almis personal blog

qual der wahl

ich habe ein recht gutes gespür dafür, welche kinofilme mir gefallen werden. ich weiß meistens ziemlich genau, welche stimmung filme vermitteln werden. und deshalb kann ich mir aussuchen, in welche stimmung ich gebracht werden will. 

ich mag filme, die sich um menschliche beziehungen drehen. in denen musik und ästhetik eine wichtige rolle spielen. auch dialoge sind mir wichtig. gute dialoge sind schwer zu schreiben. sie müssen gut sprechbar sein, also nicht aufgesetzt wirken, dürfen aber auf der anderen seite nicht banal oder zu alltäglich ein. dabei fällt mir immer als allererstes closer ein, ein prominent besetztes kammerspiel, das über moderne beziehungsformen, über liebe und sex philosophiert und dabei sehr schön fotografiert und nicht unwitzig ist. lying is the most fun a girl can have without taking her clothes off. but it’s better if you do.

mein zweites lieblingsgenre ist comedy. besser gesagt filme mit schrägem humor. alles von charlie kaufman. oder sowas wie igby goes down. she’s a dancer who doesn’t dance and her friend is a painter who
doesn’t paint. it’s kind of a boho version of the island of the lost toys
. und überhaupt: the royal tenenbaums – quasi die mutter aller durchgeknallten intellektuellen komödien. von den ersten takten des beatles klassikers hey jude an wusste ich, dass das einer dieser filme ist, die genau mein ding sind. ich konnte mich entspannt im kinosessel zurücklehnen und das kommende genießen.

obwohl ich germanistik studiert habe – mit schwerpunkt auf neuerer deutsche literaturwissenschaft – fällt es mir viel schwerer, romane zu finden, die mich so befriedigen können wie ein guter film. in die ich mich richtig fallen lassen und mich in einen rausch lesen kann. derzeit versuche ich es mit james salters roman lichtjahre. mehr dazu bald. und auch mehr zu einem dieser filme, von denen ich vorher wusste, dass ich sie mögen würde: the prestige.

a couple of moments

dann also wien neu erleben. und für gemeinsame erinnerungen sorgen:

schüler verwirren, beim abstieg vom stephansdom.

an exotischen pflanzen schnuppern im palmenhaus.

eine der "elegantesten parkanlagen europas" im noch christo-mäßig verhüllten zustand durchstreifen.

promispotting in der naglergasse – wiener dürfen raten, wen wir gesehen haben.

visite bei meinem ehemaligen arbeitgeber.

nickerchen in der sonne des burggartens.

das goldene wienerherz entdecken – aber es gab immerhin keine handgemenge.

die wiener formulierungskunst diskutieren.

eis erbeuten beim tichy, an einem favoritner samstagabend. 

die stadt von oben herab betrachten, beim vistapoint kahlenberg.

reden. lachen.

i wish you most happiness – good friends are hard to find

(ed harcourt)

silence in awe

meine freundin a. hat diese gewisse furcht vor dem ersten persönlichen treffen – wenn man jemand virtuell schon sehr lange und sehr gut kennt – dieses gefühl der übermacht der neuen situation gegenüber also, einmal sehr passend als silence in awe-phänomen bezeichnet.

ich glaube ja, dass es mir generell leichter fällt, mich schreibend auszudrücken. beim reden finde ich oft nicht die passenden worte. ich drücke mich manchmal zu plump aus, zu ungenau. wie ein elefant im porzellanladen, so scheint es mir jedenfalls. beim sprechen muss man oft vereinfachen. und damit banalisieren. man kann nicht lange über die wörter nachdenken, die man wählt, nicht jeden satz abklopfen.

ich schätze mich selbst als redner nicht besonders, insofern war ich durchaus anfällig für das im ersten absatz beschriebene phänomen. aber das risiko war es mir wert. und auf wundersame weise kam es gar nicht dazu. die gemeinsame wellenlänge und die freude darüber, sich einmal face to face to sehen, behielt die oberhand.

womit habe ich das verdient

so, weiter mit der almodovar filmbox, diesmal haben wir womit habe ich das verdient? gesehen. 

in österreich ist es so, dass thomas bernhard spätestens seit heldenplatz als nestbeschmutzer nummer eins gilt. heldenplatz war schon vor der uraufführung ein skandal, der begriff rollenprosa tauchte in der ganzen hysterie interessanterweise nie auf, obwohl er durchaus hilfreich gewesen wäre. stattdessen wurde nur darauf herumgeritten, dass es in dem stück heißt, österreich, das seien "sechseinhalb millionen debile und tobsüchtige" und über wien: "in dieser stadt müsste ein sehender ja tagtäglich rund um die uhr amok laufen." eigentlich ist bernhard auch ein witziger autor, wird in österreich aber selten als solcher rezipiert. 

nach genuss von womit habe ich das verdient, frage ich mich, ob pedro almodovar in spanien auch so umstritten ist. das bild, dass er von seinen landsleuten zeichnet, ist nicht besonders sympathisch: seine figuren sind gerade in diesem film sehr harte, brutale, gnadenlose persönlichkeiten, die sich im bestenfall gegenseitig ignorieren, meistens aber sich ihre abscheu ganz offen zeigen. männer schlagen ihre frauen, frauen züchtigen ihre kinder, kinder verwahrlosen, polizisten dilettieren durch die szenerie… der ganze film ist grau und deprimierend, aber auch auf groteske art witzig.

es geht um das leben der hausfrau gloria (carmen maura), deren mann eine deutsche sängerin liebt und sie, gloria, nur zum hemdenbügeln und zur schnellen sexuellen befriedigung braucht. ihre söhne sind drogensüchtig und prostituieren sich. die verschrobene großmutter, die bei ihnen wohnt, hält sich einen leguan und bringt zusätzliches chaos in den alltag. kulisse: madrider wohnsilos. furchtbar anzusehen. aber der film ist auch voller kuriositäten. etwa als die großmutter mit ihrem enkel literatur-hausaufgaben macht. es geht darum, realistische und romantische autoren zu unterscheiden. selbstsicher diktiert sie: ibsen – romantisch. byron – realistisch. goethe – realistisch. balzac – romantisch. um dann zu bemerken: "das ist doch gar nicht schwer!".

inmitten der tristesse gibt es aber immer wieder kleine augenblicke von menschlichkeit und emotionalität. auch wenn diese gut versteckt sind.