almis personal blog

Die Plazenta

Ich glaub, das wird einer meiner seltsameren Blogeinträge, siehe Titel, harhar.

Schuld daran ist We Live in Time, den ich gestern im Votivkino gesehen habe und der mich ordentlich mitgenommen hat; ich war dann emotional sehr verstört in Straßen- und Ubahn auf dem Heimweg. Ich empfehle ihn aber trotzdem, weil es wirklich ein schöner und sehr gut gespielter Film ist.

Jedenfalls schreibt Pia Reiser von fm4 zu diesem Film:

Aus Pia Reisers Review So viel Liebe, so wenig Zeit

Oh ja, genau dasselbe habe ich mir währenddessen auch gedacht. Denn ich persönlich habe davon überhaupt erst im Kreissaal erfahren, nachdem das Kind schon auf der Welt war. Mir wurde dieses Faktum eher beiläufig mitgeteilt und ich so: “Bitte was???” Ich habe wirklich geglaubt, das ist ein Scherz harhar. Gut, ich habe den Geburtsvorbereitungskurs nicht mehr erreicht, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich auch die 31 Jahre davor nichts darüber gehört hatte, weil es niemals irgendwer erwähnt hat und mir Filme zwar über Geburten erzählt hatten, da aber nur über “heißes Wasser und Tücher”. Was auch immer damit zu tun ist.

Morgen dann mehr zu We Live in Time. Es geht ans Eingemachte!

A Real Pain

Der dieswöchige Nonstop-Kino Newsletter informiert darüber, dass der Film A Real Pain anläuft und vermerkt: “Ein Film, den man eigentlich nicht nicht mögen kann.” Oh doch, liebes Nonstop-Team, doch doch, das geht. Harhar. Alleine zum Filmtitel könnte man in diesem Fall daher schon etliche Kalauer loslassen, aber ich war in meiner Filmkritik für Uncut dann, finde ich, eh noch sehr wohlwollend, ich schrieb nämlich folgendes:

A Real Pain ist die zweite Regiearbeit von Jesse Eisenberg, der der Filmwelt bisher eher als Schauspieler (unter anderem als Mark Zuckerberg in The Social Network) bekannt ist. In seinem neuen Film, für den er auch das Drehbuch geschrieben hat, schildert Eisenberg die Reise zweier ungleicher Cousins – Eisenberg selbst als David, Kieran Culkin als Benji – in die Vergangenheit. Nach dem Tod ihrer Großmutter buchen beide eine geführte Tour durch Teile Polens, deren Heimatland.

Das Konzept diese Filmes ist, wenn man so will, quasi die 50 Shades of Pain entdecken, die zwischen dem schier unvorstellbaren Leid der Großmutter durch die Inhaftierung im KZ Lublin liegt, und dem für ihn selbst lächerlichen Schmerz von Benji, der das Gefühl hat, an seinem eigenen Leben zu scheitern, aber kein Recht dazu zu haben, darüber zu klagen; denn was ist schon seine eigene Verzweiflung gegen die, die seine Großmutter empfunden haben muss. Und damit es nicht zu traurig wird, hat Eisenberg Benji selbst gleich als Comic Relief eingebaut.

Die Idee hat etwas für sich, funktioniert nur leider in der Praxis überhaupt nicht. Denn obwohl der Gedanke offenbar war, Benji als impulsiv-rüpelhaften, aber doch warmherzigen und im Grunde liebeswerten Charakter zu etablieren, der eine durchaus tragische Backstory hat, und damit nicht nur das Herz der Reisegruppe, sondern auch das der Zuseher im Sturm gewinnt, geht diese Vision nicht auf. Benji ist vor allem ein furchtbar anstrengender, Energie ziehender Egoist, mit einem Verhaltensmuster eines Fünfjährigen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Auch der Humor, den er offensichtlich in den Film und damit in das schwere Thema bringen soll, passt großteils für mich überhaupt nicht. Er changiert zwischen Zoten, Körperkomik und reiner Provokation.

