almis personal blog

Valentin

Rosen auf der Pawlatsche.

Das Rad schieben, während man Hand in Hand geht. Zur Ubahn laufen, egal ob sie schon da ist oder nicht. Jedes Räuspern, jedes “Gut…” bevor eine Geschichte anfängt. Die Frage, welches Kaffeehäferl man möchte. Aus der Zeitung vorlesen, die Zeitungsseiten umknicken. Eine Fußsohle auf einem Fußrücken. Die Art, wie ein Schlüsselbund erklärt wird. Die Art, wie man das Licht ausschaltet. Immer alles sagen wollen. Immer alles sagen können.

Schnee auf der Pawlatsche.

Nichts von all dem und mehr je vergessen wollen.

San Remo

Ich heute in der Früh zum Kind: “Bitte die Italiener! Ich weiß, du bist auch Italiener. Aber gestern bei San Remo war einfach der Papst zugeschaltet und das Publikum gab ihm nachher Standing Ovations.”

Das Kind: “Was hat er gesagt?”

Ich: “Irgendwie, dass Musik verbindet, und uns helfen soll, kriegerische Auseinandersetzungen zu überwinden und so. Zumindest hab ich das verstanden, es war ja Italienisch ohne irgendwelche Untertitel” Harhar.

Nachher haben eine israelische und eine arabische Sängerin Imagine in ihren Sprachen gesungen. Das war dann schon mit Untertiteln, aber natürlich mit italienischen. Und es gab wieder einige mir unbekannte Running Gags und irgendwelche ältere, mir oft ebenfalls unbekannte Künstler und nach 23 Uhr meinte eine Moderatorin “Oggi siamo piu veloce!” (“Wir sind heute schnell”). Genau mein Gedanke, wo mir schon die Augen zufielen und wir noch nicht mal bei der Hälfte der Kandidaten waren. harhar. Ach herrlich!

Die Songs waren wie immer auf gewohnt hohem Niveau, aber ich habe natürlich bei weitem nicht alle gesehen. Das wird sich an den nächsten vier Abenden ändern, wo wir die Songs immer und immer wieder in verschiedener Reihenfolge mit unterschiedlichem Stagings und Outfits präsentiert bekommen werden.

Vor allem mag ich an San Remo diese prinzipielle Wurschtigkeit, der Außenwelt gegenüber. Da gibt es nicht hundert “Kontroversen” und Haltungs- und Ideologiediskussionen wie bei den Oscars, neuerdings auch beim ESC etcetera, sondern die machen einfach was sie wollen. Und wenn sie den Papst wollen, dann kommt eben der Papst vorbei.

Maria

Wenn ich etwas von Angelina Jolie lese, muss ich immer an Chris Rock denken. Chris Rock hat einmal für die Oscars eine Umfrage vor einem “schwarzen” Kino in Compton, einem Vorort von L.A. gemacht. Und da hat er die Leute, die aus dem Kino kamen, diverse Dinge gefragt. Unter anderem eine junge Frau: “What is your favorite white movie of the year?” Und sie antwortete: “By the Sea with Brad Pitt and Angelina Jolie.” Chris Rock daraufhin: “Wow! Not even they would say that” harhar, fand ich so witzig damals, weil er so verblüfft über die Antwort war. By the Sea war der letzte gemeinsamer Pitt/Jolie-Film vor der Trennung, es ging da auch um eine arge Beziehung und er war weder gut besucht noch gut besprochen.

Ich bin ja jetzt nicht immer restlos überzeugt von Angelina Jolie, aber bei Maria verhält es sich umgekehrt zu vielen anderen Trailern – dieser Trailer hat mich, trotz Jolie und oft auch einer gewissen Biopic Skepsis – neugierig auf den Film gemacht. Maria ist der letzte Film der “Frauen-Trilogie” vom chilenischen Regisseur Pablo Larraín. Zuvor hatte er mit Jackie und Spencer ebenfalls zwei weibliche quasi “Larger than life”-Persönlichkeiten porträtiert. Hier geht es (natürlich) um Maria Callas, genauer gesagt, um die letzten Lebenstage im September 1972 in Paris…

WIE IMMER SPOILER MÖGLICH!

