almis personal blog

Ein paar Hinweise

Ein paar sachdienliche Hinweis zu Oppenheimer noch.

Also ich sah den Film ja an einem sehr heißen Tag und kam mir sehr schlau vor, einen halben Lieter Holunderblütensaft mitzunehmen. Das war partiell gut, allerdings dauert der Film 180 Minuten. Und irgendwann ist der Saft leer und man muss dringend aufs WC. Gleichzeitig ist der Film so spannend und man könnte was Wichtiges versäumen. Dilemma! Naja, ich bin dann doch gegangen, denn sonst hätte ich mich nicht wirklich auf den quasi 3. Akt konzentrieren können.

Irgendwann im Film wird beratschlagt, wo die Atombombe abgeworfen werden soll und der Kriegsminister Stimson tritt auf. Ich denk mir, den Schauspieler kenn ich. Der hat normalerweise eine Zahnlücke wenn er lächelt, aber er lächelt in Oppenheimer nicht. Ich grüble sicher zehn Minuten herum, woher ich die Zahnlücke und das Lächeln kenne. Ich habe das Lächeln als schmierig in Erinnerung, schließe daher Arthousefilme aus. Dann endlich fällt es mir ein, bei dem Schauspieler handelt es sich um James Remar, den Richard aus Sex in the City, mit dem Samantha länger zusammen war und der dann einmal in der Mittagspause einer anderen Frau – ach lassen wir das. Jedenfalls: Der war es also.

Wie auch im Nett, Fix und Chill Podcast gesagt wurde, Oppenheimer ist nicht unwitzig. David Schindelböck sagt sogar, er habe in Oppenheimer ungefähr genauso oft lachen müssen wie in Barbie. Das gilt jetzt wahrscheinlich nicht für jeden Zuseher, für mich aber tatsächlich auch. Und bei Oppenheimer erwartet man das ja nicht unbedingt. Schindelböck und Sampson finden auch, dass die Musik viel zu laut ist in Oppenheimer, das empfand ich tatsächlich aber diesmal nicht so schlimm wie bei anderen Nolan Filmen, vielleicht weil ich OmU gesehen habe und zur Not die Texte lesen konnte. Schindelböck: “Christopher Nolan hat die Angewohnheit, es ist ein ganz normales Gespräch und die Musik bambambam […] und es geht dann auch so schnell, Physiker A hat über Anwalt C gesagt, dass Soldat B dies und das” Harhar! Ich rate wirklich zu Untertiteln bei der Originalversion.

Oppenheimer

Gestern habe ich also Oppenheimer gesehen. Ich hatte ja irgendwie die Befürchtung, dass man es dabei schwer hat, so ohne naturwissenschaftliches Studium (oder Verständnis), am besten Physik, weil wer Christopher Nolan kennt, weiß, dass seine Filme nur äußerlich wie Blockbuster-Kino wirken, insgesamt aber sehr komplex und anspruchsvoll sind, aber ich kann beruhigen: Man braucht kein besonderes Vorwissen in diesem Bereich für Oppenheimer und: der Film ist ein Meisterwerk.

Ich mag Nolan ja schon seit seinem Head-Scratcher Memento, auch wenn der sehr anstrengend zu Verfolgen war, ich habe Inception geliebt, seine Batman-Interpretation (Batman begins, The Dark Knight, The Dark Knight rises) geschätzt, obwohl nicht nicht so der Comic-Fan bin, aber nachdem der Stoff von Nolan bearbeitet wurde, war er auch kein klassischer Comic mehr. Werke wie The Prestige und Interstellar fand ich herausragend, auch wenn sie mich nicht komplett erreichten. Dunkirk und Tenet habe ich nicht gesehen. Und jetzt also Oppenheimer, wo ich heute, am Tag nach dem Sehen sagen würde, er kommt direkt hinter Inception – meinem Lieblingsfim von Nolan – für mich oder ist sogar gleichauf.

