Apropos umstrittene Kuhmilch: Dagegen hatte ja Joaquin Phoenix eine Rede gehalten, als er seinen Oscar für The Joker erhalten hat. The Joker habe ich vor kurzem nach 20 Minuten abgebrochen, weil wenn ich ihn weiter angeschaut hätte, hätte ich vermutlich meinen Lebenswillen verloren. Na ja, jedenfalls hat Phoenix damals im Zuge einer eher schwer nachvollziehbaren Assoziationskette moniert, dass wir Menschen den Kälbern die Milch wegtrinken. Das fanden damals viele ganz toll. Mich hat es eher ratlos zurückgelassen.
Es gab da ja diesen Eröffnungsmonolog von Ricky Gervais bei den Golden Globes, in dem der sehr freche Gervais – nachdem er alle die Anwesenden quasi auf ihre Freundschaft mit Jeffrey Epstein angesprochen hatte, was nur wenige lustig fanden – die nun folgenden Preisträger ersuchte: “Do not use this as a platform to make a political speech. You know nothing about the real word”. Denn: “Most of you did spent less time in school than Greta Thunberg and are in no position to lecture the public about anything.” Zusammenfassend: “So if you win, come up, accept your little award, thank your agent and your god and f*** off. Okay?” Das fand ich herrlich.
Als ich am Sonntag im Gartenbau Kino war, sind zwei Dinge passiert.
Vor einigen Tagen hab ich auf Facebook einen Post gelesen, in dem es darum ging, wieso man nicht “normale” Milch und Hafermilch sagen soll, weil Kuhmilch mittlerweile auch verpönt ist und man soll sie nicht zum Maß aller Dinge machen. Während ich das Posting las, tauchte quasi oberhalb von mir so eine Comic-Denkblase auf, in der in großen Buchstaben “What the fuck” geschrieben stand. Tut mir leid, aber die Diskurse derzeit pack ich teilweise echt nicht mehr. Na jedenfalls habe ich an der Bar des Kinos gehört, wie der alternativ aussehende Hipster Barista seinen Kunden fragte: “Wollen Sie Hafermilch oder normale?” Und das fand ich wunderschön. Harhar.
An der Kinokasse hat die Dame vor mir gefragt, ob es noch Maestro spielt und wann wieder und die Kassiererin konnte ihr keine zufriedenstellende Auskunft geben und war jetzt auch nicht unbedingt motiviert, über Vorstellungen in anderen Kinos nachzudenken. Da ich aber quasi täglich das Programm des Votivkinos scanne – es ist wirklich zu meinem Lieblingskino geworden, weil es sich aus verschiedenen Gründen geborgen für mich anfühlt – weiß ich, dass der Film dort noch auf dem Programm steht. Ich wundere mich also einerseits ein bisschen, dass es Menschen gibt, die weder mit der Kulturtechnik der Internetsuche, noch mit der oldschool Zeitungsrecherche vertraut sind, checke aber trotzdem schnell mein Handy und gebe der Dame die Information weiter, wann der Film dort auf dem Programm steht. Sie ist dankbar und fragt mich, ob ich den Film empfehlen kann. Die Verantwortung überfordert mich etwas, aber ich versichere ihr zumindest, dass er mir gefallen hat.
Ach ja, ich habe im Gartenbau Groundhog Day (nochmal nach 30 Jahren) gesehen und hatte die extrem amüsante Szene vergessen, in der Phil (Bill Murray) Rita (Andie Mac Dowell) fragt, was sie studiert hat und diese mit “19th Century French Poetry” antwortet und er prustend: “What a waste of time”. Aber nachdem wir wissen, dass der Film eine Karthasis mittels einer Zeitschleife ist, wissen wir, dass Phil dann perfekt französisch lernt und irgendwann Jaques Brel im Original zitiert. Habe gestern übrigens nachgelesen, dass Phil schätzungsweise mindestens 30 Jahre, eher länger, in dieser Schleife feststeckt. Uahh, das war mir nie so bewusst.
Am Freitag gab es ja wieder mal ein Zeugnis und das Kind hat erstmals einen Einser in Mathe. Er war in dem Fach ja immer schon ziemlich gut, aber der Zeugnis-Einser ist neu, im Gymnasium.
Er so: Davon hast du immer geträumt, gell?
