almis personal blog

LD Nummer fünf (glaub ich)

Ich hab auf Instagram gelesen, dass jemand seit heute mehr Lockdowns erlebt hat als Beziehungen. Na ja auf dem Stand war ich schon Ende des letztes Jahres harhar #bewegtevergangenheit #not

Die Schule probiert gerade das Schrödingers Kind. Das Kind soll also gleichzeitig in der Schule wie auch zuhause sein. Wer das für eine maßlose Übertreibung empfindet, hat die Pressekonferenz unseres Bildungsministers nicht gesehen, an dessen Ende der Teenie mich gefragt hat: “Also ist jetzt Schule oder nicht?”, was ich im Brustton der Überzeugung mit: “Ich habe absolut keine Ahung” beantworten konnte. Schularbeiten und Tests soll es, laut Fassmann, nicht geben. Mein Kind hat morgen einen Test, und kommende Woche auch, äh okaaay.

Ich selbst habe ein ziemliches großes Projekt, das ungefähr bis Februar laufen wird und zwei kleinere “nebenbei”, also beschäftigt werde ich ganz gut sein, in den nächsten Wochen und Monaten, das ist immerhin anders als speziell im Lockdown Nr. 1, als ich fast zu putzen anfangen musste, weil alle Projekte abgesagt wurde. Hab mich dann aber doch fürs Backen entschieden.

The Affair Finale

Ich stand der Serie The Affair ja recht ambivalent gegenüber – alle fünf Staffeln lang.

SPOILERALERT!!!

Bei Staffel drei wollte ich sogar aufhören, weil die Serie in eine Richtung abbog, die ich gar nicht mochte. Zuviel Katastrophen, Drogenkonsum, Halluzinationen. Ich hab aber dann doch weitergeschaut und die vierte Staffel war dann tatsächlich die beste. Die fünfte war auch nicht schlecht. Und am allerbesten war das Finale.

Serienfinali sind ja immer eine große Sache. Wenn sie gut sind, können sie so beeindrucken, dass sie einem noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich habs eh schon öfter erzählt, aber ich kann Finale von Six Feet Under, also die letzten sieben, acht Minuten, auch heute noch nicht anschauen, ohne dass mir dabei die Tränen über die Wangen laufen. Das passierte mir bei The Affair jetzt nicht in diesem Ausmaß, aber es ist schon auch sehr rührend. Dazu haben sich die Serienmacher auch etwas lustiges ausgedacht – einen Flashmob für eine Hochzeit, mit einigen der ProtagonistInnen der Serie.

Noah erklärt bei der Probe: “Zeichnet eine Pizza in die Luft! Fahrt auf dem Traktor! Ja und jetzt tretet den Welpen, tretet den Welpen.” Haha, das erinnert mich so an die Zeit, als ich noch Jazzdance gemacht habe, da hatten wir auch solche Umschreibungen als quasi Handlungsanweisungen, gell Irene?

Und Noah dann weiter – und da musste ich wirklich lachen: “Eure Schwester wünscht sich einen Flashdance für die Hochzeit”. Stacey: “Flashmob.” Noah: “Flashmob“. An der Szene kann man erkennen 1) wann das Ganze ungefähr gedreht wurde 2) Wie alt Noah ungefähr ist, 3) Wie alt Stacey ungefähr ist

Die ganze Szene ist so witzig und mitreißend, ich krieg immer gute Laune, wenn ich Leuten beim Tanzen zusehe. Und dann später sieht man den fertigen Flashmob bei der Hochzeit aufgeführt, alle chic gekleidet und voller Energie. Und dazu noch einen ganz tollen Song, Half of the Moon, mit wunderschönen Lyrics. Das sind zwei wirklich, wirklich gute Szenen. Allein dafür hat sich die Serie schon gelohnt.

November, ganz generell

Viele Menschen mögen den November so als Monat gar nicht. Und derzeit ist der November auch besonders “novembrig”.

Es ist grau, es ist düster, es niesel-regnet, es ist feucht und unwirtlich. Es gibt nix besonders in diesem Monat, der (oft) goldene Oktober-Herbst ist vorbei, Weihnachten noch zu weit weg und jetzt mit Halb Lockdown und so weiter ist die Stimmung sowieso allgemein eher gedrückt.

