almis personal blog

The Fabelmans

Gestern habe ich den sechsten der zehn oscarnominierten Filme in der Kategorie “Best Film” gesehen. Dabei handelt es sich um The Fabelmans von Steven Spielberg, das semi-autobiografische Porträt seiner eigenen Familie.

Wir begleiten Sammy Fabelman (Gabriel LaBelle) von seinem ungefähr achten Lebensjahr bis zum Beginn seines Studiums. Zuerst zieht die Familie von New Jersey nach Phoenix, später nach Kalifornien. Wir besuchen mit Sammy seinen ersten Kinofilm, erleben die ersten Versuche mit der Kamera und sehen sehr viel Familienleben mit seinen drei Schwestern und den Eltern Mitzi (Michelle Williams) und Burt (Paul Dano). Von Film fasziniert, hat Sammy die Unterstützung seiner hochmusikalischen Mutter, während der Vater eher der Typ “Lern was Gescheites” ist. Und da wäre noch der Freund des Vaters Bennie (Seth Rogan) und seine Rolle im Familiengefüge.

Schon wieder unpopular opinion, aber ich habe zwei große Probleme mit diesem Film. Erstens: Der Plot. Harhar. Was genau will uns Mr. Spielberg mit dieser Nabelschau sagen? Wenn man die Kindheit und Jugend eines der profiliertesten Regisseure der Gegenwart geschildert bekommt – wenn auch fiktionalisiert – dann erwartet man sich doch eine Art “Erweckungserlebnis”; man erwartet sich große Begeisterung für den Film, Weisheiten zum Thema Filmschaffen, Hoppalas und Meilensteine, aber irgendwie hält Sammy die meiste Zeit zwar eine Kamera, aber alles bleibt doch sehr an der Oberfläche, seine Intentionen werden nicht wirklich herausgearbeitet, es ist keine Seele, keine Entwicklung spürbar. Die einzige wirklich interessante Aussage zum Filmemachen erleben wir erst in der allerletzten Szene.

Aber auch das Familienthema – die Konflikte zwischen den Eltern – geht nicht in die Tiefe und es gibt auch kein besonders traumatisches Erlebnis, kein Familiendrama, das interessant wäre. Wir sehen kitschige Familienszenen, abgewechselt von Momenten der Trauer und der Exaltierheit der Mutter, aber auch hier steht alles irgendwie nebeneinander, ohne ein größeres Ganzes zu ergeben.

Was zu Problem Nummer 2 dieses Filmes führt – und dieses Problem ist noch weitaus größer als das erste: Die Schauspieler bzw. die Art Darstellung. Wie lauteten hier bitte die Regieanweisungen? Das alles ist so over the top und outriert, als würde an einer Volksbühne gespielt werden, was dazu führt, dass man sich mit wirklich absolut niemanden identifizieren kann, und nicht in die Handlung hineingezogen wird, sondern sich permanent so fühlt, also würde man einen Film sehen, der die 50-ziger und 60-ziger Jahre persifliert.

Michelle Williams, die ich schon in einigen Rollen wirklich sehr überzeugend erlebt habe – beispielsweise in Blue Valentine und Manchester by the Sea (auch wenn ich von diesem Film an sich nur dringend abraten kann, aber sie war gut) wirkt hier absolut künstlich, aufgedreht, übertrieben – und ich weiß, sie kann es bedeutend besser, darf aber möglicherweise nicht? Ich weiß nicht genau, was Spielberg sich von dieser Schauspielerführung erhofft hat, aber für mich funktioniert das überhaupt nicht.

Einzig Judd Hirsch bringt einen etwas anderen Geist herein, leider nur in zwei, drei Szenen zu sehen; obwohl er der verrückte Onkel ist, bei dem es wirklich in Ordung wäre, wenn er ein bisschen etwas karikaturistisches an sich hätte, wirkt er viel authentischer und lebensechter als alle anderen. Hirsch hat es geschafft, dafür für den Nebenrollen-Oscar nominiert zu werden, gefühlt (und wahrscheinlich auch tatsächlich in nicht viel mehr als) in fünf Minuten Screentime. Aber er hebt sich hier wirklich deutlich ab. War er schon zu alt, um noch Regieansweisungen von Spielberg anzunehmen? Williams ist übrigens als Hauptdarstellerin ebenfalls nominiert und ich weiß nicht warum.

Fazit: So wie schon Everything Everywhere All At Once lief auch The Fabelmans komplett an mir vorbei ohne mich irgendwie zu berühren. Es tut mir eh leid, aber ich kanns nicht ändern.