Eisenberg hat sich selbst als David Typ-gecastet; er spielt den höflich-zurückhaltenden, leicht neurotischen, beruflich und privat erfolgreichen Gegenpart zu Benji und das macht er erwartungsgemäß gut. Auch das Wiedersehen mit Jennifer Grey (Baby aus Dirty Dancing, aber seit ihrer Nasen-OP kaum zu erkennen) ist erfreulich, sie spielt die interessanteste Reisegruppen-Teilnehmerin überzeugend. Leider ist aber auch diese Gruppe sonst eher schablonenhaft geraten, allen voran der übermotivierte Vortragende mit frischem Oxford-Diplom und der ehemalige Flüchtling aus Ruanda, der zum Judentum konvertiert ist.

A Real Pain besteht großteils aus folgender, eher monotonen Abfolge: Besuch einer Sehenswürdigkeit, abendliches Kiffen, semi-ernsthaftes Gesprächs zwischen den Cousins, neuer, Benji-induzierter Eklat. Das alles untermalt von Chopin. Am besten ist der Film dort, wo er uns unkommentiert Eindrücke von Polen zeigt; nicht die touristischen Seiten, sondern die ein bisschen schmuddeligen Hinterhöfe, die unspektakulären Straßenecken, die kaputten Zäune, hinter denen die Sonne untergeht. Hier fühlt man irgendwie den Geist Polens auf sich wirken und es muss dafür kein einziges Wort gesprochen werden.

Vielleicht ist Eisenberg mit der Idee eines Roadtrips schon auf der richtigen Spur, denn er hat durchaus einen Blick für Räume und Stimmungen; an der Charakterzeichnung seiner Figuren sollte er meines Erachtens allerdings noch ein bisschen arbeiten.

Neue Aufgaben

Das Wochenende habe ich großteils mit Arbeit verbracht. Das brauche ich jetzt nicht an jedem Wochenende, aber diesmal war es ganz ok, es war eh eiskalt draußen. Am Montag am Vormittag habe ich dann alles abgegeben, weshalb ich jetzt ein “Schatz” bin, das hört man ja auch nicht ungern. harhar.

Dann gleich noch eine neue Arbeit angefangen und schnell mittaggegessen, bevor ich zu meinem “Vorstellungsgespräch” aufgebrochen bin.

Dafür musste ich zum Franz Josefs Bahnhof fahren, es war immer noch kalt und grau, aber ich habe daran gedacht, wie ich vor einiger Zeit dort öfters mittagessen war, und in einem Gastgarten gesessen bin und dann sind wir die Alserbachstraße hinauf gebummelt, es war geborgen und lustig. Das waren so schöne Erinnerungen, dass ich mich gleich richtig gut gefühlt habe.

Das Gespräch war dann sehr nett. Lustig mal wieder, jemanden gegenüber zu sitzen, der den eigenen Lebenslauf vor sich hat. Fragen zu beantworten und Fragen zu stellen. Nach zehn Minuten war aber eh schon alles klar und ich habe jetzt einen neuen Auftraggeber und ich freue mich sehr darüber und darauf.

First of the Gang to Die

Am Ende des Jahres habe ich mir wieder das Rolling Stones Magazin gekauft, das sein 30 jähriges Bestehen feiert und zu diesem Anlass die 300 Lieblingsalben der Redaktion in diesem Zeitraum bespricht. So etwas lese ich immer sehr gern, wie schon einmal erwähnt, vor allem wegen der Musikbeschreibungsprosa.

Dank dieser Liste, habe ich mich auch wieder an einige Songs erinnert, die ich früher sehr gerne gehört habe, so zum Beispiel an First of the Gang to Die von Morrisey, aus seinem Album You are the Quarry aus dem Jahr 2004. Hier bitte den Hinweis einfügen, wie “umstritten” angeblich Morrisey ist. Habe leider gerade keine Zeit, mich in diese Materie einzulesen harhar. Dieser Song hat jedenfalls wohl einen der skurillsten Texte in der Indie-Pop Geschichte. Es geht um eine, no na, Gang und ein Mitglied namens Hector, der eben als erstes stirbt und zwar natürlich durch eine Kugel, ich mein, wie sonst. “Such a silly boy!”

Jedenfalls kann man in First of the Gang to Die wunderbare Euphemismen für den Vorgang des Sterbens finden, wie beispielseise “to do time” oder “go under the sod”. Außerdem finden sich interessante Vorstellungen über Liebe, so singt er beispielsweise “You have never been in love until you’ve seen the dawn rise, behind the home for the blind.” Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen, was das bedeuten soll.