Die Geschichte dürfte soweit bekannt sein, es geht um den theoretischen Physiker J. Robert Oppenheimer, der im Zuge des sogenannten Manhatten Projects damit beauftragt wird, im zweiten Weltkrieg die Atombombe zu bauen, bevor das andere (insbesondere die Nazis) schaffen. Oppenheimer scharrt eine Reihe von Wissenschaftern um sich, um in der Wüste von Los Alamos die Entwicklungsarbeit zu leisten. Wie wir alle wissen, ist das auch gelungen, und die USA unter Truman hat, obwohl der Krieg eigentlich schon vorbei war, ihre neue Errungenschaft in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt.

Der Film dreht sich natürlich um Quantenphysik und beleuchtet die Entwicklungsarbeit, er ist aber soviel mehr, eine Charakterstudie ebenso wie ein spannungsgeladener Thriller, Schauspielerkino und Parabel über Wissenschaft versus Politik. Ich glaube, es gibt gegenwärtig keinen anderen Regisseur, der es schafft, einen so sperrigen Stoff so publikumswirksam zu erzählen, obwohl er es dem Publikum durchaus nicht leicht macht. Oppenheimer enthält nämlich die üblichen Nolan-Ingredenzien, vor allem die nicht-lineare Erzählweise bzw. die Zeitensprünge, die schnellen und intelligenten Dialoge, die es notwendig machen, der Handlung wirklich genau zu folgen, aber eben auch jede Menge Suspense (die quasi-Gerichtsszenen), Humor und Explosionen. Und: Keine Schwarz & Weiß-Polarität, jede Menge Grautöne

Bei den auftretenden Schauspielern (und es sind viele) denkt man sich permanent, wer kommt denn jetzt noch aller, auch für auch sehr kurze Szenen. Herauszuheben sind aus meiner Sicht neben Cillian Murphy selbst vor allem Robert Downey junior, Matt Damon und Kenneth Brannagh (mein absolutes Highlight, so charismatisch) als Niels Bohr – ich meine, in welcher Hollywood-Produktion erwartet man sich Niels Bohr als Protagonist (ebenso wie Werner Heisenberg, Richard Feynman und Albert Einstein)?

Nach dem Film gingen ein paar Teenagerinnen vor mir und die eine zur anderen: “Matthias Schweighöfer war Heisenberg. Heisenberg!” Ich glaube, das würde sich jeder Physiklehrer im Gymnasium wünschen, dass seine SchülerInnen nach dem Unterricht von Heisenberg sprechen. Harhar.

Insgesamt, falls das noch nicht klar wurde, eine begeisterte Empfehlung von mir.

Little Women

Am Mittwoch habe ich dann noch zum Abschluss Little Women gesehen, den zweiten Film, bei dem Gerwig Regie geführt hat. Little Women ist ein amerikanischer Klassiker, eine Coming of Age Geschichte, vielleicht so bekannt wie Heidi im deutschsprachigen Raum.

Bei Friends motiviert Rachel einmal Joey, der normalerweise Bücher meidet, Little Women zu lesen und er will mehr darüber wissen und fragt sie: “These little women, how little are they? I mean, are they like scary little?” Nun, es handelt sich dabei um vier Schwestern, die von ihrem Vater so genannt werden, obwohl sie mittlerweile schon praktisch alle die Pubertät hinter sich haben.

Die Geschichte wird von Jo March, einer der Schwestern erzählt, die Schriftstellerin werden will und ihre Texte an Zeitungen und Verlage verkauft, sie arbeitet eben an ihrem ersten Roman, über sich und ihre drei Schwestern. Alle vier sind sehr künstlerisch begabt, eine schauspielert, eine malt, eine spielt Klavier und Jo eben schreibt. Aber zu dieser Zeit, wir befinden uns im 19. Jahrhundert, geht es im Prinzip nur darum gut zu heiraten, um versorgt zu sein, weil ja Frauen kaum arbeiten durften, und wenn dann sicher nichts brotloses.

Jo (Saorise Ronan) hasst das und sie rebelliert dagegen. Sie lehnt den Heiratsantrag von Laurie (Timothee Chalamet) ab, und klagt ihrer Mutter ihr Leid und liefert damit, wie ich finde, ein wesentlich eindringlicheres femistisisches Statement als das in Barbie der Fall ist, aber vielleicht bin ich persönlich auch mehr der 19.Jahrhundert-Feminismus Typ, sie sagt:

Women, they have minds and they have souls, as well as just hearts. And they have got ambition and they have got talent, as well as just beauty. I am so sick of people saying that love is just all a woman is fit for. I`m so sick of it!