Ich: Geh bitte, davon hab ich niemals in meinem Leben geträumt. Ich hab von Vierern geträumt, ich hab davon geträumt, keine Nachprüfung machen zu müssen. Nicht sitzenzubleiben, davon habe ich geträumt. Aber von einem Einser echt nie.
Klingt wieder wie Koketterie, ist es leider aber auch diesmal nicht. Harhar.
Weil im letzten Monat neue Filme von Yorgos Lanthimos (Poor Things) und Alexander Payne (The Holdovers) herausgekommen sind, habe ich – wie bei Sofia Coppola – zwei ältere Filme von beiden angesehen, quasi zum Vergleichen.
The Favorite, der vorletzte Film von Lanthimos, läuft gerade auf Netflix und für Lanthimos-Verhältnisse ist er schon recht mainstreamig. Aber nur für dessen Verhältnisse. Nach normalen Maßstäben gemessen, ist der Film extrem desolat, abseitig und sperrig. Natürlich ist er (wieder verhältnismäßig) lustig, aber mir ist es bisher bei jedem seiner Filme außer Poor Things so gegangen, dass sie mich wahnsinnig hinuntergezogen und deprimiert haben. The Favorite ist sehr künstlerisch und hat mit Emma Stone, Olivia Colman und Rachel Weisz beeindruckende Schauspielerinnen, die alle für den Oscar nominiert waren (Stone, Weisz) bzw. ihn auch gewonnen haben (Colman). Und wie Pia Reiser im FM4 Filmpodcast gesagt hat, “erstaunlich, dass das jemand finanziert hat, drei Lesben und keine Männer” harhar. Er hat tolle Bilder und Stimmungen – und doch muss ich den Film echt nicht nochmal sehen, er ist in keiner Weise “uplifting” und ich hab es ja schon sehr gerne, wenn ein Film mir auch irgendwie etwas Positives mitgibt, auch wenn es nur ein Hauch der Hoffnung ist. Da hat sich Lanthimos bei Poor Things sehr verändert, den ich wirklich auch als sehr untypisch lebensbejahend und selbstermächtigend empfunden habe.
Von Alexander Payne hab ich mir Sideways im Votivkino angesehen, da gab es ein kleines Payne-Special. Es hat geschüttet und ich war waschelnass, als ich ins Kino gekommen bin, habe mich dann an der Kinoheizung gewärmt und als ich heimgefahren bin, hat es wieder geschüttet und ich war noch nasser, aber der Film hat trotzdem so ein schönes wohliges Gefühl bei mir hinterlassen. Ich habe Sideways 2004 im Kino schon mal gesehen, konnte mich aber an wenig erinnern, außer daran, dass es um eine Fahrt von zwei Freunden durch die kalifornischen Weinberge geht, dabei lernen sie zwei Frauen kennen und es ist alles recht weird. Aber nicht in der Lanthimos-Schrägheit, sondern mehr so schrullig und sehr menschlich. Miles, der von Paul Giamatti in Sideways gespielt wird, ist ein netter Mensch mit Abgründen. Er schreibt seit Jahren an einem 700 Seiten Roman, trinkt zu viel, er liest fragwürdige Magazine, er kommt über seine Scheidung nicht hinweg. Er kämpft mit dem Leben. Paul, den Giamatti in The Holdovers spielt, ist im ersten Moment ein Unsympathler, bis man draufkommt, dass er eben genauso mit dem Leben kämpft, auch trinkt, auch traurig ist, er zeigt es nur anders als Miles. Aber weil es Payne ist, gibt es immer dieser Silberstreif am Horizont, der uns sagt, es wird vielleicht nicht alles super werden, aber besser, besser wird es werden. Ich mag das.
Dirk Stermann hat ein Buch über Erika Freeman geschrieben, eine aus Österreich stammendene jüdische Psychoanalytikerin, die als Kind in die USA emigrieren musste und dort die Therapeutin diverser Hollywoodstars wurde. Das Buch heißt Mir gehts gut, wenn nicht heute dann morgen.
Stermann hatte Freeman als Gast in seiner (und Grissemanns) Sendung Willkommen Österreich im Jahr 2019 kennengelernt, damals war sie erst 92, und die beiden haben sich schnell angefreundet. Nachdem Freeman nach einer Operation während der Coronazeit nicht mehr nach New York zurückreisen konnte, lebt sie seitdem im Wiener Hotel Imperial. Stermann hat sie monatelang jeden Mittwoch dort besucht, mit ihr gefrühstückt und über das (und vor allem ihr) Leben gesprochen.
