Weil es ja so wenige Artikel und Kommentare zum Thema Helikoptereltern gibt, hat die “Zeit” wieder mal einen gebracht. Und jedesmal lese ich ihn, lese die Kommentare drunter und ärgere mich.
Diesmal geht es – wieder mal – um Eltern am Spielplatz, die sich komplett falsch verhalten. Und – auch wieder mal – haben wir auch alle Klischees versammelt: Latte Macciato, Risotto, Hipsterbart. Eltern, die im Sandkasten miteinander Burgen bauen, sodass die Kinder keinen Platz mehr haben, Eltern, die auf Klettergerüsten klettern und Hoolahup Reifen schwingen. Kein Kind tut sich weh, niemand pinkelt oder wirft mit Sand, die Kinder sind deprimiert und gelähmt, weil ihre Eltern so peinlich sind. Seriously? Ich habe noch keinen solchen Spielplatz erlebt. Ja, das soll überspitzt sein, schon klar, aber ich finde es nur platt und verallgemeinernd. Und eben: Eltern bashend.
Es gibt offenbar nur zwei Sorten von Eltern: solche, die selbst in der Kindheit steckengeblieben sind und sich ihren Kindern anbiedern (?) – man könnte auch sagen, sich mit ihnen beschäftigen – und solche, die am Spielplatz auf ihr Handy starren und ihre Kinder “nicht sehen” und “sie nicht liebevoll begleiten”. Es ist so zum Haare raufen.
Ich denke mal, die meisten Eltern leben nicht in diesen Extremen. Sie klettern mal mit ihren Kindern, wenn die das wollen (auch sowas soll es geben!) und sie gerade Lust haben und dann lesen sie lieber Twitter, während die Kinder Blödsinnn machen. Sie verbringen aktiv Zeit mit dem Kind und dann sind sie auch wieder froh, wenn sie selber ihren Freiraum haben und tratschen können oder einfach mal in die Luft schauen und gar nichts tun. Aber gut, das wäre keinen Kommentar wert.
Eltern sein ist echt oft ein sehr schwieriger Job. Gerade am Anfang, wenn man von nichts Ahnung hat und das Gefühl, seine Umgebung beobachtet eine mit Argusaugen. Soll man die Kids sich gegenseitig hauen lassen oder soll man einschreiten und wenn ja, wann und wie? Tu ich das wegen der Kinder, tu ich das wegen der strafende Blicke von anderen Eltern, was wird von mir erwartet, was ist pädagogisch “richtig”? Das ist oft nicht einfach und eine Gratwanderung.
Letztes Jahr ist beispielsweise beim Kind und einem Freund etwas vorgefallen und ich hab ein ganzes Wochenende überlegt, wie ich darauf reagiere, was ich tue. Ich bin mir bis heute – Monate später und die Sache ist mittlerweile sowas von Schnee von gestern und war auch nicht so wild – nicht sicher, ob ich “richtig” reagiert habe. Ich denke immer noch darüber nach, obwohl es eigentlich nicht mehr von Bedeutung ist. Ok, das mag auch was helikopterhaftes haben, harhar. Aber ja, man reflektiert sich, man versucht Dinge, man macht als Elter natürlich auch Fehler, man lernt dazu, man macht sich auch mal lächerlich und zum Affen. Und dennoch würde ich meinen, dass die meisten das Beste versuchen und damit meine ich nicht glucken hoch 10.
Und es ist so deprimierend, dann wieder so einen platten, viel zu kurz greifenden, pauschalisierenden, “früher war alles besser” Kommentar zu lesen. Und singulär vorkommende Versatzstücke zusammenstoppeln, um seine eigene Mission, Eltern zu verurteilen und zu verunsichern, erfüllen zu können.