Jo March in Little Women

Der FIlm ist generell so jung und frisch, obwohl er eben in der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Aber Greta Gerwig gelingt das Kunststück, den Film total heutig erscheinen zu lassen, ohne ihn seiner Zeit zu entreißen und mit Gewalt modernisieren, einfach um der Modernisierungs-Willen. Und die SchauspielerInnen sind großartig vor allem Ronan und Florence Pugh spielen so gut.

Hier noch der Trailer:

Die Stelle bei der ich diesmal am meisten gelacht habe (und erstaunlich wenige andere im Publikum) als Amy zu Laurie sagt: “Well, I believe we have some power over who we love, it isn’t something that just happens to a person.” Und Laurie daraufhin: “I think the poets might disagree.”

Btw. der große Saal im Votiv war bis auf den letzten Platz besetzt.

Verlust-Gewinn?

Letztens habe ich mit jemanden gesprochen, der gerade eine schwere Zeit durchmacht und er meinte, dass Leben bestehe eigentlich nur aus Verlusten. Ich habe darüber nachgedacht und im ersten Reflex fast zugestimmt, mit dem Zusatz, dass im Laufe der Zeit sogar immer schlimmer wird, jeder Verlust wird schmerzhafter, weil da ja schon die ganzen anderen Dinge sind, die vorher passiert sind.

Aber dann hab ich die Perspektive gewechselt und mir gedacht, jeder Verlust heißt doch auch und vor allem, dass etwas da war, worüber man – manchmal sehr – trauert. Und besser ist es doch, dankbar für die Dinge zu sein, die vor dem Verlust passiert sind, denn das waren wunderschöne Dinge und Zeiten. Ich denke, dass ich lieber mit diesem Blick auf mein Leben schauen will, so auf die Art: Don’t look back in anger.

Und bevor jetzt jeder glaubt, ich bin zur Zen-Meisterin geworden, nein, es gibt auch Abende, da höre ich mir eine Stunde Lieder an, die so schön traurig sind, dass ich weinen muss und dann mache ich das auch. Oder ich nehme dafür ein Stofftier in den Arm, weil das bei mir immer dazu führt, dass ich mir selbst sehr leidtue (harhar). Das ist manchmal auch ok und gut so, denn wie Frou Frou in ihrem Song Let Go schon sang: “There is beauty in the breakdown.”

Aber: Es nicht nicht nur Schönheit im Breakdown, sondern auch in dem Moment, wo man die Tränen trocknet und das tut, was dem eigenen Leben Sinn gibt.

Jetzt red ich doch wie eine Zen-Meisterin. Sorry.

Nett, Fix & Chill

Es ist so saukalt und schiach in Wien, dass man sich am Abend gerne auf dem Sofa zusammenrollt und Podcasts hört. Am Wochenende bin ich auf den Film/TV Podcast von Cesar Sampons (ja, der ESC Drittplatzierte von 2018) und David Schindelböck (Radiomoderator) aufmerksam geworden, der da heißt Nett, Fix und Chill, und habe mir gleich einige Folgen angehört. Es geht jetzt nicht unbedingt um Arthouse Kino (obwohl manchmal doch auch), sie reden viel über Star Wars und Marvel usw., was ich mir durchaus aber auch gerne anhöre, obwohl ich mich da kaum auskenne, weil sie so begeistert davon sind und es mich dann doch auch irgendwie bereichert.

Die Folge aber, bei der ich bisher am meisten lachen musste, war Episode 15 über den Film The Whale. Das ist dieser Film mit dem (auf) adipös (gemaskebildeten) Brandon Fraser, für den selbiger dieses Jahr den Oscar für die beste Hauptrolle bekommen hat. Ich habe mir den Film bewusst nicht angeschaut. Und zwar nicht wegen Brandon Fraser, den ich eigentlich recht sympathisch finde und ihm das Karrierecomeback auch sehr gönne, sondern weil mich die Beschreibung des Filmes alleine schon so unglaublich runterzieht.

