almis personal blog

Es herbstelt

In den letzten Tagen ist es in Wien wieder etwas sommerlich geworden, aber nachdem wir Ende August haben, herbstelt es gleichzeitig auch schon ein bisschen.

Ich mag den Alterweibersommer, sehr sogar, gerade weil er eine melancholische Zeit ist. Dennoch dachte ich, dass es dieses Jahr nicht mehr passieren wird. Ja sogar letzte Woche hab ich aufgeatmet und fest geglaubt, dass es nun aber wirklich vorbei ist. Doch es ist wieder geschehen: dieses Wetter, diese Luft, diese Sonneneinstrahlung – es triggert. Es ist schon sieben Jahre her, und dennoch fängt es wieder an, dieser gefühlte Countdown zur Frühgeburt. Dieses schleichende Gefühl, dass sich alles ändern wird, im Leben, wirklich alles. Nicht nur durch das Kind, sondern durch die Tatsache, wie es in unser Leben gekommen ist. Wie es in sein eigenes Leben gekommen ist. Ich wehre mich dagegen, jetzt sehr dünnhäutig und weinerlich zu werden, aber manchmal fällt mir das gerade ein bisschen schwer. Und das verwundert mich ehrlich, denn es ist ja alles gut. Und abgeschlossen.

Kürzlich hat meine Hebamme Geboren in Bozen gelesen und mir ganz tolles und persönliches Feedback gegeben. Unter anderem meinte sie, dass das Buch wie eine kurze Fortbildung für sie als Hebamme gewesen sein, weil sie auch quasi die andere Seite besser versteht, nämlich die der verzweifelten werdenden Mutter. Dabei war sie wunderbar, schon damals. Aber trotzdem freut es mich zu hören, dass man mein Buch auch auf diese Weise lesen kann, aus ihrer spezifischen Perspektive und vielleicht etwas erfahren, was man noch nicht wusste.

Tiergarten und Wackelzahn

Wir haben die letzte Ferienwoche und diesmal quasi so richtig, da ja am Montag die Schule beginnt. Da haben uns Adrian, Oma und ich mal einen schönen Tag im Tiergarten Schönbrunn gemacht.

Schon die Fahrt mit der S-Bahn gestaltete sich spannend. Beim Verzehr einer Leberkässemmel hatte Adrian nämlich plötzlich einen, bzw. den ersten, Wackelzahn. Ok, er saß wahrscheinlich schon vorher nicht mehr bombenfest, aber die Semmel gab wohl den Ausschlag, dass Adrian das auch so richtig merkte. Es war natürlich DIE Sensation und fortan wurde an dem Zahn gewackelt.

Bei den Giraffen, den Zebras, bei den Elefanten, den Pinguinen, Seelöwen, den Affen und im Regenwaldhaus. Dann wars schon bald eins und wir wollten Mittagessen. Was gar nicht mal so leicht war, da jedes Lokal innerhalb des Tiergartens heillos überfüllt (tolles Wetter eben, endlich mal). Wir bestellten und es hieß, das Essen würde eine halbe Stunde dauern. Adrian machte sich Sorgen. Mit dem Wackelzahn – übrigens unten mittig – würde er nichts essen können.

Es kam wie es kommen musste: Adrian nutze die etwas langweilige Warterei und zog sich selbst den Zahn. Es blutete ein wenig, er war unheimlich stolz und konnte dann auch ganz normal sein Würstel essen.

Nach dem Essen gings auf den Spielplatz, zu den Eisbären (schliefen), Löwen (schliefen) und zu den Krokodilen (waren nicht anwesend). Nach fast sechs Stunden verließen wir den Tiergarten. Oma lud dann noch auf ein Eis ein – die Zahnlücke musste auch mit Geschmolzenem konfrontiert werden – und ich weiß jetzt, dass es in Hietzing auch sehr leckeres Eis gibt.

Ein sehr schöner und aufregender Tag fürwahr.

August Osage County

Wenn man sich informiert, bevor man einen Film sieht und sich genau das herauspickt, was es wert zu sein scheint, dann ist die Trefferquote an guten Filmen, die man so übers Jahr weg konsumiert, doch ziemlich hoch. Das letzte Filmjahr war qualitativ sogar ein sehr gutes, vielleicht überdurchschnittlich gutes, allerdings fehlte mir persönlich ein echter Wow-Film. Fast alles, was ich sah, war wie oben beschrieben, sehenswert, aber ein Film, bei dem man sich denkt, dass er für einen selbst gemacht wurde, das fehlte noch.

Bis letzte Woche. Da sah ich August Osage County und das war wohl mein Film des letzten Oscar-Jahres (noch vor 12 years a slave, vor Philomena, Blue Jasmine, Nebraska und weit vor American Hustle und Wolf of Wall Street).

