Anlässlich des 50. Todestages von Ingeborg Bachmann, gab es ganz viel Bachmann-Content in TV, Radio und Film. Vieles davon war sehr interessant und inspirierend, anderes leider weniger. Und mit “anderes” ist vor allem der Film von Margarethe von Trotta gemeint.
Ich meine, das Problem beginnt damit, wenn man als Regisseurin die Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch porträtiert und als der Film dann fertig ist, erscheint der Briefwechsel zwischen den beiden. Eigentlich kann man das eigene Werk dann nur noch einstampfen, vor allem dann, wenn man doch relativ tendenziös in der filmischen Aufarbeitung vorgegangen ist und sich vieles davon nicht halten lässt, sobald der Briefwechsel der beiden öffentlich zugänglich ist.
Denn von Trotta sieht Max Frisch als den “Schuldigen” in dieser Geschichte und stellt ihn gleichermaßen eindimensional wie unsensibel dar. Ich finde es ja prinzipiell lächerlich, dass sich diverse Literaturwissenschafter nicht entblöden, im Jahr 2023 darüber zu streiten, wer jetzt mehr Verantwortung am Scheitern einer Beziehung hat. Wenn man den Briefwechsel gelesen hat (was ich getan habe), dann findet man den Satz (der auch Titel des Briefwechsels ist), mit dem Frisch die vier Jahre mit Bachmann beschreibt, relativ zutreffend: “Wir haben es nicht gut gemacht” Ich sehe da keine Schuldigen und Unschuldigen, beide haben vermutlich ihr Bestes versucht, aber es hat nicht funktioniert, wie ganz viele menschliche Beziehungen aus ganz vielen Gründen nicht funktionieren. Irgendwelche Rollen zu verteilen in Gut und Böse, bringt nicht wirklich einen Erkenntnisgewinn, im Gegenteil: damit wird etwas sehr komplexes komplett banalisiert, was gerade zwei Schriftsteller wie Bachmann und Frisch, die so differenziert in ihren Suche nach zutreffenden Beschreibungen waren, nicht gerecht wird.
Jedenfalls hat von Trotta Max Frisch sehr plump geschildert und Bachmann kommt im Grunde auch nicht viel besser weg, halt als Opfer, dass sie so (hoffentlich) auch nicht war. Die ganze Geschichte wirkt sehr wenig authentisch, lediglich wenn Passagen aus Bachmanns Eurve zitiert werden, wird der Film interessant – aber da ist man mit einer Lesung besser bedient. Alles in allem wie ein platter deutscher Fernsehfilm und daher ziemlich enttäuschend, daran kann nicht mal Vicky Krieps etwas ändern.
Und: Wenn man schon eine oarge Sexszene einbauen möchte, dann bitte soll sie nicht nur für 85-jährige Döblinger Hofratswitwen oarg sein, sondern für praktisch jeden, der diesen Film sieht. Sonst lieber weglassen, danke.
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