Zunächst mal: Ich kenne Maria Callas als Person nur recht oberflächlich – im Gegensatz zum Beispiel zu Diana, die ja Leute meiner Generation quasi permanent miterlebt haben. Aber ich finde Jolies Darstellung an sich zumindest für mich sehr authentisch und hat mich einfach “mitgenommen”. Und es kann ja bei einer Persönlichkeit wie dieser eh immer nur eine gewisse Annährung sein. Larraín geht es auch, meines Erachtens, viel weniger um Imitation, als um das Aufzeigen von gewissen Strukturen, Stimmungen, auch um das Künstlersein an sich. Und ich finde seinen Ansatz sehr kreativ, auch sehr zurückgenommen und “Indie”. Denn auch wenn Callas die größte Sängerin war, Larraín geht es nicht darum, den plakativsten Film zu drehen, sondern vielleicht den kleinsten und intimsten.

Natürlich sehen wir die Callas auf der Bühne stehen und singen- in Erinnerungen. Aber die meiste Zeit erleben wir sie mit ihrem Diener Ferrucio (Pierfancesco Favino) und dem Hausmädchen Bruna (eben Alba Rohrwacher), die wie Freunde sind, oder wie Callas sagt: “Bruna is my mother and my sister and my daughter and my maid. Ferruccio is my father and my son and my brother and my butler. It is a terribly crowded apartment!” Solche überraschenden, interessanten Beobachtungen äußert Callas hier oft. Sie sagt Dinge wie: “There is no reason for opera” und “There is no life away from the stage”. Was auch schon die Situation erklärt, in der sie mit erst 53 Jahren eben gerade ist. Wir sehen ihren Alltag mit den Hunden und den Spaziergängen, auch den (verhassten) Arztbesuchen und den Versuchen, mit einem Dirigenten wieder an ihre frühere stimmliche Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Außerdem gibt es einen Film im Film: Ein Journalist kommt mit einem Kameramann vorbei und stellt Callas viele Fragen; es scheint ihr Spaß zu machen, diese zu beantworten, obwohl sie sich reserviert gibt. Der Journalist (Kodi Smit-McPhee) heißt Mandrax – der Name eines ihre starken Medikamente. Da kommen dann schon enorme Zweifel auf, wie real dieser Charakter tatsächlich ist. Überhaupt vermischt sehr oft Phantasie und “Realität”. Die schönste diesbezügliche Szene war für mich die, wo die Callas vor einem alten Pariser Palais steht und plötzlich kommen lauter Japanerinnen mit kleinen Schirmchen und es regnet und sie singen gemeinsam etwas aus Madame Butterfly. Diese Szene ist für mich die reine filmische Poesie.

Einmal besucht Maria ihren ehemaligen Geliebten Aristoteles Onassis am Krankenbett und weicht einer Konfronation mit dessen Frau Jackie Kennedy aus – hier wäre ein kurzer Cameo von Natalie Portman sehr witzig gewesen. Aber um Witz geht es hier natürlich nicht. Ich habe jetzt aber große Lust, mir die anderen beiden Filme auch anzusehen.

Die Fotos des Regisseurs mit seinen Hauptdarstellerinnen finde ich sehr süß:

Sonntag lernen

Wenn eine neue Lebensphase beginnt, ändert sich vieles, oft ganz schlagartig und manchmal kommt es einem so vor, als würde man an einem Tag sehr viel gelernt und “verstanden” haben. Aber wenn ein neuer Morgen da ist, ist da auch manchmal das Gefühl, man steht wieder ganz am Anfang, kennt sich nicht aus und muss wieder von vorne beginnen.

