almis personal blog

Das Jahr bis jetzt

Ich weiß, das Jahr ist erst 9 Tage alt, aber: oh my.

Es hat traurig begonnen, ging dann tragisch weiter und die jüngsten Ereignisse in Paris rauben einem ohnehin die Sprache. Meine Freundin hat hierzu sehr mutig gebloggt, wie ich finde.

Auch für uns privat hat das Jahr schon seine erste Herausforderung bereitgestellt. Das inkludierte einen Aufenhalt in der Kinderabteilung des SMZ Ost, ein MRT und diverse andere Untersuchungen. Es gab gottseidank völlige Entwarnung, nur etwas ganz harmloses steckte dahinter. Das übrigens auch wieder mit der Frühgeburt zu tun haben könnte. Dieses Thema kommt doch immer wieder durch die Hintertür herein. Erst vor wenigen Tagen hab ich geschrieben, dass ich dankbar bin, für jeden Tag mit unserem Kind. In so einer Situation wird einem das noch viel intensiver bewusst.

Ich war beim MRT nicht dabei, dass der Sohn ohne Narkose bewältigte. Ich eignete mich in dieser Stunde nicht zur Begleitperson, sondern der Mann ging mit. Ich war selber ziemlich bestürzt, wie schwach ich in dieser Zeit war, wo ich damals, nach der Frühgeburt, für sehr stark gehalten habe. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Ich wollte nicht in einem küheln Gang sitzen, wieder auf ein Untersuchungsergebnis warten. Und ich wollte diesen Montor nicht, den wohlbekannten, der Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung abfragte. Wobei diesmal die Werte, die er anzeigte, top waren. Ich wollte auch nicht im Krankenhaus bleiben, aber wir mussten eine Nacht zur Beobachtung ausharren.

In dieser Nacht habe ich fast nichts geschlafen. Einerseits, weil es hektisch zuging, am Gang, und mitten in der Nacht eine neue kleine Patientin eingeliefert wurde. Andererseits weil der Schreck, der mir in die Knochen gefahren war, dann nachdem die Anspannung nachließ, auch wirklich körperlich schmerzte. Beim wach liegen hab ich die Hälfte der Zeit mein Kind angesehen, mit dem ich mir das unbequeme und zu kurze Krankenbett teilte, und da war dieses warme, beruhigende Gefühl, dass alles gut war.

Umso mehr: carpe diem, und so durchs ganze Jahr.

Interstellar

Endlich den neuen Nolan gesehen. Ich mag die Filme von Christopher Nolan sehr, besonders Memento, The Dark Knight und Inception.

Christopher Nolan beschäftigt sich in seinen Filmen gerne mit Raum und Zeit und deren Verschiebungen, mit dem Gegensatz von Traum/Vision und Realität. so ist das auch in der Interstellar der Fall. Der Plot: Die Erde steht kurz vor dem Kollaps, die Menschheit wird innerhalb der nächsten Generation aussterben. Die Nasa und das Team um Prof. Brand (Michael Caine) sind dabei, alternative Planeten zu erforschen und suchen einen Piloten, der den hoffnungsvollsten dieser aufsucht, um zu testen, ob die Bevölkerung dorthin umgesiedelt werden kann. Sie finden den frustierten Landwirt Coop (Matthew McConaughey), der früher Nasa-Pilot war, und motivieren ihn zu dieser riskanten Mission, mit der Aussicht, nur so seine halbwüchsigen Kinder und deren späteren Nachkommen retten zu können. Doch speziell Coops Tochter Murph verwindet die Entscheidung ihres Vaters kaum ….

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Interstellar ist ein bildgewaltiger Film, der aber vor allem eines leistet: er regt zum Nachdenken an. Er stellt seinen Zuschauern äußerst interessante Fragen und ist von der ersten bis zur letzten Minute wirklich spannend und mitreißend. Wenn Coop sich überlegen muss, welchen Planeten er als erstes testen will und hört, dass auf dem aussichtsreichsten eine Stunde soviel bedeutet wie auf der Erde 7 Jahre, dann ist das Abwägen von Nutzen und Risiko sorgfältig zu gestalten. Und das als Team. Jeder hat seine Vorstellungen und verborgene Motive, ist die objektiv richtige Entscheidung tatsächlich die, die ans Ziel führen wird?

Es wäre aber nicht Nolan, wenn nicht auch die Ästheten unter den Zuschauern auf ihre Kosten kommen würden. Er erschafft Orte die trotz ihrer Uneinnehmbarkeit faszinierend sind. Er gibt dem Zuseher das Gefühl, dabei zu sein, auf dieser Mission, sich zu ängstigen, zu bangen, zu warten und die Trostlosigkeit zu fühlen, die einen zwangsläufg befällt, wenn man außerhalb von Zeit und Raum ist. Außerdem zitiert er immer wieder den Poeten Dylan Thomas: “Geh nicht gelassen in die dunkle Nacht, brenne, rase, wenn die Dämmerung lauert, dem sterbenden Licht trotze – wutentfacht.” Und natürlich zitiert er auch Kubrick.

