Vor zwei Jahren haben Maneskin das San Remo Festival gewonnen und haben entschieden, dass sie auch zum Songcontest fahren. Ich mag ja die italienischen Beiträge für den ESC praktisch immer sehr, war aber zunächst ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert vom Song Zitti e buoni. Außerdem war ich überzeugt, dass eine so relativ wenig eingängige Rocknummer keine Chance auf den Sieg haben würde.
Das alles kann man retrospektiv als ziemlichen Blödsinn betrachten, denn wie wir alle wissen, haben Maneskin den Songcontest nicht nur gewonnen, sondern auch gleich eine Weltkarriere gestartet und letztlich hab ich Zitti e buoni irgendwann auch in Dauerschleife gehört. K. hat mich nach dem Sieg gefragt, ob wir mal zu einem Konzert gehen, wenn sie nach Wien kommen. Aber dann war ja immer noch Corona und ich weiß nicht was, jedenfalls haben wir die Karten vor eineinhalb Jahren für 28. April 2023 gekauft und waren uns nicht mal sicher, ob die Band bis dahin noch zusammen sein würde.
In diesen eineinhalb Jahren ist soviel in meinem Leben passiert, nicht alles davon war gut, tatsächlich war am 28. dann zu allem Überfluss auch noch das Begräbnis meines Vaters, aber um 19 Uhr standen K. und ich tatsächlich vor der Stadthalle. Oder wir standen vor dem Park vor der Stadthalle, wo eine Menschenschlange angestellt war und es heftig regnete. Wir sahen uns an und stellten fest, dass wir nicht mehr genug Lebenszeit zur Verfügung hatten, um uns ans Ende der Schlange zu stellen und gingen einfach gleich direkt zum Eingang, unbehelligt. Dort wurde man selbst und die Tasche, die man mithatte, genauestens inspiziert. Die ganzen jungen Menschen vor uns mussten ihre Regenschirme draußen vor der Halle liegen lassen, ich habe schon von meinem Schirm Abschied genommen. Aber wenn man Ende 40 ist, wird zwar auch in die Tasche geschaut, aber der Regenschirm drinnen nicht beanstandet. Na gut, dann waren wir in der Halle und haben uns erstmal einen weißen Spritzer gekauft und uns ganz hinten in die Halle gestellt, neben die Leute vom Ton.
Ich war schon ewig nicht mehr auf einem Konzert, noch länger war ich nicht mehr auf einem Stehplatz, aber ich muss sagen: es hat sich gelohnt. Maneskin haben eine echt kurzweilige und energiegeladene Show geboten. Auch wenn ich nicht der Hardcore Fan bin, kannte ich die meisten Songs wie Beggin’ (von dem Maneskin sagten, dass es uns und ihnen bereits zum Hals raushängt, oder vielleicht doch nicht?), I wanna be your slave, Coraline, The Loneliest usw. und auch die Songs, die ich nicht kannte, waren mitreißend. Zur Interpretation meines Lieblingssongs Vent’ Anni (ironischerweise ein ruhiges, melancholisches Lied, ich mein dafür geht man auf ein Rockkonzert harhar) kamen Sänger und Gitarrist nach hinten zu uns auf die “billige Plätzen” und performten akustisch, dort auf dem Podest neben den Tontechnikern.
Das war schon sehr super. Dann wurde der Bassistin vom Sänger noch ein Teller mit Schlagobers über den Kopf geleert, weil sie Geburtstag hatte – was sie so semi gut fand. Aber mehr Action kann man sich doch echt nicht erwarten? Es war ein sehr schöner Abend und K. und ich fühlten uns von der Konzertbeschreibung im Kurier: “Leuchtende Augen haben dabei nicht nur die Mädchen, die nach vorn drängeln, um David anzuhimmeln, sondern auch die vielen älteren Semester, die hinten in ihren Metallica und Deep Purple Shirts vor Freude grinsten ” nicht angesprochen. Schließlich trug keine von uns dieses oder jenes Shirt. Harhar.
Nur eine Anregung haben wir, falls Manskin das hier lesen sollten: Bitte wieder mehr italienische Songs schreiben, danke.
Leave a Reply