Aber ich hab den November nach wie vor gern. Einmal am Tag mache ich eine große Runde draußen, wo ich zum entfernesten Supermarkt einkaufen gehen, übers Donaufeld, da bin ich eine gute Stunde unterwegs, meistens gleich in der Früh. Dann arbeite ich, beschäftige mich mit Schulzeugs (bin nicht direkt böse, dass diese Woche Geschichte auf dem Programm steht und nicht Mathe…), am frühen Abend lese ich oder schreibe oder schaue eine Serie. Danach arbeite ich nochmal bis relativ spät am Abend. Ich habe gerade einen so großen Arbeitsauftrag bekommen, dass ich alleine damit bis mindestens Jänner gut beschäftigt bin. Im Bett höre ich meinen Lieblingspodcast bis ich einschlafe.

Tja mehr mache ich derzeit nicht, außer am Wochenende jemand treffen und jemanden im Arm halten und im Arm gehalten werden und dann stundenlang frühstücken und Kaffeeee trinken, wie jemand sagt, Kaffeeee genauso lange gesprochen, wie man ihn trinkt und miteinander redet und Kipferl isst und Lachs und Ei und sich geborgen fühlt, in diesem grauen November.

Mir wurde schon gesagt, dass ich genügsam bin, aber das find ich gar nicht. Ich hab alles was ich brauche.

Novemberwerktage

Ich schaue jetzt The Affair auf Prime, Jahre zu spät natürlich. Und so ganz weiß ich auch jetzt nicht, was ich davon halten soll. Wie immer hat mich das Thema interessiert – zwei verheiratete Menschen beginnen eine – Nomen est Omen – Affäre miteinander, aber tatsächlich ist The Affair wohl am ehesten eine Adult-soapopera, die sich als psychologische Betrachtung tarnt, mit Perspektivenwechsel und Zeitsprüngen ist sie schon recht sophisticated, dazu eine Sexzene so alle zehn Minuten, aber nicht nur ein bisschen knutschen, sondern schon so richtig. Sonst gehts leider ein bisschen in die Desparte Houswives Richtung, was die Plot Logik und die Kumulation an Katastrophen betrifft, das mag ich ja nicht so gerne, und wirklich sympathisch ist mir auch keine einzige der Hauptfiguren, aber na ja, es ist November, die Abende sind lang.

Die Tage sind leider nicht lange genug, für die lauernde Mathematik Schularbeit. Heute habe ich meinen (eigentlich) Arbeitstag dazu verwendet, um alles über Bruchterme zu erfahren, was ich eigentlich nie wissen wollte. Und alles verstehe ich immer noch nicht, trotz großräumiger Google Recherchen, Lektüre diverser Mathematik-Bücher und Konsulation kundigeren Menschen. Ich kann mich wieder erinnern, was ich an Mathe immer so gehasst wenig gemocht habe, dieses Gefühl auf Zahlen zu schauen und nicht die leiseste Ahnung davon zu haben, was ich mit diesen Zahlen anstellen soll. Dieses watteweiche Gefühl im Kopf, dass mir alles entgleitet, was ich jemals davon gewusst habe. Und das soll ich dann noch einem anderen Menschen erklären? Gottseidank ist dieser andere Mensch etwas schneller von Begriff als ich.

Novembersonntag

Was macht man im November und diese Zeit? Genau, man geht Gansl-Essen. Da waren wir heute zu viert, drei Männer und ich, in Weibels Wirtshaus.

Es war sehr gut. Danach sind wir durch die Innenstadt gebummelt, in Gässchen und Ecken, die ich noch niemals gesehen habe. Aber wie sagt der Salzburger da immer? Du bist ja von hier, das ist ganz normal.

Zum Abschluss waren wir dann noch zu dritt im Cafe Weimar, da hat ein wunderbarer Klavierspieler gespielt, unter anderem Songs von Eric Clapton, Queen und Guns and Roses, es war sehr stimmungsvoll. Ich war irgendwie ein bisschen durch den Wind und die Musik dazu und dann diese Gefühle zwischen es ist alles grad wunderschön, aber das Leben ist auch kompliziert, dass ich fast weinen musste und A. daraufhin: “Bei uns kannst du doch auch weinen!” Das hilft auch nicht gerade, wenn man gerade nicht weinen will. Harhar. Aber ein paar Minuten später wars schon wieder lustig. Manchmal ist es gut, wenn man das, was einen belastet, gleich sagt und es nicht mit nachhause nimmt und tagelang daran kiefelt.

Wunderschöner Sonntag!

Adore

Vor einigen Tagen hab ich neben einer eher eintönigen Lektoratsarbeit einen Film schauen wollen. Ich schreib jetzt nicht wo oder wie, sonst muss ich wieder einen Disclaimer setzen, dass ich dafür nicht bezahlt werde, jedenfalls handelte es sich um den Film Adore, auf deutsch: Tage am Strand. Dieser Film war mehr als furchtbar.