August Osage County ist ein Film darüber, wie Familie funktioniert. Und wie sie nicht funktioniert. Diese Familie wird von der Mutter (Meryl Streep) dominiert, daran gibt es gar keinen Zweifel. Wohlwollend könnte man sagen, dass sie scharfzüngig wäre, man könnte es aber auch bösartig nennen. Violet schont weder ihre Kinder, noch ihren Mann, dessen Verschwinden ein Familientreffen provoziert. Ja, provoziert ist in diesem Zusammenhang das passende Verb. Denn ohne Grund trifft man sich nicht.

Und dann sind sie zusammen, Violet und ihre Töchter Barbara (Julia Roberts), Ivy (Julianne Nicholson) und Karen (Juliette Lewis) . Mitsamt dem Anhang. Und dem Bruder ihres Mannes plus dessen Anhang. Die Männer bleiben eher unauffällig (Chris Cooper in einer für ihn sehr untypischen Rolle, sympathisch!). Die Frauen sind es, die hier um die Meinungshoheit kämpfen. Und wie Streep und Roberts das tun, ist besonders sehenswert. Beide agieren höchst charismatisch, beide sind enorm komplexe Charaktere, beide wollen die Schlacht gewinnen. Sind Aussagen, die voller Gehässigkeit getroffen werden, nicht letztendlich manchmal doch wahrer als solche, die die Welt schönreden? Eine der vielen Fragen, die im Film aufgeworfen wird.

August Osage County ist ein Kammerspiel, eigentlich eine Adaption eines Theaterstücks. Dass man das kaum merkt, ist ein großes Verdienst des Regisseurs. Denn man kann sich die Handlung ohne die weiten der Osage Plains kaum vorstellen. Und man schwitzt fast selbst, wenn man den Film sieht – was im heurigen Sommer durchaus eine Leistung ist.

Hier der gelungene Trailer:

Nebraska

Am Beginn von Nebraska denkt man an Jim Jarmusch. Die endlosen, trostlosen Straßen in schwarz/weiß gefilmt, erinnern u.a. an Stranger than Paradise. Der Plot wiederum hat etwas von David Lynchs’ wahrscheinlich unverschachtelstem Film The Straight Story (Nomen est Omen).

Auch in Nebraska begegnen wir einem alten, starrsinnigen Mann (Bruce Dern), der es sich in den Kopf gesetzt hat, eine Reise in einen anderen Bundesstaat zu unternehmen. Während es bei Alvin Straight darum geht, einen alten Konflikt zu begraben, bildet sich Woody Grant ein, dass er eine Million Dollar gewonnen hat, und deshalb schleunigst nach Lincoln, Nebraska muss.

Natürlich weiß sowohl seine Frau (herrlich bärbeißig June Squibb), als auch sein Sohn David (Willl Forte), dass er einem Markteingschwindel aufgesessen ist. Aber David will die Gelegenheit ergreifen, seinem Vater näher zu kommen und bietet sich daher dennoch an, ihn zu fahren. Obwohl er sich also nicht mit einem kleinen Rasenmäher-Traktor fortbewegen muss, wie Alvin Straight, es also etwas problemloser verlaufen könnte, hat David alle Hände voll zu tun, den Senior unter Kontrolle zu behalten.

Nebraska_Poster

Kennt man Alexander Payne, so kennt man die Themen seiner Filme (Sideways, The Descendants, About Schmidt). Meistens geht es um Einsamkeit, lakonische Helden, Außenseiter, Geschichten, die mit einer gewissen Tragik verbunden sind. Aber im Gegensatz zu anderen Filmemacher, fehlt bei Payne die Schwere, die diese Stoffe auch vermitteln könnten. Paynes Filme sind auf ganz eigenwillige Art und Weise immer auch witzig und lebensbejahend, ohne deshalb die angesprochenen Probleme zu verniedlichen oder herunterzuspielen.

In Nebraska begegnet man vielen “Originalen”, die manchmal an Toni Spiras Sendereihe Alltagsgeschichten erinnern. Allerdings werden sie von Payne nicht der Lächerlichkeit preisgegeben und das rechne ich ihm hoch an, denn das würde seiner Geschichte einen bitteren Beigeschmack verleihen. Er schafft es, die richtige Balance zu halten und nicht Skurilles um der Skurillitäts Willen zu zeigen.

Nebraska ist gleichermaßen Road-Movie (auch das ist eine von Paynes Spezialitäten) wie eine Familiengeschichte, die seine Hauptfigur wenn schon nicht als Sympathieträger, so zumindest als Mensch porträtiert, den man hinter seiner starrsinnigen und unzugänglichen, oft auch schroffen Fassade doch am Ende auch irgendwie verstehen kann. Ein unaufgeregter und witziger Film, der wieder etwas mehr independent erscheint als Paynes letztes Werk.