Am allermeisten gefällt mir aber die Robin Hood-in-reverse-Attitüde von diesem besungenen Hector. Denn Robin Hood bestahl ja bekanntlich die Reichen, um die Beute an die Armen weiterzugeben. Nicht so Hector. Hector “stole from the rich and the poor and the not very rich and the very poor”. Das hat mich früher immer sehr amüsiert. Und nicht zu vergessen, “he stole all hearts away” – warum auch immer. Er dürfte eine Menge Charisma gehabt haben, dieser Hector. Wahrscheinlich war er so etwas wie Karl Moor aus Schillers Die Räuber.

The Seed of the Sacred Fig

Letztens habe ich im Kino The Seed of the Sacred Fig gesehen, ein sperriger Titel, auch im Deutschen nicht weniger – “Die Saat des heiligen Feigenbaums”. Dieser Film ist etwas außerhalb meiner Kino Komfortzone gelegen, weil ich sehe lieber fiktionales und brauche auch oft einen gewissen Ausbruch aus dem Alltag. Und das ist der Film eindeutig nicht, ganz im Gegenteil: Das ist ein sehr arger, schwerer Film, weil man eben auch weiß, dass die Geschichte zwar erfunden, die Verhältnisse, die er er beschreibt, aber tatsächlich Realität sind. Und man merkt es auch daran, dass Regisseur Mohammad Rasoulof den Film nicht nur geheim drehen musste, er musste danach sogar aus seinem Land, dem Iran, fliehen.

Es geht in diesem Film um die Familie eines iranischen Juristen, der eben zum Ermittlungsrichter befördert wurde und das gerade in einer Zeit der landesweiten Proteste im Jahr 2022 gegen das autoritäre Regime, was seine Familie auch einer nicht unbeträchlichen Gefahr aussetzt – sie müssen umziehen und sich an recht strenge Verhaltensregeln halten. Seine zwei (fast) erwachsenen Töchter verfolgen die Geschehnisse auf Social Media – im Film sind immer wieder echte Videos aus dieser Zeit zu sehen – und beginnen gegen das System und damit auch gegen ihren Vater zu rebellieren, als im eigenen Haushalt plötzlich die Dienstwaffe des Vaters verschwindet…

MILDE SPOILER MÖGLICH

Was ich sehr gut an diesem Film finde, ist die wirklich differenzierte Gestaltung seiner Protagonisten. Weil es wäre sehr leicht gewesen, Vater Imam als unsympathischen Despoten zu schildern und die Mutter Najmeh als passive “Erfüllungsgehilfin.” Tatsächlich ist Imam sehr gläubig und hat einen strikten Ehrenkodex, er ist aber auch ein liebevoller Vater, der anfangs auffallend defensiv und komplett aggressionslos gezeichnet wird und mit den Frauen auf Augenhöhe kommuniziert, auch Verständnis für andere Meinungen zeigt. Und Najmeh ist natürlich eine konservative Ehefrau, die gelernt hat, dass der Mann in der Familie die uneingeschränkte Autorität hat, aber sie versteht, auch wenn sie sich dagegen zu wehren scheint, dass ihre Töchter in einer anderen Zeit aufwachsen und sich viele Dinge nicht mehr gefallen lassen wollen.

Im Prinzip ist die Familie ja nicht per se “rückschrittlich”. Die Töchter besuchen höhere Schulen bzw. studieren, sie sind am Handy und gehen shoppen und leben in gewisser Weise so wie auch anderswo junge Frauen leben. Dennoch ist ihnen nur ein bestimmtes Leben zu leben erlaubt. Streng verboten ist es natürlich, ihr Haar in der Öffentlichkeit zu zeigen. Dass in diesem Film iranische Frauen ohne Schleier gefilmt werden (nämlich im Privathaushalt) bedeutet im “wirklichen Leben” große Schwierigkeiten für die Schauspielerinnen. Und hier verschwimmt dann die Fiktion endgültig mit der Realität. Dass ein Film, der über die Grenzen der Freiheit, vor allem für Frauen erzählt und gleichzeitig wegen Überschreitung von Grenzen quasi auf den Index gestellt wird, das ist schon sehr schmerzende Ironie.