So ist es auch mit dem Wochentag Sonntag. So viele hat man erlebt, aber immer noch ist man unschlüssig, was man mit diesem doch manchmal schwierigen Tag machen soll. Ausschlafen oder extra früh aufstehen. Daheim bleiben oder weit gehen. Alleine sein oder Menschen treffen. Relaxen oder arbeiten. Lesen oder schreiben. Zeitungen holen oder ignorieren. Die Welt draußen wahrnehmen oder sich komplett von ihr zurückziehen.

Mein Cappuccino und ich auf der Währingerstraße, am Weg zum Frühstücksfilm Maria im Votivkino

Den perfekten Sonntag gibt es schon, ich habe ihn erlebt und oft hatte er mit Nähe, langem Frühstücken und viel reden zu tun.

Nun experimentiere ich herum, vor allem im Winter, wo ich nicht im Garten sitze. Gestern war das Kind in der Therme, und ich daher in der Stadt, die auch eine andere ist am Sonntag, mit einem Coffee to go (unbezahlte Werbung!) und Kino zu Mittag. Das war fein. Danach habe ich Leute in den Schanigärten sitzen sehen, für die es noch viel zu kalt war, aber die Sonne hat gescheint. Ich habe auch die vielen Leben wahrgenommen, die dort ausgestellt waren. Zugehörig war ich da nicht, das Sonntagsgefühl konnte ich auch nicht ganz abschütteln, aber einiges war doch auch sehr ok, vor allem meine Gedanken und meine Perspektive auf Dinge.

Mein Wort zum Sonntag. Am Montag.

Von Eltern und Jugendlichen

Gestern habe ich etwas in einem Forum gelesen, was mich ur aufgeregt hat. Ich hab dann gar nichts dazu gepostet, weil es mich so geärgert hat. Aber wozu habe ich meinen Blog. Harhar.

Es ging jedenfalls darum, dass eine Frau sich beschwert hat, dass ihr Kind, das bereits seit kurzem berufstätig ist, aber noch daheim lebt, sich weigert, einen Betrag xy im Monat zur Haushaltskasse beizutragen. Ich persönlich fand den von den Eltern festgelegten Betrag eher hoch und sehr “random”. Aber egal. Jedenfalls wollte sie Meinungen dazu haben. Und man kann hier ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, inwiefern das gerechtfertigt ist oder wie oder was.

Was aber nicht geht, meines Erachtens, war, wie viele Menschen auf eine für mich unerklärliche Art und Weise kommentiert haben: Dann hau das Kind doch raus. Dann soll es doch schauen wie es zurechtkommt. Geschieht dem Kind recht, etcetera. Ich mein ehrlich jetzt? Das ist doch (m)ein eigenes Kind und kein abstraktes Versuchsobjekt für Erziehungsglaubensätze.

Vielleicht bin ich ja eine Sozialromantikerin und ich mache bestimmt nicht alles richtig, aber im Idealfall kann ich mit meinem Kind doch reden, ich kann doch meinen Standpunkt darlegen, ich kann vielleicht gemeinsam schauen, was finanziell Sinn macht und möglich ist. Aber das beobachte ich immer wieder, dass Eltern so komplett “disconnected” über ihre halbwüchsigen Kinder bis junge Erwachsenen reden, als wären das irgendwelche Menschen, die zufällig bei ihnen wohnen. Was dazu führt, dass es mich nicht wundert, dass es so viele Familienkonflikte rund um die Pubertät des Nachwuchses gibt.

Zynischer Nachsatz – Und in zehn Jahren dann die Frage im Forum: Warum meldet sich mein Kind kaum mehr bei mir?

Die Ferien

Die Semesterferien waren auch nach der Ikono Ausstellung schön.

Einmal war ich mit M. beim superen Chinabuffet neben der der Messerverbotszone Reumannplatz. Wir haben uns sehr gut unterhalten. Ich habe von ihr das Buch Hallo, du Schöne bekommen und gleich zu lesen begonnen.

