almis personal blog

Ticket to paradise

Gestern war ich nach langem wieder mal in einer Pressevorführung. Diese begann um zwölf Uhr im Apollokino, eine etwas ungünstige Zeit für Frühaufsteher und somit war ich kurz nach elf Uhr die Erste, die im Vapiano Mariahilferstraße ihr Mittagessen einnahm. Das war gemütlich. Erst nach mir kamen die Massen, um es mir gleichzutun.

Hungry now?

Danach schlenderte ich zum Apollokino das, wie mir wieder schmerzlich bewusst wurde, zwar charmant, aber gleichzeitig auch heillos verwinkelt und unübersichtlich ist. Ich bin ein bisschen stolz, dass ich nach dem Besuch des WC’ wieder in den richtigen Kinosaal gefunden habe, denn außer mir war zu dem Zeitpunkt auch niemand dort

Danach kamen aber doch noch die eine oder ander prominente Filmjournalistin. Was ich überhaupt gesehen habe? Ticket to paradise mit Julia Roberts und George Clooney. Und wie mir das gefallen hat – das liest man auf Uncut, und zwar hier.

Neues Leben, 23

Ich kenne meine geheime Superkraft. Und zwar, mir jeden unnedigen Scheiß aus dem Jahre Schnee zu merken. Was ich vor kurzem wieder daran gemerkt hat, als mir eine Freundin aus dem Gymnasium geschrieben hat – “Heidi du weißt sicher noch, wieso ich 1994 nicht mit euch (= einer Gruppe von Freunden) nach London geflogen bin. Ich weiß nur noch, dass ich sehr enttäuscht war.” Ja ich wusste den Grund noch, aber schreib ich hier natürlich nicht, weil Datenschutz. Und soo spannend ist es eh nicht harhar.

Und ich, die sich soviel merkt, versuche jetzt gerade, mich an viele Dinge nicht mehr zu erinnern. Wer jetzt an den Film Eternal Sunshine of the spotless mind denkt, hat natürlich einen Punkt. Da versucht die Figur von Kate Winslet sich die Liebesgeschichte mit der Figur, die Jim Carrey verkörpert, aus dem Gedächtnis streichen zu lassen, in dem Film gibt es da eine Firma, die das macht. Das ist wohl sehr radikal und im Endeffekt kann das auch niemand wollen, Erfahrungen, die man gemacht hat, Erlebnisse, die man hatte, auszuradieren, weil sie nun – so schön sie waren, oder gerade weil sie so schön waren – schmerzhaft geworden sind.

Ausradieren will ich auch nichts. Aber ich ertappe mich dabei, dass, wenn ein Gedanke an etwas wirklich Schönes kommt, ich dann einfach nicht mehr weiterdenke. Das ist dann so wie ein freeze frame, ich stoppe dann bewusst und denke nicht mehr weiter, weil es einfach nur wehtun würde und weil dann die Tränen kommen. Und die kommen immer noch erstaunlich oft.

Und was einen alles triggern kann, ist auch unglaublich. Natürlich die normalen Dinge wie Fotos oder Daten oder Personen, Plätze, aber auch Dinge, die vordergründig gar nichts damit zu tun haben, erinnern einen plötzlich an etwas. So wie in Harry und Sally, als Harrys Frau sich von ihm getrennt hat und er nach einiger Zeit mit einer anderen ausgeht und die ihm erzählt, dass sie auf der Michigan State Universität war. Da musste er an Helen denken und das habe ihn wieder total zurückgeworfen, erzählt er Sally. Sally fragt dann ungläubig nach, ob Harrys Exfrau tatsächlich auch auf dieser Uni war, worauf er antwortet: “Nein, sie war auf der Northwestern – aber es sind beides große Unis.” Genauso funktionieren die Trigger, und man kann sich nur vor denen schützen, die man kommen sieht.

100 Jahre Oskar Werner

Am Mittwoch wollte ich zur Oskar Werner Ausstellung. Ich hab mir also meine Arbeit so eingeteilt, dass ich mit dem Bus um 13.27 hinfahren kann, die Ausstellung im Metro Kulturhaus öffnet um 14 Uhr. Als ich um 13.16 die Wohnung verlassen, hatte ich nicht mal die Idee, einen Regenschirm mitzunehmen, weil es zwar bewölkt war, aber nicht nach Regen aussah und weil auch nichts gröberes angesagt war. Zur Bushaltestelle brauche ich ungefähr fünf Minuten. Kurz bevor ich dort war, begann es tröpfeltn und binnen zwei Minuten entwickelte sich daraus ein kleines Unwetter mit Starkregen.

