almis personal blog

Vorlesen

Jetzt sind wir – eher spät wie ich finde – bei der abendlichen Vorlesestunde angekommen. Lange Zeit hat Adrian das Vorlesen nicht so begeistert, also abseits von Büchern mit sehr vielen Bildern, “nur” Text hat ihn nicht so angesprochen. Aber jetzt dafür ist er höchst interessiert und mag dieses Ritual vor dem Schlafengehen sehr.

Ich habe dafür meine eigenen Lieblingskinderbücher ausgegraben und gleich mal mit dem Buch Neues aus dem Haus Marillengasse 4 gestartet. Dass es ein Lieblingsbuch von mir war, sieht man an den Schokoflecken auf manchen Seiten. Ähem. Jedenfalls handelt das Buch von den Bewohnern des Hauses Marillengasse 4, vornehmlich von den (zahlreichen) Kindern. Manche Geschichten wurden früher auch für Schul-Lesebücher verwendet.

04.03.15 - 1

Das Buch ist sehr witzig und auch sehr Wienerisch. Es gibt viele Ausdrücke, die auf den Ort des Geschehens hinweisen, beispielsweise hat die Frau Bierer ein Taschapperl. Entgegen der ersten Annahme handelt es sich dabei aber nicht um ein Kind, sondern um ihr permanent kaputtes kleines Auto. Der Papa vom Wolfi ist klaß, der Rudi Rabenberger sagt Kruzitürken (was eventuell nicht mehr ganz PC ist) und die Frau Lehrerin hat einen Janker, usw.

Interessant sind manche Dinge, die sich in dreißig Jahren geändert haben. Natürlich erstmal gab es damals statt Schilling noch Euro. Und es gab Telefonzellen, wo man öffentlich telefonieren konnte. Es gibt ein Kind einer geschiedenen Frau, deren Eltern wieder (andere) heiraten und das scheint hier noch etwas außergewöhnlich zu sein. Was aber am erstaunlichsten ist: Kinder durften erst ab 14 Jahren als Gäste ein Krankenhaus betreten, es ist aber kein Problem für die 9, 10 jährigen Kinder in der Trafik Zigarren zu kaufen. Da sagt die Trafikantin nur “Ihr werdet Bauchweh kriegen”. Die Kinder haben die Zigarren zwar eh nur als Geschenk gekauft, aber das wusste die Verkäuferin ja nicht.

Früher war also doch nicht alles besser!