Mir persönlich ist vor allem die Szene in Erinnerung geblieben, als die ältere Tochter, Rezvan, sich die Fingernägel lackieren will und die Mutter es ihr verbietet, mit dem Hinweis, sie könne später einmal, wenn sie verheiratet sei, ihren Mann um Erlaubnis dazu bitten. Und Rezvan antwortet sinngemäß, das wäre also ihr Schicksal, zuerst sagt ihr die Mutter, was sie zu tun hat und später ihr Mann. Wann werde sie das tun können was sie selbst möchte? Das ist schon arg, so etwas im Jahr 2025 zu hören.

The Seed of the Sacred Fig fängt dort an, wo Mond der österreichischen Regisseurin Kurtwin Ayub aufhört. Ihre Themen sind ähnlich, bleiben aber künstlerisch-schemenhaft, während bei Rasoulof wirklich alles auserzählt wird, was noch kein Qualitätskritierum an sich ist. Der Film erschüttert in seiner Unbarmherzigkeit allerdings auf jedenfall sehr. Übrigens ist The Seed of the Sacred Fig der deutsche (sic!) Beitrag zum sogenannten Auslandsoscar.

EPU Business

Umbarmherzig hat wieder mal das Gesetz der EPUs zugeschlagen. Es gibt manchmal Flauten aber wenn es dann wieder losgeht mit Aufträgen, dann kommen sie immer im Bündel.

So darf ich derzeit wieder mal für meine Ex-Firma arbeiten, das “wichtigste Markt- und Meinugsforschungsinstitut Österreichs” laut eigener Aussage, aber das sagen wahrscheinlich alle harhar und das löst fast nostalgische Gefühle bei mir aus. Und ich finde es auch schön, dass ich immer noch “gebucht” werde.

Ganz entgegen des Gesetzes der EPUs habe ich von einem anderen Auftraggeber, für den ich auch schon seit 20 Jahren immer wieder arbeite, jetzt ein Projekt bekommen, das bis Juli laufen wird. Solche Langzeitaufträge, wo man weiß, wie viel man zu tun haben wird und quasi ein gewissermaßen fixes Gehalt in Aussicht hat, gibt es für mich selten. Und das ist schon auch einmal sehr angenehm.

Dann ist mir eingefallen, dass ich mich ja woanders auch beworben habe, da folgt noch das Gespräch kommende Woche und ich habe den Eindruck, ich werde in den kommenden Monaten gut zu tun haben.

Seinfeld, fuenf

Sehr oft gibt es bei Seinfeld Referenzen auf Europa – auf die Psychoanalyse (ok, da geht es immer um Wien) die Kultur, die Kulinarik.

Jerry und Elaine besuchen George einmal im Krankenhaus, wo ihm die Mandeln entfernt werden sollen. Sie sprechen mit einem dortigen Arzt über die Sinnhaftigkeit des Eingriffs und Elaine flirtet mit dem Arzt und erzählt, bei ihnen in der Familie hat sich nie jemand die Mandeln operieren lassen und sie durften auch niemand treffen, der operiert war. Daraufhin kontert der Arzt, in seiner Familie hätte niemand seine Mandeln und sie wiederum durften sich mit niemand anfreunden, der noch Mandeln hatte. Jerry daraufhin sarkastisch: “Well, it’s like the Capulets and the Montagues.” Das fand ich so lustig, dass ich laut gelacht habe, am Sofa.

Ein anderes mal bestellt George Pesto im Lokal und merkt aber an, dass es ihm gar nicht schmeckt. Er hat aber das Gefühl, dass es ihm schmecken sollte, weil gefühlt jeder jetzt Pesto mag, weil es gerade angesagt ist. George fragt sich: “Where was Pesto 10 years ago?” Etwas später sprechen sie dann darüber, dass derzeit alle nach Seattle ziehen und dauernd davon die Rede wäre. George: “It’s the Pesto of cities.” Und das stimmt irgendwie, zu der Zeit erschien auch Sleepless in Seattle und später war der Schauplatz von Grey’s Anatomy auch Seattle.