Auch mit dem Kind war ich beim Asiaten – in der SCN. Danach haben uns Companion angesehen; wir waren -inkusive uns beiden – zu viert im Saal. Das Kind hat sich dann noch schnell Nachos gekauft und als er zurückkam hab ich zu ihm gesagt: “Jetzt hast du die woke Werbung versäumt”. Harhar. Companion ist übrigens natürlich wieder ein Horrorfilm, aber ein interessanter. Nachher sind wir durchs komplett verlassene und etwas gruselige SCN zur Straßenbahn gegangen, es ist schon ein bisschen in the middle of nowhere.

Außerdem habe ich Der Spatz im Kamin im Stadtkino gesehen, während das Kind beim Figlmüller war und You are cordially invited auf prime. Dazu werde ich sicher noch das eine oder andere schreiben. Bei letzterem war definitiv der Abspann am besten und das meine ich gar nicht böse. Ich finde, Reese Witherspoon und Will Ferell sollten öfter zusammen singen.

Uuund: es sieht so aus, als würde ich ein paar hundert Euro, die mir ein Auftraggeber noch schuldet (lange Geschichte), nach eineinhalb Jahren doch bekommen. Geld, das ich schon völlig abgeschrieben habe. Das ist schon eine schöne Überraschung.

Dazwischen hab ich gearbeitet, aber wegen der Ferien gab’s keine dringenden Deadlines.

Diese Woche hatte ich fast das Gefühl, mein Leben im Griff zu haben harhar.

La Chimera

Wenn ich jemandem früher von einem Film erzählt habe, dann hat er immer gefragt, wer Regie geführt hat. Das fand ich so spannend, weil die allermeisten Leute sonst fragen nach den Schauspielern. Aber so waren unsere Gespräche immer, anders als andere, wunderbare Gespräche für mich, weil sie mir ganz andere Perspektiven gezeigt haben.

Bei La Chimera jedenfalls ist Alice Rohrwacher die Regisseurin. Ich denke, ihr Schwester Alba ist ein bisschen bekannter, durch viele sehr interessante Rollen in diversen (auch etwas größeren) Indie-Produktionen, aktuell gerade in Maria. Alice war vor La Chimera vielleicht noch ein bisschen unter dem Radar.

Jedenfalls geht es in La Chimera um Arthur (eben Josh O’Connor), einen Engländer, der nach einem Gefängnisaufenthalt wegen Grabraubs wieder zurück in der italienischen Provinz der 1980er Jahre ist. Er hat die magische Gabe, Kunstschätze unter der Erde orten zu können. Seine ehemaligen Komplizen wollen ihn zu weiteren Taten anstiften, weil sie ihn als “Kopf” der Bande brauchen, um die Stücke an den Kunstsammler Spartaco verkaufen zu können. Arthur will aber vor allem Flora (Isabella Rossellini) wiedersehen, die Mutter seiner verschwundenen Geliebten Beniamina….

VORSICHT SPOILER MÖGLICH!!!

Während es der Bande der “tombaroli” um das Erwirtschaften ihres Lebensunterhaltes geht, hat Arthur andere Ziele. Er lebt in einer Bruchbude ohne jeglichen Komfort und Heizung, er hat quasi nur einen Anzug, materieller Besitz scheint ihn nicht zu interessieren. Er ist traurig, er lächelt fast nie (während O’Connor in Challengers dauergerinst hat) Ihm geht es tatsächlich um die Kunst selbst und auch darum, etwas nachzujagen, was einem immer wieder entgleitet. Dieses Motiv korrespondiert mit der Suche nach seiner Geliebten, die dieselben Voraussetzungen erfüllt. Die Geliebte taucht in seinen Träumen auf, er will sie erwischen, aber beim Erwachen ist und bleibt sie verschwunden. La Chimera sagt ja genau das aus, es ist ein “Hirngespinst.”