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Filme, die ich mir genauso nicht angesehen habe (und auch nie ansehen werde), weil ich weiß, dass diese Filme in ihrer Hoffnungslosigkeit für mich das reine Grauen sind – sowas wie zum Beispiel auch Dancer in the Dark (obwohl ich auch Björk sehr schätze) oder Amour (von Haneke oder überhaupt weite Teile von Hanekes Euvre). Dabei hab ich mit Drama und Krisen in Filmen überhaupt kein Problem, aber es gibt Filme, die einfach null Hoffnungsschimmer bieten – zumindest antizipiere ich das – und die vermeide ich aus purem Selbstschutz.

Möglicherweise milde Spoiler

Als ich mir jetzt die Folge angehört habe, musste ich feststellen: Ich hatte absolut recht. Denn das erste, was Schindelböck anscheinend nach dem Endes des Filmes zu Sampon sagte, war genau das: “Ich will diesen Film nie wieder sehen.” Und Sampson sagt darauf, dass man Charlie (Fraser) eine Woche in dessen Leben begleitet und nicht mehr erfährt als “wie orsch alles ist.” Darauf Schindelböck: “Es ist vielleicht krass, was ich jetzt sage, aber sogar Schindlers Liste hat es geschafft, in vereinzelten Momenten humoristisch zu sein und hier und da immer mal wieder zu zeigen, ah ein Hoffnungsschimmer, ein Silberstreif. […] Und schlimmer als der Holocaust wird es nicht.” Natürlich, so Schindelböck weiter, könnte man auch sagen, das ist das Leben, das ist die harte Realität. Es gibt ganz viele Leute, die sich aufgegeben haben und nicht mehr kämpfen wollen. Und da kommt wieder mein persönlicher Ansatz ins Spiel: Ja, so ist es. Aber dafür gehe ich nicht ins Kino. Ich will zumindest einen Funken Hoffung sehen und das bietet The Whale anscheinend gar nicht.

Trotzdem war die Folge wie gesagt ausgesprochen amüsant und ich habe den Podcast gleich direkt abonniert. (Unbezahlte Werbung wie immer)

20th Century Women

Und weiter geht es mit dem Greta Gerwig (unbezahlte Werbung) Schwerpunkt im Votivkino/de France. Diesmal habe ich mir 20th Century Women angeschaut.

Da spielt Annette Bening die Hauptrolle Dorothea, alleinerziehende Mutter des 15-jährigen Jamie, was sie so beschreibt: “My son was born in 1964. He grew up with a meaningless war, with protests, with Nixon, with nice cars and nice houses, computers, drugs, boredom. I know him less every day.” Und weil sie ihn immer weniger zu kennen scheint, fragt sie einerseits Jamies Freundin Julie (Elle Fanning) und ihre Untermieterin Abbie (Greta Gerwig) um Rat bzw. bittet die beiden, sie zu unterstützen. Das mag jetzt etwas konstruiert klingen, tatsächlich ist es für die Handlung gar nicht so ungeheuer wichtig, die einfach den Alltag dieser Menschen-Konstalleation (plus des Untermieters William, Billy Crudup) zeigt, Ende der 1970er Jahre. Alle Protagonisten werden detailverliebt und liebevoll porträtiert, in ihrem Streben danach, dem eigenen Leben Sinn zu geben.

Feminismus spielt auch eine große Rolle und obwohl Dorothea einerseits froh ist, dass Abbie Jamie diese Perspektive mitgibt, findet sie auch, dass sie manchmal etwas zu weit geht, was in dieser wirklich sehr amüsanten Szene gipfelt:

Gerwig spielt in diesem Film natürlich auch wieder eine Außenseiterin, eine sehr selbstbewusste/selbstbestimmte Person, aber es ist eine andere Facette als in den Baumbach-Filmen, es ist keine explizit witzige Rolle, was auch an der Geschichte von Abbie liegt. Gerwig zeigt aber hier auch, dass sie nicht nur dann richtig gut ist, wenn sie lustig sein kann.

Staycation

In den letzten Tagen habe ich viel Wäsche gewaschen und Koffer gepackt. In etwas über zwei Wochen werde ich die Koffer wieder auspacken und wieder waschen. Aber ich fliege nicht weg.