Die Hauptrollen spielen Naomi Watts und Robin Wright Penn, also durchaus honorige (und gute) Darstellerinnen. Die Story ist lose an eine Kurzgeschichte von Doris Lessing, immerhin Litertaurnobelpreisträgerin, angelehnt. Es geht um zwei Mütter in den 40er, Lil (Watts) und Roz (Wright), die eng befreundet sind, und beide jeweils einen Sohn, Ian und Tom haben, die Anfang 20 Jahre alt sind. Warum alle Namen hier drei Buchstaben haben weiß ich nicht, es passt aber durchaus zu diesem äh Werk. Ach ja und das ganze spielt in Australien, weshalb es heiß ist und alle permanent in Badekleidung herumlaufen müssen.

Jedenfalls ist es so, dass die beiden Mütter eine sehr enge Freundschaft haben – so eng, dass der Mann von Roz (Lil ist Single) einmal sogar den Verdacht hegt, es sei mehr als das. Tatsächlich aber trägt es sich zu, dass Ian, der Sohn von Lil, Roz seine Liebe gesteht und sie verführt oder wie auch immer man das nennen soll. Tom, der Sohn von Roz, kommt dahinter und verführt seinerseits Lil, die Motivlage ist unklar. Rache, aber warum? Frust, wirklich? Koinzidenz – echt jetzt? Nun ist das ja alles an sich schon ziemlich absurd, um nicht zu sagen an den Haaren herbei gezogen, aber mein Gott, soll sein, dass Zwanzigjährige etwas mit 40 plus Frauen anfangen, die sie seit dem Kleinkindalter kennen. Wenn man allerdings ein so sensibles Thema behandelt, dann muss man alles dafür tun, dass das nicht irgendwie so eine Art kinkiger Softporno wird, es sei denn man will einen kinkigen Softporno drehen. Aber Adore läuft eigentlich unter Arthouse.

Nun sind die Sexszenen schon eher peinlich als sonst was und vermitteln absolut keine Chmie zwischen den ProtagonistInnen, aber diese werden noch locker von den absolut platten und nichtssagenden Dialogen getoppt. Wenn sich Lil und Roz über ihre Affären, oder wie man das auch immer nennen soll, unterhalten, so ist es so als reden sie über den letzten Besuch am Wochenmarkt. Dabei muss es doch lebensverändernd sein, wenn man plötzlich mit dem Sohn seiner besten Freundin schläft und die beste Freundin mit dem eigenen Sohn? Aber mehr als Sätze wie: “Ich will nicht damit aufhören” und “Sie haben sicher schon bald genug von uns” kommen dabei nicht heraus. Man hat das Gefühl, dass Wright und Watts sich selbst insgeheim fragen, was das Ganze eigentlich soll.

Fazit: Ja, es wäre schön, wenn es mehr Filme gäbe, in denen Frauen Mitte, Ende vierzig als Menschen dargestellt werden, die ein erfülltes Sexleben haben. Davon gibt es viel zu wenig. Von mir aus auch mit Männern, die halb so alt sind. Aber dann bitte doch ohne diesen merkwürdige Erzählhaltung, die sich quasi gar nicht für das Innenleben der eigenen ProtagonistInnen interessiert, und dabei halb verschämt/halb voyeuristisch aufgeladen, aber immer komplett sinnleer daherkommt. Eindringliche Warnung.

Nach Halloween

Ich kann Halloween nicht leiden.

Ich war zwar aus, aber das, um einen 55. Geburtstag zu feiern, weil es auch Menschen, gibt, die am 31. einfach nur geboren wurden. Und deshalb war meine Mama hier, damit der Teenie nicht allein schlafen muss (bzw. eher, damit er irgendwann überhaupt schläft….) und sie war so begeistert, dass ungefähr zehn verschiedende Kindergruppen bei ihr geläutet haben, und sie Süßigkeiten austeilen konnte. Leider habe ich das Kinder-Aufkommen krass unterschätzt, so dass sich die Kleinen dann um die coolen Gruselaugen streiten mussten, weil nicht sooviele da waren. Der Teenie ging auch herum und hatte auch eine ziemlich große Ausbeue zu verzeichnen, darunter auch zehn Euro, weil manche Leute kein Süßzeug daheim hatten und dafür die Geldbörse zückten. Sowas gibts übrigens auch mal in einer Friends-Folge. Das Geld hätte er mit seinem Freund teilen sollen, aber er hat dem Freund dann alles überlassen und ich trotzdem gefreut.