Auch sonst geht es in dem Film viel um Sprache und Doppeldeutigkeiten. Arthur besucht mit Flora und deren Helferin Italia (Carol Duarte) einen verlassenen Bahnhof in der Nähe und Flora sagt dann: “Questa stazione non appartiene a nessuno“, also dieser Bahnhof gehört niemandem. Worauf die unterstandslose Italia sich Hoffnungen macht, vielleicht selbst hier Unterschlupf zu finden. Flora weist sie daraufhin schroff zurecht: “Questa stazione appartiene a tutti” Der Bahnhof gehört allen. Worauf sich Italia fragt ja was nun allen oder niemanden? Jedenfalls kann er niemals ihr alleine gehören, ist die Schlussfolgerung.

Ein anderes Mal bei einer Kunstauktion wendet sich Spartaco (Alba Rohrwacher) an die Bieter und meint: “It is of inestimable value. We are going to estimate the inestimable” Eine klassische contradictio in se könnte man meinen. Schön ist aber auch, wenn Arthur im Italienischen Fehler macht, die ich persönlich auch ganz genau so gemacht hätte. Einmal hält er zum Beispiel ein neues T-Shirt hoch und fragt Italias Tochter, ob er sich dieses anziehen soll. Er fragt: “Questo?” Und sie bessert ihn aus: “Questa!”. Hätte ich hundertprozentig auch gesagt! Harhar. Aber immerhin verstehe ich das Italienisch, das in diesem Film gesprochen wird halbwegs, es ist nicht so sehr mit Dialekt durchzogen.

Es sind ganz viele Dinge wunderbar in La Chimera. Der Zauber vor allem, die dieser Film vermittelt, auch wenn es ein schmutziges, kaltes, und recht abweisendes Italien zeigt, in dem schmutzige und oft schroffe Menschen leben. Einige Szenen wirken so, als hätte Federico Fellini sie gedreht. La Chimera vermittelt eine Art von magischem Realismus, mit gewissen künstlerischen Kniffen, die diesen Film so schön tragisch-komisch machen. Etwa wenn Arthur mit seiner Wünschelrute durch die Gegend wandert und plötzlich alles in dreifacher Geschwindigkeit abgespielt wird, als wäre Arthur der Road Runner. Oder wie Spartaco und die Diebesbande miteinander streiten und es wird so dargestellt, als wären sie Hunde und Katzen, die sich gegenseitig anbellen und anfauchen. Eigenartig und trotzdem irgendwie faszinierend. Und natürlich auch der seltsame Fluch, mit dem Italia Arthur und die anderen belegt, als sie merkt, dass sie “von den Toten stehlen”. Hier steht dann die Frage der Moral kurz im Fokus der Gedanken, vor allem unter dem Blickwinkel, dass Beniamina vermutlich auch bereits tot ist.

Kann das alles ein gutes Ende finden? Ist Arthur dazu überhaupt bereit, wenn ein Happy End in dieser, seiner Welt, doch jedenfalls ohne Beniamina stattfinden muss? Will er die Schimäre gegen die Realität eintauschen? Ansehen und genießen.

Josh O’Connor

Der Film von letzter Woche, der mich verändert hat, war übrigens La Chimera von der italienischen Regisseurin Alice Rohrwacher. Im Film wird auch fast ausschließlich italienisch gesprochen. Er läuft aktuell nicht in den Kinos, es gibt aber immer wieder Spezialvorführungen im Stadtkino. Bevor ich mehr dazu schreibe, muss ich etwas ausholen.

Als der Film voriges Jahr tatsächlich lief, habe ich ihn mir nicht angeschaut. Ich habe nämlich die Inhaltsangabe gelesen und wusste danach auch nicht mehr. Dann habe ich den Trailer gesehen – immer noch hatte ich kein Gefühl für diesen Film. Wieder die Inhaltsangabe gelesen, irgendwie wurde ich nicht warm damit, und vergaß ihn ein bisschen. Einige Zeit später sah ich aber Challengers vom (ebenfalls italienischen) Regisseur Luca Guadagnino, eine Dreiecksgeschichte im Tennismilieu. Das war der Film, wo mir im Votivkino von einer Zuschauerin, die aus der Vorstellung davor kam, gesagt wurde, ich könne mich schon freuen und sie hatte recht, ich war total begeistert.

