almis personal blog

i am a camera

gestern cabaret im volkstheater. hat seine guten kritiken zurecht erhalten.

der plot beruht unter anderem auf erzählungen von christopher isherwood. als ich das im programmheft gelesen habe, fiel mir meine allererste proseminararbeit auf der uni wieder ein, in meinem nebenfach publizistik. wir sollten den aufsatz die fotometapher in der reportagediskussion lesen – verfasst von einem der professoren des institutes – und nach bestimmten gesichtspunkten analysieren. das hatte insofern mit isherwood zu tun, als der schrieb: "i am a camera with its shutter wide open, quite passive, only recording not thinking". dieser satz war die einleitung für den aufsatz und darauf baute der autor seine ausführungen.

ich las den aufsatz also das erste mal bei tee und kuchen. ok, so funktionierte das nicht. ich zog mich in mein zimmer zurück und las ihn zum zweiten mal. wieder nichts. also dann in der bibliothek ein drittes mal. hm. ich konnte machen was ich wollte, ich verstand den punkt nicht. ich wusste nicht worauf der autor hinaus wollte und konnte keinen gesamtzusammenhang herstellen. ich geriet zunehmend in panik: war es nicht furchtbar peinlich, schon an der ersten aufgabe zu scheitern? würde ich mir bald schon ein neues nebenfach suchen müssen? irgendwann nach sechs oder siebenmal lesen hatte ich den aufsatz geknackt. keine ahnung wieso, aber plötzlich erschien es ganz einfach. im prinzip ging es um die frage, ob ein journalist ein unbeteiligter zuschauer sein kann und soll, oder ob er einfach immer subjektiv bleiben wird, ob er will oder nicht. ja, eigentlich nicht besonders kompliziert. aber der begriff "fotometapher" im zusammenhang mit "reportagediskussion" hatte mich scheinbar nachhaltig verstört.

später im studium belegte ich so gut wie alle seminare bei erwähntem autor und professor. nicht nur, dass er "seine" studenten auch außerhalb des hörsaals erkannte (und das war nicht leicht, da wir pro lehrveranstaltung selten weniger als hundert menschen waren), war seine art vorzutragen nicht nur ausgesprochen interessant und praxisbezogen, sondern darüberhinaus auch extrem pointiert. so wurden pflichtlehrveranstaltungen zu einem echten ereignis.

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