Ich habe mein Auto verkauft und fühle mich frei.
Eigentlich denkt man sich das ja umgekehrt: Mensch kauft sich ein Auto, damit mensch frei wird. Damit man jederzeit überall hin fahren kann, das ist doch normalerweise der Inbegriff von Freiheit. Unabhängig sein, sich nicht an Fahrpläne halten müssen.
Ich wollte schon mit 18 keinen Führerschein machen. Es hat mich nie gereizt, vielmehr hatte ich immer Angst vorm Autofahren. Aber mir wurde gesagt, ich solle nicht mit irgendwelchen “Besoffenen” nach dem Ausgehen heimfahren. Das Argument macht sicher im ländlichen Bereich Sinn, aber in Wien gibt es öffentliche Verkehrsmittel und es gibt Taxis. Und auch als junger Mensch war ich mit niemandem befreundet, der “besoffen” Auto gefahren wäre. Der, der fuhr, hat eben nichts getrunken.
Ich habe den Führerschein erstaunlicherweise gleich beim ersten Mal geschafft. Und das Autofahren an sich, also der Akt (ohne andere störende Fahrzeuge auf der Straße) hat mir schon gefallen. Wirklich viel gefahren bin ich dann aber nicht. Und ich habe nie diesen Level erreicht, mich einfach ins Auto zu setzen und irgendwohin zu fahren und vorallem: dort einzuparken. Ich bin mehr oder weniger immer nur ein paar bekannte Strecken gefahren und wenn ich tatsächlich mal woanders hin musste, hab ich mir vorher in Google Street View angesehen, wie man zum Zielort kommt und wie die Parkplätze dort aussehen. Diese akribische Vorbereitung verkörpert schon alles andere als Spontanität und Leichtigkeit.
Das (damals noch) kleine Kind hat das Schimpfwort f*** gelernt und emsig wiederholt, das ich gebraucht habe, als wir abends mal aus dem Garten heimfahren wollten und die Batterie leer war. Ich habe manchmal Blut geschwitzt auf der Tangente und tatsächlich geschwitzt, wenn wir dort gute 40 Minuten im Sommer Stau standen. Auch davor hab ich oft gegoogelt, wieviel Verkehr dort ist und bin dann in einem günstigen Zeitfenster gefahren. “Gebraucht” habe ich das Auto nur für den Garten. Im Winter musste es dann gezwungenermaßen bewegt werden. Und jedes Jahr hat mir der Automechaniker gesagt, ich fahre zu wenig.
Deshalb bin ich froh, jetzt kein Auto mehr zu haben und das wird auch so bleiben. Mein “Lifestyle” ist bescheiden, ich fahre ohnehin nicht weit weg und meine Bahnen ziehe ich zu Fuß und per öffentlichen Verkehrsmittel. Das Kind wird immer älter und bald selbst mobil sein. Und überhaupt bin ich jetzt in einem Alter oder auch Gemütszustand, wo ich alles reduziere, Marie Kondo-esk quasi, ich will nur noch soviel Sachen haben, dass sie in ein Zimmer passen. Das wichtigste ist in meinem Kopf und meinem Herzen.
Leicht(er) werden. Das ist halt meine Freiheit.
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