Ich kann Halloween nicht leiden.

Ich habe den Abend also bei einem Geburtstagsessen im kleinen Kreis verbracht, für das ich Saftfleisch gekocht habe, dass ich in den Öffis transportiert habe, und wo ich auf dem Weg zum Feierort schon in der U-Bahn neben lauter (Fake)Blut-verschmirten Menschen saß, und solche, die schwarze Augen hatten und Spinnennetze im Haar, und Engelsflügeln am Rücken, ich find das irgendwie wirklich beängstigend. Dann musste ich allerdings lachen, weil mir ein Pädagoge geschildert hat wie er mit seinen Schulkindern Halloween gefeiert hat, nämlich mit Langhaarperücke und Knochenkette und ihnen erzählt hat, dass er jetzt da ist, statt ihrem Betreuer, der läge im Hof im Sarg. Die Kinder fanden das sehr lustig und haben begeistert mitgespielt. Wir haben dann lange gegessen und getratscht und als wir kurz vor Mitternacht heimgefahren sind, waren immer noch blutverschmierte, schwarz gekleidete Menschen in der Straßenbahn, mit dem Unterschied, dass diese jetzt bereits nach Alkohol rochen und herumgröhlten.

Ich kann Halloween nicht leiden.

Aber ich mag es, die ganze Nacht im Arm gehalten zu werden und ich mag die Stimmung am 1. November, wie ich den ganzen November in seiner Tristesse und Unspektakulärheit mag – und damit vermutlich eine Ausnahme bin; der Monat, wo man gefühlt wirklich gar nichts versäumt, wenn man zuhause ist, der Monat, der wirklich absolut nichts zu bieten hat und mir deswegen schon wieder sympathisch ist. Und ich mag es auch, wenn andere begeistert von Halloween sind und mir davon erzählen, sich darüber freuen und feiern und Spaß haben. Solang ich mein Saftfleisch essen kann und damit nix zu tun hab harhar.

Gute Songanfänge, zwei

Auf die Frage nach guten Opening Lyrics wurde auch öfter mal folgendes geantwortet: “It’s nine o’clock on a Saturday. The regular crowd shuffles in. There’s an old man sittin’ next to me, makin’ love to his tonic and gin”. Wobei man sagen muss: Billy Joel ist auch abseits dieser Zeilen einer der besten Songwriter überhaupt, jeder seiner Songs ist eine kleine poetische Geschichte mit ganz viel Atmosphäre, man hat das Gefühl, man wäre direkt dabei gewesen. Oben zitierte Zeilen stammen natürlich von Piano Man.

Die vielleicht beste Single, die überhaupt jemals veröffentlicht wurde, wenn auch eine der skurillsten, weil so lang und soviele Stimmungswechsel, ist wahrscheinlich Bohemian Rhapsody von Queen und beginnt so: “Is this the real life, is this just fantasy?” Die Lyrics zu diesem Song sind ganz schön dramatisch und auch tragisch – siehe auch: “Mama, just killed a man.” Und weiter: Falls ich nicht mehr zurückkomme, macht einfach mit eurem Leben weiter, es ist nichts weiter passiert. Schluck.

Ich persönlich liebe den Anfang von Bjorks in jeder Beziehung eindrucksvollem Song Bachelorette: “I am a fountain of blood in the shape of a girl.” Das erinnert mich an eine Kurzgeschichte, die ich mal geschrieben habe, in der die die Protagonistin sich verliebt und der Mann nur über seine Organe, Blutbahnen und Nervenverbindungen vorgestellt wurde. Irgendwie ist mir das nicht ganz so gut gelungen wie Bjork das in ihrem Song schafft. Harhar.

Sehr gut finde ich auch den Beginn von Common People, der Band Pulp (bezeichnenderweise auf ihrem Album Different Class enthalten), die ich in meinen späten Teenagerjahren wirklich sehr geliebt habe – zu einem großen Teil auch wegen ihrer skurillen Lyrics. Der Anfang hier lautet: “She came from Greece, she had a thirst for knowlegde.” In dem Song geht es übrigens – angeblich, aber falls nicht, ist es gut erfunden – um die Frau des ehemaligen griechischen Finanzsministers Gianis Varoufakis, die damals am St. Martins College studiert hat und stinkreich war und endlich mal sehen wollte, wie “gewöhnliche Leute” so leben. Und – so singt es zumindest Jarvis Cocker – zu ihm sagte: “I want to sleep with common people. I want to sleep with common people like you.”