almis personal blog

frühstück versus dinner

gestern beim für-urlaub-bügeln das "skandalöse" frühstück bei mir– interview mit ben becker gehört. 

becker maßregelte stöckl für ihre doofen fragen und nannte sie auch mal persönlich "blöd". es gab zwei oder drei momente in dem gespräch da hätte ich – wäre ich die moderatorin gewesen – einfach abgebrochen. und ich bin wirklich ein friedfertiger mensch. dazu kommt, dass die pöbelei ja nicht mal im rahmen eines künstler zwischen genie und wahnsinn- moments stattgefunden hat: so wie das bei paulus manker wohl manchmal passiert. der mann ist ein flegel, gibt aber viel brilliantes von sich. das becker-interview war in wahrheit ein einziger uninspirierter und in sich auch widersprüchlicher ben becker monolog. am anfang des gespräch sagte er etwa, dass er keine angst mehr vor dem tod habe, seit seiner nahtod erfahrung (durch eine heroin überdosis im august 2007, über die er eigentlich nicht spricht), am ende im wordrap beantwortet er die frage "wovor haben sie angst?" mit: "vor dem tod". ähm, ok. lustigerweise habe ich becker mal in der doch eher konservativen orf-illustrierten winterzeit gesehen, wo er total freundlich, zahm und auch sympathisch rüberkam. 

nach dem bügeln dann erstmals auf einen tipp hin, durch die nacht mit… auf dem zdf theaterkanal gesehen.

tolles konzept, zwei berühmte menschen, die sich nicht kennen, treffen sich und verbringen die nacht gemeinsam in einer stadt, gehen aus, essen, trinken, reden, bewältigen situationen gemeinsam. sehr spannend. in der folge gestern trafen sich diablo cody (ex-stripperin, drehbuchoscar für juno, erstaunlich zurückhaltend, sehr sympatisch) und zoe bell (stunddouble für u.a. uma thurman in kill bill und darstellerin in tarantinos death proof, sehr outgoing, sehr laut, aber auch nett). die beiden waren dvds kaufen und japanisch essen und strech-limo fahren und fast hätten sie tarantino auch noch eingeladen, doch der war nicht zuhause, als sie die hills in los angeles entlangfuhren. unbedingte empfehlung! viele interessante paarungen – nächste woche zum beispiel josef hader und daniel kehlman. die skurillste paarung? vielleicht fritz wepper und liza minelli. harhar.

fazit: statt gemeinsamem frühstück lieber abendessen!

everyman

den jedermann mit ofczarek und minichmayr gesehen. und zwar häppchenweise, an drei abenden.

ofczarek ist brilliant, er schafft es, die doch eher mühsame sprache des stückes mit frische und lebendigkeit zu erfüllen, als würde man ein gespräch draußen auf der straße belauschen. das bewundere ich bei theaterschauspielern, weil es extrem schwer ist. meiner ansicht nach ist es auch kein nachteil, dass er ein sehr junger jedermann ist. wenn junge menschen sterben, ist das besonders tragisch. es bringt einen neuen blickwinkel in das stück. die kritiken waren auch allesamt ziemlich positiv, zum beispiel im kurier.

bei meiner diplomprüfung war der jedermann übrigens ein stolperstein. mir fiel das bekannteste hofmannsthal-werk nicht ein, black out. bis sich der sehr freundliche – und vorher und nachher völlig stille – vorsitzende zu wort meldete: "salzburg", sagte er nur. da fiel der groschen, danke.

alicia und aerosmith, zwei

3. crazy

im dritten silverstone-video gesellt sich steven tyler tochter liv zu alicia und die beiden machen einen drauf. sie schnappen sich einen ford mustang und besorgen in einem tankstellen shop eine menge unnützes zeig wie billig-sonnenbrillen und bunte windräder. zum dank bekommt der verkäufer ein paar nacktfotos aus dem automaten. später dann nimmt liv an einem gogo-tanz wettbewerb teilt und gewinnt den ersten platz. nach einer wilden nacht (was genau passiert, wird ausgeblendet, es gibt aber vorher schon jede menge sexuelle anspielungen zwischen beiden, inklusive crossdressing und kissenschlacht) verführen sie einen farmer, mit ihnen nackt (also er) im see zu baden, haben anschließend aber doch erbarmen und bringen ihn zurück zu seinem traktor. obwohl er unbekleidet ist, machen sie sich eher lustig über ihn (was wieder dafür spricht, dass sie nicht auf männerfang sind) – "that kinda lovin’, turns a man to a slave, sends a man right to his grave…" . der traktor hat inzwischen führerlos das wort "crazy" ins feld geackert. harhar.