Matthew Mc Conaughey ist die Idealbesetzung für diese Rolle, weil er diesen vielschichtigen, durchaus auch aufmüpfigen Typen verkörpert. Zwar Familienmensch, dennoch Abenteuerer, der das Risiko nicht scheut und diesen Trip ein winziges kleines bisschen auch für seine Selbstbestätigung antritt. Anne Hathway, von der ich normalerweise nicht gerade ein Fan bin, gefällt mir in der Rolle als strenge Wissenschafterin sehr. Auch das übrige Ensemble wie Caine, Chastain und Matt Damon überzeugen.

Interstellar ist auch etwas für Menschen, die mit Sci Fi normalerweise nicht allzuviel anfangen können, weil er ein schier unaufhörliches Kontigent an Themen und Blickwinkeln bietet. Ich glaube, da ist für jeden etwas dabei und die drei Stunden vergehen wie im Flug (sic!).

Katerstimmung

Das neue Jahr hat in Wien mit einem Kater begonnen. Kein Kater aufgrund von zuviel Alkohol, sondern ein Kater der kollektiven Scham. Am 26. Dezember ist bei der U3- Station Volkstheater ein Mann nachts im Aufzug zusammengebrochen und obwohl diverse Menschen diesen Aufzug dann noch benutzen, hat keiner den Alarmknopf betätigt. Erst das Reinigungspersonal um 7 Uhr früh fand den Mann, die alamierte Rettung konnte aber nur noch dessen Tod feststellen.

Abgesehen davon, dass zwei Mitarbeiter der Wiener Linien ihre Kontrollrunde nicht ordnungsgemäß durchführten (und deshalb bereits entlassen wurden), fragt man sich: wie kann das passieren? Warum sehen die Menschen weg? Verlassen sie sich auf andere? Glauben sie daran, es wäre “nur” ein Sandler, der sich aufwärmen will? Oder waren sie durch Feierlichkeiten zu angetrunken, um die Lage zu erfassen?

Interessantweise ist heute, als diese Sache publik wurde, der 2. Jänner. Heute vor 14 Jahren ist meine Oma gestorben. Es kam nicht überraschend, sie lag bereits wochenlang im Krankenhaus, schwerkrank im Endstadium. Ich hatte sie täglich besucht. An diesem Tag hatte mich mein Vater telefonisch über ihren Tod informiert und als ich mich auf den Weg zu meinen Eltern machte, sah ich einen Mann regungslos in seinem Auto sitzen, einem Auto mit laufendem Motor. Es war ein sehr kalter Tag mit ordentlich Schnee.

Ich hatte bei seinem Anblick zwei Gedanken: 1) was ist, wenn er bewusstlos ist und Hilfe braucht und 2) was, wenn ich ihn aus seinem Schlaf wecke und er nachher sauer auf mich ist? Ja, ich hab ein paar Minuten gebraucht, um zu reagieren. Wir sind doch alle auch irgendwie dazu erzogen, uns nicht in fremde Anlegenheiten zu mischen, und Menschen ihren Privatsphäre zu lassen (was auch durchaus eine gute Sache ist). Aber wenn etwas im öffentlichen Raum passiert und ich quasi Zeuge werde, dann erwerbe ich irgendwie, so denke ich, eine gewisse Verantwortung, nicht passiv zu bleiben, wenn ich das Gefühl habe, das jemand Hilfe braucht.

2001 hat der Gedanke den Ausschlag gegeben, dass an diesem 2. Jänner schon meine Großmutter gestorben ist. Und dieser eine Tod, mit dem ich konfrontiert war, war genug. Ich klopfte also ziemlich laut in die Scheibe des Autos. Einige Male. Der Mann erwachte und ließ das Fenster hinunter. Er war ok. Er wollte tatsächlich nur schlafen. Und weil es so kalt war, hatte er dafür den Motor seines Autos laufen. Ich nickte ihm zu, “ja, ich verstehe”. Er nickte zurück. Freundlich. Er war auch nicht sauer auf mich, obwohl ich ihn ja geweckt hatte. Schon damals war ich froh, meinem komischen Gefühl nicht nachgegeben zu haben, und eine Initative zu setzen. Der sehr tragische Vorfall in der Wiener Ubahn sensibiblisiert mich aber, zugegebenermaßen noch zusätzlich, auch in Zukunft nicht wegzuschauen und das “komische Gefühl” noch schneller außeracht zu lassen. Das zumindest kann man aus diesem tragischen Vofall lernen.

