Der Urlaub mit Kind macht – zumindest aus meiner Sicht – mit jedem Jahr mehr Spaß, weil das Kind alles immer bewusster miterlebt, den Aufenthalt genießt (und gleich für die kommenden Jahre dasselbe Hotel reservieren will) und weil man es auch nicht mehr auf Schritt und Tritt beaufsichtigen muss, was es einfacher macht, besonders, wenn man ein sehr bewegungsintensives Kind hat und selbst nicht so, äh bewegungsintensiv drauf ist.
Da klappt es sogar mal, einen Drink in der Poolbar zu sich zu nehmen, wenn das Kind mit einem seiner neuen Freunde in den Pool rutscht. Und nochmal rutscht. Und nochmal und… Man hat alles im Blick, und muss dennoch nicht ständig im Einsatz sein.
Leider vertrage ich ja fast noch weniger als nichts, aber den wirklich leichten Hugo immerhin besser als am Vortag den Aperol Spritz. What a shame.
In Bibione gibt es eine Pizzeria namens Atmosphera.
Da waren wir letztes Jahr und sie war gut, allerdings verwunderte uns, dass dieses Jahr täglich minimum 8 Leute davor angestellt waren, auf einen Sitzplatz wartend. Wir haben uns das nicht angetan und sind zu einer Pizzeria ca. zwei Gehminuten weiter gegangen, wo jedesmal ein Plätzchen frei war und wir sehr freundlich begrüßt wurden. Das Essen war mindestens genauso gut. Außerdem gab es folgendes Pizza:
Obwohl ich kein großer Pizzafan bin, hab ich die natürlich gegessen, sogar zweimal, denn witzigerweise ist das eine Thunfischpizza genau die Pizzasorte also, die ich am liebsten habe.
Beim Heimgehen vom Abendessen konnten wir immer einen tollen Sonnenuntergang erleben:
Pedro Almodovar hat einen neuen Film gedreht. Er nennt sich Julieta und ist nicht unbedingt sehr typisch für den Regisseur, oder sagen wir so, dieser Film spiegelt die ernstere Seite Almodovars wider.
Meistens rezipiert man den spanischen Filmemacher ja eher als etwas skurillen und leicht durchgeknallten kreativen Kopf. Es passierten immer auch tragische Dinge in seinen Werken, aber meistens liegt quasi eine Folie darüber, eine Folie, die vermittelt, das alles ist auch viel Theater, nichts ist ganz so ernst zu nehmen, der schräge Witz gräbt sozusagen der Ernsthaftigkeit das Wasser ab. Comic relief halt.
Bei Julieta ist das anders. Julieta ist ein hoch emotionaler Film, in dem man voll in die Gefühlswelt der Haupdarstellerin Julieta (gespielt von zwei verschiedenen Darstellerin, als Mitte 20 und dann als Ende 40 Jährige) eintaucht. Die Ausgangslage ist die, dass Julieta ihr Leben in Madrid hinter sich lassen will. Ihr Mann ist gestorben als ihre Tochter Antia neun Jahre alt war und Antia selbst hat sie im Zuge ihrer Volljährigkeit verlassen und sich nie wieder bei ihr gemeldet. Das ist zwölf Jahre her. Julieta ist eine gebrochene Frau, die mit ihrem neuen Lebensgefährten, der über ihre Vergangenheit nichts weiß, ein neues Leben anfangen will. Doch aufgrund einer schicksalshaften Begegnung bleibt sie in Madrid und schreibt ihre Geschichte auf, die dem Zuseher nun auf der Leinwand präsentiert wird.
Ist das ein Film über Frauen, hab ich den Mann nach dem Kino gefragt und er hat gesagt, es ist ein Film über Schmerz. Und das stimmt. Es ist eine Geschichte voller (vermeintlicher) Schuld und Selbstvorwürfen. Natürlich nicht nur, es gibt bei Almodovar immer auch eine Menge an Lebenslust, doch gerade wenn das Leben intensiv gelebt war, in all seinen Schönheiten, ist die Talfahrt umso schlimmer. Und diesmal hilft keine Skurilität darüber hinweg. Julieta hat viel erlebt, wofür sie keine Erklärungen hat, sie ist quasi mit besten Absichten in ein bodenloses Unglück gefallen, und der Weg, den sie geht, ist hart und trotz allem, letzendlich nicht hoffnungslos. Denn es ist ein Weg, der sie mehr und mehr zu sich selbst führt.