Herausgekommen ist keine klassische Biografie, denn Freeman regt Stermann immer dazu an, nicht zu chronologisch zu denken und zu schreiben, sondern eher assoziativ; dennoch weiß man am Ende sehr vieles aus ihrem Leben, die mit zwölf Jahren alleine in die USA zu Verwandten ausgewandert ist, welche sie aber nicht bei sich haben wollten. Die sich von da an alleine durchgeschlagen und studiert hat, erfolgreiche Analytikerin wurde und früh den Ehemann verloren hat. Dabei immer eine erstaunlich positive Lebenseinstellung bewahrt hat, in der sie nichts schwarz/weiß sieht und Verständnis für alle Menschen, ja sogar eine wirklich authentische Liebe zu ihnen vermittelt. Und viel Humor und Lebensklugheit.
An sich wollte Stermann das Buch “Erika, mittwochs” nennen, doch das war ihm zu schlüpfrig, vor allem, als ein Freund zu ihm gesagt hat, ob das mit Freeman denn so eine Art Harold und Maude-Geschichte werden würde. Worauf Stermann meinte, dazu sei er nicht knabenhaft genug, es wäre eher Maude/Maude. Der tatsächliche Titel ist eine Aussage von Freeman, nachdem sie nach einer lebensbedrohlichen Situation wieder ins Imperial zurückgekehrt war und Stermann sie gefragt hatte, wie es ihr denn gehe. Freeman selbst findet den Titel etwas zu lang.
Es gibt soviel zitierenswertes in dem Buch, dass es schwerfällt, etwas speziell herauszupicken, und am besten mal liest es selbst, weil es auch sehr stimmungsvoll verfasst ist, aber zwei Dinge möchte ich schon erwähnen. Zum einen die Aussage: “Manche Menschen brauchen mal ein Durcheinander, wenn sie Angst haben vor einem Miteinander.” Darüber hab ich länger nachgedacht. Sehr schön fand ich auch, als Stermann Freeman eine Mesusa schenkt, die sie dann am Türpfosten ihres Zimmer befestigen lässt und der Hotelangestellte, der das macht, stellt anschließend fest, dass sie schief aufgehängt ist. Worauf Freeman sagt: “Das ist in Ordnung. Nur Gott kann Dinge richtig machen, Menschen machen Fehler”. Das ist doch tröstlich, oder?
P.S. Wie immer unbezahlte Werbung und ich möchte meiner Freundin L. danken, die mir das Buch bei einem Buchhandlungsbesuch, bei dem wir herumgestöbert haben und ich daran Interesse zeigte, quasi hinter meinem Rücken gekauft und geschenkt hat. Große Freude darüber.
Meine Freundin und Ex-Arbeitskollegin K. hat mich gefragt, ob wir gemeinsam noch unser NÖ-Card ausnutzen wollen, die ja noch bis März gilt, für ein Event in Wien oder Umgebung und wir haben uns letztendlich für eine Führung in der Staatsoper entschieden.
Zum Mittagessen haben wir uns bei Swing Kitchen in der Operngasse getroffen (unbezahlte Werbung). Swing Kitchen habe ich während der Coronazeit entdeckt und ich habe so schöne Erinnerungen daran, nicht unbedingt was das Essen selbst angeht, sondern das Gefühl, mit jemand besonderem dort zu essen. Aber die vegetarischen Burger selbst sind auch sehr gut. Diesmal wollte ich “Bacon” probieren und es hat tatsächlich nach Speck geschmeckt. Wir haben uns sehr gut unterhalten, K. hat oft andere Perspektiven auf Dinge als ich und das ist spannend, weil ich dann auch anders zu denken beginne.
Um 14 Uhr waren wir bei der Oper, wo gleichzeitig Führungen auf Deutsch und Englisch, aber auch Italienisch und Spanisch starteten. Erstaunlicherweise ist es, trotz der vielen Gruppen gelungen, dass wir uns nie in die Quere kamen oder uns sonst irgendwie gegenseitig störten. Ein großes Thema bei der Führung war natürlich der Opernball, der ja in einigen Tagen stattfindet und manche Teilnehmer wollten wissen, was das alles so kostet. Eine normale Karte ist ja noch leistbar (385 Euro plus freiwiliger Spnede), nur darf man sich da nirgends hinsetzen. Und es ist auch sonst nichts inkludiert. Eine Loge kostet halt schon mal 25.000 Euro aufwärts.
