Ich war wieder mal im Cinecenter und habe mir dort den österreichischen Film von und mit Pia Hierzegger Altweibersommer angesehen. Ich war mit doch Abstand die Jüngste im recht gut besuchten Saal.
In Altweibersommer geht es um die drei Freundinnen Elli (Hierzegger), Astrid (Ursula Strauss) und Isabella (Diana Amft), die – wie jedes Jahr – gemeinsam auf einem Campingplatz in der Steiermark ein paar Urlaubstage verbringen. Da Elli sich aber gerade von einer Chemotherapie erholt, findet dieser Urlaub nicht im August, sondern im, richtig, Alterweibersommer statt. Weil das Wetter aber schlecht ist und sich einiges Unvorhergesehenes ereignet, fahren die drei bald weiter nach Venedig…

So, ich sag jetzt mal was grundsätzliches. Es ist leicht, über Filme zu schreiben, die einem gar nicht gefallen, die einen vielleicht sogar ein bisschen wütend machen und es ist auch leicht, über solche zu schreiben, die man richtig liebt. Schwierig wird es bei Filmen, die irgendwie “ganz ok” sind. Und das ist Altweibersommer für mich, er ist ganz ok, wie letztens Sing Sing. Aber er hätte meines Erachtens wesentlich mehr Potential gehabt.
Irgendwie entscheidet Altweibersommer sich nämlich nicht so richtig, was er wirklich sein möchte. Und er wagt auch leider gar nichts. Das Licht, der letzte Film von Tom Tykwer, war sicher nicht vollends gelungen und stimmig, aber Tykwer hat so einiges versucht, was neu und für mich spannend war. Altweibersommer dagegen ist ein bisschen uninspiriert und ich habe das Gefühl, Pia Hierzegger wollte einen Film machen, auf den sich viele “einigen” können, der aber halt null edgy ist. Josef Hader taucht am Anfang auf und ist natürlich witzig, aber danach ist der Film eher so mittelmäßig amüsant. Er setzt sich aber auch nicht so richtig mit den schweren Themen Krankheit und Midlife Crisis auseinander, die er anreißt; er bleibt immer sehr an der Oberfläche.
Es gibt einen Moment, da reden die drei Frauen über Männer. Isabella, die immer an bereits Vergebene gerät, will sich endlich jemanden suchen, der alleine ist und Elli sagt ihr dann: “Wenn einer in unserm Alter allein ist dann ist er gestört. Ich darf das sagen, ich bin selber gestört.” Dieser Satz hat im Publikum die größte Ressonanz gehabt und den Film hätte ich tatsächlich auch gerne gesehen, über die “Gestörtheit” von Frauen um die 50. In Wirklichkeit wird nicht mal die “Gestörtheit” von Elli selbst reflektiert, die sich sehr selbstbestimmt gibt und ihre Freundinnen immer in die Schranken weist, wenn diese ihr zu dominant erscheinen. Sie selbst sagt aber ihrer eigenen, erwachsenen (!) Tochter permanent – dabei aber auch total selbstgerecht – was diese tun und lassen soll.
Ich finde es von mir ja auch etwas nervig, dass ich den Regisseuren immer vorschlage, was sie stattdessen für einen Film hätten drehen sollen harhar, aber ich hätte tatsächlich lieber einen Film gesehen, der darüber erzählt, was alles “schiefgelaufen” ist im Leben, in Beziehungen, einen Film über Verwundungen und Traumata. Über das Verhältnis zu den eigenen Eltern und zu den Kindern, die das Nest verlassen. Etwas über persönliche und berufliche Selbstverwirklichung. Eine Art Zwischenresümee oder auch eine Vision, was man mit dem Rest des Lebens noch anfangen kann. Aber das gibt es hier nur in Spurenelementen.
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