Ich hatte nun die Optionen: Zurück nach Hause gehen, wobei ich waschelnass werden würde, dann würd ich mich aufwärmen und abwarten, überlegen, welchen Bus ich als nächstes nehmen würde – die Busse fahren nur alle 20 Minuten und zufuss erschien mir bei dem Straßenzustand nicht als Option, oder so halbnasse in den Bus einsteigen und hoffen, dass ich bis zum Erreichen des Metro Kulturhauses getrocknet wäre. Habe mich dann für Option 2 entschieden, was eine gute Idee war, weil in der Innenstadt wars sonnig und fast heiß. Allerdings waren meine schönen Stoffballerinas wie Betonpatscherl, so angesaugt mit Wasser. Sie trockneten zwar auch schnell, aber die Feuchtigkeit zog weiter in meine Gelenke und für den Rest des Tages taten mir die Beine weh (Aus dem Tagebuch einer Seniorin)

Jedenfalls war die Ausstellung toll. Als ich eintraf, war ich die zweite Besucherin. Danach kam noch eine Person, das wars. Die Ausstellung befindet sich auf drei Ebenen, wobei Ebene 1 zu vernachlässigen ist – oder wie jemand ins Gästebuch schrieb, das war eher irritiertend. Einfach eine Projektion von Oskar Werner und ein paar Zuschreibungen zu ihm an den Wänden, eine Kurzbio. Okaaay. Im zweiten Stock erfährt man dann aber sehr ausführlich das wichtigste zu seinem Lebenslauf. Geboren 1922, enge Beziehng zur (alleinerziehenden) Mutter,die sich das Leben nehmen wollte als er acht Jahre war, dann Kriegsausbruch – er fahnenflüchtig und auch bereits Vater, also das sind schon mal ziemliche “Startschwierigkeiten” würde ich sagen. Gleichzeitig etablierte er sich schnell als Hörspielsprecher und Schauspieler. Von Anfang an zeichnete ihn aber auch ein hoher Anspruch an sich selbst und andere aus, weshalb er viele Projekte absagte, aus Verträgen ausstieg etc. Schließlich eine Art Flucht nach Liechtenstein, wo er ein Haus hatte.

Etwas, das ich tatsächlich nicht wusste, ist die Geschichte um den Ifflandring. Er war – trotzdem er den Nationalismus komplett ablehnte – sehr gut mit dem Schaupsieler Werner Krauß befreundet, der kollaborierte. Die beiden spielten auch oft zusammen. Krauß war sein Vorbild und es er starb, gingen alle, wohl auch Oskar Werner selbst, davon aus, dass der Ifflandring-Träger ihm, Werner, den Ring vermachen würde. Dem war nicht so. Den Ring bekam Josef Meinrad, der damals noch nicht so bekannt war1. Auch wenn Oskar Werner versucht, souverän damit umzugehen, war er wahrscheinlich sehr gekränkt und gedemütigt. Und, wenn wir uns ehrlich sind, Souveränität gehörte generell nicht unbedingt zu seinen Stärken. Werner drehte dann vermehrt Filme und ging (kurz) nach Hollywood. Später wollte ein eigenes Theaterfestival ins Leben rufen, was scheiterte, er wurde nochmal Vater. Vor allem aber trank er viel zuviel. Sein Ruhm verblasste, weil er unter Alkoholeinfluss auftrat. Fast alle, Familie, Freunde, wendeten sich von ihm ab. Mit 62 Jahren starb er an einem Herzinfarkt.