In den letzten Jahren war ich oft auf Bahnhöfen und habe jemand begleitet und dann jemand wieder abgeholt, aber ich bin nie weggefahren.

Ich bin die, die auf die Stadt aufpasst im Sommer, in der Urlaubszeit, wenn alle irgendwann irgendwohin unterwegs sind. Ich bin die, die auf den leeren Straßen ins Kino geht oder ins Museumsquartier oder auf ein Frühstück unterm Sonnenschirm oder ein Mittagessen unter den Linden oder auch nur einfach so. Und dabei schaue ich mir eure Fotos an und lese eure Geschichten und ich sehe, dass es gut ist.

Frances Ha

Einen Tag vor Barbie habe ich einen Film gesehen, der zwar nicht von Greta Gerwig ist – Regie führte ihr Mann Noah Baumbach – aber mit ihr in der Hauptrolle, und dieser Film war in gewisser Weise das totale Gegenteil von Barbie. Schwarzweiß, sehr low key, Porträt einer Antiheldin, immens subtil. Also schon ein ganz schöner Sprung in nicht mehr 24 Stunden von diesem zu jenem.

Frances Ha hat es im de france gespielt und was wirklich witzig war: Ich habe nicht nur einen Nachbarn aus dem Haus im Kino getroffen, nein, er hatte sogar noch den Platz neben mir, ich mein, was für ein Zufall. So konnten wir mal länger plaudern, sonst sehen wir uns ja meistens nur im Stiegenhaus. Am Ende des Filmes meinte er, er sei in seinem Leben noch nicht auf sovielen Parties gewesen sie Frances in dem Film in einigen Monaten. Harhar.

Letztendlich ist Frances Ha das Porträt einer New Yorker Tänzerin, die gerne von ihrer Kunst leben würde, aber natürlich auch noch die Miete zahlen muss. Für ihr Alter “müsste” sie schon viel mehr erreicht haben, aber wie das oft so bei Baumbach/Gerwig Filmen ist, es wird doch eher ein kritisches Bild von gesellschaftlichen Erwartungshaltungen gezeichnet, was sowohl Job- als auch Partnersuche betrifft. Das Motto ist eigentlich immer: Sei du selbst, auch wenn du abgebrannt bist und aneckst, wenn du anscheinend alles “falsch” machst, bleib dir selbst treu. Und das ist doch immer eine gute Botschaft. Zumal Frances Ha – ähnlich wie auch Mistress Amerika – auch sehr komisch ist. Und die Musik ist super: David Bowie, Paul Mc Cartney, Bach, Mozart. Harhar.

Und es gibt diese legendäre Aussage im Film, als Frances Freundin erstmals ihre neue WG besucht und über die Wohnung feststellt: “This appartment is very aware of itself.” Brilliant!

Warum es übrigens Frances Ha heißt – die Protagonstin heißt eigentlich Halladay? Tja, dafür muss man sich den Film ansehen. Auch eine schöne Metapher, wie ich finde.

O-Töne Marwan/Lauer

Heuer war ich erstmals beim Literaturfest O-Töne im Museumsquartier.

Das gibt es doch schon einige Zeit, aber ich hab es noch nie dahin geschafft. Jedenfalls ist das Konzept, dass jeden Abend zwei AutorInnen lesen, einer bekannt, einer noch recht neu oder Debütant. Ich war am 20. Juli dort, wo Greta Lauer (Debüt) und Ana Marwan (Bachmannpreisträgerin 2022) lasen. Die Lesungen beginnen um 20 Uhr, wenn man einen halbwegs guten Platz will, sollte man so gegen 19.15 da sein, wobei anscheinend gilt: Je bekannter/beliebter die Autoren, desto früher. Das Ambiente ist toll, vor allem an einem schönen lauen Abend, da kann man wirklich sehr entspannt draußen sitzen und lauschen.