Mehr kann man gar nicht sagen, ohne etwas zu verraten, nur das eine, dass Julieta – nach sehr vielen sehenswerten Filmen – nun das Meisterstück Almodovars ist, ein durch und durch stimmiges, mitreißendes, spannendes und wahrhaftiges Werk mit sehr guten Schauspielern.
Hier der Trailer:
Btw wer im Dezember im New York ist, da gibts eine große Almodovar Retrospektive.
Nach einem sehr erholsamen und entspannten Urlaub in Italien und Kärnten sind wir wieder daheim.
Am Bauernhof haben wir uns übrigens sehr gefreut, dass der kleine, etwas neurologisch gehandicappte Kater noch lebte. Das Kind hat unterm Jahr sooft nach ihm gefragt aber aufgrund seiner Behinderung hatte ich Zweifel, ob er ein Jahr zwischen Traktoren und neben der Straße überstehen würde, ich habe daher immer wieder gesagt, wir wissen nicht, ob wir ihn wiedersehen werden. Nachfragen traute ich mich auch nicht so recht.
Letztes Jahr haben wir sogar, mehr im Spaß natürlich, darüber nachgedacht, ihn mit nach Wien zu nehmen, aber er ist eine Landkatze, er hat seine Freunde dort und sein Lebensumfeld, was soll er in der Stadt, einer Wohnung? Und hier herumstreunen lassen können wir ihn ja noch weniger. Ich dachte mir, das ist doch eine Analogie zu unserem eigenen Leben. Manchmal ist es gut, jemandem seine Freiheit zu lassen und zu vertrauen, dass er sich, trotz widriger Umstände, behaupten kann. Und siehe da: er hat gelernt, mit seinen Defizite (sicher) zu leben.
Im Zuge des Ausgehens am Wochenende war ich auch wieder mal in meiner alten Hood, Favoriten. Zwar haben wir im 10. Bezirk noch unsere Familie, aber abgesehen von Besuchen in den Wohnungen dort, bin ich nur noch selten im dem Bezirk, in dem ich zwar 37 Jahre gelebt habe, seit mittlerweile drei Jahren aber nicht mehr ansässig bin. Denn nun lebe ich in Floridsdorf, ganz im Norden anstatt sehr im Süden Wiens.
Es ist schon witzig, wieder mal die Wohnung zu besuchen, in der ich aufgewachsen bin und dann mit dem Bus zum Reumannplatz und später wieder zurück zu fahren. Der Bus ist übrigens um 21.30 komplett voll, alle Sitzplätze belegt. Es ist zu dieser Zeit mehr los als im Bus in Floridsdorf während der rushhour. Der Flodo-Bus, der übrigens nur alle zwanzig Minuten fährt, führe zu dieser nachtschlafenen Zeit halb zehn Uhr abends auch gar nicht mehr. Wie auch den ganzen Sonntag nicht! Dafür wird man von Busfahrer gegrüßt.
Anhand dieser Eckdaten kann man sich vorstellen, dass das Leben in Favoriten ein vollkommen anderes ist als in Floridsdorf. Das Kind sagt zum Beispiel immer, “Hier bei uns am Land…” also da weiß man schon Bescheid. Zu Transdanubien hat wohl jeder so seine Meinung (gehört nicht mehr so richtig zu Wien), zu Favoriten aber definitiv auch, und die ist nicht immer so positiv.
Ich habe lange mein Leben in Favoriten gar nicht hinterfragt. Ich mochte an Favoriten, dass man das auch nicht musste. Man kann sehr ungestört von Trends und Klassen-Etüden, von Sehen und Gesehen werden, einfach sein. Es interessiert im Prinzip keinen, außer man will Streit anfangen. Das geht in Favoriten schon sehr gut. Aber sonst kann man sehr unbehelligt leben. Eigentlich hab ich erst nachzudenken begonnen, als ich drei Monate in Südtirol gelebt habe und nichts vermisst habe. Nach Favoriten verzehrt man sich nicht gerade vor Sehnsucht. Und mit Kind kommt man dann ins Nachdenken, darüber wie und wo man weiterleben will. Am Ende war ich nicht mehr sehr glücklich in Favoriten, was vielleicht auch am Bezirk, definitiv aber mehr an mir und den Lebensumständen lag.