Der dritte Stock des Metrokulturhauses widmet sich Werners’ Werken in Film und Theater. Es gibt eine große Tafel, auf der alle Produktionen aufgelistet sind, die er ablehnt hat oder die nicht zustandegekommen sind. Auch solche, an denen er gerne beteiligt gewesen wäre, aber es dann aus verschiedenen Gründen nicht war. Symptomatisch für Werners Kompromisslosigkeit. Ungeachtet dessen drehte Oskar Werner einige Filme, die heute Kultcharakter haben wie Das Narrenschiff, Der Spion der aus der Kälte kam, Jules und Jim und (den liebe ich sehr): Fahrenheit 451. Allerdings zerstritt er sich dabei mit Regisseur Francois Truffaut, mit dem er ursprünglich sogar befreundet gewesen war, aufgrund von unterschiedlichen Auffassungen über seine Figur Montag. Oskar Werner hatte in diesem Fall den Autor von Fahrenheit 451 – Ray Bradbury – auf seiner Seite, der ihm schrieb: “I know you have reservations about Fahrenheit 451 as do I”. Sein letzter großer Film/TV Aufritt war in Columbo in der Folge Playback. Auch Kult.

Als ich die Ausstellung fertig abgegangen war, hab ich im Shop gestöbert und mir dann auch das Buch zur Ausstellung 100 Jahre Oskar Werner gekauft. Es ist also möglich, dass ich nochmal auf das Thema zurückkommen werde. Man kann sich die Ausstellung noch bis Ende Jänner 2023 ansehen. Es lohnt sich! Disclaimer: Not a sponsored post (as usual)

1 nachdem Meinrad den Ring erhalten hatte, ging das Gerücht um, dass er seinerseits Oskar Werner als Nachfolger bestimmte. Angeblich änderte er 1984 – als Werner starb – seinen Willen. Aber wie gesagt: Gossip.

Licorice Pizza

Gestern war ich nach Ewigkeiten – also genauer gesagt seit August – das erste Mal wieder im Kino. Das war eigentlich für meinen Geburtstag geplant, aber das fiel ja ins Wasser #ausgründen. Jedenfalls haben wir uns beide unabhängig voneinander den gleichen Film ausgesucht: Licorice Pizza. Der Regisseur ist Paul Thomas Anderson. Ich habe von ihm folgende Filme gesehen: Boogie Nights, Magnolia, The Master und Inherent Vice. Er hat Punch Drunk Love gesehen. Wir mochten alle diese Filme. Und Licorice Pizza war mehrfach Oscar-nominiert und der Trailer ist auch einfach zauberhaft

Na ja, und dann saßen wir im Kino und sahen den Film und fragten uns nachher: Was war das eigentlich? Es war schräg, natürlich, und künstlerisch – die Kamera steht irgendwo und die Protagonisten werden manchmal so gefilmt, dass man gar nichts von der Szene mitkriegt, aber ich kann mit sowas umgehen. Ich finde das interessant. Aber bei Licorice Pizza hatte ich den Eindruck, dass entweder diverse Seiten aus dem Drehbuch rausgerissen wurden, weil dauernd irgendetwas zu fehlen schien oder einfach sehr unlogisch war oder – Hypothese 2 – Anderson einen Film mit lauter Insidergags gemacht hat, die außer ihm aber irgendwie gar niemand versteht. Ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, der mich so ratlos zurückgelassen hat. Aber: Das muss ich ihm zugute halten, ich habe auch lange drüber nachgedacht und denke immer noch nach.

Trivia: Der Hauptdarsteller ist der Sohn von Philipp Seymour Hoffman – Cooper Hoffman. Der Vater starb ja 2014 an einer überdosis. Er war ein sehr guter Freund von Regisseur Anderson und spielte auch in sehr vielen seiner Filme mit. Nun wollte Anderson eben mit dem Sohn drehen, es war seine erste Rolle überhaupt. Ich musste daran denken, dass Seymour Hoffman ein Jahr vor seinem Tod für einen Nebenrollen Oscar nominiert war und eben Cooper mit zur Verleihung genommen hatte, damals noch ein kleiner Bub. Ob er auch mal so ein großer Schauspieler wird wie sein Vater mal sehen, aber in Licorice Pizza hat er mir gut gefallen.

Und jetzt muss ich ein paar Reviews lesen, was die dazu sagen.

Oscars so shocking 2

Nach dem Oscar Eklat rund um Will Smith und Chris Rock haben viele Menschen an Ricky Gervais gedacht. Gervais hat die Golden Globes mehrfach gehostet (und wahrscheinlich ganz bewusst die Oscars noch nie) und er war teilweise soo arg. Irgendjemand hat dann geschrieben: Wenn der Witz von Chris Rock eine Ohrfeige wert war, müsste man Gervais schon lange erschossen haben. Harhar.