lrgendwann sind alle zu einer Wohnungseinweihungsparty eingeladen. Elaine möchte noch Wein als Mitbringsel dafür kaufen und der immer um sein Geld besorgte George hält eine flammende Rede dafür, warum das überhaupt nicht notwendig ist. Bzw. könnte man ja einfach Pepsi und Kekse mitbringen, das würde alle wesentlich mehr freuen. Sein Fazit: “What are we? Europeans with the Beaujolais and Chardonnay?” Das hat mich daran erinnert, dass ich in Las Vegas in unserem Hotel im Lift ein Schild gelesen habe, auf dem stand, dass im Stock so und so “European Sunbathing” angeboten wird und ich habe mich als Europäerin gefragt, was das sein soll. Habe dann erfahren, dass es eine Umschreibung für topless ist, harhar.

Queer

Gerade ist der neue Film, Queer, von Luca Guadagnino bei uns in den Kinos angelaufen. Ich mag Guadagninos Arbeiten sehr. Call me by your Name zählt ohnehin zu meinen Lieblingsfilmen, aber auch Challengers, der 2024 lief, fand ich super, er war Platz 2 in meinen letztjährigen Top 10 – sooo unterhaltsam und temporeich. Und I am Love (schon etwas älter) hat mich auch beeindruckt. Das interessante bei Guadagnino ist, dass jeder Film von ihm tonal komplett anders (gut) ist.

Nun also Queer mit Daniel Craig in einer Rolle, die ungefähr das Gegenteil von James Bond ist. Craig ist William Lee, ein eher fraglier US-Amerikaner, der in den 1950er Jahren nach einer Drogenrazzia in New Orleans nach Mexico City geflüchtet ist, wo er – dank des Reichtums seiner Familie – ein sorgen- und arbeitsfreies, aber dafür drogenreiches Leben führt. Er erkundet die queere Szene der Stadt, hat eine Menge unbedeutender Abenteuer, verliebt sich aber schließlich in den ehemaligen Soldaten Gene (Drew Starkey). Die beiden begeben sich schließlich auf einen Drogentrip in den Dschungel Südamerikas…

ACHTUNG MÖGLICHE SPOILER!!

Wenn man sich jetzt denkt: Boah, das klingt nach wenig Plot, dann kann ich nur bestätigen: Ja richtig erkannt. Der Film hat tatsächlich sehr wenig Plot. Und obwohl ich die Buchvorlage von William S. Burroughs noch nicht kenne (habe mir das Buch gerade bestellt) – dessen Alter Ego Craig hier augenscheinlich verkörpert – denke ich mir, das ist wieder ein Roman, der eigentlich unverfilmbar ist, weil es in erster Linie wohl um das Innenleben des Protagonisten geht und es immer schwierig ist, das filmisch umzusetzen. Insofern Respekt an Guadagnino, dass er sich da drüber getraut hat.

Das eigentliche große Thema das Romans ist nicht Drogenabhängigkeit per se, sondern unerwiderte Liebe. Denn William, der zuerst eher als “Lebemann” dargestellt wird, beginnt irgendwann, Gene wirklich zu lieben, ihm buchstäblich zu verfallen. Und es macht ihn – ganz wortwörtlich – wahnsinnig, dass Gene seine Gefühle nicht in der Form zu erwidern scheint, wie er sich das wünscht. Oder sagen wir so: Das Ganze ist ziemlich ambivalent, von Genes Seite aus. Es ist nicht einmal klar, ob er tatsächlich “queer” ist oder nicht und was er sich von William “erwartet”. Die Suche Williams nach der Droge “Yage”, später auch bekannt als Ayahuasca, geschieht deshalb, weil sie anders funktioniert als herkömmliche Drogen. William erhofft sich davon telepathische Erlebnisse, das Kommunzieren ohne Worte oder viel mehr, den anderen zu verstehen. Als er sein Anliegen einem Biologen vorbringt, warnt ihn dieser vor der Unberechenbarkeit der Droge und liefert den (für mich) Schlüsselsatz im Film: “Who is it that you’re trying so desparetly to communicate with?”

Sinead O Connors Version von All Apologies setzt den Ton von Queer, sich zu entschuldigen, für all das was man ist und der eigenen Meinung nach nicht sein sollte. Zu viel zu lieben, wo keine Gegenliebe zu erwarten ist, zu viel zu verlangen, einfach insgesamt zu viel zu sein, nirgends (hinein) zu passen. Der Film ist seltsam, sperrig, surreal, nicht komplett stimmig würde ich sagen, aber er wirkt nach, er schafft eine Menge Identifikationspotential und Daniel Craig ist hier brilliant, in einer, zumindest für mich, neuen Facette.

