Die Wiener Band Wanda ist sehr erfolgreich – und sehr umstritten.
Das ist so ein love to hate them- Ding. Oder auch das Phänomen der zweiten Platte. Das geht so: Die erste Platte ist Indie und neu, niemand kennt die Musiker, man fühlt sich als Insider, wenn die Band dann groß wird. Aber dann, wenn jeder die Gruppe schließlich kennt und viele sie mögen, wenden sich die Fans der ersten Stunde oft ab, und suchen eine neue Band, die sie entdecken können. Die alte Band ist dann kommerziell geworden und somit uninteressant. Dabei kommt es praktisch überhaupt nicht auf die Qualität der zweiten Platte an. Das ist ein bisschen kindisch.
Ich gehöre nie zu den Menschen, die Bands als erstes kennen. Ich höre niemals Radio – außer manchmal im Sommer im Garten Radio Wien, aber da entdeckt man keine neuen Bands – ich suche auch nicht auf Spotify über mein Profil nach Songs oder Formationen, die mir aufgrund meiner bisherigen Präferenzen gefallen könnte, nein. Ich hör die Songs, die der Mann im Auto spielt und wenn mir was davon gefällt, frage ich wie die Band heißt. Und dann höre ich einige Zeit lang nur eine einzige Band oder einen einzigen Song. Disclaimer: auf il Volo bin ich selber gekommen, dank ESC. Harhar.
Wie auch immer, auf Wanda wurde ich zu Jahresanfang aufmerksam, als das Nachbarskind dauernd “Auseinandergehen ist schwer” sang. Ich dachte im ersten Moment, er hätte bei seiner Oma Radio Niederösterreich gehört. Was anderes konnte ich mir nicht vorstellen, da ich bei seiner Mama im Auto kurz vorher die CD Oceania von den Smashing Pumpkins gesehen hatte (deren Song One Diamond one heart ich zu dieser Zeit selber in Endlosschleife hörte). Doch dann verriet er mir, dass das auf FM4 laufen würde. Und die Band Wanda heißt.
Dann erzählten Freunde von ihr und im Falter gabs einen Bericht und langsam wurde mir klar, dass Wanda der neueste heiße Scheiß war. Noch immer hatte ich keinen Ton gehört, ich sah dazu noch keine Veranlassung. Dann kam jetzt vor kurzem die zweite Platte heraus und in deren Begleitung diverse Shitstorms. Wie kann man seine Platte Amore nennen (wenn man kein italienisches Pop-Opern Trio ist zumindest)? Und der Sänger wäre ja so ein arroganter A… Ach was. Wir als Nation hatten ja niemals Welterfolge mit Sängern, die präpotente A… waren. Oder? Na ja und die Musik erst – die Songs wären zwar Ohrwürmer, man könnte sich ihnen nicht erwehren, aber gleichzeitig wäre das verabscheuungswürdig. Das war dann der Moment, wo ich der Versuchung nicht widerstehen konnte und mir den Song Bussi Baby anhörte.
Ja, ganz schöner Ohrwurm. Sehr professionell produziert, soweit ich was davon verstehe. Teils interessanter, teils infantiler Text. Klingt gesanglich schon nach Falco, vorallem sprachlich, dh wie der Sänger Wienerisch singt. Auf Twitter las ich dann von jemandem, er hätte keine Meinung zu Wanda. Ich glaube, da schließe ich mich an. Aber schlecht finde ich es auf keinen Fall, wenn eine Wiener Band über die Landesgrenzen hinaus beliebt und bekannt wird.
Auf dem Heimweg von der Schule sang ich Bussi Baby mal vor mich hin, und das Kind meinte: “Das singt der K. auch immer” Ich dachte an seine Eltern. Die sind also noch nicht vom Glauben abgefallen. Passt.
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