Viele fragen sich: Was hätte Gervais in der Situation getan? Was wäre bei ihm passiert? Gervais hat das dieser Tage bei einem seiner Auftritte selbst beantwortet. Was bei ihm passiert wäre, sinngemäß: nichts. Denn er hätte keinen Witz über die Haare von Jada Pinkett Smith gemacht. Er hätte einen Witz über ihren Freund gemacht. Das hätte ich allerdings auch gerne gesehen!

P.S. Die Ehefrau von Will Smith hatte eine Affäre mit einem Freund ihres Sohnes. Smith und sie labeln seitdem ihre Ehe als “offen”.

Oscars so shocking

Eigentlich sollte man aus Protest nichts über die Will Smith Aktion letzte Nacht schreiben, weil die natürlich alles andere überstrahlt oder verdunkelt, je nachdem. Weil alle nur noch darüber schreiben und nicht zb über den doch etwas überraschenden (ok, ich hab drauf getippt, aber trotzdem) bester Film Gewinner CODA oder über die beste Haupdarstellerin Jessica Chastain oder, oder, oder.

Aber natürlich schafft man das dann quasi nicht. Deshalb ein kurzes Brainstorming meinerseits. Nachdem ich mir das Video vom Vorfall angesehen habe, bin ich mir nicht sicher, ob es echt oder fake ist. Für fake spräche, dass die Oscarverleihung, die in den letzten Jahren immer mehr ZuseherInnen einbüßte, wieder (deutlich) mehr Publicity bekäme. Für echt spräche, dass Will Smith rein gar nichts davon hätte, so etwas zu faken. Ich mein, er hat den Oscar gewonnen und sich selbst mit diesem Ausraster die Show gestohlen.

Zu Chris Rock ist zu sagen: Der Witz war nicht besonders gut, Rock war auch noch nie dafür bekannt, besonders subtile oder angebrachte Witze zu machen – er hatte ja bereits 2005 einen Wickel mit Sean Penn bezüglich einer Aussage über Jude Law. Penn hat ihn halt nicht geschlagen, was auch sehr blöd rübergekommen wäre, auf ziemlich vielen Ebenen. Andererseits ist der Grat, wo ein Witz noch gut ist und wo geschmacklos auch oft sehr schmal. Und jemand tätlich anzugreifen, kann man mit nichts rechtfertigen.

Fazit: Das ist alles ziemlich unglücklich. Da war ja die La La Land bester Filmoscar Verwechslung vor fünf Jahren noch Gold dagegen.

To be continued…

Eiskalte Engel

Der Film Eiskalte Engel/Cruel Intentions entstand 1999, also gut zehn Jahre nach den anderen beiden Filmen und hat sich entschlossen, die Handlung in die Gegenwart zu versetzen. Die Idee ist nicht schlecht, wenn man sich das Euvre des Regisseurs Roger Kumble aber ansieht, das offenbar eher auf die allzu seichte Unterhaltung abzielt, könnte man ein bisschen Bauchweh bekommen. Gerade bei diesem Thema. Das hätte auch ein American Pie Verschnitt für die Upperclass werden können.

Um gleich zu beruhigen: Eiskalte Engel ist durchaus gelungen und unterhaltsam, mit Niveau, wenn auch ziemlich explizit. Ryan Phillipe übernimmt die Rolle die vor ihm Firth und Malkovich spielten, Sarah Michelle Gellar die von Benning/Close. Reese Witherspoon spielt auch mit, und zwar die “Unberührbare” Annette, hat also einen anderen – amerikanischen – Namen bekommen.

Was ist im ausgehnenden 20. Jahrhundert ein schockierender Wetteinsatz?