Starkey fand ich weniger überzeugend; aber andererseits vielleicht vermittelt er damit genau diese Distanz, die er wohl auch vermitteln soll. Extrem genial: Jason Schwartzman als charmant-verrückter Hippie; Indiewire schreibt er sei “at-first unrecognizable”, also ich habe ihn nicht erkannt, bis ich genau dieses Review gelesen habe. Harhar.

Queer ist jedenfalls verstörend-sehenswert und die Sexszenen mögen zwar explizit sein, ich finde sie aber weder schockierend, noch sind sie das, worum es in diesem Film wirklich geht.

Johann Strauss Ausstellung

Kurz vor Silvester haben wir wieder einen Ferienausflug mit Oma gemacht.

Zuerst waren wir Mittagessen im Vapiano Herrengasse. Ich habe zu Weihnachten Gutscheine bekommen yeah. Das Vapiano war allerdings ganz und gar nicht ganz auf den Massenansturm an Touristen vorbereitet und es war alles sehr chaotisch. Aber es war schon wieder so chaotisch, das es insgesamt lustig war. Und das Essen war sehr gut.

Risotto al Funghi

Danach machten wir uns auf den Weg zum Theatermuseum am Lobkowitzplatz, wo ich noch nie war. Dabei kamen wir an der Stallburg vorbei und das erste Mal in meinem Leben sah ich dort tatsächlich auch Pferde.

Pferd und Weihnachtsbaum

Während sich unvorstellbare Massen an Menschen durch die Innenstadt schoben war im Theatermuseum absolut nichts los. Das war zwar angenehm, aber ich muss sagen, es war nicht gerechtfertigt.

2025 ist ja das Johann Strauss Jahr und die derzeit laufende Ausstellung ist sehr interessant gemacht – und barrierefrei zugänglich. Der Besucher/die Besucherin erfährt sehr viel aus dem Leben von Johann und den anderen Sträussen, es gibt einen Raum, aufbereitet mit der gesamten Strauss-Biografie, es gibt diverse Exponate wie Kleidung der Zeit oder Programmhefte und man hört die ganze Zeit Strauss-Musik. Außerdem sind diverse interaktive Elemente vorhanden- beispielsweise kann man sich ein und dasselbe Lied mit verschienden Besetzungen anhören; kammermusikalisch, mit voll besetztem Orchester etcetera, siehe:

Ich lausche

Ich weiß, Johann Strauss hat eine Menge unvergesslicher Musik komponiert – wobei der Radetzkymarsch btw. von seinem Vater ist – aber selbst wenn er nur die Fledermaus geschrieben hätte, wäre ich komplett zufrieden gewesen. Früher war es für meinen musikbegeisterten Papa ein Pflichtprogramm, diese Operette zu Silvester anzusehen und ich kann bis heute alle Texte und ich liebe die Musik. Ich würde gerne sagen, dass das Motto der Fledermaus “Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist” auch meines wäre. Aber leider bin ich viel zu sehr overthinker.

Wenn man sich nicht die ganze Fledermaus anschauen will, kann man sich aber auch “nur” die Ouvertüre anhören, da kommen auch alle Motive vor, so eine Art Hitpanorama. Basiswissen: Prinz Orlovsky wird meist von einer Frau gespielt und die Figur des Frosch kommt nur um dritten Akt vor und ist niemals ein Sänger, sondern eine komödiantische Sprechrolle mit oftmals aktuellen Anspielungen zum Beispiel an die Politik.

Am Ende waren wir noch im Souveniershop und Oma hatte die Spendierhosen an. So bekam das Kind eine kleine Fledermaus und ich das Begleitbuch zur Ausstellung, was mich sehr gefreut hat. (unbezahlte Werbung wie immer).

So sehr ich mich auf das Strauss-Jahr freue, so sehr befürchte ich auch, dass wir in einem Jahr absolut nichts mehr von Strauss hören und sehen können. Deshalb lieber bald die Ausstattung anschauen.