Rodeln im Donaupark

Nach einer Woche Quarantäne war Adrian heute endlich mal wieder outdoor unterwegs. Geschlossene Örtlichkeiten vermeiden wir zur Sicherheit noch, aber rodeln ist nun schon drinnen. Und so waren wir mit Freund im Donaupark, wo der Rodelhügel beschneit wird (oder auch Eiswasser durch die Luft geblasen wird). Das tat mal wieder gut, etwas rauszukommen.

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Es war sehr sonnig, aber bei längerem Stehen denn schon auch ziemlich kalt, obwohl es “nur” minus zwei Grad hatte. Laut ORF-Wettermann Marcus Wadsak waren es aber, dank Windchill, gefühlte minus 20 Grad.

Das vergangene Jahr

Ich halte ja nicht viel davon, am Ende eines Jahres zu sagen, das Jahr war nur großartig oder nur fürchterlich. Das ist nicht realistisch. In jedem Jahr, so denke ich, gibt es unvergesslich schöne Momente, genauso wie schwere und verweifelte Stunden. So war es auch dieses Jahr. Für mich zumindest.

2014 war durchaus herausfordernd. Vor allem die erste Hälfte. Sie war gekennzeichnet durch Abschiede verschiedenster Art; von Plänen, die über den Haufen geworfen wurden oder sich anders entwickelten; von Grenzgängen und vielen offenen Fragen. Als Jugendliche, so mit 17, 18 dachte ich, dass ich im Prinzip alles vom Leben weiß. Heute, mit fast 39, denke ich oft, ich bräuchte das Wissen einer zehn oder zwanzig Jahre älteren Frau, um manches richtig einordnen zu können. Um mich richtig einordnen zu können.

Andere Dinge dagegen liefen wirklich gut, besser als ich das angenommen hatte. Beispielsweise war die Einschulung des Kindes NICHT die große Umstellung, die ich vorher erwartet hatte. Ok, wenn man mal davon absieht, dass wir nun alle sehr viel früher auf den Beinen sind als bisher. Und der Morgen sehr getaktet ist.  Sich der Lebensrhytmus also umgestellt hat. Aber ansonsten gab es keine großen Anpassungsschwierigkeiten.

Ich bin immer noch jeden Tag dankbar für unsere (mittlerweile nicht mehr ganz so) neue Wohnung und Wohn-Umgebung, ich fühle mich hier geborgen und angekommen. Ich lebe hier gerne, ich arbeite hier gerne, ich freue mich über das soziale Netz, das um mich ist, immer, das aber keinen Druck ausübt.

Ich bin dankbar für den Erfolg meines Buches und die Bereitschaft diverser, sehr unterschiedlicher Medien, es vorzustellen. Ich bin froh, über alle die positiven Rückmeldungen, die ich bisher dazu bekommen habe, auch von Menschen, die ich gar nicht kenne. Ich bin auch dankbar, dass mein EPU einen Push in Form eines neuen Auftrags erfahren hat, der sich als interessantes Langzeitprojek entpuppt. Und, dass ich mich jeden Tag fünf nach acht gerne an meine Arbeit setze.

Und ich bin dankbar für unsere Familie, das Kind, das sich fortwährend weiterentwickelt, so, dass jedes Jahr mit ihm schöner und interessanter ist als das letzte. Daran erfreue ich mich eigentlich jeden Tag, und es wird für mich wohl nie selbstverständlich sein, dass unser Sohn hier bei uns ist. Und genauso ist, wie er ist.

Das andere, das schmerzvolle, das ein Jahr eben auch bringt, das ist schon in Ordnung so. Es wird mich auf die eine oder andere Art weiser machen, so hoffe ich. Und es liefert mir viel Stoff für mein nächstes Buch. Ein Plan für 2015.

Hebammenzeitung

Die Präsenz von Geboren in Bozen in den Medien reißt erfreulicherweise noch nicht ab. Diesen Monat gibt es eine Beprechung meines Romans in der österreichischen Hebammenzeitung.

Und weil das ein medizinisches Fachblatt ist, gibt es – erstmals überhaupt übrigens – eine Diagnose der Frühgeburt, die Hebammen trauen sich das zu, siehe Artikel (vergrößert sich beim Draufklicken)

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Schön war, dass das Blatt in dieser Ausgabe  auch Angelika Markoms Buch Diesmal geht alles gut, das ich hier am Blog schon mal vorgestellt habe, präsentiert hat.

