am freitag also endlich avatar gesehen.
den hype kann man wie gesagt in allen medien verfolgen, der film wird mit unzähligen superlativen beschrieben. doch so wirklich als film kann man avatar gar nicht bezeichnen: es ist eventkino ja. die bilder haben videospielcharakter. es ist ein happening, sich schwarze brille aufzusetzen und zu kichern, zu raunen oder zu motzen, weil man alles anfangs verschwommen sieht. ein cineastischer leckerbissen ist avatar formal nur bedingt und inhaltlich überhaupt nicht. man kann sich nicht schlecht unterhalten – die relevanz für das kino im jahr 2010 ist aber fraglich.
james cameron hat erfahrung mit blockbustern dieser größenordnung. sein titanic wurde 1998 mit 11 oscars ausgezeichnet. auch damals waren es vor allem die technischen finessen, die akribische genauigkeit, mit der cameron seine geschichte erzählt und mit denen er immens erfolgreich wurde. doch wenn man es nüchtern betrachtet ist titanic nicht unbedingt vorteilhaft gealtert. 12 jahre danach wird er nur noch in taschentuchwerbungen zitiert. was technisch damals das non plus ultra darstellte, wirkt heute fast altbacken, der aufgebotene bombast maßlos übertrieben. ein ähnliches schicksal scheint avatar vorgezeichnet. ein kammerspiel bleibt auch 30 jahre danach ein kammerspiel. ein film am letzten stand der technik ist vielleicht schon im nächsten sommer überholt. was noch nicht so schlimm wäre, wäre da ein kraftvoller plot.
doch auch plot-technisch überzeugt mich avatar kaum. man wird den eindruck nicht los, dass cameron sich auf die suche nach einer möglichst simplen story gemacht hat, die nur den sinn und zweck erfüllt, die 3d effekte möglichst oft zur geltung kommen zu lassen. herr der ringe (hallo fussfetischisten) meets star wars meets crocodile dundee, quasi. der plot lässt sich in einem satz zusammenfassen und nutzt seine chancen nicht, eine einfache geschichte mit charme, witz und netten details zu erzählen. trotzdem ertappe ich mich – völlig überraschend – dabei, irgendwann am ende von teil eins ergriffen zu sein. daran hätte man anknüpfen können. doch wie bei titanic gerät teil zwei reichlich platt, wenn gleich hier niemand auf einer eisscholle davonschwimmt.
die schauspielerischen leistungen sind solide. sigourney weaver trägt einmal mehr cargo-hosen und ist wissenschafterin. giovanni ribisi (der immer mal wieder in nebenrollen auftaucht, in friends, lost in translation oder public enemies) schafft es sogar seine figur sehr differenziert und ambivalent anzulegen. dennoch lautet das fazit: relativ kurzweilige unterhaltung, ein hoher "communityfaktor", dem man sich nicht ganz entziehen kann, doch da wäre wesentlich mehr drinnen gewesen – vor allem was die hohe kunst des story-tellings betrifft. mal sehen, ob james cameron die oscar jury überzeugen kann.