibt? vielleicht eine episode wie diese:
ich begegne einem offenbar frisch verliebten pärchen. leger-studentisch gekleidet. er trägt einen dunkelgrünen pulli, darunter ein gelbes shirt. sie trägt ein gelbes band im lockigen haar. die beiden gehen hand in hand, so als ob sie das noch nicht oft getan hätten. als ob sie sich schon ein bisschen was versprochen hätten, aber noch lange nicht alles. sie haben auch keine eile. wie in dem neil diamond song cracklin’ rosie: "that’s alright. we got all night to set the world right." sie unterhalten sich sich über ihre lieblingseissorten. er zählt auf: "kokos mag ich. malaga. zitrone." und sie sieht ihn dabei an, als würde sie am liebsten ihre vormittagsvorlesung ausfallen lassen. und mit ihm ein schattiges plätzchen suchen. sich dort niederlassen. seinen kopf auf ihrem schoß.
da scheint das meer nicht weit. oder zumindest die donauinsel.
hans krankl am freitag in das match: "wir müssen den kelch ausbaden".
hübsch. und viel poetischer als eine spielanalyse vor einigen jahren: "dieses spiel war scheiße hoch drei."
da schäft man nachmittags mal zwei stündchen und wacht dann völlig verdattert auf, denn (auf verschiedenen schauplätzen) :
und permanent im hintergrund: das unaufhörliche piepsen und klingeln von monitoren in einer intensivstation
ich habe nur darauf gewartet, dass am ende ein insert eingeblendet wird, mit den worten: "dieser traum wurde ihnen präsentiert von…david lynch.
ok, was den kalender angeht, habe ich mich in richtung bunt weiterentwickelt. aber was kleider betrifft, bleibe ich doch ganz gerne beim kleinen schwarzen.
ja, ich habe 4 verschiedene schwarze, knielange kleider im kasten. aber jedes davon hat eine andere funktion: eines ist mein akademische-feier kleid, eines ist mein gehobenes-sommerfest kleid, eines ist mein casino-roulette kleid und eines das candlelight-dinner-beim-italiener kleid.
man muss nicht mars und venus bemühen. es geht auch einfacher. frauen erzählen, dass sie ein schwarzes kleid gekauft haben und männer sagen darauf: schon wieder?
ich bin ein kalender-fetischist. ich trage ein, was zu erledigen ist und was ich erlebe. ich trage sogar die termine von anderen, lieben menschen ein. ja, ich bin ein freak, aber ist ja nichts neues.
bisher hatte ich immer kalender, die entweder einfärbig schwarz oder blau waren. einmal war ich tollkühn, und habe mich für einen weinroten entschieden. dieses jahr kaufte ich meinen kalender erst mitte jänner und das angebot war schon etwas ausgedünnt. dann fiel mir ein "künstlerisches" exemplar in die hand. ich kämpfte mit mir. war das nicht zu wild, zu extravagant für meinen schreibtisch? meine gedanken sind durcheinander genug, muss da nicht zumindest das cover seriös sein? aber ich habe mich doch getraut. und mittlerweile kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen.