almis personal blog

Fran & die Ubahn

Letztens war in der U6 ein sehr unangenehmer Geruch.

Da musste ich an Pretent It’s a City denken und habe mir zuhause gleich eine Folge angesehen. Erstmals hab ich die Serie vor drei Jahren gesehen. Ich empfehle ungern Dinge, weil ich mir immer denke, nur weil mir etwas gefällt, heißt das ja noch nicht, dass es universell so empfunden wird. Aber tatsächlich ist die Doku-Serie von Martin Scorsese über Fran Lebowitz etwas, wo ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemand nicht witzig oder zumindest interessant oder irgendwie bereichernd findet.

Ich bin (Sakrileg) kein großer Scorsese Fan, also was ihn als Regisseur betrifft. Ich kippe immer total schnell aus seinen Filmen raus, ich weiß auch nicht warum. Ich kann wirklich sehr wenig mit der Art, wie er erzählt, anfangen. Aber so als Mensch – soweit man das halt über Medien sagen kann – finde ich ihn sympathisch. Und die Doku, seine Gespräche mit Lebowitz sind super. Fran Lebowitz kannte ich davor gar nicht und auch jetzt kann ich schwer sagen, was sie eigentlich so ist. Sie hat zwei Bücher geschrieben, aber das war in den 1970/80er Jahren. Sie schreibt, glaub ich, nicht so wahnsinnig gern und nachdem ich beide Bücher gelesen habe muss ich sagen, sie spricht auch viel besser, nein, sie spricht sogar unheimlich gut. Also ist ihr Beruf wahrscheinlich das, Speaker. Sie sagt selbst über sich, sie wäre “filled with opinions”, das wäre aber harmlos, weil sie überhaupt nichts an irgendelchen Zuständen ändern kann. “I have no power” harhar.

Ich mag sehr an ihr, dass sie zwar starke Meinungen hat, aber überhaupt nicht dogmatisch ist. Dass sie es sehr gut aushält, dass andere Menschen andere Ansichten haben. Dass sie zwar selbst zum Beispiel mit dem Internet nichts anfangen kann, aber total versteht, dass es anderen damit ganz anders geht und das überhaupt nicht bewertet. Je älter ich werde, umso angenehmer finde ich, wenn Leute mir nicht sagen, was ich tun oder denken oder wie ich leben soll. Und bei Lebowitz hat man diesen Eindruck, gerade weil sie es sich auch nie sagen lassen würde. Außerdem stimme ich ihr in vielen Dingen total zu, etwa wenn sie meint: “I don’t need extra challenges. I find normal life challenging enough”, harhar.

Die Serie ist in sieben Kapital aufgeteilt. Natürlich geht es um New York, aber auch um Kultur, Musik, Leben, Sport, Literatur. Sie sagt, New York wäre nicht unbedingt eine schöne Stadt, aber es wäre nie langweilig. Es wäre auch nichts “permanent”, alles würde sich alles dauernd verändern. Es werden auch laufend Gebäude abgerissen, die man liebt. Sie erzählt, als sie einmal mit einem älteren Freund in einem Lokal gesessen wäre, hätte jemand um eine Unterschrift gebeten, das Lever House nicht abzureißen. Beide hätten unterschrieben und dann hätte der Freund zu ihr gesagt, er ist sich ziemlich sicher, dass er vor Jahren unterschrieben hätte, dass das Lever House nicht gebaut werden sollte. Das wäre New York, meint Lebowitz.

Und wie kam ich also von schlechtem Geruch auf die Serie? Lebowitz erzählt, dass die Ubahn Linie L in New York einmal geschlossen war, wegen üblen Geruchs. Und sie so, wie kann das überhaupt sein, weil es ohnehin immer ur stinkt. “Did someone say the train smells even worse than usual?” Jedenfalls wurde die Linie für fünf Stunden gesperrt und danach hieß es, es stinke nicht mehr so schlimm. Lebowitz daraufhin. “Of course not. It’s been empty for five hours. Let me tell you what smells horrible on the train, it’s the passengers!” harhar.

Wenn man mal traurig ist, schaut euch das an, es heitert einen so sehr auf.

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