waren das wunderbare songs, oder hat die band einfach sehr genau den puls der zeit mit den videos getroffen?

meine beste freundin hat sich damals ein bauchnabel-piercing stechen lassen. allen meine freundinnen wollte sich so anziehen wie la silverstone. jeder wollte ins internet. die schule ein paar tage hinter sich lassen und erwachsen wirken. dates haben. es war der sommer 1993, als in wien endlich mtv zu empfangen war. leider saß ich genau diesen sommer vor meinen mathematik büchern, um für die nachprüfung zu lernen (die ich letztendlich versemmelte, weswegen ich ein jahr vor der matura eine ehrenrunde drehen musste, das war vielleicht mist!). und ich verbrachte meine ersten urlaub ohne eltern (dafür mit ihm und freunden) in london (das war vielleicht grandios!)

es gab noch ein paar andere videos, die diesen spirit vermittelten. und ein paar andere videos mit schauspielern. to be continued.

alicia und aerosmith

letztens mit l. über alicia silverstone gemailt und dadurch wieder an ihre drei videos erinnert worden, sie sie 1993 und 1994 für aerosmith gedreht hat. diese videos sind kult und ich möchte sie im folgenden mal genauer unter die lupe nehmen.

1. crying

eine junge frau erwischt ihren freund beim fremdknutschen und was folgt ist sowas wie the emancipation of alicia. sie tauscht ihr sommerkleid gegen jeans, sie streckt einen taschendieb nieder, sie lässt sich ein nabel-piercing stechen (und sieht ihren bauch nachher an, als hätte man ihr gerade ein neugeborenes daraufgelegt) und springt letztendlich von einer brücke, obwohl ihr freund flehentlich mit heerscharen von polizeiautos im rücken bittet, es nicht zu tun. gottseidank hat sie an das bungy seil gedacht. und an den anschließenden stinkefinger. ein hübsches video, das elemente einer bravo-fotolovestory mit good girls go to heaven, bad girls go everywhere charme  ("i was cryin’ when I met you now I’m tryin’ to forget you")
verbindet.

2. amazing

so stellen aerosmith sich an der schwelle zum www-zeitalter das leben im cyberspace vor. bzw. die virtuelle paarung. ein junger mann sitzt am pc und steigt in eine art interaktives pc-spiel ein. er legt hand an sich (bzw. sein virtuelles ich) und modelliert sich anschließend seine traumfrau (silverstone natürlich), was ein bisschen etwas von adam und eva hat. die beiden fahren einen heißen ofen und als sie eine pause einlegen, um rumzumachen, schüttet der reale protagonist einen softtrink über die tastatur, was eine vorzeitige ejakulation seines virtuellen konterparts zur folge hat (übrigens während der bridge des songs). blöd gelaufen, aber herrlich selbstironisch. danach klappts aber doch noch (während des fahrens, don’t try this at home) und anschließend entern die beiden ein altmodisches doppeldecker flugzeug (dafür braucht es den cyberspace…).dazu brachial-lyrics, die aber doch irgendwie poesie haben: "i kept the right ones out and let the wrong ones in".

hermann zur loveparade

wenn ein tragisches unglück passiert wie das bei der gestrigen loveparade in duisburg, dann sollte man sich erstmal zurücklehnen und durchatmen, versuchen das ganze zu fassen. 

wenn man in den medien steht und unbedingt eine analyse dazu abgeben will, dann sollte man sich das zwei, drei oder noch besser viermal überlegen. und falls man sich dazu entschließt, seine worte mit bedacht wählen. diffenziert schreiben. nach keinen allzu einfachen, eindimensionalen lösungen suchen. reflektieren. und nochmal reflektieren.

wie man es auf gar keinen fall machen sollte, demonstriert einmal mehr eva hermann. katastrophe!

inception

nächste woche kommt inception in die kinos. ein film, auf dem man sich aus mehreren gründen freuen kann:

1. bewertung 9,3 in der imdb und derzeit platz drei in den top 250 von den usern gewählten filmen. 