MAYBE SPOILERS

Kathryn schlägt Sebastian vor, dass er sie bekommt, wenn er Annette verführt; sollte es ihm nicht gelingen, bekommt sie sein Auto. Sebastian: “Wie kommst du darauf, dass ich darauf eingehe! Das ist ein 56 Jaguar Roadster.” Daraufhin Kathryn: “Du darfst ihn reinstecken, wo du willst.” Das überzeugt ihn und er nimmt die Wette an. Also wir halten fest: im Jahr 1999 muss man, wenn man die Menschen halbwegs schocken will, Analverkehr ins Spiel bringen. Dann hat man ungefähr das Skandalniveau, dass die LeserInnen der Urversion im Frankreich des 18. Jahrhunderts hatten. Zumindest denkt sich das offenbar der Regisseur/Drehbuchautor.

Während in den vorigen Verfilmungen klassisch die Musik der damaligen Zeit quasi als Hintergrund-Stimmungsbild vorkommt – Spinettmusik, Händel Vivaldi et al, setzt Kumble natürlich auf (Indie-angehauchte)-Musik der damaligen Gegenwart, allen voran Placebo und The Verve, wie Fatboy Slim und Skunk Anansie. Natürlich kleiden sich Phlippe und Co. wie Jugendliche der 1990er aber zitieren durchaus die Mode des 18. Jahrhunderts, speziell in der Figur von Gellar wird das deutlich, die oft lange Kleider und miederartige Oberteile trägt, in denen ihr Busen hervorquillt, wie das auch in der Rokoko Mode oft der Fall war.

Interessanterweise ist Eiskalte Engel der Film – uns das weiß ich erst, seit ich die anderen Verfilmungen kenne – der tatsächlich Liebe ins Spiel bringt. Während man in den anderen Verfilmungen nicht weiß, ob Valmont wirklich zu Liebe fähig ist oder sie auch nur anstrebt, alles bleibt sehr vage und nebulös, wird hier schon suggeriert, dass Sebastian zumindest sehr viel für Annette empfindet. Und das ändert natürlich auch den Grundton der Erzählung. Wenn man so will ist die – oberflächlich betrachtet – hippste Verfilmung diejenige, die andererseits aber auch den meisten Anspruch an Moral hat und im Endeffekt eine recht klassische Liebesgeschichte erzählt. Eine Interpretation, die die beiden andere Filme nicht teilen.

Gefährliche Liebschaften

Kurz vor Valmont hat 1988 Stephen Frears seine Version von Gefährliche Liebschaften (Dangerous Liasions ) veröffentlicht. Das war natürlich so nicht geplant, und den Regisseuren damals nicht so recht, denk ich mir, erscheint im Rückblick aber reizvoll, weil man die beiden Adaptionen damals quasi recht zeitnah direkt miteinander vergleichen konnte.

Die Rolle des Valmont, die Colin Firth verkörpert hat, spielt hier John Malkovich und die von Madame Merteuil – bei Forman Annette Benning – übernimmt hier Glenn Close. In einem Review der renommierten amerikanischen Kritikerin Pauline Kael schreibt sie sehr pointiert: “Using American actors (instead of following the Hollywood tradition of casting British actors as French aristocrats) gives the film a directness, an emotional immediacy.”

MAYBE SPOILERS

Die Stimmung von Gefährliche Liebschaften ist tatsächlich eine andere als der bei Valmont. Zwar herrscht auch hier ein ironischer bis zynischer Unterton, allerdings ist alles von Beginn an weitaus düsterer und bedrohlicher. Malkovich hat nicht den kindlich-verspielten Charme, den Firth hatte, er wirkt eher wie ein leicht verhaltensgestörtes Raubtier auf Beutezug. Und Close erscheint intriganter als Benning das war, nicht so herzlich, eigentlich eine ziemliche Eigenbrödlerin. Dennoch (oder deshalb?) wirkt es so, als würde sie mehr an Valmont zu hängen, zwischen ihnen ist deutlich mehr Leiden- als Freundschaft.

Michelle Pfeiffer hat hier die eher undankbare (weil farblose) Rolle der Madame de Tourvel, wurde dafür aber sogar für den Oscar nominiert; überzeugender ist eine blutjunge Uma Thurman als Cecile. Auch Keanu Reeves spielt mit und ich weiß nicht ob es daran liegt, dass meine Generation ihn eher mit Matrix verbindet, aber er wirkt auch in einem Historienfilm aus dem Frankreich des 18. Jahrhunderts wie jemand aus der ganz fernen Zukunft. Und von einem anderen Stern.

