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Jay Kelly

Jay Kelly ist der neue Film des Regisseurs Noah Baumbach (The Squid and the Whale, Frances Ha, Mistress America, Marriage Story – habe ich alle gesehen, mochte ich auch alle), der hierzulande leider keinen Kinostart bekommen hat und nur auf Netflix zu sehen ist.

Jay Kelly (George Clooney) ist ein berühmter Hollywood-Star, immer umgeben von seiner Entourage, an der Spitze sein warmherziger Manager Ron (Adam Sandler) und seine zunehmend genervte PR-Frau Liz (Laura Dern), hat scheinbar alles, was man sich erträumen kann. Beruflich höchst erfolgreich und beliebt, sind die Beziehungen zu seinen beiden Töchtern und seinem Vater allerdings komplizierter. Auf einer Europareise beginnt er, seine Lebensentscheidungen zu hinterfragen…

WIRKLICHE SPOILER GIBT ES KAUM, WEIL EH NIX PASSIERT

Das ist einer dieser Filme, bei denen die Besprechung im fm4 Filmpodcast interessanter war als das Werk an sich, sorry Mr. Baumbach. Pia Reiser meinte, für sie fangen die Probleme schon beim Namen an. “Wenn man sich einen Namen ausdenken kann, von allen Namen in der Welt, warum dann Jay Kelly?” harhar, das stimmt irgendwie.

Ich persönlich habe mich gefragt, wohin Baumbach mit diesem Film eigentlich will. Für eine Komödie ist er weder witzig noch zynisch genugt, für eine Charakterstudie ist er zu oberflächlich, vor allem aber ist er vollkommen unfokussiert. Baumbach will nicht nur das komplizierte Verhältnis zu gleich zwei Töchtern beleuchten, nein, auch Jays Vater muss ins Spiel kommen, gleichzeitig beginnnt aber auch eine generelle Sinnsuche und Identitätskrise. Es ist einfach zu viel (und gleichzeitig zu wenig)

Auch stilistisch ist das nicht meine Baustelle. Baumbach entscheidet sich für Rückblicke auf das Leben des jungen Jay, die so eine plumpe weichzeichnerische Ästhetik haben, dass ich mich irgendwie manipuliert gefühlt habe. Ähnliches gilt für den Moment, als Jay auf einer großen Leinwand Filmausschnitte seiner alten Filme ansieht – es sind übrigens lauter Clooney Werke (ohne Emergency Room) Clooney ist also quasi von Clooney ergriffen, das ist mir irgendwie zu nahe an der Realität, harhar. Auf X schrieb jemand, Baumbach sei zu jung für so eine weinerliche Lebensrückschau und Clooney ist das im Grunde ebenfalls. Obwohl, wie es im Film heißt: “Du bist nicht mehr 25. Du bist auch nicht mehr 55”. Okay, das war lustig. Pia Reiser und Christian Fuchs haben auch die klischeebeladene Szene in einem italienischen Zug sehr schrecklich gefunden. Reiser: “Ich hab mir überlegt, ob ich vielleicht irgendeine Fellini Referenz da nicht verstanden habe.” harhar

Dazu kommt, dass George Clooney das tut, was er immer macht, es ist nicht sehr überraschend. Anders liegt der Fall bei Adam Sandler, der hier in einem der Filme zu sehen ist, die zeigen, dass er um einiges vielschichtiger ist als wofür er meistens besetzt wird. Tatsächlich hätte mich die Beziehung zwischen Jay und ihm, dem Manager, wohl auch deshalb am meisten interessiert. Vielleicht wäre ein Film, der die Perspektive von Ron eingenommen hätte, auch ein spannenderer gewesen, weil die Figur von Ron einfach die komplexere und besser gespielte ist.

Jemand auf letterboxd schrieb über Jay Kelly: “The Netflixication of Sentimental Value.” Das ist wahr, gleiches Thema, komplett anderer Outcome, oder:

Jay Kelly hat mich dagegen nicht überzeugt. Leider.

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