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Trendumfragen, what else?

Am Sonntag war also Wahltag in Wien. Im Vorfeld führte das doch zu einiger Spannung, da, je näher der 11. Oktober rückte, umso mehr medial und umfragetechnisch erwartet wurde, dass es auf ein Duell zwischen rot und blau hinauslaufen würde.

Wir waren zum zweiten Mal in Floridsdorf wählen und auffällig war der große Andrang im Wahllokal und das, obwohl wir um die Mittagszeit dort waren. Wir mussten uns doch einige Minuten vor dem Wahlkammerl anstellen, bis wir an die Reihe kamen. Das ist mir bisher bei Wahlen noch nie passiert. Im Wahllokal trafen wir auch gleich vier Menschen aus unserem Haus – was nicht allzu verwunderlich ist, denn seit wir hier wohnen, treffen wir praktisch immer diverse Menschen aus der Anlage, wenn wir das Haus verlassen oder heimkommen. Ein interessantes Phänomen.

Danach waren wir im Kino – Alles steht Kopf, fantastisch und zugleich programmatisch, für den weiteren Wahlabend, denn: um 17 Uhr gabs dann die erste Wahlsendung des ORF, die die Zeit bis zur ersten Hochrechnung überbrücken sollte. Zusammenfassend kann man ganz objektiv und nüchtern über diese Fernsehstunde sagen: ES WAR DER REINSTE SCHWACHSINN! Da wurden Trendumfragen (keine Exit Polls) präsentiert, deren Essenz war, dass es der FPÖ gelingen könnte, tatsächlich die erste Kraft in Wien zu werden. Es wurden Politiker zu diesem “Ergebnis” interviewt, es wurden Überlegungen angestellt, wer dann mit wem koalieren würde. Es wurde analysiert, wie es dazu kommen konnte.

Dann um 18 Uhr tatsächliche erste Hochrechnung: plötzlich lag die SPÖ gute neun Prozent vor der FPÖ. Von Duell nicht den Hauch einer Spur. WTF??!!!! Hier wurde den Zusehern eine Stunde Lebenszeit gestohlen, oder wie Kurier Kolumnist Guido Tartarotti es pointiert auf Twitter ausdrückte:

Also dann quasi Kommando zurück, alles doch ganz anders. Die Hochrechnung stimmte für die Kleinparteien dann soweit, allerdings wurde später wieder voreilig verkündet, dass der erste Bezirk rot werden würde (trotz herber Verluste der ÖVP war es dann knapp doch nicht so), und, dass es in Floridsdorf einen Bezirkshauptmannwechsel (von rot auf blau) geben würde – was sich nach Auszählung der Briefwahlkarten ebenfalls (gsd) als Irrtum herausstellte. Was allerdings auch bewies, dass der Spruch von wegen “jede Stimme zählt” doch durchaus seine Gültigkeit hat.

Gestern dann in der ZIB 2 durfte der SORA-Chef, der die Trendumfrage auf dem Gewissen hatte, sich quasi bei seinem Aufttraggeber vor laufender Kamera rechtfertigen, weshalb sie so falsch gelegen hatten. Der ORF selbst rechtfertigte sich übrigens für den frühen Start seiner Berichterstattung damit, dass der Privatsender PULS 4 halt auch schon um 17 Uhr auf Sendung gehe, da bliebe ihnen nichts anderes übrig, als auch zu senden. Auch wenn es nichts zu senden gäbe.

Ironie des Schicksals: die ORF Astrologin hatte eine bessere Prognose des Wahlausgangs zu bieten, als sämtliche Meinungsforscher…

P.S. Die Wahlbeteilung lag diesmal tatsächlich um 7 Prozent höher als bei der letzten Wien-Wahl.

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