O-Töne am 20. Juli 2023 im Muqa

Mit Greta Lauer, die aus ihrem Roman Gedeih und Verderb las, konnte ich nur leider gar nichts anfangen. Das ist einfach nicht meine Prosa, wenn kunstvoll Sätze geklöppelt werden, die irgendwie gar nichts erzählen und nur generische Begriffe verwenden, die als literarisch gelten sollen. Wenn das Thema dann noch österreichische Blut-und Bodenliteratur ist, was mir wirklich zuwider ist (harhar, I can’t help it), und laute degenerierte Dorfbewohner vorkommen, mit ihren “Augäpfelein” und Kehlköpfchen oder ich weiß nicht was, und sich dann irgendwelche Rinnsale bilden, sorry, da bin ich raus.

Dafür mochte ich die Textausschnitte von Ana Marwans Roman Verpuppt sehr und auch ihre Art, sie ist ja eine wirklich witzige Person, oder wie der Mann, der neben mir saß sagte: “Die hot an Schmäh.” Marwan ist ja Slowenin und schreibt ihre Texte zumeist auch auf Slowenisch, kann aber auch recht gut Deutsch und liest dann logischweise auch deutsch, weil sonst würden wir ja nichts verstehen, ringt aber oft mit Worten, allerdings auf sehr hohem und elaboriertem Niveau. Sie erzählte, dass sie sich sehr für Tiere interessiert und tatsächlich kommen Tiermetaphern in ihren Texten sehr häufig vor, man denke an den Bachmannpreis-Text Wechselkröte und eben auch den Titel des aktuellen Romans. Mit der Übersetzung ihres Romans gehe es ihr wie mit einem Kanarienvogel der gestorben ist und dann kaufen die Eltern einen neuen, der genau gleich aussieht, nur sie weiß, dass es eben nicht derselbe ist.

Ana Marwan und Moderatorin Katja Gasser nach der Lesung

Dann erläuterte sie, dass sie in einer Doku gesehen habe, dass Spinnen, wenn sie jung sind, sehr kunstvolle Netze weben und die Netze werden dann im Laufe eines Spinnenlebens immer schleißiger. Erklärt wurde das damit, dass die Spinnen irgendwann draufkommen, dass sie die fünf Fliegen am Tag sowieso fangen. Ob mit tollem Netz oder ohne. Und Marwan dann: “Und deshalb werden die immer schiacher”. Es war wirklich sehr amüsant.

Neues Leben, 29

Lange habe ich dazu nichts mehr geschrieben. Der letzte diesbezügliche Eintrag ist von November. Vielleicht, weil mein neues Leben nicht mehr neu ist, sondern eh schon 15 Monate alt.

Es ist das eingetreten, was mein ganzes Leben bisher nicht passiert ist, ich war zu fertig dafür, mich nach den Wünschen und Erwartungen meiner Umgebung zu richten (aka people pleasing). Erstmals war ich an dem Punkt, an dem ich es nicht mehr allen recht machen konnte, sondern auf mich schauen musste/konnte, sonst wäre ich zusammengeklappt und hätte den Alltag mit Selbstständigkeit und meinem Kind (der ein Jugendlicher ist, aber halt mein Kind) nicht mehr hingekriegt. Daher mache ich keine Dinge mehr, treffe keine Menschen, die nur zusätzlich Energie ziehen. Einfach weil ich es nicht mehr schaffe.

Ich habe mich in den letzten Monaten darauf konzentiert, die Ressourcen zu nutzen, die ich habe und mich dem zu widmen, was mich glücklich macht, Schreiben, Filme schauen, Bücher lesen, in der Natur sein, mit Menschen sprechen, die auf meiner Wellenlänge sind. Das, was passiert ist, für mich einzuordnen (ich hasse dieses Wort ja, seit die Medien alles einordnen wollen und tatsächlich nur Bevormundung damit gemeint ist, über mein eigenes Leben hab ich ja eh die Deutungshoheit harhar) und das ohne Zorn, Trotz und Wehleidigkeit. Wie es so schön in Access Conciousness heißt: Wahrnehmen ohne zu bewerten.

Es mag eine Binsenweisheit sein, aber wenn man die Perspektive ändert, auch auf sein eigenes Leben, seine Ansichten, seine Prägungen, dann fühlt sich manches plötzlich leichter und stimmiger an. Dass das alles eine Reise ist – wie das ganze Leben – manchmal einfacher, manchmal herausfordernder, ist auch klar. Aber für den Moment, an diesem erfrischenden, sonnigen Julitag ist alles okay.