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Nightcrawler

Louis Bloom (Jake Gyllenhaal) ist ein – oder entwickelt sich vielmehr nach anfänglicher Orientierungslosigkeit hin zu einem Job als – Freelancer im Bereich Sensationsjournalismus. Das bedeutet: er hört den Polizeifunk ab, und kauft sich eine Videoausrüstung, mit dem Ziel, immer als erster am Ort des blutigen Geschehens zu sein, und Bilder fürs Trash-TV zu liefern. Nachdem er in Los Angeles wohnt, ist das durchaus ein praktikables Geschäftsmodell. Lou hat von Anfang ein an Auge für den richtigen Bildausschnitt und die entsprechende Skrupellosigkeit, dort draufzuhalten, wo es richtig wehtut und wo sich andere voll Mitgefühl (und auch Ekel) abwenden würden. Doch er ist ehrgeizig und will noch mehr…

Nightcrawler könnte, dieser Beschreibung zufolge, vor allem eines sein: ein Film, der sich sehr kritisch mit Ethik und Moral im Journalismus auseinandersetzt und Fragen aufwirft, wie weit Medien im Rennen um Quoten gehen wollen, wie weit sie in die Privatsphäre von Opfern eindringen dürfen, und welche Grenzen sie eigentlich einhalten müssten – auch, um den sozialen Frieden in der Stadt nicht zu gefährden. Das ist dieser Film auch, doch Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle (und seiner mit Abstand besten Rolle bisher) schafft es, dass der Fokus ganz klar auf seiner Figur und seinem Charakter liegt.

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Denn Louis hat die Gabe, ein ganz normaler Wahnsinniger zu sein. Das heißt, er hat die Fähigkeit, als eher langweiliger Durchschnittsbürger zu erscheinen, obwohl er sich nicht besonders große Mühe gibt, seine hochpsychopathische Persönlichkeitsstruktur zu verbergen. Ein bisschen erinnert mich das an das Max Frisch Stück Biedermann und die Brandstifter, in dem ein Fabrikant einen vermeintlich bemitleidenswerten Obdachlosen bei sich auf dem Dachboden aufnimmt. Obwohl der Obdachlose in jeder Minute, die er länger im Haus des Unternehmes verbringt, sich hochverdächtig macht, ein gesuchter Brandstifter zu sein, will der Fabrikant diese Tatsache um keinen Preis wahrhaben, und blendet alles aus (darunter auch etliche Benzinkanister in seinem Haus!), das darauf hindeuten könnte, dass der Obdachloser ein Verbrecher ist.

Louis ist in seiner nonchalenten Kaltschnäuzigkeit, in seiner skrupellosen Unbeirrbarkeit, die alternativenlos ist, ein ganz besonders interessanter Charakter der jüngeren Filmgeschichte. Weit entfernt davon, ein Böser auf den ersten Blick zu sein, ist Bloom bei nährer Betrachtung ein …. nun ja, zuviel will ich nicht verraten. Nur soviel: der Film, der 2015 für einen Drehbuchoscar nominiert war, ist eine düstere, zynische Variation vom hollywood-esken “Vom Tellerwäscher zum Millionär”, die vielleicht gar nicht mal so ungewöhnlich ist, wie man glauben oder hoffen würde.

Und Gyllenhaal kann man nur wünsche, dass er sich in Zukunft auf genau solche Stoffe konzentriert.

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