2. interessanter plot (charlie kaufman-esk, mit größerem budget und mehr special effects)

3. regisseur christopher nolan, dem wir quallitativ hochwertige blockbuster wie the dark knight ebenso verdanken wie den schrullig-genialen head-scratcher memento und die hochglanz zauberkunst-story the prestige.

hype ich hör dir trapsen, aber das sollte man mal beseite lassen. nolans arbeiten verdienten es bisher immer, gesehen zu werden. auch ohne medienzirkus. ich jedenfalls muss ihn sehen.

crazy heart

jeff bridges alias bad blake singt: "funny how fallin’ feels like flyin’
– for a little while". und für diese momente lebt bad.

vorsicht kleinere spoiler möglich! 

früher – vor langer zeit – ist bad tatsächlich geflogen. er machte karriere als countrysänger; er hatte viele frauen, mit vieren davon war er verheiratet; er hatte eine familie, einen sohn, den er zuletzt gesehen hat, als dieser vier jahre alt war. davon erzählt crazy heart nicht. er berichtet weder davon, wie bad derjenige wurde, der er vor dreißig jahren war, noch wie er wurde was er jetzt ist. crazy heart ist das porträt eines endfünfzigers dessen beste jahre lange zurückliegen und der nun alleine, visionslos und alkoholkrank durch kleine bars tingelt – ohne zu analysieren oder zu urteilen.

bads karthasis beginnt durch die bekanntschaft und in weiterer folge liebe zur journalistin jean (maggie gyllenhaal) und durch deren vierjährigen sohn buddy. jean sagt: "ich könnte ohne buddy nicht leben" und bad entgegnet: "glaub mir: du kannst." doch tatsächlich stellt er fest, wie sehr er es bereut, seine familie verlassen zu haben und den kontakt zu seinem eigenen kind abgebrochen zu haben. bad will bei buddy versäumtes nachholen und auch seinen verlorenen sohn wiedersehen. doch dieser reagiert abweisend auf einen telefonanruf. bad bereut den anruf daraufhin und sein freund wayne entgegnet: "hold on, you were wrong 25 years ago and you’ve been wrong since but you
called him now you’re not wrong. you’re right and he’s wrong..no, it’s
never too late, it’s never too late."

jeff bridges hat für diese rolle zurecht den oscar als best male actor bekommen, sie wirkt wie für ihn geschaffen. irgendwo habe ich gelesen, dass bridges nie spielt, sondern einfach ist. als bad blake vielleicht mehr denn je. auch die nebenrollen sind mit der indie-ikone maggie gyllenhaal (oscar nominierung) und mit robert duvall (der in tender mercies 1983 einen ähnlichen protagonisten spielte, dafür ebenfalls den oscar erhalten und crazy heart auch produziert hat) stark besetzt. colin farell wirkt auf den ersten blick zwar wie ein kompletter fehlgriff: er spielt bridges’ zögling, einen jungen aufstrebenden countrystar – doch füllt er die rolle erstaunlich gut aus und ist auch bei stimme.

bad singt: "this is no place for the weary heart – pick up your crazy heart and give it one more try." crazy heart ist – trotz ähnlichem plot – kein walk the line für arme geworden. es ist ein kleiner, feiner, unsentimentaler film, der sich themen widmet, die man so nicht vermutet hätte. crazy heart ist ein film, den ich vor einigen jahren noch ganz anders rezipiert hätte. vor der geburt meines sohnes, hätte ich jeans entschluß vielleicht nicht verstanden. jetzt würde ich ganz genauso handeln. neugierig geworden? dann ansehen.