Im Zuschauerraum war ich erstaunt, wir groß die Bühne der Oper ist. Und tatsächlich hat unsere Führerin dann bestätigt, dass die Bühne quasi genauso groß ist wie der Zuschauerraum selbst, nur sieht man halt immer nur einen Teil davon.
Was mich auch erstaunt hat, (obwohl eh logisch, weil fast jeden Tag ein anderes Stück aufgeführt wird): Es müssen täglich Kostüme, Requisiten und so weiter zwischen Oper und zum Beispiel dem Arsenal als Hauptlager hin und her geführt werden, was mir extrem ineffzient vorkommt. Natürlich muss auch die Bühne jeden Tag neu gestaltet werden. Unsere Führerin hat dann erläutert, wieso nicht zum Beispiel ein Stück zwei Wochen durchgehend gespielt wird, weil das einerseits früher so etabliert war, weil die Reichen als Zeichen ihrer Stellung jeden Tag in die Oper gingen und die wollten natürlich nicht dauernd dasselbe sehen und zweitens, weil es der Oper so möglich ist, viel mehr Stücke insgesamt zu zeigen, auch unbekannteres.
Wir sahen uns dann auch noch den Teesalon und die Pausenräume an. Jeder hat seinen eigenen Charakter, es wird auch der ehemaligen Operndirektoren gedacht, die ja oft selbst Musiker waren, wie Karl Böhm, Herbert von Karajan, Lorin Maazel etcetra. Außerdem hat sie zu darauf hingewiesen, dass man täglich die Chance hat, günstige Stehplatzkarten für denselben Tag zu bekommen. Sie rät aber von Stehplätzen bei Wagner Opern ab, ja kann ich mir vorstellen. Zu unbekannteren Stücken gibt es oft auch eine gratis Werkeinführung.
Am Ende kommt man noch in den total schönen Souveniershop (bin ein Opfer von sowas) – mit Kühlschrankmagneten und Karten und Häferln, Büchern, echt total nett. Und ich habe K. erzählt, dass ich selber irrsinnig lange im Ballett war, das wusste sie gar nicht. Ich hab ihr gesagt, meine Eltern wollten mich beschäftigen, damit ich mit sechs Jahren nicht auf die schiefe Bahn gerate (harhar); ich persönlich hätte ja auch nix dagegen gehabt, die Zeit einfach bei meinen Großeltern zu verbringen, wie sonst immer. DieLänge der Ausbildung hat nicht viel mit Talent zu tun hat, ich war nicht sonderlich begabt, und das sage ich nicht aus Koketterie, sondern es ist wirklich so. Besser war ich im Jazztanz, hat mir auch mehr Spaß gemacht.
Nach den Oscar Nominierungen sind selten alle zufrieden. Das ist jedes Jahr so und liegt in der Natur der Sache. Heuer fand aber diesbezüglich ein ganz besonderer Shitstorm statt und ich schwanke zwischen dem Gedanken, dass das vollkommen lächerlich ist und dem, dass es zumindest toll ist, wenn öffentlich über Filme diskutiert wird (wenn auch das Niveau zweifelhaft ist).
Es geht darum, dass Margot Robbie nicht für ihre Hauptrolle in Barbie nominiert wurde und Greta Gerwig nicht für die Regie, und diese “Snubs” haftet somit etwas frauenfeindliches an. Dabei wird vergessen, dass die fünf Personen, die anstatt von Robbie nominiert wurden, ja ebenfalls Frauen sind und, dass es auch in der Regie-Sparte eine Frau gibt, die nominiert wurde (Justine Triet für Anatomie eines Falls). Außerdem ist es ja nicht so, dass Barbie nirgends nominiert wurde, insgesamt sogar achtmal und Robbie und Gerwig eh auch – halt als Produzentin bzw. Drehbuchautorin. Also wirklich ein unfassbarer Skandal, der sogar von Hillary Clinton unnötig kommentiert wurde, während Whoopi Goldberg den non-brainer rausgeschossen hat: Nicht jeder kann nominiert werden.
Mich persönlich hat ja eher die Nominierung von America Ferrera (beste Nebendarstellerin) gewundert, sie hat die mit Abstand am wenigsten selbstironische Rolle in Barbie, ich bin eh schon kein großer Fan von dem Film und von ihrer Rolle noch weniger.