Vor allem begeistert war ich von Josh O’Connor. Er war der Strizzi in der Geschichte, allerdings ist er für mich nicht “der Böse” in Challengers gewesen; jeder hatte seinen eigenen Anteil an den Geschehnissen. Ich fand ihn jedenfalls total amüsant und er hat so gut gespielt, dass ich googelte, wo er sonst noch dabei war. Und da fand ich ihn als junger Prinz Charles in The Crown – wo ich sogar mal eine Folge gesehen hatte; aber Prinz Charles ist jetzt nicht die dankbarste Rolle. Und eben als Hauptdarsteller in La Chimera. Obwohl er Engländer ist. Er spielt auch “den Engländer”. Nun war mir klar: Ich muss diesen Film sehen.

Sidestep vom Sidestep: Josh O’Connor wurde kürzlich gerüchtehalber als neuer James Bond ins Spiel gebracht. Zuerst habe ich das super gefunden. Dann hat jemand auf X geschrieben, das wäre blöd, dann wird er sieben, acht Jahren von dieser Franchise verschluckt und wir sehen keinen einzigen Arthousefilm mehr von ihm. Das ist richtig, doch lieber nicht James Bond. Harhar.

Aber durchtrainiert ist er schon, das hat man vor allem in einer Szene in der Sauna gesehen, wo Pia Reiser im Filmpodcast meinte, dass man in Challengers merkt, dass Guadagnino Frauenkörper nicht soo interessieren; Zendaya werde – pro forma – so distanziert wie ein Unterwäschemodell gefilmt, aber in der Sauna, wo Josh O’Connor und Mike Faist sitzen, da ist Guadagnino voll dabei harhar.

Na gut, in Kürze dann mehr zu La Chimera.

Kinderserien

ORF.on hat über traurige Kinderserien geschrieben. Und eine wissenschaftliche (naja…) Expertise dazu abgegeben, wie sehr uns Kinder der 80ziger Jahre diese Produktionen traumatisiert haben. Fazit: Eh nicht so seihr.

So wurde ich jedenfalls an meine damalige Lieblingsserie Perrine erinnert. Ein Miseryporn für die junge Zielgruppe. Wirklich, dagegen war Heidi – die Serie, die natürlich auch in der ORF Kolumne vorkommt – zum Wohlfühlen. Schon im Titelsong heißt es: “(…) dann wein nicht mehr Perriiiine”.

Perrine verliert nämlich nacheinander beide Elternteile und setzt, begleitet von Esel und Hund, die Reise von Bosnien zu ihrem blinden Großvater nach Frankreich fort, der aber von ihr nichts wissen will. Irgendwann muss sie sogar den Esel verkaufen. Dysfunktionale Familienstruktur meets Klassismus/Rassismus (die Mutter war Halbinderin) meets Kinderarbeit. Perrine nimmt dann nämlich noch einen Job in der Firma ihres sehr reichen Großvaters an. Es war also alles in allem ziemlich schrecklich. Aber ich hab das ur gerne gesehen, gemeinsam mit meinem eigenen Opa und einer Tasse Tee plus Kuchen.

Obwohl das gemütlich war, war es ist aber auch wirklich so, dass die Serien in den 80-er schon sehr grausam sein konnten, wie gesagt es gab ja dann auch noch Heidi und Pinocchio und Marko -alles (halb) Waisen mit schwierigen Lebensgeschichten. Solche Tristesse und Problematik habe ich bei den Serien, die das Kind später sah, nicht erlebt.