Trotzdem war der Ausflug in den alten Lebensraum schön, auch wenn es erstaunlich ist, wie schnell man sich entwöhnt und eigentlich fast fremd fühlt. Denn auch Favoriten hat sich weiterentwickelt.
Wir haben den Juli fast durchgehend im Garten verbracht, gestern Abend habe ich dann wieder mal quasi Großstadtluft geschnuppert, bei einem Geburtstagsfest in einer Rooftop Bar in der inneren Stadt.
Diese vielen Menschen in der U-Bahn und auf den Straßen, wahhh, gar nicht mehr gewöhnt (und auch nicht vermisst)! Aber dafür dann dieser coole Aus/Rundum-Blick!
Es war eine sehr nette Feier und der Hugo ist immer noch ein beliebtes In-Getränk, zumindest hier in Wien.
Beim Pokemon Go spielen kommen die Leute zusammen. Als wir der Kellnerin eines Lokals in der Nähe erzählt haben, dass das Gasthaus ein Poke-Stop ist, war sie schockiert, weil in den USA wurden da schon Menschen erschossen. Das wird ja in Wien hoffentlich nicht passieren.
Heute waren wir auf Tour in Hietzing und haben einen einen Poke-Stop in der Marxergasse, in Form eines Bildes entdeckt, das in eine Mauer eingearbeitet war. Nicht, dass ich sooft in der Gegend wäre, aber ich weiß nicht, ob mir das Bild jemals ins Auge gesprungen wäre.
Auch sonst gibt es sehenswerte Gebäude in dieser Gegend:
Auf der Rückfahrt sind wir in den falschen Bus eingestiegen und haben, laut Kind, ein echtes Abenteuer erlebt. Würden wieder zurück in den Garten finden? Auflösung morgen. Nein, Scherz: wir habens geschafft.
Das Kind bewegt sich ja prinzipiell unheimlich gerne und andauernd. Fußball spielen, rollern, derzeit schwimmen, Fahrrad fahren, Wettrennen. Alles kein Problem. Wenn man allerdings vorschlägt, einen Spaziergang zu machen, dann stößt man auf wenig Begeisterung. Weil das ist ja fad. Bzw. war es. Denn dank Pokemon Go haben sich die Umstände komplett geändert. Harhar.
Nun will das Kind lange Spaziergänge machen, um Pokémons zu fangen, Poki-Stops zu besuchen, und Eier auszubrüten. Ich kenne mich ja mit dem ganzen – trotz Hypes – noch nicht wirklich aus, aber ich finde das soweit echt großartig.
Kleine Stärkung zwischendurch
Ganz nebenbei lernen wir jetzt sogar die Umgebung unseres Kleingartens kennen, die wir, abseits von Supermarkt und Gasthaus, obwohl wir den Garten vor gut 35 Jahren übernommen haben, noch nie wirklich erkundet haben. Heute sind wir bereits zwei Stunden marschiert.
Diese Woche waren wir in einer Pizzeria in der Nähe des Gartens die wir bisher nur vom vorbeifahren kannten. Dort gibt es einen netten Innenhof und einen süßen Border Collie, der allerdings etwas müde herumlag und uns aus der Ferne beobachtete.
Nach dem Essen geschah aber interessantes. Der Border kam mit einem dicken Kletterseil daher und warf dieses unter unseren Tisch. Dann ging er weg, drehte sich aber einige Male erwartungsvoll zu uns, um herauszufinden, ob wir die dezente Aufforderung verstanden hatten. Wir bzw. das Kind hatte(n).
Was folgte, war eine Verlängerung des Aufenthaltes in der Pizzeria um eine weitre Dreiviertelstunde. Jester, so hieß der Collie, ließ sich sein Seil immer und immer wieder werfen, um es dann im Sprung elegant zu fangen. Er wollte es aber dem Kind auch nicht allzu leicht machen, und versteckte jedesmal, wenn er das Seil gefangen hatte, dieses an einem anderen Ort, stets darauf bedacht, dabei nicht beobachtet zu werden. Es war köstlich. So hatte man gleich zwei glücklich gemacht und ihnen die Zeit vertrieben: Hund und Kind.
Ich habe irgendwie das Gefühl, das wird nicht unser letzter Besuch dort gewesen sein