The Black Album

VORSICHT KLEINER, NICHT PLOT-TECHNISCHER SPOILER ZU BOYHOOD

In Boyhood schenkt Ethan Hawke seinem zu dem Zeitpunkt schon pubertierendem Sohn Mason eine Compilation mit den Songs, die die Beatles in ihren Solokarrieren veröffentlich haben. Er nennt es, The Black Album. Und er hat lange darüber getüftelt, wie er die Songs arrangieren soll, damit sie quasi einen perfekten Sinn ergeben und über das Leben erzählen.

Er hat Band on the run vor My Sweet Lord gereiht, dahinter Jealous Guy und Photograph. Seine Erklärung dazu:

“Paul gives you the Dixie to party, George talks about God, John about love and pain and Ringo says enjoy it, while you have it.”

Treffend.

Ferien daheim

Ein paar Urlaubstage daheim sind schön.

Wir haben die Erd-Schaufel-Arbeiten im Garten beendet (ordentlicher Muskelkater am Dienstag), neuer Rasen kommt bald, und waren des öfteren in einem schwedischen Möbelhaus, um unsere Wohnung endlich vollständig zu bestücken und aufzurüsten (neue Lampen, Bettzeug, Kommoden), andere lang aufgeschobene Erledigungen wurden getätigt, weitere Schulsachen gekauft, Schultüte bestellt…

20140813_115753

Die Nachbarstochter hat einen Hund bekommen und der ist natürlich sehr spannend für die über zwanzig Kinder des Hauses. Ich bewundere eine knapp 13 jährige für die Verantwortung, die sie sehr souverän übernimmt (er muss nachts noch dreimal raus) und der Hund scheint gelassen und freundlich. Außerdem bellt er nicht. Harhar.

Dann gabs einen Oma-Tag, an dem M. und ich in unserem Lieblingslokal essen waren und anschließend Boyhood gesehen haben. Interessanter Film, noch besser hat mir allerdings August Osage County gefallen, den wir diese Woche im Heimkino ebenfalls geschaut haben. Grandiose Meryl Streep (auch wenns redundant ist, das zu erwähnen) und Julia Roberts!

august_osage_county

Auf dem Programm steht in den nächsten Tagen noch Her und Nebraska. Denn bei Ferien daheim hat man auch wieder etwas mehr Energie, feierabends noch eine Film zu sehen, weil das Kind doch manchmal sogar bis fast acht (!) schläft.

Und das Wetter ist auch nicht schlecht, für so eine Art von Urlaub.

Biffy again

Derzeit geht das Frequency Festival in St. Pölten über die Bühne – leider bei bescheidenem Wetter. Dafür mit Biffy Clyro, die erstaunlicherweise aber keineswegs Headliner sind.

Versteh ich nicht. Ok, ich kenne sie auch erst seit vorigem Sommer, als der Mann sie vom Nova Rock Festival “mitgebracht” hat, aber in diesem einen Jahr haben sie sich zu meiner absoluten Lieblingsband entwickelt. Wobei ich immer noch nicht genau weiß, wie sie sich aussprechen – der Mann sagt “Slei-ro” und ich sage “Klei-ro”, vermutlich hat er recht.

Ihre Platte vom letzten Jahr, Opposites, ist in seiner Gesamtheit genial, hier der Trailer dazu:

Die Single Opposite ist das schönste traurige Lied der jüngeren Musikvergangenheit. Dieses Jahr brachten sie ein weiteres Album, die B-Seiten Singles, unter dem Titel Similarities heraus und obwohl es “nur” die Songs aus dem Hintergrund sind, würden sich sehr viele Bands alle zehn Finger abschlecken, wenn sie so ein A-Seiten Album zu bieten hätten.

Ich hoffe (und das, obwohl ich nicht so der Konzertgeher bin), dass ich es einmal auf ein Biffy Konzert schaffen werde.

I’ll be back

Jetzt wo die Zeit des Windelwechselns und aufs WC begleitens (großteils) vorbei ist, installiert mir mein Kind das Spiel “Talking Tom” auf dem Handy.

Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, bis plötzlich mein Smartphone zu miauen begonnen hat. Und dann teilte mir Tom (ein Kater) mit, dass er dringend aufs Klo müsse. Ich habe das ignoriert. Seine nächste Meldung ein paar Tage später war folgerichtig: “Es ist mir egal, dann pinkle ich eben ins Wohnzimmer.” Äh nicht sehr fein, aber okaaay. Wieder habe ich nichts unternommen und einige Zeit später informierte mich Tom: “Ok, mir reichts, ich gehe.”

Puh, Glück gehabt. Erleichtert habe ich das Kapitel Haustier am Smartphone abgehakt, als Tom sich zwei Tage später aus der Versenkung meldete, mit den Worten “Na gut, ich bin wieder da.” Oiiiii!