Gefährliche Liebschaften ist ähnlich direkt wie Valmont – etwa wenn der Vicomte Cecile im Bett sagt: “Ich denke, wir beginnen jetzt mit ein oder zwei lateinischen Fachbegriffen” harhar – erlaubt sich schließlich aber doch mehr Moral und Urteil als die Forman Version, wo ja sogar noch Begräbnisfeierlichkeiten etwas zumindest unterschwellig Fideles hatten. Am Ende ist hier gar nichts mehr lustig, sondern bitterer Ernst. Und den ZuseherInnen wird durchaus eine vielleicht etwas platte, offensichtliche Botschaft mit auf den Weg gegeben.

Morgen dann, die wahrscheinlich hippste Version von de Laclos Vorlage: Eiskalte Engel.

Valmont

Jemand kennt mich außerordentlich gut und hat mich auf die ARTE Doku Skandalöse Liebschaften hingewiesen, die sich mit dem Briefroman von Choderlos de Laclos, Gefährliche Liebschaften, beschäftigt.

Die Hauptfiguren sind Madame Marteuil und Vicomte Valmont, die sich den Zwängen ihrer Zeit – vor allem den sexuellen – entziehen und den ganzen Tag auf der Jagd sind, nach dem nächsten amourösen Abenteuer, nach der nächsten erotischen Herausforderung, nach Spaß und Nervenkitzel. Sie gehen eine (erotische) Wette miteinander ein, die einen unvorhersehbaren Verlauf nimmt.

Ich habe mir gedacht, ich schau mir drei Verfilmungen an, bevor ich mir die Doku ansehe und habe gestern mit Valmont gestartet.

Valmot ist ein Film aus dem Jahre 1989 vom Milos Forman, in den Hauptrollen Colin Firth und Annette Benning. Forman hat einen meiner absoluten Hassfilme gedreht – und damit meine ich natürlich nicht qualitativ, denn Einer flog übers Kuckucksnest ist an sich ein sehr guter Film – aber ich hasse seine Botschaft und seinen “Spirit” und hätte ich nochmal die Wahl, würde ich ihn mir nicht mehr anschauen, anyway er ist auch bekannt für Hair und vor allem Amadeus, der zahlreiche Oscars bekommen hat.

MAYBE SPOILER

Gefährliche Liebschaften kann man sehr unterschiedlich interpretieren. Man könnte daraus beispielsweise ein echtes Drama machen, aber Forman hat sich offenbar gedacht: Na ja, wenn Einer flog über das Kuckucksnest schon so schlimm war, dann mach ich aus Gefährliche Liebschaften eine Art Lustspiel. Harhar. Na ja, ganz so extrem ist es vielleicht nicht, aber speziell die erste Hälfte von Valmont ist wirklich sehr amüsant, beschwingt-frivol, irgendwie alles wie ein großer Spaß, jede*r bumst quasi jede*n und was ist schon dabei.

Colin Firth als Valmont hat langes, wehendes Haar und tut so als wäre er auf der Suche nach der ganz großen Liebe; wenn der Film in eine andere Richtung abbiegen würde, könnte man aus ihm den verklärten Helden einer Romanze machen. So ist er aber eher mehr ein Strizzi mit zuviel Tagesfreizeit. Annette Benning als Madame Marteuil ist eine durch und durch feministische Figur, die sich nimmt, was sie will – nach außen hin sehr verbindlich und freundlich, geht es ihr in Wahrheit nur um ihre eigene Befriedigung und noch mehr um ihre Freiheit. Eine Witwe, die nie mehr heiraten will, denn das würde Unterwerfung bedeuten und das ist wirklich nicht das, was sie sucht.

Forman hält den ironischen Unterton der Erzählung tatsächlich während der ganzen Laufzeit des Filmes durch. Für ihn sind die beiden zwei wohlstandsverwahrloste Bohemians, die die Liebe als etwas sehen, mit dem sie sich die Zeit vertreiben. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist offenbar niemand, mehr als Spaß sucht keiner. Ob man nun ein Herz bricht oder zum Duell gefordert wird, nichts scheint wirklich ernst zu sein. Und das verleiht dem Film letztendlich auch, bei aller Spielfreude – ich liebe die Szenen mit der alten Tante von Valmont, die permanent einschläft, es in ihrer Jugend aber offenkundig ziemlich krachen ließ – vielleicht ein bisschen zuviel Unverbindlichkeit und damit auch eine gewisse Blutleere.