Ich mein, was gab es da: Thomas die Lokomotive, die Angst vor einer schwierigen Kurve hatte. Ok, es war ein bisschen peinlich für Thomas, als er dann dort tatsächlich einmal entgleiste, er bekam rote Backen vor Scham, aber sonst ist eh nichts passiert. Es wurde nicht einmal “Menschen” verletzt. Am liebsten hatte ich die Serie Ben und Hollys kleines Königreich, die einen echt guten Humor hatte. Das schlimmste, was in dieser Serie passierte war, dass das Kindermädchen Nanny Plum manchmal Zauberunfälle hatte, in denen das kleine Königreich mit Gelee geflutet wurde (“Achtung, eine Geleefluuuut!”) Aber dann haben sie eben das Gelee aufgegessen. Problem gelöst, harhar.

Ikono

In allen Ferien gibt es einen Oma-Kind-Mum Ausflug. Freunde haben kürzlich etwas zur Ikono Ausstellung gepostet, worauf ich aufmerksam geworden bin und deshalb habe ich das als Semesterferien-Ausflug angeregt, was von allen Beteiligten einstimmig angenommen wurde. Unbezahlte Werbung.

Nachdem das Ikono Areal auf der Mariahilferstraße ist, bot es sich an, davor in die Pizzeria in der Barnabitenstraße zu gehen. In dieser Pizzeria war ich als junge Erwachsene häufig, jetzt aber schon circa 20 Jahre nicht mehr. Glücklicherweise hat sich nichts geändert. Es gibt immer noch sehr gute Lasagne und dünne, große Pizza. Alle waren zufrieden. Im Sommer wollen wir wieder hingehen, um den Gastgarten zu genießen.

Um 14 Uhr war der Ikono Termin gebucht. Das sollte man schon vorher online machen, denn es werden Timeslots vergeben und oft ist dann auch schon etwas ausgebucht. Die Tickets sind nicht gerade günstig, aber wenn man eine Stadt Wien Vorteilskarte hat (oder sie dafür bestellt), bekommt man minus 20 Prozent, was sich hier sehr auszahlt. Beim Empfang kann man seine Jacken abgeben. Die ganze Ausstellung dauert ungefähr eine Stunde.

Der erste Raum verkörpert den Stress und die Hektik des Lebens (und auch den Mief offensichtlich) Man muss sich durch gelbe, merkwürdig riechende Schläuche kämpfen.

Der Kampf mit dem Alltag

Danach per Rolltreppe direkt in die 80ziger:

Im ersten Stock sind viele verschiedene Räume, die visuell spannend und anregend gestaltet sind. Alte Medien wie Tamagochis oder Plattenspieler – ich zum Kind: “Kennst du eigentlich noch Kassetten?” Harhar. Und es gibt alte Spielkonsolen.

Das Schöne im Leben

Es gibt Räume mit hübschen Lampen, in denen man sich an das Schöne in seinem Leben erinnern soll. Räume, an denen man über seine Ziele reflektiert. Und Räume, in denen man mit silbernen Plastikdingern Ball spielen kann: ein Highlight für Oma und Kind! Ein Zimmer, in dem man einen Umhang anlegt und dann optisch mit der Tapete verschmilzt. Ein Zimmer mit Labyrinth – das hätte irgendwie noch klaustrophobischer sein können, finde ich, das hat mir zu wenig Angst gemacht. Harhar.

Und vielleicht das Hightlight: Ein Bällebad. Ich war zum ersten Mal in einem solchen und verstehe jetzt, wieso mein damals Kleinkind es gehasst hat. Wenn man drinnen liegt, ist es zwar entspannend, aber man kommt kaum wieder raus, es ist bisschen wie Treibsand. Aber schon auch irgendwie cool.

Das Bällebad

Jedenfalls wars ur lustig für alle Beteiligten. Und das beste: Man kann seine “Struggles” wirklich mal für eine Stunde vor der Türe lassen.