almis personal blog

Volvereis

Endlich kommt der spanische Beziehungsfilm Volvereis von Regisseur Jonas Trueba in die Kinos, den ich schon bei der Viennale gesehen und zu dem ich auch eine Rezension geschrieben habe. Hier noch ein paar Zeilen extra für den Blog.

Zunächst mal bin ich enttäuscht, dass bisher noch kein Medium meine ur super Beschreibung “Wohlfühl-Trennungsfilm” übernommen hat. Ich fand das sehr gut. Harhar.

Denn tatsächlich geht es um Alex (Vito Sanz) und Ale (Itsaso Arana) die beschlossen haben, sich nach 15 Jahren zu trennen und – das ist das spannende – aus diesem Anlass eine Party zu feiern. Halt wie eine Hochzeit nur umgekehrt. Der Film macht nichts anderes, als die beiden dabei zu zeigen, wie sie das ihrer Familie, ihren Freunden erzählen und anschließend mit deren Reaktionen umgehen (müssen). Einen kleinen doppelten Boden gibt es auch: Beide sind Schauspieler und filmen sich quasi selbst dabei – oft kann man schwer unterscheiden, was nun “Realität” und Fiktion ist…

Am öftesten hören sie von ihrem Umfeld jedenfalls: “Volvereis” – zu deutsch: Ihr werdet ohnehin wieder zusammenkommen. Als Zuseherin bezweifelt man das aber.

Denn Alex und Ale verstehen sich zwar nach wie vor wirklich gut, aber als Freunde. Die Liebe ist ihnen irgendwie abhanden gekommen. Und ich sag mal so: Nur dann kann man über so ein Fest überhaupt nachdenken, wenn beide irgendwie zur halbwegs gleichen Zeit zum halbwegs gleichen Schluss kommen, wenn man sozusagen in Frieden damit ist, die Beziehung als solche zu beenden. Warum sich die beiden trennen wollen, kommt erstaunlich wenig zur Sprache. Vermutlich die üblichen Gründe einer einvernehmlichen Trennung: Die Luft ist irgendwie raus, alle Gespräche sind (gefühlt) schon geführt worden, es fehlt die Vision einer gemeinsamen Zukunft. Alles ist irgendwie unaufgeregt “over”.

Sehr interessant ist, wie das Umfeld darauf reagiert und wie das oft so ist bei Reaktionen: Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul. Manche spielen es herunter, andere weinen; es gibt auch Menschen, die haben plötzlich Angst um ihre eigene Beziehung, die meistens sind irritiert. Die allerwenigsten finden die Idee eines Trennungsfestes gut, harhar. Die Reaktionen der Personen jedenfalls bewirken wieder eine Reaktion bei den beiden selbst, sie reflektieren sich nonstop.

Schön ist, wie Regisseur Trueba diesen Grenzbereich zwischen gerade-noch und nicht-mehr Paar sein visuell umsetzt. Einmal träumt Ale schlecht, da legt Alex ihr beruhigend die Hand auf ihren Arm. Einmal gehen sie gemeinsam zum Flohmarkt und kaufen jeder einen Sessel für sich selbst. In einer Szene wechselt Alex die Bettwäsche und sieht einen kleinen Blutfleck. Wie ertappt zögert er kurz. Wieviel Intimität ist noch in Ordnung, wenn man kein Paar mehr ist? Was will man den anderen noch von sich sehen lassen? Was geht den anderen noch etwas an?

Volvereis ist auf subtile Art und Weise witzig und nachdenklich gleichzeitig. Und trotz des schweren Themas wird man nicht in die Tiefe gezogen sondern ja, fühlt sich wohl, beim Zusehen. Sagte ich es schon? “Wohlfühl-Trennungsfilm”, gerne mich zitieren, harhar.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

19 + 12 =