Valmont ist also mehr Travestie als Sittenbild oder gar kartharsische Offenbarung, aber als solche sehr gelungen. Ich bin nun gespannt, was Stephen Frears mit dem Stoff angestellt hat, seinen Film sehe ich als nächstes.

Last Night

Nach über zehn Jahren hab ich mir mal wieder Last Night angesehen, ein Film, der mich schon beim ersten Mal ziemlich erwischt hat. Oft ist es ja so, dass man Filme dann in einer anderen Lebensphase sieht und sie wirken ganz anders auf einen. Last Night gehört nicht dazu, er hat mich auch diesmal ganz genauso erwischt.

Maybe SPOILER

Worum geht es also? Joanna (Keira Knightley) und Michael (Sam Worthington) sind seit drei Jahren verheiratet. An diesem Abend begleitet sie ihn zu einer Firmenfeier, wo sie seine attraktive Kollegin Laura (Eva Mendes) kennenlernt. Joanna wird sofort klar, dass Laura ihren Mann auf nicht gerade subtile Art und Weise anbaggert, und dass ihm das zu gefallen scheint. Wieder zuhause angekommen macht Joanna ihm eine dementsprechende Szene. Er behauptet allerdings, Laura wäre ihm nur sympathisch, sonst nichts. Am nächsten Tag bricht Michael mit Laura und einem Kollegen zu einer Geschäftsreise auf. Joanna wiederum trifft beim Gang zum Bäcker ihre alte Liebe Alex (Guillaume Canet) wieder, einem Franzosen, von dem sie Michael nie erzählt hat, der abends mit ihr ausgehen will.

Beide Ehepartner verbringen die Nacht also mit anderen und werden dabei auf unterschiedliche Art und Weise in Versuchung geführt. Als Zuseherin sitzt man nun davor und denkt sich: wer wird hier wen betrügen und – weitergedacht – wo fängt Betrug eigentlich an? Michael und Laura trinken zusammen in einer Bar, im Hotel, am Pool und sprechen über das, was vielleicht zwischen ihnen passieren wird. Jedem Zuseher ist klar: das ist ein Spiel mit dem Feuer. Joanna und Alex treffen ein mit Alex befreundetes Ehepaar zum Abendessen – eine der besten Szenen des Films – und Alex’ Freund durchschaut sofort alles. Er stellt Joanna indiskrete, dabei aber auch sehr richtige Fragen zu ihrem Gefühlsleben. Nach ein paar Minuten hat er ihren inneren Kampf mit sich erfasst – und der Zuseher mit ihm.

Meine Sympthie gilt immer noch der Paarung Joanna/Alex. Die beiden sind Schriftsteller – mehr oder weniger erfolgreich, jedenfalls sind sie beide auf die gemeinsamen Wellenlänge, sehr künstlerisch-bohmemianhaft. Ich bin sehr dankbar, dass man Alex keinen unerträglichen französzischen Akzent in der deutschen Fassung gegeben hat (so wie das letztens bei Untreu der Fall war). Und ich frage mich immer noch, was Joanna und Michael eigentlich verbindet – er wirkt sehr sachlich und distanziert, etwas unterkühlt sogar. Die beiden scheinen gar nichts gemeinsam zu haben. Die offensive Art von Laura stößt mich persönlich sogar regelrecht ab und macht mich wütend. Was vielleicht ein bisschen unfair ist, weil man dasselbe Alex auf einer anderen Ebene genauso vorwerfen könnte. Aber ich gehe die Wette ein, dass sich jeder Zuschauer auf die Seite eines Paares schlägt. Und ohne den “Response” des jeweilgen Partners würden das Eindringen in eine bestehende Ehe sowieso nicht funktionieren, das ist auch klar. Und sobald so ein EIndringen möglich ist, ist in der Ehe selbst schon etwas oder vieles nicht mehr in Ordnung. Banale Erkenntnis? Ja, aber doch zutreffend.

Jedenfalls ein atmosphärisch dichtes und sehr spannendes Kammerspiel, zu sehen derzeit auf Sky. Hier der Trailer: