Auf Facebook gibts gerade die Musik-Challenge. Normalerweise reiße ich mich nicht um sowas und war sehr froh, dass die Icebucket-Challenge damals an mir vorübergegangen ist, aber als ich von meiner ehemaligen Italienisch-Lehrerin aus dem Gymnasium zu dieser Sache nominiert wurde, dachte ich: warum eigentlich nicht? Klingt lustig.
Und das war es auch, bewusst wieder in eine Zeit und ein Lebensgefühl eintauchen, dass 20-30 Jahre zurückliegt. So leicht ist es im übrigen gar nicht, sich auf sieben Songs zu beschränken, so vieles fällt einem wieder ein, was damals wichtig war und für den jeweiligen Lebensabschnitt steht.
Im Zuge dessen ist mir auch wieder “eingefallen” wie ich in der 7. Klasse sitzengeblieben bin, also kurz vor der Maturaklasse. Natürlich ist das bei weitem nicht das Schlimmste, was einem als Siebzehnjährige passieren kann, es war aber schon eine Bruchlinie in meinem Leben, weil ich die ganze Sache sehr schwer verkraftet habe. Seit damals kann ich mit solchen Standard-Sprüchen wie “Das wird schon alles gut gehen” nichts anfangen, und präferiere Aussagen, die etwa lauten: “Egal was passiert, ich werde für dich da sein.” Weil man kann nie wissen, wie eine Sache wirklich ausgeht.
Jedenfalls: es hat mich sehr deprimiert, nun ein Jahr länger in die Schule gehen zu müssen, obwohl ich nicht die einzige Repetentin war. Aber das einzige Mädchen. Freuen konnte sich allerdings die neue Italienischlehrerin. Statt drei (sic!) Schülern hatte sie nun sieben. Die ersten Wochen hab ich jeden Morgen geheult. Ich wollte keine neue Klasse, ich wollte nicht die Fächer, die ich positiv abgeschlossen hatte (und das waren immerhin alle anderen außer Mathematik) nochmal wiederholen, ich hasste es, dass jeder etwas dazu zu sagen hatte, dass ich “sitzengeblieben” war, der absolute Knaller: “Die hat sicher nix im Kopf.” Sowas kam von jemanden, der selbst später wiederholte. Nein, ich war nicht schadenfroh. Aber es war schon hart an der Grenze.
Letztendlich hat immer alles seinen Sinn. Wenn man in so einer misslichen Lage ist, lernt man auch das Menschliche zu schätzen, das einem begegnet. Dass ich etwa die Mathematiklehrerin wieder bekam, die ich schon in der Unterstufe hatte und die mir sagte: “Das schaffen wir gemeinsam.” Die strenge Musiklehrerin, die mich in den Arm nahm, als ich wieder einmal einen Fünfer kassierte. Viele andere Ex-Lehrer, die mich am Gang fragten, wie es mir denn gehe. Die alten Mitschüler, die für mich da waren und mich – mitsamt der Professorin – zu ihrem Venedigtrip mitnahmen (vom Direktor abgesegnet). Und diejenigen neuen Mitschüler, die mich unterstützend aufnahmen, die mich nicht so behandelten, als wäre ich eine unheimliche Spezies, die mich aufheiterten. Da gibt es Freundschaften, die bis heute Bestand haben.
Epilog: ich habe dann letztendlich – wieder knapp – diese Klasse geschafft. Mr. Almi hat mir in der 8. Klasse den neuen Stoff erklärt und mit mir gelernt, und irgendwann im März 1995 ging mir der Knopf auf. Und ich verstand plötzlich. “Leider” etwas spät, da ich im Juni 1995 meine Mathematiklaufbahn ja schon beendete. Meine Mathematikmatura wurde mit “befriedigend” beurteilt, um einen Punkt am “gut” vorbei. Und: ich bin echt froh, dass das Kind seine mathematischen Fähigkeiten von seinem Vater geerbt zu haben scheint.
Gräme dich nicht, ich habe sogar 2 Klassen wiederholt (3. und 6.) und aus mir ist auch etwas geworden! 🙂 So vieles spielt in dem Alter eine Rolle, soziale Faktoren oder schlicht und einfach dass man fur ein Fach einfach nicht so begabt ist. Heute können wir rückblickende alle mit uns sehr zufrieden sein, wie wir das Leben gemeistert haben!!