Die Nominierung ist wahrscheinlich aufgrund einer Szene zustande gekommen, in dem sie einen Monolog hält, den wahrscheinlich die meisten Frauen, vor allem Mütter zwischen 30 und 40, schon einmal irgendjemand – potentiell dem eigenen Ehemann, der Mutter oder der besten Freundin vorgetragen haben. Ich glaube, ich habe Teile davon auch schon mal gesagt harhar. Zusammengefasst: Eine Frau kann nie etwas richtig machen, egal was sie tut. Nun kann man meinen: Ah endlich sagt das auch mal jemand in einem Hollywoodfilm. Oder man kann sagen: Boah, das ist so ausgelutscht, ich möchte eigentlich im Kino eher neue Ideen oder Perspektiven präsentiert bekommen, ich will schon einen Schritt weiter sein. Ich tendiere da zu zweiterem. Ferrera repräsentiert den Teil in Barbie, den ich einfach platt und nichtssagend fand oder wie Natalie Brunner im Fm4 Filmpodcast sinngemäß sagte, er transportiert einen binären Mann gegen Frau Feminismus, der heute nicht mehr zeitgemäß ist.
Weil gerade der neue Sofia Coppola Film Priscilla herausgekommen ist, machen manche Kinos ein kleines Coppola-Special. Und das Nonstop Kino Team hat eine Mail rausgeschickt, dass Lost in Translation leider nicht im Abo inkludiert ist und dass wir keine Hate-Mails schicken sollen. Naja, ich war schon ein bisschen in Versuchung ehrlich gesagt harhar. War aber dann im Stadtkino, wo es als Mittagsfilm nur sieben Euro gekostet hat.
Ich habe LIT damals so sehr geliebt, dass ich sogar immer noch das Filmplakat in der Wohnung hängen habe. Ein bisschen hatte ich auch Angst, dass ich den Film 20 Jahre später vielleicht nicht mehr so gut finde, denn ich bin viel älter (nona), in einer komplett anderen Lebensphase etc. Aber ich kann Entwarnung geben, der Film hat mir vielleicht sogar noch eine Spur besser gefallen als damals.
Es geht ja um den alternden Schauspieler Bob Harris (Bill Murray) und ich tu mir wirklich schwer, das zu schreiben, weil er war halt so um die fünfzig harhar, und um die junge Charlotte (Scarlett Johansson damals “in echt” erst 17 Jahre!), die gerade ihr Philosophiestudium beendet hat. Sie ist mit ihrem Mann, einem (sehr oberflächlichen) Werbefotografen in Tokio, wo auch Bob ist, der dort einen Whiskeywerbespot drehen soll. Beide leiden aktuell unter extremen Jetlag und generell am Verlorensein in der Welt. Charlotte weiß nicht, was sie mit ihrem Leben tun möchte, Bob hinterfragt das eigene, in dem er zwar kommerziell erfolgreich, aber künstlerisch unzufrieden ist; seine Ehe ist auch ein Krisenherd. Und so freunden sie sich an und führen sehr ehrliche Gespräche miteinander.
Vieles ist wunderbar in diesem Film. Die Schauspieler und die Chemie der Protagonisten miteinander. Das Thema platonische Liebe, das man im Kino jetzt nicht unbedingt sooft präsentiert bekommt. Die Darstellung der für beide fremden Kultur, ihre Versuche des Verständnisses. Der feinsinnige Humor, die Musik, ja natürlich die Karaokeszene, in der Murray More than this von Roxy Music singt, einer der allerbesten Songs der 1980er Jahre, der die Melancholie von Lost in Translation perfekt widerspiegelt. Die Bilder, die Stimmungen, auch wenn eigentlich gar nichts passiert, was ein Trademark von Sofia Coppola ist, quasi plotlos zu erzählen.
Und natürlich auch die letzte Szene, wo Millionen von Menschen seit 2003 versucht haben herauszufinden, was flüstert Bob Charlotte ins Ohr? Ich hab es natürlich auch wieder nicht verstanden, was eh beabsichtigt ist, aber die Endszene hat mich wieder trotzdem voll erwischt, auch wenn ich ja schon weiß, was kommt. Wenn Just like honey von The Jesus and Mary Chain einsetzt, so als Song an sich vielleicht eher unscheinbar, aber in Verbindung mit diesem Moment im Film unschlagbar. Da sind mir wieder die Tränen gekommen, weil es so schön ist. Magisches Kino einfach.