bevor man einen film sieht, steht man ihm normalerweise mit einer gewissen erwartungshaltung gegenüber, die ja meist auch motivation ist, ins kino zu gehen. die erwartung wird dann entweder bestätigt oder enttäuscht und, je nachdem, mag man den film dann oder auch nicht. bei juno ist mir etwas interessantes passiert: meine erwartung hat sich nicht erfüllt – der film hat mich aber beeindruckt und zwar mehr (wenn auch auf andere weise) als ich vorher dachte.
kurz zum plot: die sechszehnjährige juno macguff (ellen page) entdeckt, dass sie schwanger ist. der vater ist ihr schulfreund bleeker, mit dem sie ein paar wochen zuvor ihr erstes mal hatte, mit dem sie aber nicht zusammen ist. nachdem sie kurz an abtreibung denkt, entscheidet sie sich schließlich dafür, das kind auszutragen und nach der geburt zur adoption frei zu geben. zu diesem zweck macht sie sich auf die suche nach geeigneten eltern und findet diese alsbald in einem gutsituierten paar (jennifer garner und jason bateman) in seinen dreißigern. nun muss juno eigentlich nur noch das baby bekommen…
juno startet meines erarchtens relativ schwach. ok, ich mag außergewöhnlich zurückhaltend und introvertiert sein, aber ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen, dass man als halbwüchsige seinen schwangerschaftstest im lokalen drugstore macht und das ergebnis dann gleich mit dem verkäufer dort bespricht. auch wenn man diesen kennt. ja, juno mag abgerüht und altklug sein, aber die gespräche mit ihrer besten freundin und ihr besuch in der abtreibungsklinik, das personal dort – das hat fast ein bisschen was von oberflächlicher klamotte. ein voyeuristisches portrait aus dem blickwinkel einer bobo-bloggerin verfasst.
mit fortschreiten der handlung (und der schwangerschaft) ändert sich der charakter des films allerdings zu seinem besten. also ja, juno ist natürlich auch diese kleine, skurille indie-komödie, mit flapsigen sprüchen zum thema schwanger-werden und sein, jugend, sex, musik und kleinstadtleben. aber seine beste momente hat juno dann, wenn juno nicht "typisch" ist. wenn die witze und die coolness beseite gelassen werden, und diablo cody sich intensiv mit dem charakter und der entwicklung ihrer protagonisten beschäftigt. juno geht mehr zu herzen als ich es für möglich gehalten hätte und beschäftigt nachhaltig.
juno ist eine weitere überzeugende arbeit von regiseeur jason reitman, der dafür bekannt ist, unspektakuläre stoffe auf innovative art und weise zu verfilmen (siehe: thank you for smoking oder up in the air) und unvorhersehbare finali zu produzieren. der film ist bis in die nebenrollen mit guten "typen" besetzt – etwa michael cera als bleeker oder j.k.simmons als junos vater. diablo cody hat für das drehbuch den oscar erhalten, der film war für mehrere academy awards und golden globes nominiert.