Kaschrut im Film

Gestern habe ich einem interessanten Vortrag – im Rahmen einer Veranstaltung des jüdischen Museums – gelauscht: Kaschrut im Film.

Ich interessiere mich eigentlich immer schon für die jüdische Kultur, ich finde Hebräisch als Sprache sehr schön und habe während meines Studiums das Wahlfach “Jiddisch für Anfänger” belegt. Ich dachte damals, das wäre sehr einfach, quasi Wienerisch mit ein paar Fremdwörtern. Na ja, das wars dann nicht wirklich, zumal man auch hebräische Schriftzeichen lesen lernen musste. Aber ich fand es hochinteressant.

Na jedenfalls zum Vortrag gestern: ein jüdisches Thema UND Film, das muss ich sehen. Und der Vortrag war dann auch sehr spannend. Denn wenn ich habe gelernt, selbst wenn ich einmal beschließen würde, ein koscheres Gericht zuzubereiten, dann würde das nicht funktionieren, auch wenn ich mich an die dafür vorgesehenen Regeln halte würde, denn ich bin eine Schickse. Also: nur Juden können koscher kochen.

Es gibt zahlreiche Filme, in denen – über das Thema Essen – thematisiert wird, dass jemand möglicherweise Jude ist. Zb. im Film Pulp Fiction, als Vince Jules fragt, ob er noch etwas Speck will und dieser meint, er esse kein Schwein, dann kommt die Frage von Vincent: “Wieso, bist du Jude?”. Was in diesem Zusammenhang etwas komisch ist, ist Jules doch schwarz. In vielen Filmen, wie zb. gestern angesprochen The Fixer versuchen Juden, die sich assimilieren wollen oder müssen, den Schweine (oder auch Meerestier-)Konsum zu umgehen, um sich nicht zu outen.

Als witzig & intelliegenter Cultur-Clash Film wurde gestern Alles auf Zucker von Dani Levy empfohlen. Hier geht es darum, dass nach dem Tod der Mutter zwei Brüder, einer streng gläubig, einer gar nicht – an die Erbschaft gelangen wollen. Der Ungläubige muss dafür eine Woche koscher leben. Was eher recht als schlecht gelingen will. Als schräger britischer Film zu diesem Thema wurde Gengis Cohn vorgestellt. Hier wird ein ehemalige SS-Schärge von einem Dibbuk heimgesucht, der die Mission hat, den Nazi zu einem waschechten Juden zu machen. Er beginnt mit dem koscheren Essen….

Schlußwort von Woody Allen: “Why pork was proscribed by Hebraic law is still unclear, and some scholars believe that the Torah merely suggested not eating pork at certain restaurants.”

Tag 25

Tag 25 – Welcher Film ist die gelungenste Verfilmung einer literarischen Vorlage?

Hier folgt kein Werk der klassischen Literatur, sondern eines von Nick Hornby. Einem zeitgenössischen britischen Autor. High Fidelity heißt es.

Das Buch handelt von Rob Gordon, dem Besitzer eines Plattenladens und seiner letzten in die Brüche gegangenen Beziehung zu Laura. Er reflektiert sehr viel in diesem Buch, über sämtliche seiner Beziehungen (und warum sie nicht von Dauer waren) und über Musik. Auch Robs beiden Angestellten Dick und Barry spielen eine wichtige Rolle.

Der Roman ist leicht und unterhaltsam zu lesen, auch wenn er sich mit durchaus schwierigen Themen befasst. Rob schreibt gerne Listen (“Meine fünf schlimmsten Trennungen”) und geht mit einer guten Portion Selbstironie an das Leben und seine Überraschungen heran. Der Film ist deshalb gut, weil der flapsige, lockere Ton der Vorlage erhalten bleibt, was ich nicht erwartet hätte. Und er ist gut, weil er etwas schafft, was sehr, sehr wenige Filme schaffen: Den Erzähler Monologe in die Kamera sprechen zu lassen und dabei weder peinlich, noch unglaubwürdig, noch aufgesetzt zu wirken. Das verdankt er sicher auch seinem Hauptdarsteller John Cusack.

Der Film ist sehr spannend besetzt, zb. ist Catherine Zeta-Jones eine von Robs Exfreundinnen, sehr exzentrisch, möchte keine Kinder, weil die “so zeitintensiv” sind. Barry wird von Jack Black echt abgedreht verkörpert – damals kannte man ihn nicht und wusste noch nicht dass er richtig gut singen kann. Und Tim Robbins wurde hier völlig gegen sein Image gecastet und spielt einen New Age angehauchten, sehr leise, und sanft sprechenden (und deshalb für Rob sehr enervierenden) Nachbarn von Rob und Laura.

Und letztendlich hat der Film eine schöne Botschaft über die Liebe zu bieten.