almis personal blog

5×2

Der Arthouse Channel von Prime ist mein Ruin. Er besteht praktisch nur aus Filmen, die ich bereits gesehen und sehr gerne habe und solchen, die ich schon lange einmal sehen wollte. So auch 5×2 von Francois Ozon.

Worum es hier geht, ist schnell erzählt. Der Film besteht im Prinzip aus fünf Episoden des Paarlebens von Marion (Valerie Bruni Tedeschi) und Gilles (Stephan Freiss). Die Geschichte der beiden wird rückwärts erzählt, das bedeutet, das erste Kapitel ist das der Scheidung, das letzte folglich das, in dem sich die beiden kennenlernen…

ACHTUUUUNG GROSSE SPOILER!!! ABER DER FILM IST JA SCHON ÜBER 20 JAHRE ALT

Ich weiß schon, dass diese Geschichte eines Paares nicht ein quasi Destillat der “durchschnittlichen” heterosexuellen Beziehung darstellen kann, sondern schon eher versucht wird, etwas halbwegs spektakuläres zu erzählen. Aber nach dem Ansehen dieses Films muss ich sagen, ich habe echt viele Fragen an Francois Ozon, der das Drehbuch geschrieben hat, und zwar über sein Privatleben. Harhar. Weil hier ist halt wirklich sehr viel drinnen, was, sagen wir, außergewöhnlich ist.

Die Erzählweise – quasi vom traurigen Ende zurück zu den glücklichen Zeiten – ist ein sehr spannender Zugang und offenbart für mich persönlich aber gleichzeitig, dass wir hier zwar eine Beziehungsgeschichte verfolgen, aber viel Liebe ist in dieser Konstellation meines Erachtens nicht enthalten. Begehren, Neugier, Suche nach Abwechslung, ja, aber Liebe? Füreinander dasein, sich öffnen, sich wirklich für den anderen als Mensch interessieren, das zeigt uns dieser Film nämlich nicht.

Die befremdlichste Episode ist in diesem Zusammenhang sicher die, in der Nicolas, der Sohn von Marion und Gilles, überraschend als Frühgeburt zu Welt kommt. Wie Marions Vater komplett gelassen-abgeklärt, aber auch korrekt feststellt: “Mit Problemen muss man immer rechnen”. Gilles ist damit völlig überfordert, was ja auch verständlich ist. Als er im Büro angerufen und ins Krankenhaus beordert wird, geht er erst Mal ohne Eile mittagessen. Er fährt dann zwar noch ins Spital, schaut sich aber nur kurz seinen mittlerweile geborenen Sohn an und verschwindet schnell wieder. Seine Frau in einer derart herausfordernden und belastenden Situation alleine zu lassen, das ist schon ziemlich dings. Als der Film dann weiterläuft bzw. eben rückwarts, finden wir vielleicht in der Episode über die Hochzeit einen Hinweis darauf, warum Gilles reagiert wie er reagiert.

Denn ACHTUNG MEGAGROSSER SPOILER: Die Hochzeitsnacht verbringt Marion mit einem anderen, ihr fremden Mann. Theoretisch könnte Gilles auch nicht der biologische Vater sein, aber auch wir Zuseher wissen nicht, was genau passiert ist. Und was weiß Gilles überhaupt davon? Er hat die Nacht recht betrunken verschlafen und das Verschwinden seiner Frau gar nicht bemerkt. Aber die Schwäche (oder Stärke, je nachdem) des Filmes ist, dass er eben auch viele Leerstellen hat, vieles nicht erzählt wird. Das ist jedenfalls (nur) eines der eher unkonventionellen Elemente dieser Geschichte. Harhar. Falls jemand eine Theorie dazu hat, bitte schreibt mir.

Fazit: Eine durchaus interessante, gut gespielte (Bruni Tedeschi ist wie immer super) und auch spannende psychologische Studie über Paare im Lauf ihres Beziehungsleben, mit den üblichen Gefahren und Fallstricken – und noch einigen mehr (q.e.d.) Wirklich viel Assoziationspotential hat man, aufgrund der herrschenden Gemengenlage aber vermutlich eher nicht.

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